Rabattschutz und Rabattretter Rabattschutz in der Kfz-Versicherung: Lohnt sich nicht
Finanztip-Expertin für Vorsorge und Versicherung
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
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Es hat gekracht. Das allein ist schon ärgerlich, doch dazu kommt: Jeder gemeldete Schaden macht Deinen Beitrag teurer. Du verlierst über Jahre hinweg eingefahrene Schadenfreiheitsklassen und damit einen Teil des Schadenfreiheitsrabatts. Manch einer setzt daher auf Rabattschutz in der Autoversicherung, um den Beitrag niedrig zu halten. Doch ist diese Sondervereinbarung sinnvoll? Wir erklären Dir, wann sie sich rechnet – und wann nicht.
Für einen Rabattschutz berechnen Versicherer unterschiedlich hohe Preise. Je nach Anbieter kostet ein Kfz-Versicherungsvertrag mit Rabattschutz also unterschiedlich viel: Manche Anbieter verlangen nur 15 Prozent mehr, andere erheben bis zu 30 Prozent Aufpreis. Ein Berechnung und ein Vergleich lohnen sich also. Finanztip empfiehlt Dir, eher die Finger von der Option Rabattschutz zu lassen – und stattdessen regelmäßig Deinen Versicherungstarif auf die Probe zu stellen und zu einem guten und günstigen Versicherer zu wechseln. Denn in dieser Freiheit wirst Du durch einen Rabattschutz stark eingeschränkt.
Wir haben in einer Stichprobe bei den größten Versicherern nachgefragt und auch bei jenen, die in unseren Tests günstige Angebote hatten. 16 haben geantwortet. Alle bieten die Option Rabattschutz an – doch nur bei etwa der Hälfte kannst Du eine gerettete SF-Klasse von einem anderen Versicherer mitbringen.
Informier Dich dazu am besten in unserem Ratgeber zur Kfz-Versicherung. Such dann einen guten und günstigen Versicherungstarif. Klick die Option „Rabattschutz“ an und ändere das, um so den Unterschied zum besten Preis ohne Rabattschutz zu vergleichen.
Wer mit Rabattschutz fährt, hat mindestens einen Schaden pro Jahr frei, den er melden kann. Ohne den eingefahrenen Schadenfreiheitsrabatt ganz oder teilweise zu verlieren. In einigen Tarifen ist sogar mehr als ein gemeldeter Schaden pro Jahr erlaubt. Wenn Du in einem Jahr einen Unfall meldest, behältst Du Deinen Rabatt. Doch Achtung: Im kommenden Jahr ändert sich aber Deine Schadenfreiheitsklasse nicht auf eine höhere.
In der Regel wird Rabattschutz erst ab vier bis sechs unfallfreien Jahren, also ab Schadenfreiheitsklassen 4 bis 6, und nur für Fahrer über 23 Jahren angeboten.
Die Versicherung zahlt. Das klingt erstmal gut – doch viele Autofahrer unterschätzen, wie teuer es ist, wenn man dem Autoversicherer einen Unfallschaden meldet und er diesen übernimmt. Du als Versicherungsnehmer rutschst im Jahr nach dem Unfall in eine schlechtere Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse). Dadurch verlierst Du einen Teil Deines Schadenfreiheitsrabatts und diese Rückstufung wirkt sich über Jahre hinweg auf die Höhe Deines Beitrags aus.
Ein Möglichkeit, diese Rückstufung zu verhindern, ist der Rabattschutz. Er ist eine Sondervereinbarung in der Kfz-Haftpflicht und der Kfz-Vollkasko, den einige Versicherungen anbieten, mit der Du in der Regel einen Schaden pro Jahr „frei“ hast. Du wirst also von Deinem Versicherer trotz Unfall nicht in eine schlechtere SF-Klasse zurückgestuft. In der Teilkaskoversicherung gibt es diese Möglichkeit nicht, da es dort auch keine Schadenfreiheitsklassen gibt.
Doch Achtung, es gibt ein (Folge-)Problem: Du kannst solche geretteten Schadenfreiheitsklassen oft nicht einfach mit zu einem neuen Versicherer nehmen. Streitigkeiten in der Kfz-Haftpflichtversicherung drehen sich häufig darum, dass Kunden sich in eine falsche Schadenfreiheitsklasse eingestuft fühlen – um ihren Rabatt betrogen. Das zeigt auch der aktuelle Jahresbericht der Streitschlichtungsstelle für Versicherungsangelegenheiten, den der ehemalige Versicherungsombudsmann Wilhelm Schluckebier und die neue Versicherungsombudsfrau Sibylle Kessal-Wulf im Mai 2024 vorgestellt haben.
Es gibt einige Irrtümer beim Rabattschutz, denen Du nicht aufsitzen solltest.
Schadenfreiheitsklasse vor Schaden | 10 |
---|---|
Beitragssatz vor Schaden | 33 % |
Rückstufung nach Schaden in Klasse | 3 |
Beitragssatz nach Schaden | 46 % |
Beitragserhöhung nach Schaden in Prozentpunkten | 13 |
relative Beitragserhöhung nach Schaden | 39 % |
Quelle: Allgemeine Bedingungen für die Kfz-Versicherung der Huk24 (Stand: 15. Mai 2024)
Um einer schlechteren Einstufung in der Kfz-Versicherung zu entgehen, zahlen viele Fahrer kleinere Schäden selbst. Finanztip hat für Dich untersucht, wann es sich für Dich lohnt, selbst zu zahlen und wann Du die Versicherung regulieren lassen solltest.
Für Fahrer mit niedriger SF-Klasse rechnet es sich sowohl in der Haftpflicht, als auch in der Vollkasko häufig, die Versicherung einspringen zu lassen. Ebenso für Fahrer mit höherer SF-Klasse beziehungsweise mit älteren Autos.
Wir haben in einer Untersuchung festgestellt, dass es sich für Fahrer im mittleren SF-Klassen-Bereich (etwa SF-Klasse 7 bis 39) in der Haftpflicht rechnet, Schäden bis zum Drei- bis Vierfachen des Jahresversicherungsbeitrages selbst zu zahlen. In der Vollkasko liegt diese Obergrenze bereits bei einem einfachen Beitrag. Mehr zu diesen Daumenregeln kannst Du in unserem Ratgeber Schaden selbst bezahlen nachlesen.
Zugrunde gelegt haben wir dafür die Rückstufungskosten, die entstehen, wenn Dein Versicherer die Kosten für den Schaden übernimmt. Normalerweise lohnt es sich, in der Haftpflichtversicherung einen Schaden bis 1.500 Euro selbst zu zahlen, in der Vollkaskoversicherung bis 1.300 Euro.
Ältere Kfz-Verträge enthalten noch einen sogenannten Rabattretter. Dieser springt automatisch ein, sobald Du die Schadenfreiheitsklasse 25 oder höher erreichst. Bei einem Schaden wirst Du nur so weit zurückgestuft, dass sich der Beitrag nicht erhöht. Denn bei den höheren Schadenfreiheitsklassen ist der Rabatt in einigen Klassen immer gleich. In neuen Verträgen gibt es so gut wie keine Rabattretter mehr.
Falls Du noch einen alten Vertrag hast, solltest Du prüfen, ob ein Rabattretter enthalten ist. Wenn ja, vergleich den Tarif mit neuen Angeboten. Überleg dabei jedoch gut, ob die Beitragsersparnis es wert ist, den Rabattretter zu verlieren.
Die günstigste Autoversicherung findest Du, wenn Du mehrere Anbieter vergleichst. Unser großer Kfz-Versicherungsvergleich zeigt regelmäßig, dass Du am besten zwei Vergleiche kombinierst. Denn nicht alle Versicherer sind auch auf allen Vergleichsportalen vertreten.
Beim Wechsel mit Schaden und Rabattschutz kann es jedoch besser sein, im ersten Schritt über das Vergleichsportal Check24 zu gehen, statt Verivox zu nutzen.
Nämlich immer dann, wenn Du einen Schaden im laufenden Jahr gemeldet hast – also Dein Rabattschutz greift. Folgende Grafik gibt Dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Weg zum günstigen passenden Tarif.
Nur über diesen Weg findest Du trotz Rabattretter und gemeldetem Schaden den passenden günstigen Tarif in der Autoversicherung: Bei Schaden im laufenden Jahr, immer auf Check24 und Huk24 vergleichen.
Quelle: Finanztip-Erhebungen auf den Portalen Verivox, Check24 und Huk24, eigene Darstellung (Stand: 19. November 2024)
Wenn Deine Versicherung einen Schaden im laufenden Jahr reguliert hat, beginnst Du Deinen Vergleich auf Check24. Gib dazu im Vergleichsrechner Deine aktuelle SF-Klasse und den Vorschaden im laufenden Jahr an. Deine aktuelle SF-Klasse findest Du auf Deiner letzten Beitragsrechnung.
Das Umrechnen auf die neue Stufe und somit das richtige Vergleichen übernimmt der Rechner für Dich. Du musst also nicht wissen, wohin Du von einem künftigen Versicherer gestuft wirst – das Portal greift selbst auf die jeweiligen Stufungstabellen der Versicherungen zu.
Danach prüfst Du die Preise bei der Huk24. Auch hier nimmst Du Deine aktuelle SF-Klasse zur Hand. Nun schaust Du in die Rückstufungstabellen der Huk24 und suchst dort den richtigen Tarif (Classic-Tarif oder Basis-Tarif) und Deine aktuelle SF-Klasse. Dort siehst Du, in welche SF-Klasse Dich die Huk24 wegen des Schadens einstufen wird. Die neue SF-Klasse gibst Du dann in den Rechner der Huk24 ein.
In einem dritten Vergleich gehst Du wieder zu Check24 oder zu Verivox: Nun gibst Du wieder Deine aktuelle SF-Klasse an, nur dieses Mal filterst Du die Ergebnisse mit Rabattschutz. Den Schaden im laufenden Jahr gibst Du dieses Mal nicht an. Wähle nur Versicherer, die Deinen Rabattschutz übernehmen.
Wenn der Schaden in den Vorjahren reguliert wurde, dann hat Dich die Versicherung bereits in eine niedrigere SF-Klasse gestuft (echte SF-Klasse). Der Rabattschutz hat Dich lediglich vor einem Rabattverlust geschützt (geschützte SF-Klasse). Bei einem Vergleich gehst Du nun wie folgt vor:
Du startest Deinen Vergleich auf Check24 oder Verivox mit der echten SF-Klasse, also ohne Rabattschutz. Deine echte SF-Klasse kannst Du bei Deinem alten Versicherer erfragen. Addiere eine weitere SF-Klasse hinzu und gib dann diese im Vergleichsportal ein. Denn mit Beginn des neuen Jahres steigst Du wieder eine SF-Klasse auf, vorausgesetzt Du hast im vergangenen Jahr keinen Schaden regulieren lassen. Wenn Deine echte SF-Klasse beispielsweise 13 ist, dann solltest Du im Vergleichsportal mit der SF-Klasse 14 suchen.
Mit der neuen SF-Klasse prüfst Du ebenfalls die Preise bei der Huk24. Dazu gibst Du einfach im Rechner der Huk24 Deine SF-Klasse für das kommende Jahr ein. Nach unserem Beispiel würdest Du wieder die SF-Klasse 14 nehmen.
In einem letzten Vergleich prüfst Du die Preise mit Rabattschutz auf Check24 oder Verivox. Dazu gibst Du nicht die echte, sondern die geschützte SF-Klasse an. Denk daran, dass Du bei Check24 nach Anbietern filterst, die Deinen geschützten Rabatt mitnehmen. Bei Verivox musst Du in der Liste selbst nach Anbietern suchen, die Deinen Rabattschutz übernehmen.
Wähle aus allen Vergleichen die günstigste Versicherung. Bei Deiner Entscheidung solltest Du aber die SF-Klasse berücksichtigen, in die Dich die Versicherung stuft. Wähle im Zweifel eine höhere SF-Klasse, auch wenn Du etwas mehr im Jahr zahlen musst. Du bist dann gleich in einer höheren SF-Klasse und kannst dann im nächsten Jahr auf dieser Basis die Versicherung wechseln.
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