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Tipps & Tricks

Das Problem mit zu günstigen Strompreisen – und wie Du es besser machst

Du liest in den Medien von verlockenden Durchschnittspreisen von knapp 26 ct/kWh und bist drauf und dran, den Anbieter zu wechseln? Wir zeigen Dir, was tatsächlich hinter diesen supergünstigen Strompreisen steckt.

Benjamin_Weigl
Benjamin Weigl
Finanztip-Experte für Energie
Mann sitzt auf Geldschein, der wie Batterie aussieht

Egal ob Strom oder Gas, inzwischen findest Du auf vielen Nachrichtenseiten tagesaktuelle Preischarts für die günstigsten Neukundentarife. Momentan sind das beim Strom knapp 26 ct/kWh. Nach unserem Finanztip Strompreis-Barometer liegt der aktuelle Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde (kWh) Strom aber bei 30,78 ct (Stand: 20. Februar) in Tarifen mit zwölf Monaten Preisgarantie: 

Wie kann es also sein, dass Du woanders viel niedrigere Durchschnittspreise siehst? Die meisten Medien erhalten den aktuellen Strompreis von Vergleichsportalen. Die berechnen den Strompreis aber ganz anders als Finanztip. Hier die Unterschiede:  

1. Neukunden- und Sofortbonus sind im Strompreis einkalkuliert 

Der Preisunterschied kommt hauptsächlich zustande, weil Vergleichsportale eventuelle Sofort-, Neukunden- bzw. Wechselboni der Anbieter mit in den Strompreis einrechnen. Und genau das machen wir nicht. Der Grund: Werden diese einmaligen Vergünstigungen (z. B. 200€) in den kWh-Preis eingerechnet, gaukelt das Durchschnittspreise vor, die Du in den meisten Regionen gar nicht finden kannst. 

De facto ergibt es also wenig Sinn, den Bonus in den Strompreis pro Kilowattstunde einzurechnen. Denn Du bekommst ihn nur einmalig – in der Regel erst nach einem Belieferungsjahr. Wunder Dich also nicht, wenn Deine monatlichen Abschläge trotzdem höher sind als versprochen. 26 ct/kWh wirst Du zumindest in den meisten Regionen nicht in Deinem Vertrag bzw. Deiner Abrechnung finden. 

2. Tarife mit Neukundenbonus werden nach einem Jahr teurer  

Wer den Bonus in seinen Strompreis einrechnet, sollte wissen: Dieser günstige Preis gilt nur im ersten Vertragsjahr. Tarife mit hohen Wechselboni werden oft überraschend teuer, nachdem Du den Bonus bekommen hast. In der Regel erhältst Du ihn nach Ablauf des ersten Vertragsjahrs, manchmal aber auch später – bei manchen Anbietern, die es drauf anlegen, musst Du ihn vielleicht sogar extra einfordern. Wenn Du solche Boni aktiv kassieren möchtest, müsstest Du am besten jährlich den Stromanbieter wechseln.  

Solange Du die Auszahlung der Prämie gut im Blick behältst, spricht dagegen auch kaum etwas. Aber: Viele von uns kümmern sich nicht so regelmäßig um das Wechseln. Und darauf setzen diese Anbieter. Das Ergebnis: Der verlockende Tarif mit Bonus ist nach einem Jahr teurer als ein Tarif, in dem Du von Anfang an einen tatsächlich günstigen kWh-Preis bezahlst. Unterm Strich war der reine Strompreis pro Kilowattstunde also schon immer teurer und wurde im ersten Jahr nur vom Bonus kaschiert. 

Du hattest schonmal Probleme mit einem Neukundenbonus (z. B. bei der Auszahlung)? Dann schilder uns Deinen Fall gerne in unserer kurzen Umfrage

3. Jahresverbrauch höher angesetzt als nötig 

Um den durchschnittlichen Strompreis pro Kilowattstunde zu ermitteln, wird ein bestimmter Jahresverbrauch herangezogen. Die Formel lautet:  

  • Ohne Bonus: kWh-Preis = (Grundpreis + (Jahresverbrauch * Arbeitspreis)) / Jahresverbrauch
  • Mit Bonus: kWh-Preis = (Grundpreis – Bonus + (Jahresverbrauch * Arbeitspreis)) / Jahresverbrauch

Vergleichsportale nehmen hier gerne 4.000 kWh/Jahr als Grundlage. Obwohl der durchschnittliche Jahresverbrauch von deutschen Haushalten nur bei rund 3.100 kWh liegt. Und hier liegt wieder ein versteckter Haken: Teilt man den Grundpreis durch 4.000 kommt am Ende ein geringerer kWh-Durchschnittspreis raus als bei 3.000. Das heißt: Der im Tarifvergleich angegebene, verlockende kWh-Preis kann bei Dir nur herauskommen, wenn Du auch wirklich 4.000 kWh im Jahr verbrauchst. Liegst Du doch nur bei 2.500 kWh/Jahr, ist Dein tatsächlicher kWh-Preis am Ende deutlich höher. 

Im Finanztip Strompreis-Barometer rechnen wir deshalb mit einem realistischeren Stromverbrauch von 3.000 kWh im Jahr. Lieber rechnen wir mit einem (zu) niedrigen Verbrauch, als Dir durch einen hohen Verbrauch einen im Schnitt günstigen Strompreis zu suggerieren. 

4. Auch schwarze Schafe werden in der Ergebnisliste angezeigt  

Strom­preis­vergleiche im Internet spucken Dir die aktuell günstigsten Tarife aus. Darunter sind auch solche, die wir nicht empfehlen würden. Finanztip führt eine Liste, mit der wir bestimmte Stromanbieter von unseren Emp­feh­lungen ausschließen. Unser Rechner zeigt zum Beispiel keine Tarife von Anbietern, die Ärger mit der Verbraucherzentrale, Bundesnetzagentur oder Gerichten haben. Stromversorger, von denen wir wissen, dass sie sich nicht an Energie- und Verbrauchergesetze halten, landen auch auf unserer Ausschlussliste – und damit nicht in Deinem Tarifvergleich. 

Tipp: Vergleich Stromtarife am besten mit unserem Stromrechner (enthält Werbelinks), der die Angebote von Verivox und Check24 gleichzeitig abfragt und die Ergebnisse nach unseren strengen Finanztip-Kriterien filtert. So findest Du einen wirklich verlässlichen und realistischen Strompreis. Wie Du dann den Stromanbieter wechselst, liest Du in unserem Ratgeber zum Stromanbieterwechsel

Übrigens: Auch für Gas kursieren verlockende Durchschnittspreise in den Medien. Welche Gaspreise tatsächlich realistisch sind, liest Du in unserem Ratgeber zum Gaspreis. Oder wirf einen Blick auf unser Gaspreis-Barometer

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