Biogas Heizen mit Biogas ist teurer, aber klimafreundlich
Finanztip-Experte für Energie
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Jetzt Biogastarife vergleichen
Wer nach ökologischen Alternativen zu Erdgas sucht, stößt oft auf die Begriffe Klimagas und Ökogas. Viele Anbieter bewerben ihre Gastarife als ökologisch, wenn sie Geld für Projekte zum Klimaschutz ausgeben. Das Produkt heißt dann eben Klimagas oder Ökogas.
Bei Biogas ist das ein wenig anders: Das wird tatsächlich aus erneuerbaren Energien gewonnen. Unser Vergleich zeigt, dass Biogastarife mehr kosten als die günstigsten Tarife für fossiles Erdgas. Wenn Du möglichst klimafreundlich mit Gas heizen willst, sind sie aber die beste Option. Wir zeigen Dir, wie Du einen geeigneten Biogastarif findest.
Wenn Du mit einer Gasheizung heizt, verbrennst Du für gewöhnlich fossiles Erdgas, das über Millionen Jahre in der Erde gespeichert war. Dabei wird Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt, ein Treibhausgas, das zur Erwärmung des Klimas beiträgt.
Biogas wird im Gegensatz zu Erdgas in Biogasanlagen aus Energiepflanzen wie Mais, Lebensmittelabfällen wie Biomüll oder Landwirtschaftsabfällen wie Gülle gewonnen. Es zählt zu den erneuerbaren Energien. Zwar setzt auch die Verbrennung von Biogas CO2-Emissionen frei – allerdings nur so viel, wie die verwendeten Stoffe zuvor aus der Luft aufgenommen haben. Deswegen gilt das Verbrennen von Biogas als klimaneutral.
Biogas entsteht durch die Vergärung organischer Stoffe. In einem luftdichten Reaktor werden sie unter speziellen klimatischen Bedingungen von Bakterien zersetzt. Die meisten Betreiber von Biogasanlagen in Deutschland nutzen Biogas, um Strom zu erzeugen und über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütet zu bekommen.
Deutlich weniger Anlagenbetreiber veredeln Biogas zu sogenanntem Biomethan. Als solches entspricht Biogas dann dem normalen Erdgas, ist genauso effizient und kann direkt ins Gasnetz gespeist werden. Laut Zahlen des Deutschen Biomasseforschungszentrums machte Biomethan im Jahr 2021 mit elf Terrawattstunden gerade einmal ein Prozent des gesamten Gasverbrauchs von Deutschland aus. Diese Zahl zeigt schon: Biogas zum Heizen ist nur in sehr begrenzter Menge verfügbar.
Bei Biogastarifen besteht mindestens ein Teil des Gases aus erneuerbarer Energie. Es gibt Tarife mit einem Biogasanteil zwischen 1 und 100 Prozent. Bei Tarifen mit einem Biogasanteil von unter 100 Prozent besteht der restliche Anteil weiterhin aus Erdgas aus herkömmlichen Quellen.
Vielleicht überraschend: Wenn Du Dich für einen Biogastarif entscheidest, kommt bei Dir zuhause nicht unbedingt Biogas aus der Leitung. Aber Du stellst damit sicher: Entweder wird die von Dir gekaufte Menge Biogas irgendwo in Deutschland als Biomethan in das Gasnetz eingespeist. Oder das Biogas wird zumindest an anderer Stelle genutzt, zum Beispiel in lokalen Wärmenetzen – und dann rechnerisch Dir zugeordnet.
In bestehenden Gebäuden darfst Du unter bestimmten Umständen auch heute noch eine neue Gasheizung einbauen. Allerdings musst Du diese ab 2029 mit mindestens 15 Prozent erneuerbaren Energien betreiben, später wird der geforderte Anteil noch weiter steigen. Das regelt das Gebäudeenergiegesetz (GEG), auch Heizungsgesetz genannt.
Um die GEG-Quote zu erfüllen, brauchst Du ganz bestimmte Biogastarife nach Paragraf 71f GEG. Nur dann gilt das Biogas als „GEG-konform“. Nicht alle Biogastarife in unserem Rechner erfüllen diese Anforderungen. Benötigst Du einen GEG-konformen Biogastarif, prüfe das direkt beim Anbieter nach, etwa auf seiner Website. Beachte: Vor 2024 eingebaute Gasheizungen müssen die GEG-Quote nicht erfüllen. Sie müssen aber spätestens 2045 außer Betrieb genommen werden, wenn sie bis dahin nicht zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Die Begriffe „Klimagas“ und „Ökogas“ bezeichnen oft beide das Gleiche: Gasanbieter versprechen, die bei der Verbrennung entstehenden CO2-Emissionen auszugleichen. Dafür investieren sie in Klimaschutzprojekte, zum Beispiel in die Aufforstung von Wäldern, was sie sich durch Ökogas-Zertifikate bescheinigen lassen. Verheizt wird aber weiterhin ausschließlich fossiles Erdgas – mit „bio“, also Biogas, hat Ökogas dann nichts zu tun.
Viele Gasanbieter werben mit der Bezeichnung Klimagas und erwecken den Eindruck, dass es sich dabei um eine ökologische Variante von normalem Erdgas handelt. Klingt gut – doch Du kannst Dich nicht darauf verlassen, dass die verursachten Emissionen bei Klima- oder Ökogas tatsächlich vollständig ausgeglichen werden. Das hat eine Investigativrecherche von Correctiv im April 2024 gezeigt.
Es gibt aber auch Anbieter, die tatsächlich Biogas verkaufen, dieses aber unter dem Namen „Ökogas“ vermarkten. Achte bei Ökogas also genau darauf, ob es sich dabei um Klimagas oder Biogas handelt.
Wir wollten wissen, was es Verbraucherinnen und Verbraucher kostet, wenn sie wirklich klimafreundliches Gas, also Biogas, nutzen. Deshalb haben wir im April 2024 die Preise für Biogas und für konventionelles Gas in zehn großen Städten in ganz Deutschland verglichen.
Das Ergebnis unseres Preisvergleichs: Biogastarife kosten mehr als günstige Tarife für normales Gas. Und zwar umso mehr, je höher der Anteil von Biogas ist. Je nach Tarif kostet reines Biogas ungefähr doppelt so viel wie konventionelles Erdgas. Die günstigsten Tarife für 100 Prozent Biogas lagen in unserer Stichprobe bei 15 Cent pro Kilowattstunde (kWh).
durchschnittliche Kosten pro Jahr | durchschnittlicher Preis pro kWh | |
---|---|---|
Gas ohne Biogas-Anteil | 1.263 Euro | 8,4 Cent |
Gas mit 10 % Biogas-Anteil | 1.562 Euro | 10,4 Cent |
Gas mit 100 % Biogas-Anteil | 2.246 Euro | 15,0 Cent |
Die Preise für alle Produkte wurden für zehn Postleitzahlen bei Check24 mit einer Vertragslaufzeit und Preisgarantie von je zwölf Monaten und ohne Berücksichtigung von Boni und zusätzlich bei den Anbietern Polarstern und EWS Schönau abgefragt. Jeweils das günstigste Angebot floss in die Berechnung ein. Die Kosten gelten für einen jährlichen Verbrauch von 15.000 Kilowattstunden und sind gerundet. Arbeitspreis und Grundpreis wurden berücksichtigt. Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 10. April 2024)
Drei Kostenblöcke bestimmen den Gaspreis: Der erste ist variabel und setzt sich zusammen aus den Kosten für die Beschaffung des Gases und der Gewinnmarge des Anbieters. Hinzukommen als fixe Kostenfaktoren noch die Netzentgelte sowie der Block Steuern und Abgaben. Biogas kostet vor allem aufgrund des ersten Kostenblocks mehr: Die Produktion von Biogas ist für Anbieter gewöhnlich teurer als der Einkauf von Erdgas. Nach Zahlen des Biomethanhändlers Agriportance kostete Biomethan im April 2024 je nach Erzeugerstoff zwischen 9,5 und 12,5 Cent. Obendrauf kommen für die Endabnehmer noch Gebühren und Abgaben in Höhe von rund 2,7 Cent, außerdem die Mehrwertsteuer.
Historische Zahlen von Agriportance zeigen aber auch: Während der Energiekrise 2022 und 2023 stiegen nicht nur die Preise für Erdgas, sondern auch die für Biomethan – auf zeitweise deutlich über 20 Cent pro Kilowattstunde. Dabei sind die Erzeugungskosten für Biomethan in Deutschland recht stabil. Es liegt also nahe, dass auch beim Biogas die Nachfrage den Angebotspreis bestimmt und die Anlagenbetreiber natürlich eine Gewinnabsicht verfolgen. Die Nachfrage nach Biogas ist hoch: Es handelt sich um eine nur begrenzt vorhandene, erneuerbare Energie, die nicht nur zur Stabilität des Stromnetzes beitragen kann, sondern obendrein auch aufgrund des Heizungsgesetzes in Zukunft gefragt sein wird.
Für jede Tonne Kohlendioxid, die bei der Verbrennung von fossilem Erdgas entsteht, muss seit 2021 der CO2-Preis gezahlt werden. Diese umgangssprachlich auch CO2-Steuer genannte Abgabe wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Im Jahr 2026 wird der CO2-Preis das klimaschädliche Erdgas nach unseren Berechnungen schon um 1,3 Cent pro Kilowattstunde (brutto) verteuern.
Seit 2023 fällt auch für Biobrennstoffe der CO2-Preis an. Trotzdem kannst Du bei Biogas mit deutlich niedrigeren CO2-Kosten rechnen. Denn der Emissionswert beträgt null, wenn das Gas nachhaltig ist (§ 8 EBeV). Nachhaltig bedeutet: Der Erzeuger muss nachweisen, dass das Gas aus echten Abfällen oder Pflanzen von bestimmten Ackerflächen gewonnen wurde. Hat Dein Tarif einen gewissen Anteil Biogas, reduziert dieser Anteil deshalb die CO2-Kosten auf Deiner Rechnung.
Der Wechsel in einen Biogastarif funktioniert genau wie bei jedem anderen Gastarif: Einen Vertrag mit einem neuen Versorger kannst Du entweder direkt auf der Internetseite des Anbieters oder über ein Vergleichsportal abschließen.
Mit dem Gasrechner von Finanztip kannst Du gezielt nach Gastarifen mit Biogas suchen. Wähle dafür einfach die entsprechende Option in der Eingabemaske. Der Gasrechner fragt dann die Biogas-Angebote auf den Vergleichsportalen Verivox und Check24 gleichzeitig ab und filtert die Ergebnisse nach unseren verbraucherfreundlichen Finanztip-Kriterien. Beachte: In der Ergebnisliste findest Du Gastarife mit einem Biogasanteil von mindestens 10 und bis zu 100 Prozent. In den Tarifdetails wird Dir die enthaltene Menge Biogas angezeigt.
Viele der Tarife enthalten zum Beispiel 10 Prozent Biogas. Das ist ein Anfang. Wenn Dir Klimaschutz wichtig ist, Tarife mit höherem Biogasanteil aber zu teuer, kannst Du Deinen CO2-Fußabdruck zusätzlich reduzieren, indem Du bewusst und sparsam heizt. Oder, falls Du eine schon etwas ältere Immobilie besitzt, indem Du energetisch sanierst.
Zusätzlich kannst Du im Internet nach weiteren Anbietern suchen, die Dich mit Biogas beliefern, denn einige Anbieter lassen sich von Check24 und Verivox nicht listen. Achte dann besonders darauf, dass es sich wirklich um Biogas und nicht um Klima- beziehungsweise nur gelabeltes Ökogas handelt und erkundige Dich, wie hoch der Biogasanteil liegt.
Grundsätzlich empfehlen wir bei Gastarifen eine Preisgarantie, welche mindestens so lange wie die erste Vertragslaufzeit gilt. Wenn Du einen passenden Tarif gefunden hast, kannst Du ihn meist direkt auf dem Portal abschließen. In der Regel kann der neue Anbieter die Kündigung Deines alten Gasvertrags übernehmen. Sobald der neue Versorger vom Netzbetreiber grünes Licht für die Belieferung bekommt, schickt er Dir eine Vertragsbestätigung.
Wenn man sich mit der Bedeutung von Biogas für die Energieversorgung Deutschlands in der Zukunft auseinandersetzt, entsteht der Eindruck: Der Biogasbranche stehen bewegte Zeiten bevor.
Einerseits kann Biogas einen wertvollen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes leisten. Denn Biogasanlagen können Strom spontan erzeugen, wenn akuter Bedarf besteht. Zum Beispiel, wenn andere erneuerbare Energien wie Wind und Sonne gerade nicht viel leisten können. Deshalb wäre es sogar denkbar, dass Biogasanlagen in Zukunft einzelne Gaskraftwerke ersetzen, die heute noch flexible Kapazitäten zur Stromerzeugung bereitstellen. Das legt eine Studie des Deutschen Biomasseforschungszentrums und des Wuppertal Instituts nahe.
Andererseits zielen die für Biomasse vorgesehenen Volumen im aktuellen Erneuerbare Energien Gesetz (EEG 2023) stärker auf Biomethan als auf Biogas ab, sprich: Biogas soll verstärkt als Biomethan ins Gasnetz gespeist und unter anderem zum Heizen verwendet werden. Dadurch wird das Gasnetz insgesamt grüner und Biogas trägt dazu bei, die Gasversorgung breiter aufzustellen. Das zahlt sich insbesondere aus, nachdem Russland aufgrund seines Angriffskriegs in der Ukraine nicht mehr als Erdgaslieferant für Deutschland infrage kommt.
Und noch etwas soll sich beim Biogas langfristig ändern: Die in der Bundesregierung abgestimmte Biomassestrategie zielt darauf ab, die verschiedenen Biomasse-Stoffe möglichst sinnvoll in Bezug auf den Emissionsausstoß einzusetzen. Vereinfacht gesagt: Holz soll lieber als Baustoff dienen, anstatt es zu verheizen – denn so wird das im Holz gespeicherte CO2 langfristig in Gebäuden konserviert. Auch Energiepflanzen wie Mais sollen in Zukunft immer seltener zu Biogas vergoren werden. Denn die Pflanzen können genauso gut als Futtermittel dienen und belegen zudem wertvolle Ackerflächen, auf denen auch Nahrungsmittel angebaut werden könnten.
Stattdessen sollen in Zukunft verstärkt Abfälle genutzt werden, um Biogas zu erzeugen. Gülle, Stroh aus Ställen oder Biomüll aus Städten lässt sich sinnvoll zu Biogas verarbeiten. Große Mengen davon bleiben laut der zuvor erwähnten Studie heute noch ungenutzt. Bei dieser Art der Biogaserzeugung kann besonders viel CO2 eingespart werden. Denn würde der Abfall auf natürliche Weise und ohne energetische Nutzung verrotten, würden die Emissionen einfach in die Atmosphäre entweichen.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Erzeugung von Biogas durch technischen Fortschritt deutlich günstiger wird. Biogas wird nach unserer Einschätzung in Zukunft vermutlich mindestens so viel kosten wie heute, wobei genaue Prognosen schwierig sind. Denn einerseits ist Biomasse nur in begrenzter Menge vorhanden und soll künftig verstärkt nur noch dort genutzt werden, wo es aus Klimaschutz-Aspekten besonders sinnvoll erscheint.
Andererseits wird die Nachfrage aller Voraussicht nach hoch bleiben. Wenn in Deutschland immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, bedeutet das auch, davon abhängig zu sein, wann der Wind bläst und die Sonne scheint. Versorgungslücken bei diesen Energiequellen lassen sich nur begrenzt ausgleichen, indem man Stromspeicher baut. Kraftwerke, die flexibel Strom erzeugen können, werden weiterhin gefragt sein. Und Biogasanlagen sind dabei eine der wenigen nachhaltigen Optionen.
Auf der anderen Seite werden spätestens ab 2029 mehr Verbraucherinnen und Verbraucher beim Heizen auf Biogas setzen müssen. Das Gebäudeenergiegesetz schreibt für bestimmte Gasheizungen dann Quoten für Biokraftstoff vor (§ 71 Abs. 9 GEG). Das könnte die Preise für Biogas in Zukunft steigen lassen, wenn die Nachfrage größer sein wird als das Angebot. Mit günstigeren Preisen ist unter diesen Vorzeichen eher nicht zu rechen.
* Was der Stern bedeutet:
Finanztip ist kein gewöhnliches Unternehmen, sondern gehört zu 100 Prozent zur gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.
Wir wollen mit unseren Empfehlungen möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig die für sie richtigen Finanzentscheidungen zu treffen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).
Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links jedoch anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion ausführlich analysiert und empfohlen wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.
Für uns als gemeinwohlorientiertes Unternehmen hat es natürlich keinen Einfluss auf die Empfehlungen, ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Dich als Verbraucher ist.
Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.
Klickst Du auf eine Empfehlung mit *, unterstützt das unsere Arbeit. Finanztip bekommt dann eine Vergütung. Empfehlungen sind aufwändig recherchiert und basieren auf den strengen Kriterien der Finanztip-Expertenredaktion. Mehr Infos