Finanztip rät Immobilienkäufern: Nicht von steigenden Bauzinsen treiben lassen

Berlin, 22. November 2016 – In den vergangenen Woche haben zahlreiche Banken erstmals seit Monaten die Zinsen für Hypothekendarlehen angehoben. So erhöhte etwa die ING-Diba die Konditionen über alle Laufzeiten um 0,2 Prozentpunkte. Die staatliche Förderbank KfW verlangt sogar bis zu 3,5 Prozentpunkte mehr an Zinsen. Das Verbraucherportal Finanztip rät Käufern, sich davon bei ihrer Entscheidung nicht unter Druck setzen zu lassen. Denn wer jetzt unüberlegt handelt, zahlt am Ende drauf.

Laut Bundesbank sind Wohnimmobilien in einigen Städten Deutschlands teilweise um bis zu 20 Prozent überbewertet. Verbraucher, die derzeit Wohneigentum kaufen möchten, sind deshalb gut beraten, den Kaufpreis umfassend und falls nötig mit Hilfe eines Sachverständigen zu prüfen. „Käufer sollten sich keinesfalls von Maklern oder Bauträgern unter Druck setzen lassen, jetzt möglichst schnell abzuschließen, um sich die günstigen Zinsen zu sichern“, sagt Dirk Eilinghoff, Baufinanzierungsexperte von Finanztip. „Wer mit etwas Geduld den Kaufpreis um 10.000 Euro herunter handelt, hat wesentlich mehr verdient, als ein kurzfristiger Zinsanstieg kostet.“

Verhandeln rechnet sich

Um dies zu verdeutlichen, hat Finanztip eine Standard-Finanzierung durchgerechnet: Ein Immobilienkäufer, der derzeit einen Baukredit von 250.000 Euro mit 10-jähriger Zinsbindung aufnimmt, zahlt in den 10 Jahren rund 35.000 Euro an Zinsen (beim aktuellen höheren Zinssatz von 1,65 Prozent). Das sind 4.500 Euro mehr als vor dem jüngsten Zinsanstieg. Wer sich vom Zinsanstieg nicht irritieren lässt, ruhig verhandelt und im Ergebnis nur 240.000 Euro benötigt, fährt aber besser: Bereits eine Senkung des Kaufpreis um 10.000 Euro wiegt den Zinsanstieg wieder auf. Die Restschuld liegt dann nach 10 Jahren Laufzeit bei rund 157.000 Euro. Das sind 7.000 Euro weniger als mit dem niedrigeren Zins und dem höheren Kreditbetrag.

Protokolle prüfen und Sachverständigen beauftragen

„Viele Kaufpreise, die heute aufgerufen werden, stehen oft nicht mehr im Verhältnis zur angebotenen Lage und Ausstattung“, warnt Dirk Eilinghoff. „Verhandeln ist deshalb immer eine Option.“ Der Finanztip-Experte empfiehlt sich unbedingt die Protokolle der Eigentümerversammlungen genau anzusehen. Die Protokolle geben Informationen über mögliche Streitpunkte und Renovierungsbedarf bei einer Eigentumswohnung. Zudem sollten Kaufinteressenten darüber nachdenken, vor der Vertragsunterzeichnung einen Bausachverständigen hinzuzuziehen: „Insbesondere bei Altbauten und älteren Einfamilienhäusern können Laien den tatsächlichen Zustand des Objekts nicht wirklich einschätzen“, sagt Eilinghoff. „Wer gleich einen Experten zu Rate zieht, verringert das Risiko am Ende zu viel für den Traum von den eigenen vier Wänden zu bezahlen.“

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