Entgeltumwandlung Aus dem Bruttogehalt betrieblich vorsorgen

Martin_Klotz
Martin Klotz
Finanztip-Experte für Vorsorge

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Entgeltumwandlung (Gehaltsumwandlung) zahlen Arbeitnehmer Teile ihres Bruttogehalts in einen Vertrag der betrieblichen Altersvorsorge (bAV), meist in eine Direktversicherung.
  • Bis zu 302 Euro im Monat werden gefördert: Auf Beiträge bis zu dieser Höhe zahlen Sparer keine Sozialabgaben. Steuerfrei sind sogar bis zu 604 Euro monatlich.
  • Ist die spätere Rente höher als 176,75 Euro im Monat, müssen gesetzlich krankenversicherte Rentner darauf den vollen Beitrag zur Kran­ken­ver­si­che­rung zahlen (durchschnittlich 16,3 Prozent).
  • Wer Bruttogehalt umwandelt, zahlt weniger in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung ein. Damit sich die Sache lohnt, sollte der Chef den Beitrag mit mindestens 20 Prozent bezuschussen.
  • Mindestens 25 Prozent Zuschuss brauchen Mitarbeiter, die zwischen 5.175 Euro und 7.550 Euro Euro im Monat verdienen. Sie können bei Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung nichts sparen.

So gehst Du vor

  • Bietet Dein Chef keine betriebliche Altersversorgung an, frage ihn danach. Er ist seit 2002 verpflichtet, eine Entgeltumwandlung zu ermöglichen.
  • Bietet Dein Chef eine Direktversicherung mit Entgeltumwandlung an, verhandle mit ihm über einen Zuschuss.
  • Dein Chef wählt in der Regel den Vertrag aus. Lass Dir aber trotzdem das Vertragsangebot zeigen und frage nach den Kosten des Vertrages. Hake nach, ob es eine Alternative mit besseren Konditionen gibt.
  • Bei häufigem Jobwechsel lohnt sich eine Entgeltumwandlung eher nicht. Du riskierst, viele Verträge parallel zu führen und bei jedem neuen Vertrag wieder Abschlusskosten zu zahlen.
  • Wenn Du oft den Arbeitsplatz wechselst, bist Du mit anderen Formen der Vorsorge besser beraten, etwa mit einem Riester-Vertrag, einer Netto-Rentenversicherung oder einem ETF-Sparplan.

Mithilfe des Chefs fürs Alter vorzusorgen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Die spätere Betriebsrente stockt bestenfalls die gesetzliche Rente auf und hilft, den Lebensstandard im Alter zu halten. Doch sie lohnt sich nicht immer. Vor allem, wenn der Chef Dich auffordert, Teile Deines Bruttogehalts für eine Lebens- oder Ren­ten­ver­si­che­rung umzuwandeln, solltest Du genau hinschauen.

Wie funktioniert die Entgeltumwandlung?

Entgeltumwandlung, auch Gehaltsumwandlung genannt, ist im Bereich der privaten Altersvorsorge ein recht technischer Begriff. Vereinfacht gesagt bedeutet Entgeltumwandlung, dass ein Arbeitnehmer einen Teil seines Bruttogehalts abzwackt und in einen Vertrag der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) einzahlt.

Oft handelt es sich um eine Lebens- oder Ren­ten­ver­si­che­rung, die der Arbeitgeber für den Mitarbeiter ausgesucht und auch abgeschlossen hat. Man spricht dann auch von einer Direktversicherung.

Was sind die Vorteile der Entgeltumwandlung?

Es gibt eine Reihe von Vorteilen, die Du als Arbeitnehmer hast:  

  1. Auf den Teil Deines Bruttogehalts, den Du in die betriebliche Ver­si­che­rung einzahlst, sparst Du die Sozialabgaben – immerhin gut 20 Prozent – und die persönliche Einkommensteuer. Dieses Jahr kannst Du als Sparer höchstens 302 Euro monatlich abgabenfrei und höchstens 604 Euro steuerfrei in einen bAV-Vertrag zahlen.
  2. Nur auf das Einkommen, das verbleibt, fallen dann Abgaben und Steuern an.
  3. Auf diese Art sparst Du staatlich gefördert für Deinen Lebensabend an: Du zahlst mehr in den Vorsorgevertrag ein, als Dir netto an Einkommen fehlt.
  4. Für die Steu­er­er­klä­rung musst Du in der Ansparphase nichts weiter beachten. Da das umgewandelte Gehalt direkt vom Lohn abgeht, sind die Beiträge automatisch in der Jahresabrechnung der Lohnsteuer berücksichtigt.
  5. Meistens bietet der Chef mit Unterstützung eines Vermittlers nur eine bestimmte Lebens- oder Ren­ten­ver­si­che­rung an. Der Vertrag ist dann oft etwas günstiger als ein privat abgeschlossener Einzelvertrag.
  6. Schließt Du einen neuen bAV-Vertrag ab, muss Dein Chef Deinen Beitrag seit 2019 mit 15 Prozent bezuschussen. Für bestehende Verträge gilt der Pflichtzuschuss ab dem Jahr 2022. Je mehr der Arbeitgeber darüber hinaus zuschießt, umso eher lohnt sich das Geschäft. 

Beispiel: Angenommen, ein lediger Mitarbeiter verdient monatlich 3.780 Euro brutto. Um 100 Euro netto in seine betriebliche Vorsorge zu stecken, muss er 180 Euro seines Bruttogehalts umwandeln. Er spart dadurch 82 Euro an Sozialabgaben und Steuern, wie das Beispiel unten zeigt.

So viel spart ein Durchschnittsverdiener durch Entgeltumwandlung (EU)

 ohne EUmit EUAufwandErsparnis
Monatsbrutto3.780 €3.600 €180 € 
darauf anfallende Sozialabgaben1796 €758 € 

38 €

Einkommensteuer2501 €457 € 

44 €

Monatsnetto2.484 €2.385 €98 €

82€

Dazu zählen die Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung sowie Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung. Als Zusatzbeitrag für die Kran­ken­ver­si­che­rung nehmen wir den bundesweiten Durchschnitt von 1,7 % an. Insgesamt gehen 21,05 % (bei Kinderlosen) des Bruttolohns an Sozialabgaben ab.
2 Einkommensteuer inklusive Solidaritätszuschlag. Kirchensteuer ist nicht berücksichtigt.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)

Was sind die Nachteile der Entgeltumwandlung?

Wenn Du Bruttogehalt umwandelst, solltest Du folgende Punkte  beachten:

  1. Auf die spätere Betriebsrente musst Du Einkommenssteuer und vergleichsweise hohe Abgaben zahlen: als gesetzlich krankenversicherter Rentner einmal den vollen Beitrag zur gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung (durchschnittlich 16,3 Prozent). Dazu kommt der Beitrag zur Pfle­ge­ver­si­che­rung, das macht weitere 2,55 Prozent.
  2. Beiträge zur Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung fallen an, wenn Du als Rentner gesetzlich krankenversichert bist und Deine Betriebsrente (zusammen mit weiteren Versorgungsbezügen, etwa einer Hinterbliebenenrente) höher ausfällt als 176,75 Euro im Monat.
  3. Du erhältst weniger gesetzliche Rente als ohne die Entgeltumwandlung. Denn Du hast jahrelang etwas geringere Beiträge in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung eingezahlt. Maßgeblich für die Rentenansprüche ist Dein Bruttoeinkommen, das nach Abzug Deiner Beiträge zur bAV übrig war.
  4. Bei schlechter Verzinsung und ohne Zuschuss des Arbeitgebers müsstest Du deutlich älter als 90 Jahre werden, um Deine eingezahlten Beiträge wieder herauszubekommen.

Wann lohnt sich die Entgeltumwandlung?

Damit sich die Entgeltumwandlung am Ende auszahlt, müssen die Vorteile dieser Sparmöglichkeit die Nachteile überwiegen. Anders gesagt: Die Vergünstigungen bei Steuern und Abgaben, zusammen mit einem Ar­beit­ge­ber­zu­schuss und der Rendite des Vertrags in den Jahren des Ansparens, müssen die Abzüge in der Rente mehr als kompensieren. Praktisch bedeutet das: Du solltest nicht erst 100 Jahre alt werden müssen, bevor Du netto an Rente herausbekommen hast, was Du vorher netto hineingesteckt haben. 

Folgende Beispielfälle zeigen, ab wann sich die Rechnung bAV lohnt. Wir gehen stets von einem Mustersparer aus, der 30 Jahre lang monatlich 100 Euro netto in eine Direktversicherung (also eine über den Betrieb abgeschlossene Ren­ten­ver­si­che­rung) einzahlt.

Im ersten Fall verdient der Sparer durchschnittlich, anfangs also ungefähr 45.000 Euro im Jahr (Stand: 2024). Im Basisfall nehmen wir an, dass der Durchschnittsverdiener den obligatorischen Zuschuss vom Chef bekommt, aber sein Guthaben sich wegen hoher Vertragskosten nicht verzinst. Dieser Sparer müsste, wenn er mit 67 Jahren in Rente geht, 96 Jahre alt werden, um seine eingezahlten Beiträge wieder herauszubekommen.

Durchschnittsverdiener: So viel bringt der Ar­beit­ge­ber­zu­schuss zur bAV1

   Basisfall2 % Verzinsung
Monatsbrutto23.780 €Rentenbrutto21.769 €1.769 €
Beitrag zur bAV180 €Rente bAV3209 €286 €
Ersparnis Einkommensteuer44 €darauf Einkommensteuer48 €64 €
Ersparnis Sozialabgaben38 €darauf Sozialabgaben14 €29 €
  Nettominderung gesetzliche Rente437 €37 €
Nettobeitrag zur bAV98 €Nettorente bAV5110 €155 €
  Einzahlungen zurück in27 Jahren19 Jahren

1 Ein Single hat 45 Jahre in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung eingezahlt und 98 Euro monatliches Entgelt in einen bAV-Beitrag umgewandelt. Vereinfachend nehmen wir an, dass Löhne und bAV-Beiträge konstant sind.
2 Monatsbrutto und Rentenbrutto sind nötig, um die Einkommensteuerlast zu berechnen. Nach 45 Jahren hat der Single 45 Rentenpunkte gesammelt. Daraus ergibt sich eine gesetzliche Bruttorente von 1.769 €.
3 Wir unterstellen einen garantierten Rentenfaktor von 28. Das bedeutet: Für 10.000 € angespartes Kapital sind 28 € monatliche Bruttorente garantiert.
4 Im Beispiel verliert der Durchschnittsverdiener durch die Entgeltumwandlung (180 € von 3.780 €) pro Jahr etwa 1/21 Rentenpunkt. Über 30 Jahre macht das knapp 1,5 Rentenpunkte.
5 Nettorente bAV beinhaltet immer auch die Minderung der gesetzlichen Rente.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)

Würde sich das angesparte Guthaben über die Jahre mit moderaten 2 Prozent verzinsen, müsste der Rentner noch 86 Jahre alt werden. Das ist schon besser. Noch mehr lohnt sich die Entgeltumwandlung, wenn der Chef mehr als 15 Prozent obendrauf gibt. 

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Warum soll der Arbeitgeber etwas zuschießen?

Vielleicht fragst Du Dich nun, warum der Gesetzgeber seit 2019 vorschreibt, dass der Chef Mitarbeitern einen Zuschuss zu den bAV-Beiträgen geben muss. 

Der wichtigste Grund: Auch der Chef spart sich Sozialabgaben für den Teil Deines Bruttoeinkommens, den Du für eine bAV aufwendest. Zahlst Du gut 180 Euro monatlich in eine Direktversicherung und verdienst Du durchschnittlich, kann der Chef 37 Euro – also etwa 20 Prozent – einsparen.    

Eingesparte Sozialbeiträge beim Arbeitnehmer und Arbeitgeber

 Ausgangsfallnach UmwandlungErsparnis ANErsparnis AG
Monatsbrutto3.780 €3.600 €  
darauf anfallende Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung395 €376 €19 €18 €
darauf anfallende Renten- und Arbeitslosenversicherung401 €382 €19 €19 €
   38 €37 €

Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)

Der Arbeitgeber spart etwa 20 Cent Sozialabgaben bei jedem Euro, den Du aus Deinem Gehalt umwandelst. Da scheint es fair, dass der Arbeitgeber 15 Prozent dieser Ersparnis an Dich zurückgeben muss. Frage aber ruhig auch danach, ob Dein Chef nicht die ganzen 20 Prozent Ersparnis an Dich weitergeben möchte. 

Stehen gerade Gehaltsverhandlungen an und kommst Du beim regulären Gehalt nicht weiter, wäre das eine Gelegenheit, mehr Zuschuss für die bAV zu fordern. Denn für Arbeitgeber ist die Finanzierung der bAV günstiger als regulär mehr Gehalt zu bezahlen. Beim bAV-Zuschuss sparen Arbeitgeber bei den Sozialabgaben für Mitarbeiter, den sogenannten Lohnnebenkosten.

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Warum müssen Gutverdiener deutlich mehr Zuschuss fordern?

Die Entgeltumwandlung loht sich dann am meisten, wenn Du So­zial­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge auf Deinen gesamten bAV-Beitrag sparst. Doch nicht jeder Arbeitnehmer kann von dieser Ersparnis profitieren. Denn für das beitragspflichtige Einkommen zur gesetzlichen Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung hat der Gesetzgeber einen Höchstbetrag festgelegt, der jedes Jahr etwas ansteigt. Im aktuellen Jahr musst Du Sozialbeiträge auf ein Bruttoeinkommen von höchstens 5.175 Euro pro Monat bezahlen. 

Wenn Du Entgelt umwandelst und Dein Bruttogehalt auch nach Abzug der bAV-Beiträge immer noch über den 5.175 Euro liegt, sparst Du also nichts bei Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung.

Um die Nachteile zu verdeutlichen, betrachten wir jetzt einen Mitarbeiter, der im Monat 5.500 Euro brutto verdient und 180 Euro seines Bruttogehalts in eine Direktversicherung umwandelt. Das entspricht, analog zum obigen Beispiel, einem Nettobeitrag zur bAV von 102 Euro.

So viel spart ein Gutverdiener durch die Entgeltumwandlung

 ohne Entgelt-umwandlungmit Entgelt-umwandlungDifferenzErsparnis
für den Arbeitnehmer
Monatsbrutto5.500 €5.320 €180 € 
darauf anfallende Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung541 €541 € 0 €
darauf anfallende Renten- und Arbeitslosen-versicherung583 €564 € 19 €
Sozialabgaben1, gesamt1.124 €1.105 € 19 €

Einkommensteuer2

978 €919 € 59 €
Monatsnetto3.398 €3.296 €102 € 

1 Dazu zählen die Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung sowie Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung. Als Zusatzbeitrag für die Kran­ken­ver­si­che­rung nehmen wir den bundesweiten Durchschnitt von 1,7 % an. Insgesamt gehen 21,05 % (bei Kinderlosen) des Bruttolohns an Sozialabgaben ab.
2 Einkommensteuer inklusive Solidaritätszuschlag. Kirchensteuer ist nicht berücksichtigt.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)

Rund elf Prozent Ar­beit­ge­ber­zu­schuss 

Mit dem obligatorischen Zuschuss des Arbeitgebers – in diesem Fall nur die knapp elf Prozent, die er sich bei Renten- und Arbeitslosenversicherung einspart – und ohne eine Verzinsung der bAV-Beiträge über die Jahre, ist die Rendite einer bAV für Gutverdiener sehr schlecht. Ein Rentner müsste selbst bei einer Verzinsung des Guthabens von zwei Prozent pro Jahr 87 Jahre alt werden, um seine Beiträge, die er 30 Jahre lang einbezahlt hat, wieder hereinzubekommen.

Fall Gutverdiener: So viel bringt der Ar­beit­ge­ber­zu­schuss zur bAV1

   Szenario: AN + AG + Verzinsung (2%)
Monatsbrutto25.500 €Rentenbrutto22.575 €
Beitrag bAV180 €Rente bAV3286 €
Ersparnis Einkommensteuer49 €darauf Einkommensteuer72 €
Ersparnis Sozialabgaben19 €darauf Sozialabgaben29 €
  Minderung gesetzliche Rente436 €
Nettobeitrag Rente bAV102 €Nettorente bAV5149 €
  Einzahlungen zurück nach20 Jahren

1 Ein Single hat 45 Jahre in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung eingezahlt und 102 Euro monatliches Entgelt in einen bAV-Vertrag umgewandelt. Vereinfachend nehmen wir an, dass Löhne und bAV-Beiträge konstant sind.
2 Monats- und Rentenbrutto sind nötig, um die Einkommensteuer zu berechnen. Nach 45 Jahren hat der Single gut 65 Rentenpunkte gesammelt. Daraus ergibt sich eine gesetzliche Bruttorente in Höhe von 2.575 €. 
3 Wir unterstellen einen garantierten Rentenfaktor von 28. Das bedeutet: Für 10.000 € angespartes Kapital sind 28 € monatliche Bruttorente garantiert.
4 Im Beispiel verliert der Mitarbeiter durch die Entgeltumwandlung (180 Euro von 5.500 Euro) pro Jahr etwa 1/31 Rentenpunkt. Über 30 Jahre macht das rund 1 Rentenpunkt.
5 Die Nettorente bAV beinhaltet immer auch die Minderung der gesetzlichen Rente.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)

Fazit: Wer mehr als 5.175 Euro, aber weniger als 7.550 Euro im Monat verdient und eine Entgeltumwandlung angeboten bekommt, sollte mindestens ein Viertel Zuschuss auf den eigenen Beitrag vom Chef einfordern, damit sich die bAV lohnt. 

Wann profitieren Spitzenverdiener?

Wer mehr als 7.550 Euro monatlich brutto bekommt, verdient nicht nur über der Bei­trags­be­messungs­grenze der gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung. Er bezahlt auch den Höchstsatz an Beiträgen zur gesetzlichen Ren­ten­ver­si­che­rung. Eine Entgeltumwandlung würde in diesem Fall keine Erleichterung bei den Sozialabgaben mehr bringen. Der Spitzenverdiener würde nur noch davon profitieren, dass seine Beiträge seine Steuerlast reduzieren.

Auf der anderen Seite muss ein solcher Sparer keine Minderung bei der gesetzlichen Rente hinnehmen. Insgesamt stehst Du als Spitzenverdiener recht gut da, wenn Du es schaffst, Deinen Chef zu überzeugen, Deine eigenen Beiträge mit mindestens 15 Prozent zu bezuschussen. Das wird möglicherweise schwer, weil der Chef keine Sozialabgaben mehr sparen kann. Versuchen solltest Du es dennoch.

Fall Spitzenverdiener: So viel bringt der Ar­beit­ge­ber­zu­schuss zur bAV1

   Szenario: AN + AG + Verzinsung (2%)
Monatsbrutto27.800 €Rentenbrutto23.534 €
Beitrag bAV180 €Rente bAV3286 €
Ersparnis Einkommensteuer85 €darauf Einkommensteuer82 €
Ersparnis Sozialabgaben0 €darauf Sozialabgaben29 €
  Minderung gesetzliche Rente0 €
Nettobeitrag Rente bAV95 €Nettorente bAV4175 €
  Einzahlungen zurück nach16 Jahren

1 Ein Single hat 45 Jahre in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung eingezahlt und 95 Euro monatliches Entgelt in einen bAV-Vertrag umgewandelt. Vereinfachend nehmen wir an, dass Löhne und bAV-Beiträge konstant sind.
2 Monats- und Rentenbrutto sind nötig, um die Einkommensteuer zu berechnen. Nach 45 Jahren hat der Single gut 90 Rentenpunkte gesammelt. Daraus ergibt sich eine gesetzliche Bruttorente in Höhe von 3.534 €. 
3 Wir unterstellen einen garantierten Rentenfaktor von 28. Das bedeutet: Für 10.000 € angespartes Kapital sind 28 € monatliche Bruttorente garantiert.
4 Die Nettorente bAV beinhaltet immer auch die Minderung der gesetzlichen Rente.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2024)

Was tun bei häufigem Jobwechsel?

Wenn Du schon heute davon ausgehst, dass Du künftig öfter die Arbeitsstelle wechselst, solltest Du gut überlegen, ehe Du Dich für eine Entgeltumwandlung – speziell eine Direktversicherung – entscheidest. Gleiches gilt für alle, die möglicherweise zwischen Selbstständigkeit und Angestelltenstatus wechseln oder eine Weile im Ausland arbeiten wollen. Es besteht die Gefahr, dass Du am Ende zu viele Verträge parallel führst, in jeden Vertrag aber nur wenig – oder gar nichts mehr – einzahlst.

Das Problem liegt darin, dass Du nicht so ohne weiteres gut verzinste Altverträge zum neuen Arbeitgeber mitnehmen kannst. Oft will die neue Firma sich nur um einen Vertragstyp für die komplette Belegschaft kümmern und nicht die Policen mehrerer Anbieter parallel verwalten.

So kommt es, dass Du als Angestellter beim Jobwechsel häufig nur zwei Möglichkeiten hast: Entweder Du beginnst beim neuen Chef einen gänzlich neuen Vertrag und übernimmst den alten Vertrag privat, mit oder ohne weitere Beitragszahlung. Oder Du überträgst das bisher angesparte Vermögen im Altvertrag auf einen neuen Vertrag. Im einen Fall zahlst Du erneut Abschlusskosten. Im anderen Fall fallen häufig Übertragungskosten an.

Willst Du beruflich flexibel bleiben, solltest Du über andere Arten der Vorsorge nachdenken. Möglich ist zum Beispiel ein Riester-Vertrag (für Erziehende mit vielen Kindern), bei dem es unerheblich ist, wo Du angestellt bist. Eine günstige Netto-Rentenversicherung mit ETFs oder ein flexibler ETF-Sparplan könnten ebenfalls passende Varianten sein.

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Autoren
Sara Zinnecker

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