Aktuell stehen die vom Staat geförderten Varianten Riester-Rente und Rürup-Rente auf dem Prüfstand. Zu hohe Kosten, zu wenig Rendite, so die Kritik. Aber was wird die Alternative? Die Bundesregierung hat dafür die „Fokusgruppe Altersvorsorge“ ins Leben gerufen. Teil der Gruppe sind unter anderem Verbände und Lobbygruppen, die ihre eigenen Vorschläge einbringen – und die sehen aktuell so aus:
1. Vorschlag des Gesamtverbands der Versicherer (GDV): Die “Bürgerrente”
Die “Bürgerrente” wäre eine staatlich geförderte private Vorsorgelösung, ähnlich der Riester-Rente. Das Konzept enthält eine höhere Obergrenze für eingezahlte Beiträge, eine staatliche Förderung von 50% der Einzahlungen und könnte von einem größeren Personenkreis genutzt werden als Riester. Die steuerliche Förderung würde allerdings wegfallen. Versicherer würden bei der “Bürgerrente” an den Verträgen mitverdienen, bei den staatlichen Zulagen sogar noch mehr als bei der Riester-Rente.
Martin, Finanztip-Experte fürs Thema Vorsorge, meint dazu:
Die Bürgerrente würde mehr Verbesserungen für die Versicherer als für die Verbraucherinnen und Verbraucher bringen. Alle Kernpunkte des GDV-Vorschlags scheinen dem Zweck zu dienen, den Profit der Versicherer zu maximieren – vor allem auf Kosten des Staates und damit der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
2. Vorschlag der Verbraucherzentrale (VZBV): Extrarente durch Vorsorgefonds
Sie fordern statt einer separaten Reform von gesetzlicher und privater Vorsorge eine ganzheitliche, übergreifende Reform des Rentensystems: Dein Arbeitgeber zahlt automatisch einen Teil Deines Gehalts in einen großen Topf für Dich ein, zusammen mit allen anderen Arbeitgebern in Deutschland für alle anderen Angestellten.
Das Geld aus diesem Topf legt ein vom Staat eingesetzter Träger langfristig am Kapitalmarkt an (zum Beispiel breit gestreut in Aktien). So soll sich über die Zeit das für Dich eingezahlte Geld vermehren und im Ruhestand als Zusatzrente zur Verfügung stehen. Die Teilnahme am Vorsorgefonds wäre freiwillig. In dieses System könnten auch Beamtinnen, Beamte und Selbständige eingebunden werden.
Unser Experte Martin findet den Vorschlag gut, denn:
Ein staatlicher Vorsorgefonds würde niedrige Kosten mit potenziell nennenswerter Rendite kombinieren. Im Vergleich zu einem selbst gebauten ETF-Sparplan kannst Du bei dieser Lösung allerdings nicht entscheiden, in welche Unternehmen oder Branchen Dein Geld investiert wird.
3. Vorschlag des Bundesverband Investment (BVI): Altersvorsorge Fondsdepot
Der BVI befürwortet die Anlage der Gelder bei Investmentgesellschaften. Der Vorschlag: Ein Fondsdepot als zusätzliche Altersvorsorge. Eine Mindestlaufzeit bis zum 60. Lebensjahr soll sicherstellen, dass das Geld für den Ruhestand verwendet wird. Die staatliche Förderung soll über einen Steuerfreibetrag erfolgen, der mit jedem besparten Jahr höher wird. Damit würde der Anteil des steuerfreien Gewinns schrittweise steigen.
Martin findet:
Das Fondskonzept des BVI ist eine Option mit Potenzial. Der steigende Steuerfreibetrag bei längerer Anlagezeit bietet den Anreiz, das Geld für die persönliche Altersvorsorge zu nutzen. Gleichzeitig behältst Du die Flexibilität, das Geld ab 60 entnehmen zu können. Allerdings wird für diese Variante ein gewisses Wissen über das Investieren vorausgesetzt. Und die Kosten im Vergleich zu einem staatlichen Fonds wären höher.
Was das alles für Deine Altersvorsorge bedeutet:
Die Fokusgruppe prüft die drei Vorschläge aktuell und veröffentlicht voraussichtlich Ende Juni ihren Abschlussbericht mit Empfehlungen. Anschließend ist es Aufgabe der Ampel-Parteien, eine Reform zu erarbeiten und umzusetzen.
Unabhängig davon, wie die Reform aussehen wird: Alle bestehenden Riester-Verträge haben Bestandsschutz. Eventuell bekommen Riester-Sparende die Möglichkeit, in ein neues System zu wechseln, wenn sie das möchten. Grundsätzlich sagen wir aber: Für Deine Altersvorsorge musst Du nicht unbedingt Versicherer oder den Staat beteiligen und auch nicht darauf warten, dass die Riester-Reform irgendwann kommt. Von einem Riester-Neuabschluss raten wir Dir aktuell eher ab. Wir empfehlen Dir für die private Vorsorge stattdessen einen weltweiten Aktien-ETF.
Du willst mehr zur Riester-Reform wissen? Ausführlicher findest Du alle Infos im Ratgeber, auch zur möglichen Rürup-Reform:
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