Auf Geldreise – Podcast #120 Bankberatung: Ein Insider erzählt

Anika Görner
Anika Görner
Finanztip-Expertin für Female Finance

Shownotes

Wir bei Finanztip denken: Geldanlage, das kannst du selbst. Und trotzdem verstehen wir aber, dass einige sich in Sachen Geld  gern unterstützt werden wollen. Eine der ersten Anlaufstellen dabei ist immer noch die Bankberatung. Doch Bankberater sind in ihrer Rolle eher Verkäufer als neutrale Berater. Leider werden deshalb oft Finanzprodukte beworben, die einen hohen Gewinn für die Bank versprechen, Dir aber leider das Gegenteil: überteuerte Produkte, die nicht zu Deinen Bedürfnissen passen. Unser Kollege Salim Rehan war selbst einmal Bankberater und verrät uns in dieser Folge, worauf Du achten solltet und welche alternativen Anlaufstellen es gibt.

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Das Wichtigste im Überblick

Bankberater sollen für ihren Arbeitgeber, die Bank, Gewinne erwirtschaften – weshalb sie Dir als Kunde oder Kundin vor allem Finanzprodukte anbieten, die der Bank eine hohe Provision versprechen. Oft ist es schwer nachzuvollziehen, wie bestimmte Kosten zustande gekommen sind, und nicht selten überrascht einen Jahre später die geringe Rendite, die das Finanzprodukt abgeworfen hat. Eine vermeintlich kostenlose Beratung kann Dich daher schnell Tausende von Euro kosten.

Problematisch sind nicht nur die hohen und wenig transparenten Kosten. Auch in Beratungsgesprächen passieren immer wieder inhaltliche Fehler.

Die Aufsichtsbehörde Bafin hat 2021 die Beratungsqualität von insgesamt zwölf Banken untersucht. Das Ergebnis: In 12 von 36 Beratungsgesprächen wurden den Testkunden keine Informationsdokumente wie die Geeignetheitserklärung und Kosteninformation ausgehändigt – obwohl das gesetzlich vorgeschrieben ist. Auch Angaben von den Testkunden wurden nicht richtig dokumentiert. Das kann dann schnell dazu führen, dass Dir ein Berater Geldanlagen empfiehlt, die gar nicht zu Deiner tatsächlichen Situation passen.

Möchtest Du Dich also beraten lassen, solltest Du gut vorbereitet sein. Überlege Dir für das Gespräch, was Dein Ziel ist, also was Du mit Deiner Geldanlage erreichen möchtest. Außerdem solltest Du wissen, wie lange Du Dein Geld anlegen möchtest und wie lange Du auf das angelegte Geld verzichten kannst. Und natürlich solltest Du Dir über die Risiken im Klaren sein. Wie viel Geld hast Du aktuell und welche Produkte hast Du bereits abgeschlossen? Überlege Dir außerdem, wie sicher Deine Geldanlage sein soll. Denk dran: Renditestarke Produkte sind risikoreicher als renditearme.

Mache Dir vor und während der Anlageberatung bewusst, dass Du nicht bei einem Beratungsgespräch, sondern bei einem Verkaufsgespräch bist. Die Emp­feh­lungen Deiner Bankberaterin solltest Du also kritisch unter die Lupe nehmen. Achte vor allem auf die Kosten und Ausstiegsmöglichkeiten. Wie hoch sind die Ausgabeaufschläge oder die laufenden Kosten? Wann und zu welchen Kosten kannst Du wieder aussteigen? Schaue dazu in dem Vertrag nach Laufzeiten und Kündigungsfristen.

Wann immer Du in einem Beratungsgespräch sitzt und das Gefühl hast, Du verstehst das Produkt nicht: Frage so lange, bis Du es verstanden hast. Denn Du solltest nur in Produkte investieren, die Du auch verstehst.

Du interessierst Dich für nachhaltige Anlageprodukte?  Beraterinnen müssen seit August 2022 ihre Kundinnen fragen, ob sie eine nachhaltige Geldanlage wünschen. Sie dürfen dann nur entsprechende Produkte empfehlen. Leider ist die Auswahl nachhaltiger Produkte deutlich geringer.

Um die richtigen Fragen zu stellen, solltest Du stets im Hinterkopf behalten, dass Dir teure Aktienfonds, unnütze Zusatzprodukte und meist nur eigene Produkte der Bank angeboten und ETFs oft nicht einmal erwähnt werden, obwohl Indexfonds oft eine günstige Alternative sind. ETFs sind verpönt bei den Filialbanken, weil sie keine Provision abwerfen. Deshalb: Informiere Dich vorher über ETFs und fordere bei Bedarf im Gespräch Infos dazu ein.

Sollte der Berater abweisend sein und auf aktiv gemanagte Fonds verweisen, bleib hartnäckig. Denn bei aktiv gemanagten Fonds fallen im Vergleich zu passiv gemanagten Fonds, wie einem ETF, viel höhere Kosten an.

Anja war auch mal bei einer Bankberatung. Wie es ihr da so ergangen ist, hörst Du in Folge drei.

Ein Beispiel: Du hast 10.000 Euro, die Du zehn Jahre nicht brauchst und gerne anlegen willst. Zur Auswahl stehen ein aktiv gemanagter Fonds und ein ETF. Und in beiden Fällen ist eine Jahresrendite von 7 Prozent drin.

Das Ergebnis: Nach zehn Jahren und bei einer jährlichen Verzinsung von 7 Prozent hast Du etwas mehr als 19.000 Euro im Depot – eigentlich. Genau genommen triffts nur auf die ETF-Variante zu. Beim aktiven Fonds hättest Du nur knapp 16.000 Euro. Das liegt an den Kosten. Der aktive Fonds ist deutlich teurer und das schmälert letztendlich Deine Rendite.

Beim aktiv gemanagten Fonds hast Du z.B. den Ausgabeausschlag, der beim einmaligen Kauf anfällt. Das macht bei einem aktiven Fonds gut und gerne mal 5 Prozent aus. Bei 10.000 Euro sind das 500 Euro, das heißt, eigentlich legst Du nur 9.500 Euro an beim aktiven Fonds.

Hinzu kommen die laufenden, jährlich anfallenden Kosten. Beim ETF sind’s im Schnitt 0,2 Prozent p.a. und beim aktiv gemanagten Fonds hingegen durchschnittlich 1,7 Prozent pro Jahr. Statt der angenommenen jährlichen Rendite von 7 Prozent, hast Du unterm Strich eigentlich nur 5,3 Prozent. Das und der Ausgabeaufschlag schmälern Deine Rendite. Insgesamt hast Du 3.000 Euro weniger im Depot: Der Vorteil liegt hier also eindeutig beim ETF.

Damit Du Dich trotzdem beraten lassen kannst, empfehlen Dir eine unabhängige Beratung, zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale oder Honorarberaterinnen.

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