Roaming-Gebühren So surfst und telefonierst Du im Ausland günstig

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Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
In der einen Hand einen Cocktail, in der anderen das Smartphone: So sieht man mehr und mehr Urlauber am Strand liegen. Natürlich könnte gerade im Urlaub das Smartphone auch mal aus bleiben. Doch wenn Du auf Reisen nicht auf Dein Telefon verzichten möchtest, haben wir hier die wichtigsten Tipps für Dich, damit bei der Heimkehr nicht die dicke Rechnung auf Dich wartet.
In der Europäischen Union musst Du auf Reisen grundsätzlich keine Zusatzkosten zahlen – Du kannst Dein Handy nutzen, als wärst Du in Deutschland. Mit der EU-Verordnung „roam like at home“ sind die Zusatzkosten im Juni 2017 weggefallen. Die Regelung gilt neben dem gesamten EU-Ausland auch für Liechtenstein, Island und Norwegen.
Du kannst innerhalb der EU und ein paar anderen Ländern mit einer Allnet-Flat also auch im Urlaub sorgenfrei telefonieren, SMS schreiben und im Internet surfen. Bei sehr großen Datenmengen kann Dein Mobilfunkanbieter aber früher das Internet drosseln. Das gilt besonders für Unlimited-Tarife, mit denen Du in Deutschland unbegrenzt viel surfen kannst. Alle Details zum Internet im Urlaub haben wir in einem eigenen Ratgeber zusammengefasst.
Auch bei Reisen in das aus der EU ausgetretene Großbritannien musst Du in vielen Handyverträgen vorerst keine Zusatzkosten erwarten. Alle vier Netzbetreiber Telekom, Vodafone, O2 und 1&1 haben bestätigt, dass sie auch im Jahr 2025 keine Roaming-Gebühren für Großbritannien erheben. Das kann sich jedoch jedes Jahr ändern.
Wenn Du einen Vertrag bei einem Mobilfunkdiscounter hast, können die Regelungen von denen der Netzbetreiber abweichen. Informiere Dich vor Deiner Abreise nach Großbritannien bei Deinem Anbieter, welche Regelungen für das Land gelten. Beachte auch die SMS, die Dir Dein Anbieter für gewöhnlich bei Ankunft in Deinem Reiseland schickt. Spätestens mit dieser Nachricht erfährst Du von allen anfallenden Kosten.
Besonders vorsichtig solltest Du in Regionen an der Außengrenze der EU sein. Wählt sich das Handy in das falsche Mobilfunknetz ein, gelten die teuren Roaming-Gebühren des Landes außerhalb der EU. Du solltest zum Beispiel in der Grenzregion zur Schweiz besonders darauf achten, in welches Netz sich Dein Handy einbucht.
Achtung: Auf Schiffen und in Flugzeugen bleibt Roaming teuer. In der Luft, auf Kreuzfahrtschiffen und einigen Fähren funktioniert das Roaming oft über eine Satellitenverbindung. Diese Technik fällt nicht unter „roam like at home“, selbst wenn Du an der europäischen Küste unterwegs bist. Unglaublich, aber wahr: Bereits das Abspielen von ein paar Youtube-Videos kann über Satellit einen dreistelligen Betrag kosten.
Der Clou an der EU-Verordnung nach dem Prinzip „roam like at home“ ist, dass Du im EU-Ausland in jedes andere europäische Land telefonierst, als würdest Du das Gespräch innerhalb Deutschlands führen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Du in Frankreich eine französische Nummer wählst oder nach Spanien oder Deutschland telefonierst: Ganz Europa wird als einheitliche Tarifzone behandelt.
Dadurch ist es meist günstiger, im EU-Ausland in einem anderen EU-Land anzurufen als von Deutschland aus. Die Urlaubszeit gibt somit auch Gelegenheit, günstig Freunde und Bekannte in Europa anzurufen – wenn Du nicht sowieso Whatsapp oder andere Messenger nutzt, mit denen Du über das Internet weltweit kostenfrei telefonieren kannst.
Tipp: In Grenzregionen kann es sich lohnen, für Auslandsgespräche ins Roaming-Netz des Nachbarlandes zu wechseln. Dafür solltest Du die automatische Netzsuche ausschalten und das ausländische Netz manuell auswählen – Ausnahme: Schweiz.
Damit Du die heimische Sim-Karte nicht dauerhaft im Ausland nutzt, ist das kostenlose Roaming zeitlich begrenzt. Diese Missbrauchsklausel, auch „fair use policy“ genannt, ist ein Zugeständnis der EU an die Mobilfunkanbieter, die befürchten, sonst draufzahlen zu müssen.
Bleibst Du länger als vier Monate mehr als die Hälfte der Zeit im Ausland und nutzt dort mehr Datenvolumen als zuhause, dann hat das kostenlose Roaming bald ein Ende für Dich. Vorher muss Dich Dein Anbieter allerdings schriftlich informieren und Dir 14 Tage Zeit geben, wieder nach Deutschland zu kommen, bevor er einen Aufpreis verlangen kann. Bist Du danach einige Monate zuhause und fährst dann wieder weg, beginnen die vier Monate von vorn.
Anruf pro Minute | pro SMS | pro GB | |
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ab Januar 2025 | 0,02 € | 0,004 € | 1,55 € |
ab Januar 2026 | 0,02 € | 0,004 € | 1,31 € |
ab Januar 2027 | 0,02 € | 0,004 € | 1,19 € |
Preise sind gerundet und inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer
Quelle: Art. 8 bis 11 EU-Verordnung 2022/612 (Stand: 1. Januar 2025)
Der Aufpreis ist besonders für Telefonie und SMS so gering, dass Du Dir keine großen Sorgen um ausufernde Kosten machen musst. Beim Datenvolumen solltest Du dagegen möglichst sparsam sein. Wenn Du im Ausland zum Beispiel sieben Gigabyte (GB) versurfst, zahlst Du schon 10,85 Euro drauf. Zur Einordnung: sieben GB sind die durchschnittliche Menge von mobilen Daten, die man in Deutschland monatlich nutzt.
Im Ausland darf Dein Anbieter Dir maximal 59,50 Euro pro Monat in Rechnung stellen, bevor er Deine Verbindung kappen muss. Wenn das passiert, musst Du erst aktiv zustimmen, damit die Verbindung wieder hergestellt wird (Art. 14 Abs. 4 EU-Verordnung 2022/612). Für gewöhnlich erhältst Du Informationen darüber per SMS und kannst auch über SMS darauf antworten.
Grenzgänger, die in einem EU-Nachbarland arbeiten, können sich frei für einen Anbieter in einem der beiden Länder entscheiden. Solange Du Dich mindestens einmal pro Tag im Heimatland Deines Mobilfunktarifs einwählst, zählt das als kompletter Aufenthaltstag. Die Vier-Monate-Regel kommt dann also nicht zur Geltung.
In Nicht-EU-Staaten sind Urlauber und Urlauberinnen der freien Preisgestaltung ihres Mobilfunkanbieters ausgeliefert. Die Unternehmen nutzen das meist aus und verlangen extreme Preise.
Dank der EU-Roaming-Regulierung darf Dir Dein deutscher Anbieter aber nicht unerwartet Tausende Euro in Rechnung stellen. Denn die Regulierung beinhaltet auch einige Regeln für Reisen außerhalb der EU. Sobald Du 59,50 Euro in einem Monat versurft hast, setzt eine automatische Sperre Deiner Mobilfunkverbindung ein, die Dich vor weiteren Kosten schützt (Art. 14 Abs. 4 EU-Verordnung 2022/612). Diese kannst Du nur umgehen, wenn Du aktiv zustimmst.
Wenn Du das machst und die Verbindung wiederhergestellt hast, kommt eine zweite Höchstgrenze von 119 Euro ins Spiel. Sobald Du diese erreicht hast, musst Du Deine Verbindung wieder manuell freischalten lassen. Danach gibt es allerdings keine Begrenzungen mehr.
Du solltest trotzdem vorsichtig sein. Denn nicht alle ausländischen Mobilfunkanbieter rechnen in Echtzeit ab. Das bedeutet, dass Dein deutscher Mobilfunkanbieter vielleicht zu spät mitbekommt, dass Du bereits mehr als 59,50 Euro ausgegeben hast. Dein Anbieter muss Dich zwar warnen, wenn eine Echtzeit-Abrechnung nicht möglich ist, aber er kann Dir dann einen höheren Betrag in Rechnung stellen.
Das bedeutet für Dich: Ohne speziellen Datentarif fürs Ausland solltest Du nur im W-Lan online gehen. Die meisten Hotels besitzen Zugangspunkte, die Du kostenlos oder gegen eine relativ geringe Gebühr nutzen kannst. Ist das W-Lan schnell genug, kannst Du auch über Messenger wie Whatsapp oder Viber telefonieren und Nachrichten verschicken, anstatt SMS zu schreiben.
Um zu verhindern, dass Du versehentlich online gehst, solltest Du das Daten-Roaming im Smartphone ausschalten. Suche dazu in den Einstellungen Deines Handys nach dem Begriff „Roaming.“ Die meisten Smartphones haben alternativ auch einen Flugzeugmodus, durch den alle Mobilfunkverbindungen gekappt werden. Denn auch wenn Du Dein Handy außerhalb des W-Lan-Netzes nicht aktiv nutzt, verbindet es sich mit dem Internet und lädt auch unterwegs die eine oder andere Nachricht herunter.
Darüber hinaus solltest Du ankommende Gespräche nicht annehmen und Deine Mailbox deaktivieren. Denn ohne Rufumleitung kann auch eine Nachricht auf der Mailbox Kosten verursachen.
Reist Du länger in ein Land außerhalb der EU oder bist dort auf Entdeckungstour, willst Du wahrscheinlich auch unterwegs Internetempfang haben. Dazu gibt es ein paar günstigere Alternativen zum teuren Inklusiv-Roaming Deines deutschen Mobilfunkanbieters.
Wenn Du es sehr komfortabel haben willst, dann informiere Dich bei Deinem Mobilfunkanbieter, ob er spezielle Auslandsoptionen anbietet. Telekom, Vodafone, O2 und 1&1 bieten zum Beispiel Pakete an, mit denen Du zu einem Pauschalpreis surfen kannst. Einige Mobilfunkdiscounter haben ebenfalls solche Optionen. Für gewöhnlich sind diese Pakete aber teuer.
Günstiger und fast genauso einfach ist es oft, vor dem Aufbruch in Deutschland eine Reise-E-Sim zu bestellen. Das ist eine digitale Sim-Karte, die Du auf Dein Handy laden kannst. Sie gibt Dir in Deinem Reiseziel eine Internetverbindung. Eine Telefonnummer ist dabei aber meist nicht inklusive, Du kannst also nicht im Reiseland telefonieren. Für gewöhnlich zahlst Du für einen solchen E-Sim-Tarif nur einmalig im Voraus. Der Vertrag verlängert sich nicht.
Es gibt viele Anbieter für Reise-E-Sims, darunter zum Beispiel Airalo, Redtea Go oder Saily. Bei den genannten Beispielen kannst Du den Tarif vor Anreise buchen und die E-Sim über eine App auf Dein Handy installieren. Die Vertragslaufzeit beginnt dann erst, sobald Dein Handy sich am ersten Reisetag in das Netz vor Ort eingebucht hat. Dein Handy muss allerdings mit einer E-Sim-Funktion ausgestattet sein, damit das funktioniert. Mittlerweile können die meisten Handys das. Mehr dazu in unserem E-Sim-Ratgeber.
Du kannst alternativ auch auf einen Tarif eines Mobilfunkanbieters vor Ort ausweichen. Dazu kannst Du im Urlaubsland in einen Handyshop oder Supermarkt gehen und eine Prepaid-Sim-Karte kaufen. Die Karte ist sofort einsetzbar. Um den besten Deal zu kriegen, solltest Du allerdings vor Anreise recherchieren. Und vor Ort musst Du Zeit und Energie investieren, um ein entsprechendes Geschäft zu finden.
Roaming ist immer dann aktiviert, wenn Dein Handy mit einem ausländischen Mobilfunknetz verbunden ist – egal, ob Du angerufen wirst, eine SMS schreibst oder im Internet surfst. Außerhalb der Europäischen Union verlangen Mobilfunkanbieter dafür fast immer viel Geld. Das gilt nicht nur, falls Du simst oder jemanden anrufst, sondern auch, wenn Du angerufen wirst oder eine SMS empfängst.
Wenn Du aus Deutschland ins Ausland anrufst, ist das kein Roaming, sondern Auslandstelefonie. Dafür verlangen viele Anbieter auch bei Anrufen innerhalb der EU zusätzliches Geld. Doch auch hier gibt es Regulierungen. Seit Mai 2019 sind Telefonate innerhalb der Europäischen Union wesentlich günstiger geworden. Du zahlst seitdem maximal 0,23 Euro pro Minute oder 0,07 Euro pro SMS (Art. 53 EU-Verordnung 2022/612).
Grundsätzlich kannst Du fast jeden Tarif auch im Ausland nutzen, solange der Anbieter das nicht eindeutig einschränkt. Einige Anbieter sind jedoch dazu übergegangen, Tarife anzubieten, die nur in der Europäischen Union funktionieren.
Mit diesen Tarifen kannst Du Dir sicher sein, dass Dir auf Reisen keine zusätzlichen Kosten entstehen. Du kannst Dein Handy dann allerdings nur im W-Lan gebrauchen. Damit Du auch im Urlaub im Notfall überall kommunizieren kannst, schließt unser Handy-Tarifrechner solche National-Tarife von vornherein aus.
Es kann jedoch auch vorkommen, dass Dein Mobilfunkanbieter keine Roaming-Kooperation für das Reiseland hat. Zum Glück ist das nur noch bei sehr wenigen Ländern der Fall. Hast Du ein exotisches Reiseziel, kannst Du bei Deinem Mobilfunkanbieter erfahren, ob Du mit Deinem Tarif im gewünschten Land „roamen“ kannst.
Einige Mobilfunkanbieter sperren ihre Handytarife in den ersten Wochen nach Vertragsabschluss für das Ausland. 1&1-Drillisch-Marken zum Beispiel erlauben für acht Wochen keine Auslandsnutzung, um Betrugsfällen vorzubeugen. Mit einem kurzen Anruf beim Anbieter oder einer Nachricht im Kundenbereich kannst Du Deinen Handytarif meist auch vor Ablauf der Frist für das Ausland freischalten lassen.