Auf Geldreise – Podcast #119 Rentenpunkte kaufen

Anja Ciechowski
Finanztip-Expertin für Bank und Vorsorge

Shownotes

Dieses Jahr lohnt es sich besonders, Rentenpunkte freiwillig dazu zu kaufen. Das liegt an der außergewöhnlichen Entwicklung des Durchschnittsentgelts. Aktuell liegt das bei 38.901 Euro, und der Preis für einen freiwillig hinzu gekauften Rentenpunkt (West) bei rund 7.200 Euro. Kommendes Jahr wirst Du voraussichtlich 8.020 Euro hinblättern müssen, für einen zusätzlichen Punkt auf Deinem Rentenkonto. Für wen sich die Investition in Rentenpunkte lohnt und wie genau es funktioniert, verraten wir Dir in dieser Podcast-Folge.

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Das Wichtigste im Überblick

Kaufst Du einen Rentenentgeltpunkt zusätzlich, kostet er Dich deutlich mehr als das, was Du über den Ren­ten­ver­si­che­rungsbetrag an die Deutsche Ren­ten­ver­si­che­rung (DRV) zahlst, der von Deinem Lohn abgeht. Normalerweise teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer den Beitragssatz, der an die DRV geht, hälftig. Wenn Du freiwillig kaufst, trägst Du den gesamten Betrag hingegen allein.

Die wichtigsten Voraussetzungen, um Rentenpunkte freiwillig zu kaufen, sind, dass Du mindestens 50 Jahre alt bist, den Ruhestand noch nicht genießt und bereits in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung eingezahlt hast. Darüber hinaus muss ein Anspruch auf Altersrente bestehen – den hast Du, wenn Du eine Mindestversicherungszeit von fünf Beitragsjahren bei der DRV vorzuweisen hast. Außerdem solltest Du zum Renteneintritt wenigstens 35 Beitragsjahre voll haben. Als Faustformel kannst Du Dir hier merken: Wer mit 50 Jahren bereits auf 22 Beitragsjahre blickt, hat eine realistische Chance, 35 Beitragsjahre zu erreichen.

Willst Du früher und abschlagsfrei in Rente gehen, kann es sinnvoll sein, Rentenpunkte dazu zu kaufen. Grundsätzlich gilt: Wer 35 Beitragsjahre voll hat, kann mit 63 Jahren in Rente gehen – dann aber mit Abschlägen. Ein Monat früher Rente ergeben ein Minus von 0,3 Prozent. Maximal musst Du mit Abzügen von 14,4 Prozent bei Deiner gesetzlichen Rente rechnen. Was Du nicht vergessen solltest: Je früher Du in Rente gehst, desto früher hörst Du auf, in die Rentenkasse einzuzahlen. Neben den Abschlägen sind das weitere Einbußen, die Du einkalkulieren solltest.

Übrigens lohnt es sich nicht immer, freiwillig einzuzahlen, wie folgende vereinfachte Rechnung zeigt:
Kaufst Du dieses Jahr einen Rentenpunkt für rund 7.200 Euro, erhöhst Du Deine monatliche gesetzliche Rente um 36 Euro. Nach Renteneintritt müsstest Du also etwas mehr als 17 Jahre mitbringen, um die investierte Summe wieder ausgezahlt zu bekommen – Inflation und zukünftige Rentensteigerungen nicht berücksichtigt. Wer also mit 63 Jahren in Rente geht, sollte mindestens 80 Jahre alt werden. 

Falls Du nachrechnen willst, ob es sich das für Dich lohnt, dann empfehlen wir Dir den zum Thema passenden Finanztip-Ratgeber sind.

Freiwillige Einzahlungen in die Rentenkasse können sich aber auch steuerlich lohnen. Denn Du kannst dieses Jahr 94 Prozent von dem, was Du freiwillig einzahlst, steuerlich als Altersvorsorgeaufwendung geltend machen. Allerdings gibt es hierfür eine Obergrenze: 2022 liegt diese bei rund 25.800 Euro – für Verheiratete gilt das Doppelte. Achtung: Zu den Altersvorsorgeaufwendungen zählen auch die Beträge, die Du über Deinen Lohn bei der Rentenkasse einzahlst. Ein konkretes Rechenbeispiel dazu findest Du hier.

Wenn Du Dich dazu entscheidest, Rentenpunkte zu kaufen, fragst Du in einem ersten Schritt die Ren­ten­ver­si­che­rung, wie viel es Dich kosten würde, frühzeitig in Rente zu gehen. Das geht online oder mit Formular V0210. Die Ren­ten­ver­si­che­rung rechnet Dir die entsprechende Summe aus. Dann hast Du drei Monate Zeit, den Betrag zu zahlen. Vorab braucht es aber eine sogenannte Kontenklärung.

Beim Kauf von Rentenpunkten zählen die Werte bei Antragsstellung. Theoretisch könntest Du also noch einen Antrag am 31. Dezember 2022 stellen. Dann würdest Du trotzdem noch die rund 7.200 Euro statt der 8.020 Euro für einen Entgeltpunkt entrichten. Außerdem würde der Steuervorteil 2023 sogar noch ein wenig größer ausfallen: statt 94 Prozent dürftest Du 100 Prozent Deiner Altersvorsorgeaufwendungen absetzen – innerhalb der entsprechenden Obergrenze. Vergiss nicht, dass vorab die Kontenklärung durch sein muss, ehe Du einen Antrag auf Rentenpunkte kaufen stellen kannst.

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