Entgeltumwandlung Aus dem Bruttogehalt betrieblich vorsorgen
Finanztip-Experte für Vorsorge
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So gehst Du vor
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Mithilfe des Chefs fürs Alter vorzusorgen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Die spätere Betriebsrente stockt bestenfalls die gesetzliche Rente auf und hilft, den Lebensstandard im Alter zu halten. Doch sie lohnt sich nicht immer. Vor allem, wenn der Chef Dich auffordert, Teile Deines Bruttogehalts für eine Lebens- oder Rentenversicherung umzuwandeln, solltest Du genau hinschauen.
Entgeltumwandlung, auch Gehaltsumwandlung genannt, ist im Bereich der privaten Altersvorsorge ein recht technischer Begriff. Vereinfacht gesagt bedeutet Entgeltumwandlung, dass ein Arbeitnehmer einen Teil seines Bruttogehalts abzwackt und in einen Vertrag der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) einzahlt.
Oft handelt es sich um eine Lebens- oder Rentenversicherung, die der Arbeitgeber für den Mitarbeiter ausgesucht und auch abgeschlossen hat. Man spricht dann auch von einer Direktversicherung.
Es gibt eine Reihe von Vorteilen, die Du als Arbeitnehmer hast:
Beispiel: Angenommen, ein lediger Mitarbeiter verdient monatlich 3.150 Euro brutto. Um 100 Euro netto in seine betriebliche Vorsorge zu stecken, muss er 184 Euro seines Bruttogehalts umwandeln. Er spart dadurch 84 Euro an Sozialabgaben und Steuern, wie das Beispiel unten zeigt.
ohne EU | mit EU | Aufwand | Ersparnis | |
---|---|---|---|---|
Monatsbrutto | 3.780 € | 3.600 € | 180 € | |
darauf anfallende Sozialabgaben1 | 796 € | 758 € | 38 € | |
Einkommensteuer2 | 501 € | 457 € | 44 € | |
Monatsnetto | 2.484 € | 2.385 € | 98 € | 82€ |
1 Dazu zählen die Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung sowie Kranken- und Pflegeversicherung. Als Zusatzbeitrag für die Krankenversicherung nehmen wir den bundesweiten Durchschnitt von 1,7 % an. Insgesamt gehen 21,05 % (bei Kinderlosen) des Bruttolohns an Sozialabgaben ab.
2 Einkommensteuer inklusive Solidaritätszuschlag. Kirchensteuer ist nicht berücksichtigt.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)
Wenn Du Bruttogehalt umwandelst, solltest Du folgende Punkte beachten:
Damit sich die Entgeltumwandlung am Ende auszahlt, müssen die Vorteile dieser Sparmöglichkeit die Nachteile überwiegen. Anders gesagt: Die Vergünstigungen bei Steuern und Abgaben, zusammen mit einem Arbeitgeberzuschuss und der Rendite des Vertrags in den Jahren des Ansparens, müssen die Abzüge in der Rente mehr als kompensieren. Praktisch bedeutet das: Du solltest nicht erst 100 Jahre alt werden müssen, bevor Du netto an Rente herausbekommen hast, was Du vorher netto hineingesteckt haben.
Folgende Beispielfälle zeigen, ab wann sich die Rechnung bAV lohnt. Wir gehen stets von einem Mustersparer aus, der 30 Jahre lang monatlich 100 Euro netto in eine Direktversicherung (also eine über den Betrieb abgeschlossene Rentenversicherung) einzahlt.
Im ersten Fall verdient der Sparer durchschnittlich, anfangs also ungefähr 45.000 Euro im Jahr (Stand: 2024). Im Basisfall nehmen wir an, dass der Durchschnittsverdiener den obligatorischen Zuschuss vom Chef bekommt, aber sein Guthaben sich wegen hoher Vertragskosten nicht verzinst. Dieser Sparer müsste, wenn er mit 67 Jahren in Rente geht, 96 Jahre alt werden, um seine eingezahlten Beiträge wieder herauszubekommen.
Basisfall | 2 % Verzinsung | |||
---|---|---|---|---|
Monatsbrutto2 | 3.780 € | Rentenbrutto2 | 1.769 € | 1.769 € |
Beitrag zur bAV | 180 € | Rente bAV3 | 209 € | 286 € |
Ersparnis Einkommensteuer | 44 € | darauf Einkommensteuer | 48 € | 64 € |
Ersparnis Sozialabgaben | 38 € | darauf Sozialabgaben | 14 € | 29 € |
Nettominderung gesetzliche Rente4 | 37 € | 37 € | ||
Nettobeitrag zur bAV | 98 € | Nettorente bAV5 | 110 € | 155 € |
Einzahlungen zurück in | 27 Jahren | 19 Jahren |
1 Ein Single hat 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt und 98 Euro monatliches Entgelt in einen bAV-Beitrag umgewandelt. Vereinfachend nehmen wir an, dass Löhne und bAV-Beiträge konstant sind.
2 Monatsbrutto und Rentenbrutto sind nötig, um die Einkommensteuerlast zu berechnen. Nach 45 Jahren hat der Single 45 Rentenpunkte gesammelt. Daraus ergibt sich eine gesetzliche Bruttorente von 1.769 €.
3 Wir unterstellen einen garantierten Rentenfaktor von 28. Das bedeutet: Für 10.000 € angespartes Kapital sind 28 € monatliche Bruttorente garantiert.
4 Im Beispiel verliert der Durchschnittsverdiener durch die Entgeltumwandlung (180 € von 3.780 €) pro Jahr etwa 1/21 Rentenpunkt. Über 30 Jahre macht das knapp 1,5 Rentenpunkte.
5 Nettorente bAV beinhaltet immer auch die Minderung der gesetzlichen Rente.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)
Würde sich das angesparte Guthaben über die Jahre mit moderaten 2 Prozent verzinsen, müsste der Rentner noch 86 Jahre alt werden. Das ist schon besser. Noch mehr lohnt sich die Entgeltumwandlung, wenn der Chef mehr als 15 Prozent obendrauf gibt.
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Vielleicht fragst Du Dich nun, warum der Gesetzgeber seit 2019 vorschreibt, dass der Chef Mitarbeitern einen Zuschuss zu den bAV-Beiträgen geben muss.
Der wichtigste Grund: Auch der Chef spart sich Sozialabgaben für den Teil Deines Bruttoeinkommens, den Du für eine bAV aufwendest. Zahlst Du gut 180 Euro monatlich in eine Direktversicherung und verdienst Du durchschnittlich, kann der Chef 37 Euro – also etwa 20 Prozent – einsparen.
Ausgangsfall | nach Umwandlung | Ersparnis AN | Ersparnis AG | |
Monatsbrutto | 3.780 € | 3.600 € | ||
darauf anfallende Kranken- und Pflegeversicherung | 395 € | 376 € | 19 € | 18 € |
darauf anfallende Renten- und Arbeitslosenversicherung | 401 € | 382 € | 19 € | 19 € |
38 € | 37 € |
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)
Der Arbeitgeber spart etwa 20 Cent Sozialabgaben bei jedem Euro, den Du aus Deinem Gehalt umwandelst. Da scheint es fair, dass der Arbeitgeber 15 Prozent dieser Ersparnis an Dich zurückgeben muss. Frage aber ruhig auch danach, ob Dein Chef nicht die ganzen 20 Prozent Ersparnis an Dich weitergeben möchte.
Stehen gerade Gehaltsverhandlungen an und kommst Du beim regulären Gehalt nicht weiter, wäre das eine Gelegenheit, mehr Zuschuss für die bAV zu fordern. Denn für Arbeitgeber ist die Finanzierung der bAV günstiger als regulär mehr Gehalt zu bezahlen. Beim bAV-Zuschuss sparen Arbeitgeber bei den Sozialabgaben für Mitarbeiter, den sogenannten Lohnnebenkosten.
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Die Entgeltumwandlung loht sich dann am meisten, wenn Du Sozialversicherungsbeiträge auf Deinen gesamten bAV-Beitrag sparst. Doch nicht jeder Arbeitnehmer kann von dieser Ersparnis profitieren. Denn für das beitragspflichtige Einkommen zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung hat der Gesetzgeber einen Höchstbetrag festgelegt, der jedes Jahr etwas ansteigt. Im Jahr 2023 musst Du Sozialbeiträge auf ein Bruttoeinkommen von höchstens 5.175 Euro pro Monat bezahlen.
Wenn Du Entgelt umwandelst und Dein Bruttogehalt auch nach Abzug der bAV-Beiträge immer noch über den 5.175 Euro liegt, sparst Du also nichts bei Kranken- und Pflegeversicherung.
Um die Nachteile zu verdeutlichen, betrachten wir jetzt einen Mitarbeiter, der im Monat 5.200 Euro brutto verdient und 187 Euro seines Bruttogehalts in eine Direktversicherung umwandelt. Das entspricht, analog zum obigen Beispiel, einem Nettobeitrag zur bAV von 100 Euro.
ohne Entgelt-umwandlung | mit Entgelt-umwandlung | Differenz | Ersparnis für den Arbeitnehmer | |
Monatsbrutto | 4.800 € | 4.618 € | 187 € | |
darauf anfallende Kranken- und Pflegeversicherung | 421 € | 421€ | 0 € | |
darauf anfallende Renten- und Arbeitslosen-versicherung | 506 € | 487 € | 20 € | |
darauf anfallende Einkommensteuer1 | 952 € | 885 € | 67 € | |
Monatsnetto2 | 2.921 € | 2.825 € | 100 € |
1 Einkommensteuer inklusive Solidaritätszuschlag. Kirchensteuer ist nicht berücksichtigt.
2 Annahme: Die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung lassen sich zu 100 % von der Steuer absetzen anstatt zu 88 %.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: 26. Juni 2019)
Die Tabelle macht deutlich, dass der Gutverdiener wegen seines höheren zu versteuernden Einkommens zwar durch die Entgeltumwandlung mehr Einkommensteuer sparen kann (67 statt 48 Euro). Gleichzeitig zahlt er aber nach wie vor den Höchstbeitrag zur Kranken- und Pflegeversicherung. An Sozialabgaben spart er sich nur die Renten- und Arbeitslosenversicherung auf seinen bAV-Beitrag (20 Euro statt 36 Euro).
Ebenso wie der Durchschnittsverdiener muss auch der Gutverdiener auf einen Teil seiner gesetzlichen Rente verzichten.
Mit dem obligatorischen Zuschuss des Arbeitgebers – in diesem Fall nur die knapp 11 Prozent, die er sich bei Renten- und Arbeitslosenversicherung einspart – und ohne eine Verzinsung der bAV-Beiträge über die Jahre ist die Rendite einer bAV für Gutverdiener sehr schlecht. Ein Rentner müsste älter als 100 Jahre werden, um seine Beiträge, die er 30 Jahre lang einbezahlt hat, wieder hereinzubekommen (Basisfall).
Verzinst sich der Vertrag mit 2 Prozent nach Kosten, ist also sehr günstig, müsste der Mustersparer 90 Jahre alt werden, um seinen Einsatz zurückzubekommen.
Basisfall | 2 % Verzinsung | |||
---|---|---|---|---|
Monatsbrutto2 | 4.800 € | Rentenbrutto2 | 1.461 € | 1.461 € |
Beitrag bAV | 187 € | Rente bAV3 | 208 € | 285 € |
Ersparnis Sozialabgaben | 20 € | darauf Einkommensteuer | 47 € | 64 € |
Ersparnis Einkommensteuer | 67 € | darauf Sozialabgaben | 39 € | 53 € |
Nettominderung gesetzliche Rente4 | 36 € | 36 € | ||
Nettobeitrag Rente bAV | 100 € | Nettorente bAV | 87 € | 133 € |
Einzahlungen zurück in | 35 Jahren | 23 Jahren |
1 Ein Single hat 30 Jahre durchschnittlich verdient und zahlt netto 100 € in einen bAV-Vertrag. Löhne und bAV-Beiträge nehmen wir konstant an.
2 Monats- und Rentenbrutto sind nötig, um die Einkommensteuer zu berechnen. Nach 30 Jahren hat der Single gut 45 Rentenpunkte gesammelt, das entspricht gut 1.460 € gesetzliche Bruttorente.
3 Wir unterstellen, dass für 10.000 € angespartes Kapital 28 € monatliche Bruttorente garantiert sind.
4 Im Beispiel verliert der Durchschnittsverdiener durch die Entgeltumwandlung (187 Euro von 4.800 Euro) pro Jahr etwa 1/26 Rentenpunkt. Über 30 Jahre macht das rund 1,2 Rentenpunkte.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: 26. Juni 2019)
Erst ein Arbeitgeberzuschuss von 25 Prozent auf die Mitarbeiterbeiträge zur bAV macht die Sache besser. Um seinen Einsatz herauszuholen, müsste der Rentner 86 Jahre alt werden.
Fazit: Wer mehr als 5.175 Euro, aber weniger als 7.550 Euro im Monat verdient und eine Entgeltumwandlung angeboten bekommt, sollte mindestens ein Viertel Zuschuss auf den eigenen Beitrag vom Chef einfordern, damit sich die bAV lohnt.
Wer mehr als 7.550 Euro monatlich brutto bekommt, verdient nicht nur über der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Krankenversicherung. Er bezahlt auch den Höchstsatz an Beiträgen zur gesetzlichen Rentenversicherung. Eine Entgeltumwandlung würde in diesem Fall keine Erleichterung bei den Sozialabgaben mehr bringen. Der Spitzenverdiener würde nur noch davon profitieren, dass seine Beiträge seine Steuerlast reduzieren.
Auf der anderen Seite muss ein solcher Sparer keine Minderung bei der gesetzlichen Rente hinnehmen. Insgesamt stehst Du als Spitzenverdiener recht gut da, wenn Du es schaffst, Deinen Chef zu überzeugen, Deine eigenen Beiträge mit mindestens 15 Prozent zu bezuschussen. Das wird möglicherweise schwer, weil der Chef keine Sozialabgaben mehr sparen kann. Versuchen solltest Du es dennoch.
kein Zuschuss | 15 % Zuschuss und 2 % Verzinsung | |||
---|---|---|---|---|
Monatsbrutto2 | 6.900 € | Rentenbrutto2 | 1.976 € | 1.976 € |
Beitrag bAV | 180 € | Rente bAV3 | 181 € | 286 € |
Ersparnis Sozialabgaben | 0 € | darauf Einkommensteuer | 43 € | 68 € |
Ersparnis Einkommensteuer | 80 € | darauf Sozialabgaben | 34 € | 53 € |
Minderung gesetzliche Rente | 0 € | 0 € | ||
Nettobeitrag Rente bAV | 100 € | Nettorente bAV | 105 € | 165 € |
Einzahlungen zurück in | 29 Jahren | 18 Jahren |
1 Ein Single hat 30 Jahre etwa doppelt so viel verdient wie der Durchschnitt und zahlt netto 100 € in einen bAV-Vertrag. Löhne und bAV-Beiträge nehmen wir konstant an.
2 Monats- und Rentenbrutto sind nötig, um die Einkommensteuer zu berechnen. Nach 30 Jahren hat der Single gut 61 Rentenpunkte gesammelt, das entspricht rund 1.970 € gesetzlicher Bruttorente.
3 Wir unterstellen, dass für 10.000 € angespartes Kapital 28 € monatliche Bruttorente garantiert sind.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: 26. Juni 2019)
Wenn Du schon heute davon ausgehst, dass Du künftig öfter die Arbeitsstelle wechselst, solltest Du gut überlegen, ehe Du Dich für eine Entgeltumwandlung – speziell eine Direktversicherung – entscheidest. Gleiches gilt für alle, die möglicherweise zwischen Selbstständigkeit und Angestelltenstatus wechseln oder eine Weile im Ausland arbeiten wollen. Es besteht die Gefahr, dass Du am Ende zu viele Verträge parallel führst, in jeden Vertrag aber nur wenig – oder gar nichts mehr – einzahlst.
Das Problem liegt darin, dass Du nicht so ohne weiteres gut verzinste Altverträge zum neuen Arbeitgeber mitnehmen kannst. Oft will die neue Firma sich nur um einen Vertragstyp für die komplette Belegschaft kümmern und nicht die Policen mehrerer Anbieter parallel verwalten.
So kommt es, dass Du als Angestellter beim Jobwechsel häufig nur zwei Möglichkeiten hast: Entweder Du beginnst beim neuen Chef einen gänzlich neuen Vertrag und übernimmst den alten Vertrag privat, mit oder ohne weitere Beitragszahlung. Oder Du überträgst das bisher angesparte Vermögen im Altvertrag auf einen neuen Vertrag. Im einen Fall zahlst Du erneut Abschlusskosten. Im anderen Fall fallen häufig Übertragungskosten an.
Willst Du beruflich flexibel bleiben, solltest Du über andere Arten der Vorsorge nachdenken. Möglich ist zum Beispiel ein Riester-Vertrag (für Erziehende mit vielen Kindern), bei dem es unerheblich ist, wo Du angestellt bist. Eine günstige Netto-Rentenversicherung mit ETFs oder ein flexibler ETF-Sparplan könnten ebenfalls passende Varianten sein.
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