Schadenfreiheits-Klasse übertragen So fahren auch junge Fahrer mit hohem Rabatt
Finanztip-Expertin für Vorsorge und Versicherung
Das Wichtigste in Kürze
Als junger Mensch kannst Du bei der Kfz-Versicherung sparen, indem Du Dir die Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) eines Verwandten überträgst.
Achtung: Eine Übertragung ist endgültig. Aber es gibt drei Fälle, in denen sie in aller Regel sinnvoll ist.
Damit dabei nichts schief geht, nutze unsere Checkliste fürs Übertragen einer SF-Klasse.
So gehst Du vor
Inhalt
In der Kfz-Versicherung dreht sich alles um Schäden. Wenig Schäden sind gut: Denn wer seiner Autoversicherung keine Kosten verursacht, klettert in eine höhere Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) und wird mit einem Rabatt belohnt. Jedes Jahr, in dem Du fährst, ohne einen Schaden zu melden, baust Du so SF-Klassen auf. Allerdings nur, wenn Du einen eigenen Versicherungsvertrag hast.
Schließt Du einen Vertrag ab und willst Du nicht bei Null einsteigen, kannst Du Dir Schadenverlauf und entsprechende SF-Klasse einer anderen Person übertragen lassen. Dafür muss diese Person in der Regel eine unwiderrufliche Rabattverzichtserklärung unterschreiben.
Die Rabattübertragung kommt nur für die Kfz-Haftpflichtversicherung und für die Vollkaskoversicherung in Betracht. Denn im System der Teilkaskoversicherung unterliegst Du keinen SF-Klassen – daher gibt es auch keinen SF-Rabatt.
Streitigkeiten in der Kfz-Autoversicherung drehen sich häufig darum, dass Kunden sich in eine falsche Schadenfreiheitsklasse eingestuft fühlen – und damit um ihren Rabatt betrogen. Das zeigt auch der Jahresbericht der Streitschlichtungsstelle für Versicherungsangelegenheiten. Der Name der Schlichtungsstelle ist Versicherungsombudsmann. Damit Du Dich nicht ärgern und schon gar nicht streiten musst, haben wir Dir die häufigsten Fehler und Irrtümer zusammengestellt. Ihnen solltest Du nicht aufsitzen.
So klappt die Übertragung des SF-Rabatts ohne Probleme.
Ist Dein übertragender Verwandter ganz sicher, dass er nicht mehr weiter Auto fahren möchte und muss? Eine Übertragung der SF-Klasse ist vor allem unter Verwandten möglich. Und um Familienstreit zu vermieden – egal ob mit Tante, Mutter oder Opa –, muss eines klar sein: Dein Verwandter verliert seine SF-Klasse endgültig, wenn er sie überträgt. Es gibt kein zurück. Lass Dir den Schadenfreiheitsrabatt nur übertragen, wenn der andere ihn selbst definitiv nicht mehr nutzt.
Ein typischer Fall, in dem die SF-Klasse ohne Übertragung verloren ginge: Du bist bislang bisher den Zweitwagen Deiner Eltern gefahren und sie brauchen die Schadenfreiheitsklasse für das Auto nicht mehr. Der Vorteil für Dich liegt auf der Hand. Du zahlst weniger, als würde der Wagen neu eingestuft. Zudem baust Du Deinen eigenen Rabatt aus, sofern Du schadenfrei unterwegs bist. Deine Eltern hingegen verlieren nur die SF-Klasse für den Zweitwagen. Der Versicherungsvertrag für den Erstwagen bleibt davon unberührt.
Häufig geben Eltern oder Großeltern ihren Schadenfreiheitsrabatt auch aus Altersgründen auf, wenn sie selbst nicht mehr Auto fahren möchten. Diese Schadenfreiheitsklasse kann meist noch innerhalb von zwölf Monaten auf eine Person aus der Familie übertragen werden, nachdem der Vertrag gekündigt wurde.
Eine Übertragung ist auch dann möglich, wenn der bisherige Besitzer der SF-Klasse verstorben ist und die Kinder beispielsweise das Auto erben. Dann benötigst Du die Sterbeurkunde, um den Tod des ehemaligen SF-Berechtigten nachzuweisen.
Sollte bei Dir gerade ein naher Angehöriger verstorben sein, nutze unsere Checkliste Todesfall, einfach um Dein Leben etwas zu erleichtern. Sie hilft Dir, zu strukturieren, was nach dem Todesfall sofort erledigt werden muss, was innerhalb einer Woche oder erst später.
Rechnest Du mit der richtigen Anzahl an SF-Klassen durch die Übertragung? Der Empfänger kann immer nur so viele SF-Klassen übernehmen, wie er selbst seit Führerscheinbesitz hätte einfahren können. Hast Du erst seit drei Jahren Deine Fahrerlaubnis, kannst Du maximal einen Schadenfreiheitsrabatt für drei Jahre übernehmen. Daher lohnt es sich als Anfänger nicht, Rabatte zu übernehmen. Die überschüssigen SF-Klassen verfallen. Du solltest warten, bis Du bereits einige Jahre den Führerschein besitzt.
Gehst Du von der richtigen Höhe des SF-Rabatts aus? Übertragen wird immer nur die Schadenfreiheitsklasse (zum Beispiel SF 12), nicht der eigentliche Rabatt (zum Beispiel 30 Prozent). Die Tabellen der Versicherer zu SF-Klassen und damit der Rabatt unterscheiden sich von Versicherung zu Versicherung. Das bedeutet, Du bekommst bei einem Versicherer eventuell mehr Rabatt als beim anderen. Du musst daher auf die Rabatt-Systeme und Rabatt-Tabellen der Versicherer achten.
Viele Fahranfänger versichern ihr Auto erstmal über die Eltern. In der niedrigsten SF-Klasse müssten sie sonst einen hohen Beitrag zahlen. Damit bauen sie keinen eigenen Schadenfreiheitsrabatt auf. Es gibt jedoch die Möglichkeit, die Schadenfreiheitsklasse eines Verwandten zu übernehmen und so einen Rabatt zu bekommen. Das kann sich für Dich lohnen, wenn Du schon ein paar Jahre einen Führerschein hast.
SF-Klassen lassen sich in der Regel nur innerhalb der Familie weitergeben. Fast immer ist es möglich, die SF-Klasse auf die eigenen Kinder, den Ehepartner oder auf die Eltern zu übertragen. Viele Versicherer lassen zudem den Lebensgefährten, nicht leibliche Kinder oder Enkel zu.
Drei typische Fälle, in denen eine Übertragung der SF-Klasse sinnvoll ist:
Weitere Bedingung für einen Rabattübertrag ist häufig – aber nicht immer –, dass der Empfänger vorher regelmäßig mit dem Auto gefahren ist. Einige Anbieter verlangen zusätzlich, dass der Empfänger als Hauptfahrer gemeldet war.
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Nicht nur die bisherige Versicherung erkennt übertragene SF-Klassen an. Auch wenn Du den Anbieter wechselst, kannst Du einen fremden Schadenfreiheitsrabatt nutzen. Daher solltest Du auf einem Vergleichsportal prüfen, ob Du durch einen Wechsel der Versicherung Geld sparen kannst. Sieh dazu auf der Website des potenziellen Versicherers nach, ob es auch möglich ist, dass Du eine fremde SF-Klasse zum neuen Versicherer mitbringst.
Für den Vergleich, ob sich ein Wechsel der Versicherung lohnt, empfehlen wir Dir, zunächst die günstigste Kfz-Versicherung auf Verivox oder Check24 zu suchen. Und dann den Gegencheck bei der Huk24 zu machen.
Wichtig: Auf vielen Vergleichsportalen musst Du die SF-Klasse angeben, die zum Start der Laufzeit des neuen Vertrags gilt. Wenn Du zu Jahresbeginn einen neuen Vertrag abschließt, gibst Du in der Regel also eine höhere oder niedrigere SF-Klasse an – je nachdem, ob das aktuelle Jahr schadenfrei verlaufen ist oder nicht.
Lass Dir im Zweifel vom Versicherer bestätigen, dass Du die SF-Klasse mitbringen darfst. Worauf Du sonst bei der Auswahl einer Autoversicherung achten musst, erfährst Du in unserem Ratgeber zur Kfz-Versicherung.
Nach der Tarifauswahl forderst Du von der alten Versicherung das Formular für den Antrag zur Rabattübertragung an. Viele Anbieter stellen dieses Formular zum Download bereit. Der neue Versicherer fragt die SF-Klasse vom Vorversicherer ab und überträgt diese auf Deinen neuen Vertrag.
Wer sich nicht nur von seinem Arbeitgeber, sondern auch vom Dienstwagen verabschiedet, steht mitunter danach ohne Auto und ohne eigene SF-Klasse da. Ein neues Auto zu versichern, ist dann oft recht teuer. Denn trotz jahrelanger Fahrpraxis und Schadenfreiheit müssen Dienstwagenfahrer mit den SF-Klassen wieder weit unten anfangen, da sie mit dem Rabatt der Firma gefahren sind.
Das kannst Du umgehen, wenn Du mit Deinem Chef von vornherein eine Vereinbarung triffst, dass Du die SF-Klasse Deines Dienstwagens später mitnehmen darfst. Dem muss auch die Versicherung des Firmenwagens zustimmen, weil sie dann Deine individuellen Daten pflegen muss.
Manchmal ist es sogar möglich, die privaten Schadenfreiheitsrabatte zuerst auf den Dienstwagen zu übertragen und später dann wieder für das eigene Auto zu nutzen. Doch Vorsicht: Dann wird Dein Schadenfreiheitsrabatt natürlich auch herabgestuft, sobald Du einen Unfall verursachst. Vielleicht ist es dann günstiger, Du lässt Deinen Schadenfreiheitsrabatt ruhen und reaktivierst ihn erst dann, wenn Du keinen Dienstwagen mehr fährst.
Hast Du Deine Fahrpraxis ausschließlich mit Carsharing erlangt, kannst Du in Ausnahmefällen diese Jahre für Dich nutzen, wenn Du nun doch ein eigenes Auto brauchst. Wenn Dir Dein Carsharing-Anbieter die Nutzungszeiten bestätigt, dann kannst Du bei Deinem eigenen Vertrag unter Umständen deutlich besser einsteigen als mit der üblichen SF-Klasse 1/2 über die Führerscheinregelung.
Sollte bei Dir keine dieser Varianten möglich sein, findest Du im Ratgeber zu den Schadenfreiheitsklassen noch Alternativen.
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