Apps für Ver­si­che­rungen (Insuretechs) Auch bei Ver­si­che­rungs-Apps gilt das Kleingedruckte

Henriette Neubert
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen

Das Wichtigste in Kürze

  • Einige Unternehmen setzen auch bei Finanzen und Ver­si­che­rungen auf die Digitalisierung und bieten Apps an, um Ver­si­che­rungen einfacher zu vergleichen, abzuschließen oder zu verwalten.

  • Diese sogenannten Insuretechs verfügen oft über eine Maklerlizenz und sind den entsprechenden Gesetzen unterworfen.

  • Nicht bei allen Anbietern ist direkt ersichtlich, welche Rechte und Befugnisse Du den Unternehmen einräumst, wenn Du die Geschäftsbedingungen akzeptierst.

So gehst Du vor

  • Wenn Du Deine Ver­si­che­rungen lieber digital mit Smartphone oder Computer organisierst anstatt im Aktenordner, kann Dir eine Insuretech-App weiterhelfen.

  • Lies Dir vorher jedoch genau die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und das Impressum durch und prüfe, welche Befugnisse Du den Anbietern einräumst.

  • Vermeide Anbieter, die in Deinem Namen alte Verträge kündigen und neue abschließen dürfen.

  • Lass Dir keine neuen Verträge aufschwatzen, sondern prüfe weiterhin selbst, welche Ver­si­che­rungen Du wirklich brauchst. Nutze Dafür auch unsere Hinweise und Emp­feh­lungen.

     

Einmal abgeschlossen, liegen Ver­si­che­rungs­ver­träge oft jahrelang in Aktenordnern irgendwo in der Wohnung und geraten halb in Vergessenheit. Bis zum Beispiel mal etwas zu Bruch geht und Du den Ordner mit der Haft­pflicht­ver­si­che­rung wieder finden musst. Willst Du Deine Ver­si­che­rungen für solche Fälle lieber digital griffbereit haben, kannst Du die Verträge auch per App oder Website eines Insuretech-Unternehmens verwalten. Bei manchen Unternehmen verstecken sich aber wichtige Details im Kleingedruckten, auf die Du unbedingt achten solltest, zum Beispiel welche Aufgaben vom Anbieter übernommen werden dürfen.

Was sind Insuretechs?

Das Wort Insuretech ergibt sich aus den englischen Begriffen insurance (Versicherung) und technology (Technologie). Eine einheitliche Definition, was darunter zu verstehen ist, gibt es nicht. Allgemein sind es junge Unternehmen (oft Start-ups), die mithilfe digitaler Technologien bestimmte Ver­si­che­rungsbereiche in puncto Service und Kosten vereinfachen und verbessern wollen. Oft sind die Unternehmen stark spezialisiert auf einen bestimmten Bereich der Ver­si­che­rungsbranche. So befasst sich eine große Anzahl der Insuretechs mit versicherungsinternen Prozessen und hat Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men als Kunden (zum Beispiel Digitalisierung von Schadensabwicklung).

Unternehmen, die den Endkunden im Fokus haben, bieten oft Apps für Dein Vertragsmanagement. Zum Beispiel um Deine Ver­si­che­rungen zu vergleichen oder zu optimieren. Der zentrale Gedanke ist dabei, dass fast alles digital und per App funktioniert, also auch die Kommunikation und Verwaltung der Verträge. Zu diesen Anbietern zählen Clark oder Feelix. Neben der Verwaltung steht hier auch der Ver­si­che­rungsvergleich im Mittelpunkt. Es gibt auch Insuretechs, die selbst Versicherer sind, wie beispielsweise Getsafe, Luko oder wefox. Diese betrachten wir im Ratgeber nicht weiter, denn bei diesen steht der Vertragsabschluss im Fokus und nicht die einfache Verwaltung Deiner Verträge.

Außerdem gibt es Anbieter, die nicht nur Ver­si­che­rungen im Visier haben, sondern Deine gesamten Finanzen, also auch Dein Konto oder Geldanlagen. Diese werden dann Fintechs genannten (‚finance‘ und ‚technology‘). Hierzu zählt unter anderem auch Finanzguru.

 

Wie verdienen Insuretechs mit Deinen Ver­si­che­rungen Geld?

Die Apps von Insuretechs sind in der Regel kostenlos nutzbar. Dennoch müssen die Unternehmen Geld verdienen. Dies tun sie in der Regel über Provisionen, die sie durch Ver­si­che­rungsabschlüsse verdienen. Wenn Du Deine Ver­si­che­rungs­ver­träge in den digitalen Ordner hochgeladen hast, vergleichen die Insuretechs Deine bestehenden Ver­si­che­rungen mit den Angeboten ihrer Partnerversicherungen und empfehlen Dir neue Tarife. Einige der Apps prüfen selbstständig, ob die Ver­si­che­rungen noch zeitgemäß sind oder es mittlerweile einen günstigeren Tarif gibt. Auch auf vermeintlich fehlende Ver­si­che­rungen werden Deiner Verträge bei einigen Anbietern untersucht.

Du brauchst aber in der Regel nicht alle diese Ver­si­che­rungen und nicht jeder angebotene Tarif ist wirklich gut und günstig. Sei Dir stets bewusst, dass Insuretechs nur Produkte von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men anbieten, mit denen sie zusammenarbeiten. Dadurch ist das Angebot auch immer begrenzt und die Wahrscheinlichkeit, dass es bessere oder gleichwertige Tarife gibt, die günstiger sind, ist recht hoch.

Andere Ver­si­che­rungsprodukte, die Dir eventuell vorgeschlagen werden, sind komplett unnötig, wie beispielsweise eine Handyversicherung oder Rei­se­ge­päck­ver­si­che­rung.

Daher solltest Du die angebotenen Ver­si­che­rungen nie ungeprüft annehmen. Überlege Dir vorher immer, ob die vorgeschlagene eine sinnvolle Ver­si­che­rung ist. Danach nutze Vergleichsportale und unsere Emp­feh­lungen für die entsprechende Ver­si­che­rung, um sie mit dem Angebot der App zu vergleichen.

Bei sehr komplexen Ver­si­che­rungsarten kann es hilfreich sein, sich an einen spezialisierten Berater zu wenden, etwa bei einer Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung oder privaten Kran­ken­ver­si­che­rung. Dieser Experte kann häufig konkretere Hinweise geben, die auf Deine Situation angepasst sind.

Was musst Du bei Insuretechs rechtlich beachten?

Je nachdem, welche Aufgaben die Unternehmen übernehmen (wollen), müssen sie einige Anforderungen erfüllen und unterliegen unterschiedlichen rechtlichen Bedingungen. Darauf müssen sie hinweisen in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Manchmal ist jedoch schwer zu erkennen oder zu verstehen, welche Befugnisse Du mit der Nutzung der Apps an ein Insuretech abtrittst.

Um Dir überhaupt Ver­si­che­rungen anbieten zu dürfen, müssen die Unternehmen über eine Befugnis zur Ver­si­che­rungsvermittlung (§ 34d GewO) verfügen. Damit unterstehen sie allen gesetzlichen Vorschriften eines Ver­si­che­rungsmaklers. Dazu zählt auch die Haftung infolge einer Falschberatung.

Damit Dir ein Insuretech neue Ver­si­che­rungen anbieten darf, musst Du der Arbeit als Vermittler zustimmen. Das tust Du in der Regel mit der Anmeldung und der damit verbundenen Zustimmung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Außerdem stimmst Du der Weitergabe Deiner Daten zu – zum Beispiel an entsprechende Ver­si­che­rungen. Das ist in der Regel nicht problematisch. So funktioniert die Arbeit bei allen Vergleichsportalen.

Schwierig wird es erst, wenn Du dem Insuretech mit der Zustimmung zu den AGB auch eine Maklervollmacht erteilst. Wenn Du dies tust, kündigst Du Deinem bisherigen Makler, falls Du bisher einen hattest und Deine bestehenden Ver­si­che­rungs­ver­träge nicht direkt bei einer Ver­si­che­rung abgeschlossen hast.

Manchen Fintechs wird vorgeworfen, beim Abschluss nicht eindeutig genug auf diese langfristigen Folgen der Maklervollmacht hinzuweisen. Tatsächlich sind die Unternehmen hier unterschiedlich transparent. Einige schreiben sehr konkret in die AGB, was sie wie und wann tun – zum Beispiel ob sie Dich vor einem Wechsel Deiner Ver­si­che­rung fragen, und nicht einfach etwas kündigen. Andere halten es sehr allgemein und unverbindlich. Wir haben auch ein Insuretech gefunden, welches Dir Impressum und AGB erst zeigt, nachdem Du Dich angemeldet hast.

 

Welche Ver­si­che­rungs-Apps kannst Du nutzen?

Bevor Du Dir eine App herunterlädst, Dich anmeldest und Deine Ver­si­che­rungs­ver­träge damit verwaltest, prüfe genau, welchen Bedingungen Du mit der Nutzung zustimmst. Schau Dir zunächst genau Impressum, AGB und Datenschutzerklärung an. Dabei lohnt sich tatsächlich auch der Blick ins Kleingedruckte. Liegen eine Erstinformation und eine Maklerlizenz vor? Wird angegeben, wie viele Ver­si­che­rungen im Portfolio enthalten sind? Was wird mit Deinen Daten gemacht? Welche Rechte räumst Du dem Unternehmen mit der Nutzung der App ein?

Überlege Dir vor der Registrierung gut, ob Du den rechtlichen Bestimmungen und Vorgaben wirklich zustimmen möchtest. Du wirst auf jeden Fall nach einer Auskunftsvollmacht gefragt werden. Die solltest Du aber nicht mit einer Maklervollmacht verwechseln. Jedes Insuretech benötigt mindestens eine Auskunftsvollmacht von Dir, damit es die notwendigen Vertragsunterlagen von den Ver­si­che­rungen anfordern darf. Damit erlaubst Du dem Unternehmen noch nicht, die Verträge auch als Makler zu betreuen.

Wir empfehlen Dir, die Maklervollmacht generell nicht an Insuretechs abzutreten. So behältst Du die Hoheit über Deine Ver­si­che­rungen und entscheidest frei, welche Ver­si­che­rung mit welchen Leistungen Du zu welchem Preis abschließt. Wähle für die digitale Verwaltung Deiner Verträge also einen Anbieter, bei dem Du Grundfunktionen der App auch ohne Maklermandat nutzen kannst. Geht dann mal etwas zu Bruch, kannst Du künftig bequem in Deinem Smartphone die Haft­pflicht­ver­si­che­rung aufrufen, statt die schweren Aktenordner auf der Suche nach diesem einen Blatt durchzublättern.
 

 

Weitere Tipps zu sinnvollen Ver­si­che­rungen

Zum Ratgeber 

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