Trading Schnelles Geld durch schnelles handeln?
Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Risikofreudige Anlegerinnen und Anleger wollen oft ihr Glück selbst in die Hand nehmen und beginnen, an der Börse zu spekulieren. Sie kaufen und verkaufen Wertpapiere innerhalb von Tagen, Stunden oder sogar Sekunden. Wie dieses Zocken an der Börse funktioniert, welche Risiken Du dabei eingehst und welche Alternativen Finanztip empfiehlt, erfährst Du in diesem Ratgeber.
Beim Trading geht es darum, verschiedene Wertpapiere oder andere Finanzinstrumente wie Aktien, Rohstoff-Zertifikate oder (Krypto-)Währungen zu kaufen, um sie im Anschluss möglichst schnell mit Gewinn wieder zu verkaufen. Dabei profitieren sogenannte Traderinnen und Trader von der üblichen Schwankung der Kurse an der Börse, die auch als Volatilität bezeichnet wird.
Je nachdem wie schnell Du ein Wertpapier wieder verkaufst, lassen sich verschiedene Trading-Strategien unterscheiden:
Beim Trading kannst Du mit unterschiedlichen Produkten handeln. Wenn Du ein Wertpapier mit hoher Kursschwankung (Volatilität) kaufst, kannst Du innerhalb kurzer Zeit viel Geld gewinnen oder verlieren. So ist beispielsweise der Kurs des Bitcoins Anfang des Jahres 2020 innerhalb weniger Monate um das Fünffache gestiegen. Aber Du kannst auch mit dem Dax arbeiten, der deutlich weniger schwankt. Hauptsächlich geht es nur darum vorherzusagen, ob irgendein Kurs steigt oder fällt. Im Anschluss musst Du Deinen Anteil im richtigen Moment wieder verkaufen. Beides klingt zunächst simpel, ist aber in der Realität enorm schwierig und zeitintensiv.
Andere Produkte, die Du traden kannst, sind Futures, Währungen (Forex), Differenzkontrakte (CFDs), Optionen, Zertifikate, Rohstoffe oder Staatsanleihen.
Beim Trading geht es also um aktives Investieren, da Du die Produkte aktiv kaufst und verkaufst. Das Gegenteil davon ist passives Investieren. Dabei investierst Du über mehrere Jahre oder Jahrzehnte in einen Indexfonds (ETF) wie den MSCI World. Nutzt Du einen Sparplan, musst Du Dich kaum um Deine laufende Anlage kümmern. Du profitierst langfristig von der wachsenden Weltwirtschaft und gleichst Kursschwankungen aus. Beim Trading ist die tatsächliche, langfristige Wertschöpfung hingegen irrelevant. Du musst „nur“ die kurzfristigen Kursschwankungen vorhersagen.
Tatsache ist: Der Großteil der Trader und Traderinnen verliert Geld. Das belegen immer wieder Studien. So kam der amerikanische Forscher Brad M. Barber schon 2014 zu einem eindeutigen Ergebnis: Langfristig erzielen nur 1 Prozent der Day-Trader und -Traderinnen zuverlässig Gewinne.
Die Europäische Union hat in verschiedenen Mitgliedsländern den Erfolg von Kleinanlegenden beim Trading von CFD-Produkten (Differenzgeschäfte) untersucht: In Spanien haben 82 Prozent der Kleinanlegenden Verluste erwirtschaftet – im Schnitt waren es 4.700 Euro pro Kopf. In Frankreich waren es sogar 89 Prozent der Trader und Traderinnen, mit einem durchschnittlichen Verlust von satten 10.887 Euro.
Die brasilianischen Studie “Day trading for a living?” von 2020 hat ergeben, dass nach 300 Tagen nur 3 Prozent der Trader und Traderinnen überhaupt Gewinn gemacht haben. Nur rund 1 Prozent hat den dortigen Mindestlohn übertroffen. Die Autoren schlussfolgern, dass es annähernd unmöglich ist, langfristig mit Trading Gewinne zu erzielen.
Die Erkenntnisse der Studien sind eindeutig: Trading ist Spekulation. Bedenken solltest Du zudem wie viel Zeitaufwand Trading benötigt. Schließlich musst Du die Kurse im Blick behalten und immer wieder überprüfen, ob Deine Annahmen zur künftigen Kursentwicklung weiter gelten. Ein weiterer Faktor sind zudem die hohen Kosten beim Trading. Denn in der Regel zahlst Du bei jedem Kauf und Verkauf Gebühren. Und diese musst Du mit Deinen Trades wieder einspielen, um Gewinne zu erzielen.
Beliebt ist auch das Trading mit Hebelprodukten. Sie beziehen sich auf einen Basiswert wie zum Beispiel den Dax, aber vervielfachen Gewinne und Verluste mit einem Faktor. Ein typischer Faktor ist zehn. Setzt Du auf einen steigenden Dax und er gewinnt tatsächlich 1 Prozent, dann würdest Du dank Hebel einen Gewinn von 10 Prozent erhalten. Umgekehrt ist Dein Guthaben aber auch zehnmal so schnell verloren. Und das passiert schneller und häufiger, als Du denkst. Mehr dazu erfährst Du in unserem Ratgeber zu Hebelprodukten.
Um Deine Ersparnisse sicher anzulegen oder für Deine Altersvorsorge, ist Trading keine gute Idee. Denn die Verlustrisiken sind viel zur hoch. Finanztip ist der Meinung, dass Du Dein Geld einfacher und mit deutlich weniger Aufwand anlegen kannst. Im folgenden Kapitel stellen wir Dir Alternativen zum Trading vor.
Bist Du auf der Suche nach einem guten Weg Dein Geld zuverlässig zu vermehren, ist Trading dafür nicht geeignet. Stattdessen solltest Du auf andere Anlageklassen und Strategien setzen. Möchtest Du etwas Geld für einige Jahre bei Seite legen, empfehlen wir Dir auf Tages- oder Festgeld zu setzen. Eine andere Möglichkeit sind Geldmarktfonds.
Für den langfristigen Vermögensaufbau solltest Du aber auch auf Aktien setzen. Denn nur damit kannst Du langfristig Renditen erzielen, die die Inflation schlagen. Unsere Analysen haben ergeben, dass Du mit einem breitgestreuten Aktien-Investment langfristig mit durchschnittlich 6 Prozent Rendite rechnen kannst. Mit langfristig meinen wir 15 Jahre oder länger.
Umsetzen lässt sich diese Strategie mit einem breitgestreuten Aktien-ETF. ETF steht für Exchange Traded Fund, zu Deutsch börsengehandelter Indexfonds. Wie ein solcher Fonds funktioniert, erklären wir Dir im Ratgeber zu Indexfonds.
Um in ETFs zu investieren, benötigst Du ein Wertpapierdepot. Damit kannst Du auch einen Sparplan einrichten, sodass jeden Monat eine feste Summe in Deinen Indexfonds investiert wird – ganz ohne Aufwand für Dich. Gute Depotangebote findest Du mit unserem Depot-Vergleich.
Findest Du es spannend nur auf Kursentwicklungen zu wetten und möchtest Trading einmal ausprobieren, raten wir Dir dazu, nur Spielgeld zu investieren. Also Summen, deren Verlust Du verkraften kannst.
Wenn Du mit Wertpapieren wie Aktien oder Zertifikaten traden willst, benötigst Du ein Depot. Die Anbieter dafür heißen auch Broker. Es gibt große Unterschiede bei den Gebühren der Depotanbieter. Dadurch können sehr unterschiedliche Kosten entstehen. Du solltest zum Beispiel im Blick haben, wie viel Dich eine Transaktion kostet oder ob es eine Gebühr für das Aufbewahren Deiner Anlagen gibt.
In unserem Broker-Vergleich findest Du die besten Depots. Dort haben wir uns jedoch auf langfristiges Anlegen konzentriert, da Du ein viel geringeres Risiko eingehst, Geld zu verlieren. Möchtest Du viele Transaktionen machen – vielleicht sogar täglich – bist Du bei spezialisierten Brokern meist noch besser aufgehoben. Möchtest Du mit Kryptowährungen traden, gibt es dafür spezielle Anbieter. Wie Du hier vorgehst, erklären wir Dir im Ratgeber Bitcoin kaufen.
Bevor Du nun wahllos anfängst, ein Depot zu eröffnen und Aktien zu kaufen und wieder zu verkaufen, solltest Du ein paar Trockenübungen machen: Paper Trading heißt Trading ohne Geldeinsatz. Dabei musst Du aber nicht auf Papier und Stift zurückgreifen: Online kannst Du bei vielen Anbietern ein „Paper Trading“-Konto eröffnen und ausprobieren, wie sich Deine Käufe und Verkäufe auswirken würden. Dein Risiko ist Null, denn Deine Trades sind nur simuliert.
Hast Du ein wenig auf dem digitalen Papier geübt, kannst Du Dich an das richtige Trading herantasten – mit einem Geldbetrag, dessen Verlust Du verkraften kannst. Mit diesen Strategien kannst Du Deine Risiken etwas minimieren:
Auch beim Trading gilt: Am Ende des Jahres musst Du Deine Gewinne in der Steuererklärung angeben. Meistens handelt es sich dabei um Kapitalerträge, die der Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent unterliegen – zuzüglich Solidaritätszuschlag sowie gegebenenfalls Kirchensteuer. Pro Person und Jahr bleiben aber 1.000 Euro steuerfrei. Verluste brauchst Du normalerweise nicht anzugeben: Deine Bank verrechnet sie automatisch mit zukünftigen Gewinnen. Willst Du jedoch Verluste mit Gewinnen zwischen verschiedenen Depots verrechnen, benötigst Du eine Verlustbescheinigung.
Es lohnt sich also, einen Depotanbieter zu wählen, bei dem Du alle Bescheinigungen nach deutschem Steuerrecht erhältst. Ansonsten musst Du Deine Gewinne und Verluste selbst ermitteln. Das kann viel Aufwand bedeuten.
Beliebt sind auch unterschiedliche Online-Angebote, mit denen Du Trading lernen kannst. Hier solltest Du aber vorsichtig sein. Denn oft geht es den Anbietern weniger darum, Dir gute Strategien zu vermitteln, sondern vor allem Geld zu verdienen. Zum Beispiel indem sie Gebühren für Online-Kurse verlangen oder Dich zu bestimmten Brokern locken. Von diesen erhalten sie dann Provisionen. Die Angebote lassen sich in zwei Kategorien unterscheiden:
Wenn Du keine Lust mehr hast, allein vor Deinem Bildschirm zu sitzen und Kurse anzuschauen, kannst Du Dir von professionellen Tradern und Traderinnen online ihre Techniken erklären lassen. Manche von ihnen bieten an, dass sie Dir ihre persönlichen Strategien erklären, während sie ihre Transaktionen ausführen. Das nennt sich Livetrading. Aber Vorsicht: Es gibt kostenpflichtige Angebote, daher solltest Du Dich vorher genau über eventuelle Gebühren informieren. Außerdem hast Du keinerlei Garantie, dass die vorgestellten Strategien wirklich erfolgreich sind.
Trading kostet viel Zeit und Energie. Einige Broker bieten daher eine vermeintliche Abkürzung: Du kannst die Transaktionen von anderen Tradern und Traderinnen automatisch kopieren. Damit spiegelst Du ihre Transaktionen mit dem Geldeinsatz, den Du vorher festlegst. Doch nur weil eine andere Person mehr Erfahrung hat, ist das bei weitem noch keine Erfolgsgarantie. Du kannst auf diese Weise auch Dein Vermögen durch die Handlungen einer fremden Person verlieren. Schließlich folgst du normalerweise jemandem, vom dem oder der Du weder Identität noch Ziele kennst.
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