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Krankenkassen-Kollaps? Was ein Ausgabenstopp bewirken könnte
Der GKV-Spitzenverband schlägt vor, die Kosten der gesetzlichen Krankenkassen zeitweise einzufrieren. Was das für Dich bedeuten würde.

Finanztip-Expertin für Versicherungen
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Der GKV-Spitzenverband schlägt vor, die Kosten der gesetzlichen Krankenkassen zeitweise einzufrieren. Was das für Dich bedeuten würde.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland hat wegen der nachhaltigen Probleme bei der Finanzierung der Krankenkassen ein zeitweises "Ausgabenmoratorium" vorgeschlagen.
Konkret richtet sich die Vorstandsvorsitzende des Verbands, Dr. Doris Pfeiffer, mit diesem Vorschlag an die Politik – und der hat es in sich. Wir beantworten Dir in diesem Beitrag, was ein Ausgabenmoratorium für Dich bedeuten würde.
Die gesetzlichen Krankenkassen legen übergreifend einen Zeitpunkt X fest, ab dem Krankenhäuser, Ärzte oder Medizinunternehmen keine höheren Kosten mehr mit den Krankenkassen abrechnen dürfen als zuvor. Ein Beispiel:
Werden in einem Krankenhaus für eine Behandlung mehr Kosten fällig als vor dem Moratorium, kann das Krankenhaus diese Kosten während des Moratoriums nicht mehr an die Krankenkasse des Patienten weitergeben. Das Krankenhaus bleibt auf den Kosten sitzen und könnte in der Folge Leistungen reduzieren, z. B. in Form von Personaleinsparungen oder längeren Wartezeiten für Arzttermine oder Operationen.
Die Kosten, die Ärzte, Krankenhäuser & Co. bei den Krankenkassen abrechnen, sind in den letzten Jahren explodiert und kaum noch durch die Krankenkassenbeiträge ihrer Mitglieder zu decken.
Ein Ausgabenmoratorium – also das zeitweise Einfrieren von Kosten für Gesundheitsleistungen auf einen gewissen Stand – könnte zumindest vorübergehend für etwas mehr Planbarkeit und Stabilität sorgen.
Außerdem würde es der Politik mehr Zeit verschaffen, nachhaltige Reformen zur Finanzierung der Krankenkassen zu entwickeln.
Nur für kurze Zeit. Denn dass Ärzte und Krankenhäuser auf den gestiegenen Kosten sitzen bleiben ist keine langfristige Lösung und könnte neue Probleme verursachen. Das Moratorium soll nur so lange gelten, bis die Regierung eine Antwort auf die Finanzierung der Krankenkassen gefunden hat.
Dennoch macht der GKV-Spitzenverband damit deutlichen Druck: Denn die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass eine Kommission eigentlich erst bis 2027 Vorschläge zur Finanzierung der Krankenkassen liefern soll.
Allerdings: Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat bereits ein neues Gesamtpaket angekündigt, durch das weitere Beitragserhöhungen vermieden werden sollen.
Erstmal gibt es keinen direkten Zusammenhang. Ob mit Moratorium oder nicht: Den gesetzlichen Krankenkassen fehlt jede Menge Geld und es gilt als sicher, dass spätestens ab 2026 erneut höhere Beiträge fällig werden. Auch unterjährige Erhöhungen in 2025 sind realistisch und könnten je nach Wirkung anderer Maßnahmen höher oder niedriger ausfallen. Acht Krankenkassen haben bereits im laufenden Jahr die Beiträge angehoben.
Nein. Die Krankenkassen sind dazu verpflichtet, die gesetzlich festgelegten Leistungen zu bezahlen. Selbst wenn eine Krankenkasse die Leistungen nicht mehr bezahlen kann und pleite gehen würde, würden Deine Kosten weiter übernommen werden. Die insolvente Krankenkasse würde vermutlich mit einer anderen fusioniert werden Du müsstest zu dieser anderen Krankenasse – oder einer komplett anderen – wechseln.
Das Moratorium könntest Du aber trotzdem spüren: Entweder, weil Deine Krankenkasse bis auf weiteres keine zusätzlichen, neuen Leistungen mehr einführt (was angesichts der finanziellen Lage aber ohnehin nicht wahrscheinlich gewesen wäre). Oder dass Du länger auf Arzttermine und Medikamente warten musst oder Einsparungen im Krankenhaus zu spüren bekommst.
2024 fehlten den gesetzlichen Krankenkassen rund 6 Mrd. € – geplant waren 700.000€ weniger. Die Gründe dafür sind einerseits deutlich gestiegene Kosten für Krankenhausaufenthalte und Medikamente. Denn das Krankenhauspersonal ist teurer als noch vor einigen Jahren und muss sich um immer mehr ältere Menschen kümmern, die von den jüngeren Beitragszahlern nur noch unzureichend finanziert werden können.
Auch die Digitalisierung oder der Ausbau der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen kosten viel Geld. Außerdem zahlen die Kassen jedes Jahr mehrere Milliarden für die Krankenversicherung von Bürgergeldempfängern – eigentlich eine Aufgabe des Bundes. An all diesen Kosten beteiligt sich der Staat aus Sicht der Kassen nur unzureichend und nach wie vor fehlen nachhaltige Finanzierungskonzepte, die die Krankenkassen dauerhaft stabilisieren würden.
Zunächst mal bleibt abzuwarten, ob ein Ausgabenmoratorium tatsächlich Realität wird. In jedem Fall solltest Du Dich auf weiterhin steigende Beiträge Deiner Krankenversicherung einstellen und deshalb eine Krankenkasse wählen, die Deine Anforderungen so günstig wie möglich erfüllt.
Zur Erinnerung: Den größten Teil des Beitragssatzes kannst Du nicht selbst bestimmen – er ist gesetzlich festgelegt und wird zur Hälfte von Deinem Bruttogehalt und zur Hälfte von Deinem Arbeitgeber bezahlt.
Letzteres gilt auch für den "Zusatzbeitrag", den Du mit der Wahl einer günstigeren oder teureren Krankenkasse aber selbst beeinflussen kannst. Er liegt aktuell zwischen 2,18% (BKK Firmus) und bis zu 4,4% (Knappschaft).
Bei einem Bruttogehalt von 48.000€ im Jahr bzw. 4.000€ im Monat bedeutet ein Zusatzbeitrag von 2,18% monatliche Kosten von rund 335€ Euro. Bei 4,4% zahlst Du rund 380€ im Monat. Im Jahr könntest Du Dir in diesem Extremvergleich also über 500€ brutto mit der günstigeren Kasse sparen.
Um auszuwählen, welche Krankenkasse dennoch Deine Anforderungen erfüllt, helfen Dir unser Krankenkassenvergleich und unsere Empfehlungen: HKK, TK und Audi BKK haben in unserer Preis-Leistungs-Bewertung am besten abgeschnitten. Daneben empfehlen wir die BKK Firmus für Preisbewusste, die viel Wert auf Zahnvorsorge legen. Die Energie-BKK eignet sich für junge Familien und Schwangere.
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