Telematik-Tarife: Überwachtes Fahren rechnet sich nicht

Berlin, 25. Oktober 2016 – Immer mehr Kfz-Versicherer bieten Telematik-Tarife an, seit diesem Jahr auch die Marktführer Huk-Coburg und Allianz. Bis zu 40 Prozent sollen meist junge Autobesitzer damit sparen können, wenn sie ihr Fahrverhalten von der Ver­si­che­rung überwachen lassen. Doch unterm Strich rechnen sich die Tarife für Verbraucher kaum, wie eine Untersuchung des Verbraucherportals Finanztip zeigt. Wer wirklich sparen will, sollte zu einem günstigeren Anbieter wechseln.

Derzeit bieten neun Versicherer in Deutschland Telematik-Tarife an. Dabei wird das Fahrverhalten elektronisch überwacht und eine umsichtige Fahrweise mit Beitragssenkungen honoriert. „Versicherer locken aktuell mit Rabatten von bis zu 40 Prozent“, erklärt Annika Krempel, Ver­si­che­rungsexpertin bei Finanztip. Doch ob und wie sich diese tatsächlich erreichen lassen, ist unklar. „Mit welchen Parametern genau die Ver­si­che­rung eine Fahrweise bewertet, unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter“, sagt Krempel. Häufige Negativ-Faktoren sind hartes Bremsen, überhöhte Geschwindigkeiten, schnelles Beschleunigen sowie viele Nacht- und Innenstadtfahrten.

Telematik-Anbieter sind zu teuer

Hinzu kommt, dass die meisten Telematik-Anbieter vergleichsweise teuer sind. Das überwachte Fahren richtet sich vor allem an junge Versicherte mit wenig Fahrpraxis. „Statistisch gesehen bauen diese Fahrer öfters Unfälle, die Überwachung soll das ändern“, sagt Krempel. Finanztip hat deshalb anhand von passenden Musterfällen alle Telematik-Tarife mit alternativen Tarifen bei anderen Anbieter verglichen. Das Ergebnis: Versicherte können im Durchschnitt 32 Prozent sparen, wenn sie vom Telematik-Anbieter zum jeweils günstigsten Anbieter wechseln.

Erste Anbieter bestrafen schlechte Fahrweise

Bedenklich ist zudem eine weitere Entwicklung. Die Generali und ihre Tochter Cosmosdirekt sanktionieren als erster Anbieter in Deutschland eine als schlecht eingeschätzte Fahrweise. „Die oft jungen Fahren müssen im schlimmsten Fall mit Preisaufschlägen von bis zu 30 Prozent rechnen – und das bei den ohnehin schon hohen Preisen für Fahranfänger“, sagt Krempel.

Missbrauch der Daten möglich

Neben der ungünstigen Kostenbilanz gibt es auch Datenschutzbedenken. Denn die Box oder App der Telematik-Tarife übermittelt zahlreiche sensible Daten: wann Kunden wohin fahren und vor allem, ob sie sicher oder unsicher fahren. „Dort, wo Daten gespeichert werden, lässt sich ein Datenklau nicht kategorisch ausschließen“, erklärt Annika Krempel. Darüber hinaus ist unklar, wie Ver­si­che­rungen mit den Daten in Zukunft umgehen. „Verbraucher gehen möglichweise das Risiko ein, dass die Police gekündigt wird, falls sie zu riskant fahren“, warnt Finanztip-Expertin Krempel.

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