Rentenbesteuerung Wann müssen Rentner eine Steu­er­er­klä­rung abgeben?

Jörg Leine
Finanztip-Experte für Steuern

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch Renten können steuerpflichtig sein. Das bedeutet aber nicht, dass Du im Ruhestand unbedingt eine Steu­er­er­klä­rung machen musst.
  • Wir erklären Dir, wann Du verpflichtet bist, Deine Unterlagen beim Finanzamt einzureichen.

So gehst Du vor

  • Vergleiche Deine aktuelle Rente mit der Grafik hier im Ratgeber. Bedenke, dass Du auch zusätzliche Einnahmen berücksichtigen musst.
  • Die Steu­er­er­klä­rung machst Du am besten mit einem Steuerprogramm oder einer Steuer-App.
  • Wir empfehlen für alle Fälle Wiso Steuer 2023 und Steuersparerklärung 2023 (ohne Photovoltaik). 
  • Wenn Du nicht selbstständig bist, reicht meist unser Preis-Leistungs-Tipp Tax 2023.
  • Für sehr einfache Fälle bietet sich auch eine Steuer-App an. In unserem ausführlichen App-Test haben uns Steuerbot, Wiso Steuer und Taxfix besonders überzeugt.

Die meisten Rentnerinnen und Rentner müssen zwar keine Steuern - genauer keine Einkommensteuer - zahlen und deshalb auch keine Steu­er­er­klä­rung abgeben. Allerdings werden es Jahr für Jahr mehr Menschen im Alter, die es dann doch tun müssen. Mittlerweile betrifft das mehr als jeden vierten Ruheständler. Der häufigste Grund: Die Seniorinnen und Senioren haben neben ihrer gesetzlichen Rente noch weitere steuerpflichtige Einkünfte wie Mieteinnahmen, Kapitaleinkünfte oder andere Renten. Beziehst Du also ausschließlich eine überschaubare gesetzliche Rente, bist Du eher nicht von der Pflicht zur Abgabe einer Steu­er­er­klä­rung betroffen.

Wenn Du eine Steu­er­er­klä­rung machen musst, heißt das aber noch lange nicht, dass Du auch Steuern zahlen wirst. Denn wie im Berufsleben kannst Du auch als Rentner Deine Steuerlast in der Steu­er­er­klä­rung drücken, im besten Fall auf Null.

Grundfreibetrag und Rentenfreibetrag

Wie im Erwerbsleben profitieren auch Rentnerinnen und Rentner vom Grundfreibetrag. Der auch Existenzminimum genannte Wert beträgt im Steuerjahr 2023 für Alleinstehende 10.908 Euro (10.347 Euro im Jahr 2022) und wird jährlich angepasst. Bist Du verheiratet oder lebst in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, gilt der doppelte Wert. Bis zu dieser Summe sind alle Einkünfte schon mal steuerfrei. Hinzu kommen noch die Wer­bungs­kos­ten­pau­scha­le von 102 Euro und der Sonderausgaben-Pauschbetrag von 36 Euro. Du bist im Steuerjahr 2023 schon bei mindestens 11.046 Euro (im Jahr 2022 10.485 Euro) steuerfrei.

Dazu kommt ein weiterer Freibetrag, der Rentenfreibetrag. Generell gilt: Es ist immer nur ein Teil Deiner gesetzlichen Rente steuerpflichtig. Stand jetzt ist erst ab 2040 die komplette Rente zu versteuern. Bis dahin wird der sogenannte Besteuerungsanteil pro Jahr um ein Prozent erhöht.

Die Ampel-Koalition hatte im Koalitionsvertrag jedoch vereinbart, den zu besteuernden Anteil Deiner Rente langsamer zu erhöhen. Im Entwurf des Wachstumschancengesetzes vom 2. Oktober 2023 findet sich auf den Seiten 18 und 19 konkret, wie das aussehen soll. Demnach sollen die 100 Prozent erst 2058 erreicht werden. Um das zu erreichen,steigt nach diesem Entwurf der Besteuerungsanteil ab dem Jahr 2023 nicht mehr um 1 Prozent , sondern noch nur um 0,5 Prozent. Diese neuen Rentenbesteuerungspläne sind als Teil des Wachstumschancengesetzes Ende 2023 aber immer noch nicht als Gesetz verabschiedet. Es hängt noch im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat. Wir zeigen Dir in der zweiten der beiden folgenden Tabellen aber trotzdem, welche Auswirkungen das haben würde.

Steuertabelle für Rentner bis 2022

Jahr des
Rentenbeginns
Besteuerungs-
anteil (in %)
steuerfreier
Anteil (in %)
2005 und früher5050
200652

48

20075446
20085644
20095842
20106040
20116238
20126436
20136634
20146832
20157030
20167228
20177426
20187624
20197822
20208020
20218119
20228218

Quelle: EStG Paragraf 22 (Stand: 26. Dezember2023)

Du siehst, dass der Teil der steuerpflichtigen Rente Jahr für Jahr steigt, der steuerfreie Teil hingegen sinkt. Der Besteuerungsanteil ist bis 2020 jeweils um 2 Prozent pro Jahr gestiegen, danach nur noch um 1 Prozent.

Steuertabelle für Rentner ab 2023

Jahr des 
Rentenbeginns
Besteuerungs-
anteil (in %) 
bisherige Regelung
steuerfreier
Anteil (in %)
bisherige Regelung
Besteuerungs-
anteil (in %)
GEPLANT
steuerfreier
Anteil (in %)
GEPLANT
2023831782,517,5
202484168317
2025851583,516,5
202686148416
2027871384,515,5
202888128515
2029891185,514,5
203090108614
203191986,513,5
20329288713
203393787,512,5
20349468812
203595588,511,5
20369648911
203797389,510,5
20389829010
203999190,59,5
20401000919
2041100091,58,5
20421000928
2043100092,57,5
20441000937
2045100093,56,5
20461000946
2047100094,55,5
20481000955
2049100095,54,5
20501000964
2051100096,53,5
20521000973
2053100097,52,5
20541000982
2055100098,51,5
20561000991
2057100099,50,5
205810001000

Quelle: EStG Paragraf 22, Entwurf Wachstumschancengesetz (Stand: 26. Dezember2023)

Hier kannst Du mehrere Dinge ablesen. Nach der bisherigen Regelung steigt der Besteuerungsanteil der Rente jeweils um 1 Prozent pro Jahr bis 2040 100 Prozent erreicht sind. 
Das geplante Wachstumschancengesetz sieht vor, dass der Besteuerungsanteil nur um 0,5 Prozent im Jahr steigt und deshalb erst 2058 die 100 Prozent erreicht sind.
Oder anders gesagt: Nach der bisherigen Regelung müssen alle Rentner, die 2040 oder später in Rente gehen, ihre komplette Rente versteuern, nach den Planungen betrifft es die, die 2058 oder später in den Ruhestand kommen.

Der Rentenfreibetrag wird aus diesen Zahlen und der Höhe Deiner Rente im Jahr nach der ersten Rentenzahlung ermittelt und ist ein konstanter Betrag in Euro. Er bleibt Dein Leben lang konstant.

Beispiel: Bruno bekommt im Oktober 2021 erstmals eine Rente von 1.200 Euro. Ab Juli 2022 steigt sie auf monatlich 1.270 Euro. Deshalb bekommt Bruno 2022 insgesamt 14.820 Euro Rente. Weil Bruno 2021 in Rente gegangen bist, muss er 81 Prozent versteuern. Der Besteuerungsanteil beträgt somit 12.004 Euro. Die Differenz zu seiner Gesamtrente ist der Rentenfreibetrag, in diesem Fall (14.820 - 12.004) = 2.816 Euro, den das Finanzamt auf Dauer festsetzt. Bis zu diesem Betrag bleibt Brunos Rente bis zum Lebensende steuerfrei.

Addieren wir alles im Beispiel für das Steuerjahr 2023 alles zusammen: 10.485 Euro (Grundfreibetrag, Wer­bungs­kos­ten­pau­scha­le und Sonderausgaben-Pauschbetrag) plus 2.816 Euro Rentenfreibetrag ergeben 13.301 Euro – steuerfrei. Hinzu kommen dann noch die Beiträge für die Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung.

Wann ist eine Steu­er­er­klä­rung fällig?

Die erste, sehr gute Orientierung erhältst Du mit unserer Grafik. Schaue zuerst auf das Jahr, in dem Du in Rente gegangen bist:

  • Bist Du mit Deiner aktuellen Brutto-Rente über dem entsprechenden Wert, musst Du eine Steu­er­er­klä­rung abgeben.
  • Liegst Du darunter – und hast keine weiteren steuerpflichtigen Einkünfte, musst Du das nicht tun.
  • Der dritte Fall ist der komplizierter: Denn kommen zusätzliche Einkünfte – etwa Vermietungs- oder noch nicht versteuerte Kapitaleinnahmen – hinzu, musst Du diese wieder zu den Einkünften addieren. Auch wenn einer der zusammenveranlagten Partner Lohn bezieht oder andere Einkünfte hat, kannst Du zur Abgabe verpflichtet sein. Im Ratgeber Pflicht zur Ein­kom­men­steu­er­er­klä­rung haben wir die allgemeinen Grundsätze zusammengefasst.

Mit der Steu­er­er­klä­rung kannst Du dafür sorgen, dass Du weniger oder gar keine Steuern zahlen musst. Denn Du kannst Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen und noch mehr absetzen. Wie das genau funktioniert, erfährst Du in unserem Ratgeber „Welche Kosten du im Ruhestand in der Steu­er­er­klä­rung absetzen kannst“.

Rentnerinnen und Pensionäre ohne weitere Einkünfte können mit EinfachElster, einem Programm der Finanzverwaltung, ihre Steu­er­er­klä­rung erledigen. Es ist weniger komplex als Elster. Wir haben für Dich verschiedene Software und Apps für Steu­er­er­klä­rungen getestet. Ausführliche Informationen findet Du im dazugehörigen Ratgeber.

Mehr dazu im Ratgeber Steuersoftware

  • Wir empfehlen als Steuerprogramm für alle Fälle Wiso Steuer 2023 und Steuersparerklärung 2023 (ohne Photovoltaik). Wenn Du nicht selbstständig bist, reicht meist unser Preis-Leistungs-Tipp Tax 2023.

  • Für sehr einfache Fälle bieten sich auch die Steuer-Apps Steuerbot, Wiso Steuer und Taxfix an.

 Zum Ratgeber

Die Aufforderung zur Steu­er­er­klä­rung

Fordert Dich das Finanzamt zur Abgabe der Steu­er­er­klä­rung auf, dann musst Du das bis zur gesetzten Frist tun. Oft will das Finanzamt sogar Erklärungen für mehrere Jahre rückwirkend, bis zu maximal sieben Jahre. Hältst Du die Frist nicht ein, riskierst Du einen Verspätungszuschlag.

Die Träger der Ren­ten­ver­si­che­rungen und auch die privaten Versicherer teilen der Finanzverwaltung in sogenannten Ren­ten­be­zugs­mit­teil­ung­en mit, welche Renten sie im Jahr überwiesen haben (Paragraf 22a Einkommensteuergesetz). Folglich fordern Finanzämter manche Rentnerinnen und Rentner gezielt dazu auf, eine Steu­er­er­klä­rung abzugeben. Wenn Du Dich bei Elster online für die vorausgefüllte Steu­er­er­klä­rung registrieren lässt, erhältst Du automatisch auch die gemeldeten Rentenzahlungen als Daten übermittelt.

Auch Kran­ken­kas­sen teilen den Finanzämtern die Höhe der gezahlten Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rungsbeiträge ihrer Versicherten mit. Dem Finanzamt liegen noch weitere elektronische Daten (E-Daten) vor. Über den Service „Abruf von Bescheinigungen“ (früher: Belegabruf) kannst Du die E-Daten vom Finanzamt abrufen und einfach in Deiner elektronischen Steu­er­er­klä­rung über Elster oder mit einem Steuerprogramm übernehmen.

Diejenigen, die weiterhin ihre Steu­er­er­klä­rung auf Papier erstellen, müssen seit der Steu­er­er­klä­rung 2019 in der Anlage R normalerweise nicht mehr viel ausfüllen. Denn in die Dunkelgrün hinterlegten E-Daten-Felder musst Du nur etwas eintragen, wenn die elektronisch gemeldeten Beträge falsch sein sollten.

Tipp: Wenn Du Deine Steu­er­er­klä­rung auf Papier erstellst, solltest Du bei der gesetzlichen Ren­ten­ver­si­che­rung die kostenlose Rentenbezugsmitteilung zur Vorlage beim Finanzamt bestellen. Diese enthält die Rentenbeiträge, die Du in der Steu­er­er­klä­rung eintragen musst. Sie gibt zudem Hinweise, wo Du diese Werte in den Formularen eintragen musst. Hast Du die Bescheinigung einmal beantragt, bekommst Du diese in den Folgejahren automatisch zugesandt. Bei der Bestellung musst Du Deine Sozialversicherungsnummer nennen; für eine Hinterbliebenenrente benötigst Du die des Verstorbenen.

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Rentner und die Pflicht zur Steu­er­er­klä­rung

Einige Rentnerinnen und Rentner haben sich möglicherweise früher eine Nichtveranlagungs-Bescheinigung (NV-Bescheinigung) oder eine andere Mitteilung des Finanzamts besorgt, die ausweist, dass sie (noch) nicht zur Abgabe einer Steu­er­er­klä­rung verpflichtet sind. Beim Übergang vom lohnsteuerpflichtigen Angestellten ins Rentendasein ist das ein realistisches Szenario.

Das kann sich aber aufgrund der Systematik der Rentenbesteuerung recht schnell ändern, ohne dass es Dir oder dem Finanzamt sofort bewusst ist. Daher solltest Du Dir jedes Jahr einen Überblick über Dein zu versteuerndes Einkommen verschaffen. Es kann nämlich vorkommen, dass das Finanzamt erst nach Jahren Deine Ren­ten­be­zugs­mit­teil­ung­en auswertet. Erst dann informiert es Dich auch über die neu eingetretene Abgabepflicht. Wenn Dir das passiert, kann es sogar passieren, dass Du für einige Jahre rückwirkend Steu­er­er­klä­rungen erstellen musst.

Mögliche Gründe, warum Rentner unbemerkt in die Abgabepflicht rutschen, sind:

  • eine Rentenerhöhung, die den bisherigen individuellen Rentenfreibetrag (plus Grundfreibetrag) übersteigt,
  • der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin stirbt,
  • zusätzliche Renten aus privater Vorsorge wie eine Rürup-Rente.

Wegen der Rentenerhöhung am 1. Juli 2023 wurden zum Beispiel laut Bundesfinanzministerium 109.000 Rentner und Rentnerinnen steuer- und damit auf jeden Fall abgabepflichtig. Allerdings fielen auch 195.000 wieder aus der Steuerpflicht heraus, weil der Grundfreibetrag in diesem Jahr wie die Renten stark angestiegen ist.

Bemerkst Du selbst, dass Du irgendwann abgabepflichtig geworden bist, und lieferst Deine Steu­er­er­klä­rung zu spät ab, setzt das Finanzamt aktuell auch rückwirkend Verspätungszuschläge fest.

Bemerkst Du es nicht und wirst erst vom Finanzamt aufgefordert, muss Du auch dann erst tätig werden. In die Verspätung rutschst Du dann nur hinein, wenn Du den vom Finanzamt gesetzten Termin für die Abgabe überschreitest. 

Es kann also in der Regel sinnvoll sein zu warten, bis das Finanzamt zur Steu­er­er­klä­rung auffordert. Denn dann umgehst Du potenzielle Verspätungszuschläge. Auf der anderen Seite musst Du unter Umständen die Erklärungen rückwirkend für mehrere Jahre machen - und das bei relativ kurzer Frist. Wenn Du ahnst, dass Du eine Steu­er­er­klä­rung abgeben musst, Dich aber entscheidest, auf das Finanzamt zu warten, solltest Du Dich vorbereiten und alle wichtigen Unterlagen besorgen und archivieren oder in einem Ordner abheften.  

Autoren
Udo Reuß
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