Auf Geldreise – Podcast #89 Rechtsschutz: Eine Ver­si­che­rung für alle Fälle?

Anja Ciechowski
Finanztip-Expertin für Female Finance

Shownotes

Ein richtig übler Streit ist an sich schon schlimm genug. Wenn dann Reden nicht mehr hilft und juristischer Beistand gebraucht wird, kann das ziemlich schnell mehr als nur den letzten Nerv kosten. 

Das wissen auch Ver­si­che­rungen und eine Absicherung gegen rechtliche Streitigkeiten und die damit einhergehenden Kosten geschaffen: die Rechts­schutz­ver­si­che­rung.
Doch greift die eigentlich bei jeder juristischen Auseinandersetzung? Zahlt sie tatsächlich alle anfallenden Kosten? Und worauf muss ich überhaupt achten, wenn ich mir eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung zulege? Diese Fragen und mehr klären wir in dieser Folge.

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Die wichtigsten Punkte im Überblick

  •  Eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung übernimmt die Kosten eines Rechtsstreites – zum Teil außergerichtlich oder gerichtlich. Du findest alle Infos in diesem Ratgeber
  • Dem Statistischen Bundesamt zufolge war 2018 fast jeder zweite deutsche Haushalt mit einer Rechts­schutz­ver­si­che­rung gegen einen Rechtsstreit abgesichert. Eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung ist kein Muss, aber definitiv ein Kann. Denn die Anwaltskosten können ganz schön hoch werden. 
  • Welche Ver­si­che­rungen Ihr unbedingt braucht und welche überflüssig sind, haben wir schon mal in dieser Folge besprochen. 
  • Es ist nicht automatisch jeder Rechtsstreit abgesichert. Rechts­schutz­ver­si­che­rungen haben viele Ausschlüsse. Schau vorher ganz genau, was und wer abgesichert ist.Bei Familien sollten zum Beispiel auch Kinder mit abgesichert sein.
  • Außerdem gelten oft Wartezeiten. Das heißt, Du bist nicht sofort abgesichert, sondern musst die Ver­si­che­rung schon eine Weile haben. Meistens musst Du drei oder sechsMonate mitbringen, ehe Du die Ver­si­che­rung beanspruchen kannst. Damit wollen die Versicherer verhindern, dass Menschen noch schnell Verträge abschließen, wenn sich der Ärger bereits anbahnt.
  • Ob eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung Sinn ergibt, hängt von Dir persönlich ab. Überlege, wo potenzielle Streitthemen lauern könnten, ob Du jederzeit bereit bist, für Dein Recht zu kämpfen, und ob eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung deshalb ein gutes Gefühl hinterlassen würde.
  • Nicht immer ist eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung die günstigste oder beste Option. Wer zum Beispiel Streit mit dem Vermieter hat, kann Mitglied im Mieterverein werden und sich dort beraten und helfen lassen. Wenn Du als Arbeitnehmerin in der Gewerkschaft bist, bist Du dadurch im Arbeitsrecht abgesichert. Und Vermieter können sich in bestimmten Fällen über den Grundeigentümerverein günstiger absichern. Außerdem bieten viele Anwälte eine kostenlose Erstberatung an. 
  • Rechts­schutz­ver­si­che­rungen funktionieren nach dem Baukasten-Prinzip. Es gibt fünf Bereiche: Privat, Wohnen, Beruf, Verkehr und Vermietung. Privat, Verkehr und Vermietung kannst Du einzeln abschließen. Beruf und Wohnen nur in Verbindung mit dem Privat-Baustein. Genauere Infos findest Du in unserem Ratgeber
  • Rechts­schutz­ver­si­che­rungen mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis findest Du auf einem Vergleichsportal. Wir empfehlen Mr-Money oder Check24. Schau in den Tarifdetails auf den Portalen nach, ob die gefundenen Tarife alle für Dich wichtigen Rechtsfragen abdecken. 
  • Sollte Deine Ver­si­che­rung nicht leisten, hast Du mehrere Möglichkeiten: Du kannst ein Schiedsgutachten oder einen Stichentscheid verlangen. Beide sind für die Ver­si­che­rung bindend. Beim Stichentscheid muss die Ver­si­che­rung die Kosten tragen. Beim Schiedsgutachten zahlt die unterlegene Partei. Welches Verfahren angewandt wird, steht in den Vertragsbedingungen
  • Eine weitere Möglichkeit ist der Ver­si­che­rungombudsmann. Hier wird Dein Fall kostenlos geprüft. Kostet eine Klage nicht mehr als 10.000 Euro, kann diese Stelle deine Ver­si­che­rung dazu zwingen, die Kosten zu übernehmen.
  • Solche Schlichtungsstellen helfen auch in anderen Bereichen – etwa bei Streitigkeiten mit der Kran­ken­ver­si­che­rung oder wenn Dir Deine Bank einen Dispokredit verweigert. Schlichtungsstellen vermitteln als neutrale und sachkundige Dritte bei Konflikten zwischen Verbrauchern und Unternehmen.
  • Bevor Du Deine Rechts­schutz­ver­si­che­rung nutzt, solltest Du oder Dein Anwalt unbedingt die Ver­si­che­rung kontaktieren und eine Deckungszusage beantragen. Die Ver­si­che­rung prüft dann, ob sie überhaupt verantwortlich und der Fall aussichtsreich ist, und gibt ihr Okay. Sollte sie ablehnen, bleiben Dir immer noch ein Stichentscheid, Schiedsgutachten oder der Ombudsmann, um dagegen vorzugehen. 

Unser Podcast ist jetzt preisgekrönt. Die Jury des Fachmagazins „Wirtschaftsjournalist“ hat uns als Verbraucherjournalistinnen 2020 ausgezeichnet.

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