Kfz-Versicherung für Fahranfänger Günstiger unterwegs: Acht Tipps für junge Fahrer
Finanztip-Expertin für Vorsorge und Versicherung
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Fahranfänger müssen mit hohen Beiträgen in der Autoversicherung rechnen. Das spürst Du, wenn Du einen eigenen Versicherungsvertrag abschließt. Und auch, wenn Deine Eltern Dich als zusätzlichen Fahrer in ihren Vertrag aufnehmen.
In unseren regelmäßigen Kfz-Tests zahlen Familien, wenn sie einen jungen Fahrenden in den Vertrag aufnehmen, schnell das Doppelte. Beziehungsweise können kräftig sparen, wenn sie keinen Fahranfänger mehr hinters Steuer lassen. Eine fiktive Beispielfamilie sparte in einer unserer Berechnungen mehr als 1.000 Euro, indem der Junior nicht mehr fahren durfte. Für die Teilkasko-Versicherung ihres VW-Golf rief die Versicherung statt rund 1.900 Euro nur noch etwas mehr als 700 Euro auf – insgesamt 65 Prozent Ersparnis.
Doch es muss nicht immer gleich der Rauswurf sein. Es gibt auch andere Möglichkeiten für Fahranfänger, den Beitrag möglichst niedrig zu halten – wir erklären Dir, wie.
Dein Auto als Zweitwagen Deiner Eltern zu versichern hat mehrere Vorteile. Vor allem mit Blick auf Deine Schadenfreiheitsklasse und Deinen Schadenfreiheitsrabatt in der Autoversicherung, kurz: SF-Klasse und SF-Rabatt. Mehr dazu liest Du in diesem Ratgeber im Abschnitt In diese Schadenfreiheitsklassen kommen Auto-Fahranfänger.
Am einfachsten und günstigsten für die Autoversicherung eines Fahranfängers ist es, wenn Deine Eltern Dein Auto als Zweitwagen versichern und Dich als Fahrer eintragen. Einen Zweitwagen der Eltern wird der Autoversicherer mindestens in Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) ½ einordnen, was günstiger ist als SF-Klasse 0, in der ein Fahrzeug landen würde, das auf Dich als Fahranfänger läuft. Vielleicht stuft Dich Dein Versicherer sogar noch höher ein – im besten Fall in dieselbe SF-Klasse, mit der der Erstwagen Deiner Eltern versichert ist.
Und keine Angst, falls der Autoversicherer Deiner Eltern doch mal einspringen muss: Baust du zum Beispiel einen Unfall mit dem Zweitwagen deiner Eltern, wird nur dieses Auto in der SF-Klasse zurückgestuft. Heißt: Deine Eltern bezahlen für ihren Erstwagen keinen höheren Beitrag.
Autohändler empfehlen Führerschein-Neulingen, die auf der Suche nach dem ersten eigenen Wagen sind, gerne Fahranfänger-Autos. Doch Achtung: Diese Modelle können häufiger in Unfälle verwickelt sein. Solche Infos sammeln Versicherer und berechnen damit jedes Jahr die sogenannten Typklassen für alle Automodelle. Eine hohe Typklasse macht die Versicherung eines Wagens teuer. Typklassen der Autoversicherer reichen in der Haftpflichtversicherung von 10 bis 25.
Bevor Du ein Auto kaufst, lohnt es sich, auf der Seite www.autoampel.de oder auf den Seiten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die jeweilige Typklasse Deines Autos zu checken – und mit anderen Fahrzeugen zu vergleichen. Ein Auto mit einer niedrigeren Typklasse spart beim Versicherungsbeitrag Geld. Und wer weiß: Vielleicht bist Du mit einem unauffälligen Auto auch nicht in jeder Polizeikontrolle dabei.
Dieser Tipp gilt für Dich, wenn Du zwar schon ein paar Jährchen Fahrerfahrung hast. Aber keine eigene SF-Klasse aufbauen konntest. Jetzt kann für Dich ein guter Moment sein, selbst als Versicherungsnehmer in einen Autoversicherungsvertrag einzusteigen. Im allerbesten Fall ist dieser Vertrag der Zweitwagenvertrag Deiner Eltern oder eines anderen nahen Verwandten. Denn dann kannst Du Dir unkompliziert den Schadenfreiheitsrabatt aus dem Zweitwagenvertrag der Eltern übertragen lassen.
Achtung: es gibt eine gläserne Decke für die Anzahl der SF-Jahre! Deine SF-Klasse kann nämlich niemals höher sein als die Anzahl der Jahre, die Du selbst bereits den Führerschein besitzt.
Gib beim Abschluss der neuen Versicherung an, dass Du die SF-Klasse Deiner Eltern oder Verwandten übernehmen willst. Der bislang versicherte Elternteil muss dieser Übernahme schriftlich zustimmen. Du startest dann bei der neuen Versicherung mit dieser Klasse und Deinem eigenen Schadenfreiheitsrabatt.
Kläre unbedingt vorher mit dem Versicherer der Eltern, unter welchen Voraussetzungen sich der Rabatt übertragen lässt. Frag vor allem, welchen konkreten Schadenfreiheitsrabatt er Dir abgibt. Das unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter. Und einige Anbieter erlauben die Abgabe von Schadenfreiheitsklassen überhaupt nicht, wenn Du zu einem anderen Versicherer wechselst. Dann musst Du rechnen, ob es günstiger ist, mit dem möglichen Rabatt beim alten Versicherer zu bleiben oder bei einem anderen mit niedriger SF-Klasse zu starten.
Es gibt noch eine andere Möglichkeit, an eine höhere SF-Klasse und damit einen günstigeren Kfz-Beitrag zu kommen. Du kannst auch dann von Verwandten den Rabatt übernehmen, wenn diese gar nicht mehr Autofahren wollen. Frag sie, ob sie bereits ein Fahrzeug abgemeldet haben oder es planen. Die SF-Klassen kannst Du meist noch sechs bis zwölf Monate nach der Abmeldung einer Kfz-Versicherung übernehmen.
Achtung, zwei ganz wichtige Punkte, die auch hier gelten. Erstens: Bei der Übernahme eines Schadenfreiheitsrabatts verliert der alte Versicherungsnehmer alle seine SF-Klassen aus seinem Vertrag. Das lohnt sich also nur, wenn ein Vertrag gar nicht mehr benötigt wird. Wenn sich zum Beispiel eine 83-jährige Fahrerin aus Deiner Verwandtschaft entschließt, zukünftig auf das Autofahren zu verzichten, kannst Du das für Dich nutzen und die schadenfreien Jahre der Verwandten übernehmen.
Zweitens: Auch in diesem Fall zählt Deine eigene Führerscheinzeit. Du kannst immer nur so viele schadenfreie Jahre übernehmen, wie Du als Empfänger bereits den Führerschein besitzt.
Ein Beispiel: Ein 25-jähriger Fahrer, der mit 18 Jahren den Führerschein gemacht hat, kann maximal sieben SF-Klassen übernehmen. Im Alter von 21 Jahren erwarb er sein erstes Auto und versicherte es als Zweitwagen über seine Eltern. Aus diesem Vertrag kann er daher drei schadenfreie Jahre übernehmen.
Mit Telematik-Tarifen geben Autoversicherer Rabatte auf sicheren Fahrstil. Du musst Dir dafür in aller Regel eine App auf Dein Smartphone holen, über die der Versicherer Daten wie Beschleunigung, Bremsverhalten und Geschwindigkeit auswertet. Bei sehr guter Fahrweise können Fahranfänger und Fahranfängerinnen so 20 bis 30 Prozent sparen. Denn die höchsten Rabatte erreicht selbst ein erfahrener Autofahrer kaum.
Trotzdem sind Telematik-Rabatte für Dich vielleicht eine Möglichkeit, Deinen Nachteil bei Schadenfreiheitsklassen etwas abzufedern. Schau also ruhig nach, ob Deine Versicherung auch eine Telematik-Option anbietet. Du solltest Dir allerdings darüber im Klaren sein, dass Du mit Telematik eine Vielzahl Deiner Fahrdaten an die Versicherung weitergibst.
Ob jung oder alt: Wer auf der Suche nach einer günstigen Autoversicherung ist, der kommt nicht daran vorbei, Verträge zu vergleichen. Unser regelmäßiger großer Kfz-Versicherungstest zeigt: Du musst den doppelten Vergleich machen.
Verschaff Dir zuallererst einen Überblick über die Angebote auf einem Vergleichsportal. Wir empfehlen Dir dafür Verivox oder Check24 – die beiden haben beim großen Finanztip-Test am besten abgeschnitten.
Nachdem Du auf einem der Portale warst, solltest Du Dir außerdem auf dem Rechner der Huk24 ein Angebot berechnen lassen. Der Online-Versicherer ist nicht auf den Vergleichsportalen vertreten, hat aber teils günstige Angebote. Einzelheiten dazu und auch alle Daten zu unseren Tests findest Du in unserem Ratgeber zum Vergleich von Kfz-Versicherungen.
Einige Autoversicherer bieten Familien an, Führerscheinneulinge mitzuversichern. Das bringt aber oft Aufschläge mit sich – sprich: höhere Versicherungsbeiträge. Ein Anbieter, der das momentan nicht macht, ist Inshared. In unserem großen Kfz-Test hat der Anbieter keinen Fahrerkreis abgefragt, also keine Details zu den Personen, die den Wagen zusätzlich zum Versicherungsnehmer fahren dürfen. Damit entfallen natürlich auch eventuelle Zusatzkosten für junge Fahrer.
Der Versicherer InShared fragt keinen Fahrerkreis ab – also, wer mit dem zu versichernden Auto fahren darf. Deine Familie und Du zahlt also keinen Aufpreis, wenn Du als Fahranfänger und Zweitfahrer mitversichert wirst. Weil es sich bei InShared um einen jungen Anbieter handelt, kann ein so günstiger Tarif nach zwölf Monaten deutlich teurer oder sogar kurzfristig eingestellt werden. In beiden Fällen bleibst Du weiterhin versichert.
Inshared ist nicht der einzige Versicherer, der wenig oder keine Details zum Fahrerkreis abfragt. Um das für Dich günstigste Angebot zur Kfz-Versicherung zu finden, solltest Du nicht direkt bei einem Versicherer schauen. Sondern immer Vergleichsportale nutzen. Wir empfehlen Dir aufgrund unseres großen Kfz-Versicherungstests, den wir jährlich durchführen, als Vergleichsportal Verivox oder Check24 zu nutzen.
Du kannst nicht nur den Schadenfreiheitsrabatt von einem Auto auf das andere übertragen, sondern auch von Motorrädern und Rollern auf einen Wagen. Hier gibt es eine kleine Einschränkung: Der Roller muss mindestens 50 Kubikzentimeter und damit ein richtiges Kfz-Kennzeichen und kein Versicherungskennzeichen haben.
Außerdem müssen beide Fahrzeuge vom Versicherer derselben Fahrzeuggruppe zugeordnet werden. Oder das Fahrzeug, von dem der Schadenverlauf übernommen wird, einer höheren Fahrzeuggruppe. Über diese Fahrzeuggruppen kann jeder Versicherer selbst zuordnen. Das bedeutet, es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, zwischen welchen unterschiedlichen Fahrzeugen eine Übertragung möglich ist.
Die meisten Versicherer aber haben drei Kategorien, die sich daran orientieren, wie häufig Unfälle mit den Wagen passieren. Wenn Du jetzt an Typklassen denkst, zeigt das, dass Du schon ziemlich viel über Kfz-Versicherung weißt – in diesem Fall spielen Typklassen aber keine Rolle. Es geht dabei vielmehr meist um privat genutzte Fahrzeuge im Gegensatz zu gewerblich genutzten Wagen.
In Kategorie 1 finden sich daher neben
In Kategorie 2 finden sich meist
In Kategorie 3 gibt es vor allem
Quelle: Finanztip-Recherche in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen großer Versicherer. U.a. Angaben der Huk24 (Stand: 20. November 2024)
Du kannst auch die Schadenfreiheitsrabatte zwischen Deinen Fahrzeugen tauschen. Wenn Du etwa bereits mit dem Motorrad etliche schadenfreie Jahre gesammelt hast, bietet sich eine gute Ausgangslage für diesen Tausch.
Die Rabattstaffel für Motorräder ist nicht so lang wie die von Autos, sie geht aktuell nur bis zur SF-Klasse 20 und verläuft deutlich flacher: Sie fängt in der Klasse 0 auch bereits bei 90 Prozent in der Kfz-Haftpflichtversicherung an, nach einem schadenfreien Jahr sinkt der Beitragssatz auf 50 Prozent.
Mit dem Tausch überträgst Du eine sehr gute Schadenfreiheitsklasse auf das Auto und senkst dort den Beitragssatz kräftig. Und Dein Motorrad wird als Zweitfahrzeug in die Schadenfreiheitsklasse ½ eingestuft. Bei der Huk-Coburg beispielsweise werden dann 65 Prozent Beitragssatz in der Kfz-Haftpflicht und 85 Prozent in der Vollkasko fällig.
Tipp: Frag in der Familie nach, ob dort jemand mal ein Motorrad versichert hatte, damit Du nun seine SF-Klasse und damit den SF-Rabatt übernehmen kannst.
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Seit einigen Jahren können Jugendliche bereits mit 17 Jahren den Führerschein fürs Auto machen. Voraussetzung ist, dass sie sich im ersten Jahr immer von einem erfahrenen Fahrer begleiten lassen – sie sind also nicht allein unterwegs. Fahranfänger, die am begleiteten Fahren teilnehmen, verursachen weniger Unfälle – wohl auch weil meist die Eltern auf dem Beifahrersitz sitzen und aufpassen.
Wie gut oder schlecht Du faktisch fährst, hat mit dem Label Fahranfänger nichts zu tun. Es gibt zwei unterschiedliche Definitionen des Begriffs. Beide solltest Du kennen.
Straßenverkehrsgesetz: Nach dem Straßenverkehrsgesetz (StVG) giltst Du zwei Jahre lang als Fahranfänger, ab dem Zeitpunkt, zu dem Du zum ersten Mal Deinen Führerschein – amtlich: Fahrerlaubnis – der Führerscheinklasse B in Händen hältst. Du bekommst nämlich erstmal nur die Fahrerlaubnis auf Probe (§ 2a StVG). Mit absolutem Alkohol- und Cannabisverbot hinterm Steuer und erhöhten Sanktionen bei Verstößen sowie Tempolimits im europäischen Ausland.
Autoversicherer: Dieser Definition schließen sich die meisten Kfz-Versicherer nicht an. Sie stellen allein aufs Alter ab: Fahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren gelten ihnen als Fahranfänger – unterschiedlich von Unternehmen zu Unternehmen. Die Begründung: statistisch gesehen werden in dieser Altersgruppe die meisten Unfälle im Straßenverkehr verursacht – die Begründung ist also analog zum Altersaufschlag bei Rentnern. Einige Versicherungen versichern daher Fahrer erst ab dem 25. Lebensjahr.
Ein Grund für das teure Abschneiden von Fahranfängern beim Autoversicherungsbeitrag: die niedrige Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse). Das System aus SF-Klasse und SF-Rabatt spielt in der Berechnung des Beitrags für die Autoversicherung eine große Rolle. Es gibt SF-Klassen für die Kfz-Haftpflicht und die Vollkasko, sie werden jeweils separat kalkuliert.
Als Fahranfänger startest Du in der Regel mit SF-Klasse 0 – von bis zu 50 möglichen Klassen. Höher ist dabei besser, denn mit steigender SF-Klasse wird auch der Schadenfreiheitsrabatt mehr – und damit sinkt der Beitrag.
Autofahrerinnen klettern mit jedem Jahr, in dem sie ihrer Versicherung keinen Schaden melden, um eine SF-Klasse. Bleibst Du lange unfallfrei, wirst Du vom Versicherer mit einer höheren SF-Klasse belohnt. Übernimmt die Versicherung einen Schaden, stuft sie Dich zurück – und das bedeutet höhere Beiträge.
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