Brutto und Netto-Rente

So viel Geld bleibt von der Rentenerhöhung 2023 übrig

Jan Scharpenberg
Finanztip-Experte für Rente

Das Wichtigste in Kürze

  • Zum 1. Juli 2022 wurden die Renten um 6,12 Prozent in den neuen und 5,35 Prozent in den alten Bundesländern erhöht.
  • Zum 1. Juli 2023 wird der Rentenwert erneut um 5,86 Prozent in den neuen und 4,39 Prozent in den alten Bundesländern angehoben. 
  • Von dieser Brutto-Erhöhung kommt aber netto nicht die gesamte Erhöhung auf Deinem Konto an.

So gehst Du vor

  • Die Höhe Deiner neuen Netto-Rente steht in Deiner Anpassungsmitteilung.
  • Mit Hilfe Deiner Beitragssätze für Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung kannst Du Deine Netto-Rente auch einfach selbst ausrechnen.
  • Achte darauf, dass Du nach der Erhöhung nicht in die Steuerpflicht rutschst.

Zum 1. Juli trat eine der größten Rentenerhöhungen seit Jahrzehnten in Kraft. Wenn Du Rentner bist, konntest Du Dich über satte 6,12 Prozent in den neuen und 5,35 Prozent in den alten Bundesländern mehr Brutto-Rente freuen. Zum 1. Juli 2023 wird es dank der guten Lohnentwicklung die nächste deutliche Erhöhung geben. Wie das Bundesarbeitsminsiterium bekannt gegeben hat, wird dann eine Rentenerhöhung von 5,86 Prozent in den neuen und 4,39 Prozent in den alten Bundesländern in Kraft treten. 

Allerdings kommen solche Brutto-Erhöhungen nicht als Netto der monatlichen Rente auf Deinem Konto an.

Das hat mit den Beiträgen für die Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung zu tun. Die zahlst Du nämlich anteilig von Deiner monatlichen Rente. Wir helfen Dir, ganz einfach herauszufinden, wie viel Geld mehr Du nach der Erhöhung wirklich bekommst.

Wie erhöht sich Deine Brutto-Rente nach dem 1. Juli?

Damit Du nachvollziehen kannst, wie viel Netto-Rente am Ende übrigbleibt, müssen wir Dir zunächst erklären, wie Deine Brutto-Rente berechnet wird.

Die prozentuale Rentenerhöhung bezieht sich immer auf den (Renten)-Wert der sogenannten Rentenpunkte. Die sind eine der Rechengrößen in der Rentenformel, mit der Deine Rente berechnet wird. Im Laufe Deines Arbeitslebens sammelst Du jährlich eine bestimmte Anzahl Rentenpunkte, je nachdem wie viel Gehalt Du in besagtem Jahr verdient hast.

Wenn Du genau wissen willst, was es mit den Rentenpunkten auf sich hat, dann schau doch mal in unseren Ratgeber zur Rentenformel.

Ein Entgeltpunkt ist seit der Erhöhung am 1. Juli in den neuen Bundesländern simpel ausgedrückt 35,52 Euro Rente im Monat wert und 36,02 Euro in den alten Bundesländern. Der Unterschied fällt übrigens ab dem 1. Juli 2023 weg. Durch die Rentenerhöhung von 4,39 Prozent (West) beziehungsweise 5,86 Prozent (Ost) steigt der Rentenwert einheitlich auf 37,60 Euro.

Aber wie wirkt sich das auf Deine monatliche Brutto-Rente aus? Wenn Du bereits Rentner oder Rentnerin bist, brauchst Du Dich nicht für andere Rechengrößen wie Zugangs- oder Rentenfaktor zu interessieren. Diese ändern sich für Dich nicht und haben daher keinen Einfluss bei der Neuberechnung Deiner monatlichen Brutto-Rente. Das heißt im Umkehrschluss: Du kannst die prozentuale Erhöhung des Rentenwerts ohne Umschweife auf Deine jetzige Rente aufschlagen. Unsere Tabelle gibt Dir dafür eine erste Orientierung.

So erhöhen sich die Renten 2023 in Ost und West

alte Brutto Renteneu (West)neu (Ost)
1.000 €1.043,90 €1.058,60 €
1.250 €1.304,88 €1.323,25 €
1.500 €1.565,85 €1.587,90 €
1.750 €1.826,83 €1.852,55 €
2.000 €2.087,80 €2.117,20 €
2.250 €2.348,78 €2.381,85 €
2.500 €2.609,75 €2.646,50 €
2.750 €2.870,73 €2.911,15 €
3.000 €3.131,70 €3.175,80 €

Warum steigt mit der Rente die Kran­ken­ver­si­che­rung?

Wie genau sich Deine Brutto-Rente erhöht, steht auch in Deiner Anpassungsmitteilung. Diese verschickte die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung zwischen dem 10. Juni und dem 27. Juli. Darin wird auch aufgeschlüsselt, welche Auswirkung die Erhöhung auf Deine monatliche Netto-Rente hat.

Denn von Deiner Brutto-Rente musst Du noch die Beiträge zur Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung zahlen. Die Höhe dieser Beiträge wird prozentual von Deiner Rente berechnet. Wenn Du also mehr Rente bekommst, musst Du auch mehr für Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung zahlen.

Sofern Du im Ruhestand nicht privat krankenversichert bist, beträgt der Beitragssatz für die Kran­ken­kas­se der Rentner aktuell 14,6 Prozent. Dazu kommt der Zusatzbeitrag von aktuell 1,3 Prozent. Von beiden Beitragssätzen zahlst Du aber nur die Hälfte. Die andere Hälfte übernimmt die Ren­ten­ver­si­che­rung. Die Beiträge zur Pfle­ge­ver­si­che­rung zahlst Du hingegen allein. 2023 liegt der Beitragssatz für Rentner mit Kindern bei 3,05 Prozent. Zu Kindern zählen auch Stief-, Adoptiv- und Pflegekinder. Hast Du keine Kinder, zahlst Du 3,4 Prozent Beitragssatz von Deiner Rente. Ausführliche Infos zum Thema findest Du in unserem Ratgeber zur Rente und Pfle­ge­ver­si­che­rung.

Wenn Du diese Kosten von Deiner Brutto-Rente abziehst, erhältst Du Deine monatliche Netto-Rente vor Steuern.

So berechnest Du Deine neue Netto-Rente

Die Netto-Rente findest Du ebenfalls in Deiner Anpassungsmitteilung. Wenn Du nicht auf diese warten oder die Zahlen überprüfen willst, kannst Du Deine Netto-Rente auch selbst ausrechnen. Das ist gar nicht so schwierig. Wir helfen Dir mit einem Beispiel.

Beispielrechnung:

  • Renate bekommt als Rentnerin mit Kindern in den alten Bundesländern eine Rente von 1500 Euro. 
  • Darauf zahlt sie 119,25 Euro Kran­ken­ver­si­che­rung (7,95 Prozent) und 45,75 Euro Pfle­ge­ver­si­che­rung (3,05 Prozent). Ihr bleibt eine Netto-Rente von 1335 Euro.
  • Nach der Erhöhung am 1. Juli 2023 beträgt ihre Brutto-Rente 1565,85 Euro.
  • Wenn Renate darauf wieder die prozentualen Beitragssätze anwendet, ergeben sich neue Kosten von rund 124,50 Euro für die Kran­ken­ver­si­che­rung und zirka 47,78 Euro für die Pfle­ge­ver­si­che­rung.
  • Renate bleibt also eine Netto-Rente in Höhe von 1393,61 Euro.

In unserem Beispiel würden auf Renates Konto nach der Erhöhung demnach nicht die 65,85 Euro zusätzlich landen, die sich aus dem Vergleich der Brutto-Rente vor und nach dem 1. Juli ergeben. Durch die gleichzeitig höheren Beiträge für Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung wären es netto nur 58,61 Euro mehr Rente im Monat.

Tipp: Du solltest als Rentner nach der Erhöhung überprüfen, ob Du nun jährlich so viel Einkommen hast, dass Du Steuern zahlen musst. Allein durch die Rentenerhöhung passiert das aber selten. Für 2022 fielen laut Aussage des Bundesfinanzministeriums 106.000 Rentner und Rentnerinnen wegen der Erhöhung in die Steuerpflicht.

Entscheidend ist in 90 Prozent der Fälle das zusätzliche Einkommen, dass die Betroffenen neben der Rente kassieren. Dieses lässt sich wiederum mittels einer Steu­er­er­klä­rung so reduzieren, dass Du unter den Grundfreibetrag fällst. Der liegt für 2023 bei 10.908 Euro pro Jahr und steigt damit um 561 Euro. Wenn Deine Rentenach dem 1. Juli 2023 demnach um mehr als 93,5 Euro pro Monat steigt, solltest Du Deine Steuerpflicht überprüfen. Wie genau das funktioniert und worauf Du bei der Überprüfung Deiner Steuerpflicht achten solltest, kannst Du in unserem Ratgeber zu Rente und Steuern ganz einfach nachschlagen.

Autor
Jan Scharpenberg