Indexfonds Dax (Dax-ETFs) Die wichtigsten Aktien aus Deutschland reichen nicht aus
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Der deutsche Aktienindex (Dax oder auch Dax 40) ist der wichtigste und bekannteste Aktienindex hierzulande. Er umfasst die 40 deutschen Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert, und zeigt mithilfe einer einzigen Kennzahl jederzeit an, wie sich die großen Konzerne an der Frankfurter Börse bewegen. Das macht Trends leicht erkennbar.
Dax-Allzeithoch: Mit über 16.330 Punkten hat der deutsche Leitindex am 19. Mai 2023 eine neue historische Bestmarke erreicht. Knapp einen Monat später am 14. Juni erreichte er erneut diese Bestmarke. Zuletzt war die Spitzengruppe der deutschen börsennotierten Unternehmen im Herbst 2021 so hoch bewertet worden.
Bei Anlegern ist der Dax sehr beliebt; sein aktueller Stand begegnet Dir hierzulande in den Fernsehnachrichten, Onlinetickern und auf den Wirtschaftsseiten. Finanztip rät aber, über die deutschen Grenzen hinauszuschauen und lieber in einen weltweiten Index zu investieren.
Bekanntheit und Beliebtheit sind nämlich kein Maß für eine gute Geldanlage. Wichtiger für die langfristige Vermögensbildung ist, ob eine Anlage in Aktien breit über Länder, Branchen und Währungen streut. Nur so sind die Risiken auf viele Schultern verteilt. Dax-ETFs sollten daher einer breiter gestreuten Aktienanlage bestenfalls beigemischt sein.
Name | Gebühr pro Jahr | Verwendung der Dividenden | verwaltetes Vermögen (in Mrd. €) | Auflagedatum |
---|---|---|---|---|
iShares (DE0005933931) | 0,16 % | thesaurierend | 5,58 | 27.12.2000 |
Xtrackers (LU0274211480) | 0,09 % | thesaurierend | 4,14 | 10.01.2007 |
Deka (DE000ETFL011) | 0,15 % | thesaurierend | 1,21 | 14.03.2008 |
Lyxor (LU0378438732) | 0,08 % | ausschüttend | 1,01 | 21.08.2008 |
Deka (DE000ETFL060) | 0,15 % | ausschüttend | 0,92 | 23.06.2008 |
Lyxor (LU0252633754) | 0,15 % | thesaurierend | 0,59 | 01.06.2006 |
Xtrackers (LU0838782315) | 0,09 % | ausschüttend | 0,35 | 28.11.2012 |
Quelle: Börse Frankfurt (Stand: 28. Februar 2023)
Alle genannten ETFs kaufen die Aktien, die im Dax vertreten sind, auch wirklich nach: Es sind sogenannte physisch-replizierende ETFs. Vier der ETFs stecken Dividenden wieder in den Fonds, das wird auch Thesaurierung genannt. Für Sparer, die Vermögen aufbauen wollen, sind solche ETFs besser geeignet. Wer dagegen auf regelmäßige Einkünfte angewiesen ist, sollte einen ETF wählen, der Dividenden ausschüttet. Die Ausschüttung bekommst Du dann auf Deinem Konto gutgeschrieben.
So beliebt der Dax bei deutschen Anlegern auch ist, wenn es um die langfristige Geldanlage geht, sollte er nicht die erste Wahl sein. Das Grundproblem des Dax ist, dass die Verlustrisiken auf nur 40 Unternehmen verteilt sind. Aktienindizes wie der MSCI World oder europäische Indizes haben ein Vielfaches mehr. Zudem stammen die Dax-Firmen aus einigen wenigen Branchen.
Mit den elf Chemie- und Pharmaunternehmen BASF, Bayer, Beiersdorf, Covestro, Fresenius, Merck, Henkel, Symrise, Siemens Healthineers, Sartorius und Qiagen entfällt rund 18 Prozent der Dax-Gewichtung auf diese Branche (Stand: März 2023). Die Automobilindustrie erreicht mit Volkswagen, Porsche SE und Holding, Daimler, Daimler Truck, BMW und dem Zulieferer Continental rund 14 Prozent Gewicht. Nimmt man das Softwareunternehmen SAP hinzu, ist die 40-Prozent-Marke überschritten. Mit dem Ausscheiden des früheren Schwergewichts Linde im Februar 2023 hat sich die Branchenkonzentration allerdings etwas verbessert. So bestimmten die drei Branchen früher sogar fast die Hälfte des Dax-Werts.
Eng ist es auch bei der Anzahl der Unternehmen: Die acht Unternehmen mit der höchsten Gewichtung machen rund die Hälfte des Dax-Anlagekapitals aus (Stand: März 2023) – und haben großen Einfluss auf den Kurs des Aktienindexes.
Name | Branche | Indexgewichtung in Prozent |
---|---|---|
SAP | Software | 10,1 |
Siemens | Elektrotechnik | 9,0 |
Allianz | Versicherung | 7,1 |
Deutsche Telekom | Telekommunikation | 6,6 |
Airbus | Flugzeugbau | 6,0 |
Bayer | Chemie und Pharma | 4,9 |
Mercedes-Benz | Autohersteller | 4,8 |
Infineon | Halbleiter | 4,0 |
Münchener Rück | Versicherung | 3,7 |
BASF | Chemie und Pharma | 3,6 |
Deutsche Post | Transport | 3,4 |
Deutsche Börse | Börse | 2,8 |
BMW | Autohersteller | 2,6 |
Volkswagen | Autohersteller | 2,4 |
RWE | Energieversorgung | 2,3 |
Adidas | Sportartikel | 2,1 |
Eon | Energieversorgung | 2,0 |
Merck | Chemie und Pharma | 1,9 |
Deutsche Bank | Banken | 1,7 |
Siemens Healthineers | Chemie und Pharma | 1,3 |
Vonovia | Immobilien | 1,2 |
Porsche AG1 | Autohersteller | 1,2 |
Daimler Truck | Fahrzeugbau | 1,1 |
Symrise | Chemie und Pharma | 1,1 |
MTU Aero Engines | Maschinenbau | 1,0 |
Beiersdorf | Chemie und Pharma | 1,0 |
Henkel | Chemie und Pharma | 1,0 |
Rheinmetall | Rüstung | 0,9 |
Brenntag | Handel | 0,9 |
Qiagen | Chemie und Pharma | 0,9 |
Fresenius | Chemie und Pharma | 0,9 |
Hannover Rück | Versicherung | 0,9 |
Commerzbank | Banken | 0,9 |
Sartorius | Chemie und Pharma | 0,9 |
Siemens Energy | Industrie | 0,8 |
Heidelbergcement | Baustoffe | 0,7 |
Zalando | Einzelhandel | 0,7 |
Porsche Holding2 | Autohersteller | 0,7 |
Covestro | Chemie und Pharma | 0,6 |
Continental | Autozulieferer | 0,6 |
1 Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG
2 Porsche SE
Quelle: Deutsche Börse, Finanztip-Berechnung (Stand: 24. März 2022)
Für Dich als Anleger bedeutet das: Schlechte Nachrichten zu einigen wenigen Branchen oder zu den Dax-Schwergewichten führen zu Kursabschwüngen und damit zu Vermögenseinbußen. Natürlich können Anleger bei positiven Nachrichten auch von Kurszuwächsen profitieren.
Allerdings bleibt das Grundproblem erhalten: Du setzt mit dem Dax gerade nicht auf die Entwicklung der gesamten heimischen Wirtschaft, sondern konzentrierst Dich auf wenige Branchen. (Hinzu kommt die Besonderheit, dass viele große deutsche Unternehmen wie etwa Bosch, Lidl oder Bertelsmann gar nicht börsennotiert sind – allerdings ist das natürlich nicht die Schuld des Dax.) Die wichtige Streuung des Risikos auf viele Unternehmen und Branchen bleibt damit auf der Strecke.
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Eine bessere Risikostreuung bekommst Du mit Indizes, die ausreichend viele Unternehmen aus verschiedenen Branchen, Ländern und Währungsräumen bündeln. Ein Index, der diesen Vorgaben besonders gut entspricht, ist der Weltaktienindex MSCI World. Statt 40 Unternehmen aus einem Land – wie beim Dax – bildet der MSCI World über 1.400 Unternehmen aus 23 Ländern ab.
Die Verteilung (sogenannte Diversifikation) beim MSCI könnte zwar noch besser sein: Im März 2023 vereinten US-amerikanische Unternehmen rund 68 Prozent des Indexgewichts auf sich. Dennoch sind Anleger mit einem ETF auf den MSCI World sehr viel breiter aufgestellt als mit einem Dax-ETF.
Für die Wertentwicklung eines Index bedeutet eine breitere Streuung in der Regel, dass der Index weniger schwankt – nach oben wie nach unten – verglichen mit enger gefassten Indizes. Wir haben zwei ETFs, jeweils einen auf den Dax und MSCI World, auf die Schwankungsbreite hin untersucht und dafür die Wertentwicklung der Jahre 2010 bis 2019 angeschaut.
Rendite in % pro Jahr | Schwankungsbreite in % pro Jahr1 | |
Dax-ETF (ISIN: LU0274211480) | 8 | 18,8 |
MSCI World-ETF (ISIN: LU0274208692)2 | 12,1 | 13,6 |
1 Zur Berechnung der Volatilität verwenden wir Tagesdaten.
2 Die Kurse des Xtrackers ETF auf den MSCI World haben wir anhand tagesaktueller Wechselkurse in Euro umgerechnet. Nur so sind die ETFs vergleichbar.
Quelle: Xtrackers, Finanztip-Berechnung (Stand: 14. Mai 2020)
Zwischen Anfang 2010 und Ende 2019 hat der Xtrackers-ETF auf den MSCI World im Vergleich zum Dax jedes Jahr 4,1 Prozentpunkte Rendite mehr erzielt, bei gleichzeitig geringeren Kursausschlägen nach oben und unten. Anleger, die auf den breiten Weltaktienindex vertraut haben, verdienten über die Jahre also deutlich mehr und waren weniger Wertschwankungen ausgesetzt.
Die höhere Schwankungsanfälligkeit des Dax zeigt sich auch, wenn man die höchsten Verluste der Indizes ausgehend von einem einmal erreichten Kurs betrachtet.
Im Zuge der Corona-Krise verlor der Dax – gemessen am Xtrackers ETF (LU0274211480) – Anfang März 2020 in wenigen Tagen knapp 39 Prozent seines Werts. Der breitere MSCI World Aktienindex – gemessen am Xtrackers ETF (ISIN: LU0274208692) – gab maximal knapp 34 Prozent nach. Von Mitte Mai 2019 bis Mitte Mai 2020 lag der Dax-ETF noch mit knapp 2 Prozent im Minus, der MSCI World-ETF kam im gleichen Zeitraum auf 5,5 Prozent Plus.
In den vergangenen zehn Jahren verloren MSCI World und Dax unmittelbar im Anschluss an die Finanzkrise am meisten (zwischen dem Sommer 2007 und Frühjahr 2009). Damals gab der Xtrackers ETF auf den Dax in eindreiviertel Jahren knapp 55 Prozent seines Werts ab, der entsprechende MSCI World-ETF gut 53 Prozent. Während der ETF auf den Weltaktienindex den Verlust nach ziemlich genau vier Jahren, im Frühjahr 2013, wieder aufgeholt hatte, brauchte der Dax-ETF etwas länger.
Deutlicher werden die Unterschiede, wenn man etwas weiter zurückschaut. So verlor der Dax beim Platzen der Internetblase im Jahr 2000 bis zum Tief Anfang 2003 fast 70 Prozent seines Werts. Der MSCI World büßte ebenfalls Wert ein, allerdings rund 14 Prozentpunkte weniger als der Dax. Anschließend konnte der Dax sich etwas deutlicher erholen als der MSCI World.
Ereignis | Zeitraum1 | Verlust in % | |
---|---|---|---|
Dax | MSCI World | ||
Platzen der Internetblase2 | 2000 - 2003 | 68,3 | 54,2 |
Finanzkrise3 | 2007 - 2009 | 54,9 | 53,4 |
Corona-Krise3 | 2020 | 38,8 | 33,9 |
1 gemessen vom jeweils unterjährigen Hoch bis zum unterjährigen Tiefstand
2 Wir verwenden näherungsweise Monatsdaten des Dax-Performance-Index und des MSCI World in Euro vor Steuerabzug (gross). Die Verluste auf Tagesbasis könnten höher ausfallen.
3 Wir betrachten Tagesdaten der Xtrackers ETFs auf den Dax (ISIN: LU0274211480) und MSCI World (ISIN: LU0274208692), umgerechnet in Euro.
Quelle: finanzen.net, Xtrackers, MSCI, Finanztip-Berechnung (Stand: 13. Mai 2020)
Neben der Risikobetrachtung spielt beim Dax noch ein weiterer Aspekt eine Rolle, jedenfalls, wenn Du in Deutschland wohnst: Nur wer außerhalb der Bundesrepublik anlegt, entkoppelt die Entwicklung des Aktienportfolios von der wirtschaftlichen Entwicklung des eigenen Landes.
Wer in Deutschland lebt und arbeitet, hängt bereits in vielen Bereichen seines Lebens von der hiesigen wirtschaftlichen Entwicklung ab: Staatliche Leistungen, die Gehaltsentwicklung, das Angebot an Arbeitsplätzen und viele weitere Aspekte der eigenen finanziellen Situation sind abhängig von der Konjunktur vor Ort.
Wenn Du dann auch noch in deutsche Unternehmen investierst, erleidest Du bei einem wirtschaftlichen Abschwung einen doppelten Verlust. Nicht nur die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird schlechter, sinkende Aktienkurse schmälern dann auch noch das Vermögen. Dieses Phänomen nennt man auch „Home Bias“, eine Vorliebe für die Heimatbörse. Besonders rational ist es nicht, so zu investieren.
Wegen der schlecht gestreuten Anlage und tendenziell größeren Kursausschlägen beim Dax, solltest Du eher auf den Weltaktienindex MSCI World bauen – und Dax-ETFs bestenfalls in geringem Maße beimischen. Welche weltweiten Indexfonds wir empfehlen, kannst Du im Detail in unserem Ratgeber ETFs nachsehen.
Zum Vermögensaufbau eignen sich die MSCI-World-ETFs von iShares (ISIN: IE00B4L5Y983), Invesco (IE00B60SX394) oder Xtrackers (LU0274208692). Sie alle sind bereits mindestens fünf Jahre am Markt und es ist ausreichend Geld darin investiert – die Indizes lassen sich also gut am Markt kaufen oder verkaufen. Du kannst ganz einfach und schnell ein kostenloses Wertpapier-Depot eröffnen, wenn Du noch keins hast.
Auch europäische Indizes kommen als Beimischung in Frage – für alle, die dem US- und damit Dollar-lastigem MSCI World ein wenig mehr Europa-Anteil verschaffen wollen. Im Frühjahr 2020 haben wir die besten ETFs auf den Stoxx Europe 600 und den MSCI Europe herausgefiltert.
Viele Anleger verlassen sich immer noch auf ihr Gespür und versuchen, sich die vermeintlich richtigen Einzelwerte zum richtigen Zeitpunkt in ihr Depot zu legen. Diese Spekulation mit Aktien kann im Einzelfall aufgehen, für einen systematischen Vermögensaufbau ist sie jedoch ungeeignet.
Besonders übel hat es Wirecard-Aktionäre erwischt. Lange galt der Finanzdienstleister als Investorenliebling. Im Sommer 2020 stellte sich dann aber heraus, dass im Unternehmen heftig betrogen und die Bilanz gefälscht worden war. Der Aktienkurs stürzte von rund 100 Euro auf unter 1 Euro ab – wahrlich ins Bodenlose. Nicht wenige Kleinanleger hatten 2018 oder 2019 sogar zu noch höheren Kursen wie 180 oder gar 190 Euro gekauft. Die Dax-Reform 2020/2021 war nicht zuletzt eine Reaktion auf die Wirecard-Insolvenz. Dax-Mitglieder müssen nun regelmäßig testierte Geschäftsberichte vorlegen.
Aber es muss nicht mal Betrug im Spiel sein. An der Corona-Krise sehen wir, dass ganze Branchen plötzlich ins Trudeln kommen können, etwa die Luftfahrt. Die Deutsche Lufthansa wurde im Sommer 2020 aus dem Dax entfernt, weil ihr Aktienkurs und damit ihre Marktkapitalisierung zu stark gefallen war.
Im Jahr 2018 war Bayer das Dax-Gespräch. Kaum hatte der Chemiekonzern im Juni des Jahres den amerikanischen Saatguthersteller Monsanto übernommen, musste sich das neue Tochterunternehmen mehreren Klagen stellen. Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zu einer Zahlung von 254 Millionen Euro, da ein vom Unternehmen vertriebenes Pflanzenschutzmittel Krebs auslösend gewirkt habe. In der darauffolgenden Woche verlor die Aktie von Bayer fast ein Viertel ihres Wertes. Da sich auch in der folgenden Zeit immer wieder Kläger wegen gesundheitlicher Schäden durch Monsanto-Produkte meldeten, sank der Preis pro Bayer-Aktie Anfang August 2019 auf rund 93 Euro. Mittlerweile hat Bayer sich mit den meisten Klägern geeinigt. Aber innerhalb von zwei Jahren hat die Bayer-Aktie etwa die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.
Wer in diesem Zeitraum bei seiner Altersvorsorge oder einem Sparziel nur auf einen einzigen dieser Dax-Werte gesetzt hatte, muss in den kommenden Jahren auf eine überdurchschnittliche Kursentwicklung hoffen, um die Kurseinbrüche wieder wettzumachen. Und im Extremfall Wirecard dürften das Insolvenzverfahren und Schadenersatzprozesse selbst im günstigsten Fall nur ein Bruchteil der Verluste ausgleichen.
Dem Dax insgesamt schaden solche Kursstürze. Da der Index den gewichteten Durchschnitt der Aktienkurse abbildet, schwankt er zumindest weniger als die Einzelwerte. Viel geringer sind die Schwankungen wie weiter oben beschrieben bei europäischen Indizes oder dem MSCI World, weil in ihnen einzelne Krisenfirmen ein geringeres Gewicht haben.
Wer also die Wertschwankungen in seinem Depot verringern möchte, sollte besser auf Indexfonds als auf wenige Einzelwerte setzen.
Unsere ETF-Empfehlungen für MSCI-World-ETFs: iShares (ISIN: IE00B4L5Y983), Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) und Invesco (IE00B60SX394); für MSCI-All-Countries-World-ETFs: SPDR (IE00B44Z5B48) und iShares (IE00B6R52259)
Ob ein Unternehmen in den Dax aufgenommen wird und wie stark es darin gewichtet wird, dafür ist vor allem ein Faktor entscheidend: die Marktkapitalisierung, auch Börsenwert genannt. Betrachtet wird dabei der Streubesitz, also frei handelbare Aktien, die nicht in der Hand von Großaktionären sind. Das bedeutet beispielsweise, dass der Anteil des deutschen Staates an der Telekom, des Landes Niedersachsen an VW oder der Familie Quandt bei BMW für die Dax-Berechnung ignoriert werden. Mindestens 10 Prozent der Unternehmensaktien müssen, so die Vorgabe, in Streubesitz sein.
Die Aktien des Unternehmens müssen außerdem fortlaufend in Xetra gehandelt werden, dem elektronischen Handelssystem der Frankfurter Börse, und die Unternehmen müssen sich den Kriterien des sogenannten regulierten Marktes der Börse anschließen. Neben dem Börsenwert gibt es erstmals das Entscheidungskriterium, ob ein Aufstiegskandidat mindestens zwei Jahre in Folge Gewinn gemacht hat. Unternehmen müssen ihre Geschäftsberichte und die vierteljährlichen Quartalsmitteilungen pünktlich veröffentlichen und können sie nicht länger als 30 Tage verschieben. Und es muss einen Ausschuss im Aufsichtsrat eingerichtet werden, der die Bilanz kontrolliert.
Eine Reihe von Indexregeln stellt sicher, dass sich kurzfristige Kursbewegungen in Xetra oder Änderungen beim Streubesitz nicht unmittelbar auf die Zusammensetzung des Index auswirken. Eine ordentliche Anpassung des Index findet zweimal pro Jahr statt, weitere Überprüfungen unternimmt der Arbeitskreis Aktienindizes in vierteljährlichem Rhythmus.
Im Laufe der Jahre hat die Deutsche Börse nach diesem Verfahren rund 40 Unternehmen ausgetauscht. Manche verloren ihre Eigenständigkeit, zum Beispiel der Computerhersteller Nixdorf, der 1988 noch in der Startmannschaft des Dax stand, aber später von Siemens übernommen wurde. Andere Ex-Mitglieder mit bekannten Namen sind Mannesmann, das 2000 von Vodafone geschluckt wurde, oder Thyssenkrupp, dessen Börsenwert bis 2019 zu stark gesunken war.
Manche Unternehmen – wie etwa Continental – fielen gleich mehrmals hinaus, sind aber heute wieder im Index. 2020 verabschiedete sich die Lufthansa. An ihrer Stelle rückte die Deutsche Wohnen auf, neben Vonovia nun der zweite Immobilienkonzern im Dax. Den Platz der insolventen Wirecard hat der Essenslieferant Delivery Hero eingenommen. Die Commerzbank pausierte zwischen 2018 und 2023 und rückte für den Industriekonzern Linde nach. Linde hatte sich entschieden, die Börsennotierung in Frankfurt zu beenden und nur noch an der New Yorker Börse vertreten zu sein, was den Dax-Ausstieg zur Folge hatte.
Der Austausch umsatzschwacher und weniger kapitalisierter Unternehmen stellt sicher, dass die 30 Dax-Unternehmen seit Gründung des Index kontinuierlich etwa vier Fünftel des in Deutschland zugelassenen Börsenkapitals repräsentieren. Auf diese Weise konnte der Dax seinen Ruf als Abbild des Börsengeschehens in Deutschland wahren – auch wenn viele der größten deutschen Unternehmen wie Aldi, Edeka, Lidl und Rewe nicht börsennotiert sind und damit im Dax fehlen.
Neben ihrem Leitindex entwickelte die Deutsche Börse im Lauf der Zeit weitere Indizes für andere Marktsegmente, zum Beispiel für mittlere und kleinere Unternehmen (M-Dax und S-Dax), für Technologieunternehmen (Tec-Dax) oder auch für bestimmte Anlagestrategien (Div-Dax).
2021 gab es die größte Reform in der Geschichte des Index, denn der Dax wurde von 30 auf 40 Unternehmen aufgestockt. Neu hinzugekommen sind seinerzeit Airbus, Zalando, Siemens Healthineers, Symrise, Hellofresh, Sartorius, Porsche, Brenntag, Puma und Qiagen. Die jüngsten Neuzugänge sind die Porsche AG, die im September 2022 neu an die Börse ging, die Commerzbank, die im Februar 2023 für Linde nachrückte, und der Rüstungskonzern Rheinmetall bei der regulären Neugewichtung im März 2023. ETFs auf den Dax haben die zusätzlichen Aktien automatisch nachgekauft.
Ausgangspunkt des ersten Dax-Kurses waren die Schlusskurse der 30 ausgewählten deutschen Standardwerte vom 31. Dezember 1987. Sie repräsentierten den Indexwert 1.000. Im Sommer 2014 überschritt der Dax erstmals die Marke von 10.000 Punkten.
Üblicherweise wird der Dax – anders als andere Indizes wie etwa der Euro Stoxx 50 oder der Dow Jones – als Performance-Index („total return index“) notiert. Das bedeutet: Dividenden und sonstige Einnahmen, etwa aus Bezugsrechten, fließen in die Indexberechnung ein. Für Dich als Anleger ist dieses Verfahren einerseits praktisch – allerdings verzerrt es den Vergleich mit anderen Indizes wie dem Cac 40 aus Frankreich, dem britischen FTSE oder dem MSCI World. Diese rechnen nämlich anders und werden normalerweise als Kursindex („price index“) dargestellt, das heißt, die positiven Effekte von Dividendenzahlungen werden herausgerechnet. Wer also den Dax mit einem ausländischen Index vergleicht, muss diesen Aspekt berücksichtigen.
Notierungen des Dax als Kursindex gibt es auch, sie werden aber nicht oft verwendet. Zum Vergleich: Einen seinerzeit hohen Schlusskurs als Performance-Index erreichte der Dax am 19. Februar 2020 mit 13.789 Punkten. Als Kursindex schloss er an dem Tag gerade einmal bei 6.134 Punkten.
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