Wie Anbieter mit verschleierten Preiserhöhungen abkassieren

Berlin, 10. August 2017 – Die ersten Stromanbieter haben bereits Preiserhöhungsschreiben für Januar 2018 verschickt. Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, ihre Kunden über steigende Preise zu informieren. Doch viele Anbieter verschleiern Preiserhöhungen so geschickt, dass Kunden kaum erkennen können, dass sie künftig mehr zahlen sollen. Der gemeinnützige Verbraucher-Ratgeber Finanztip zeigt die dreistesten Tricks der Energieversorger und anderer Unternehmen.

Rund jeder zweite Strom-Grundversorger hat in der ersten Jahreshälfte bereits die Preise erhöht, berichten die Vergleichsportale Check24 und Verivox. Kunden in der Grundversorgung müssen mindestens sechs Wochen vor einer geplanten Preiserhöhung darüber per Brief informiert werden. Erhält ein Kunde eine Preiserhöhung, dann hat er das Recht zu kündigen (Sonderkündigung). Wer davon Gebrauch macht, für den endet der Vertrag, bevor die neuen höheren Preise gelten. „Ein großes Problem ist, dass viele Unternehmen die Preiserhöhung nicht klar kommunizieren“, erklärt Dr. Britta Beate Schön, Rechtsexpertin bei Finanztip. „Kunden verstehen die Tarifänderungen oft erst dann, wenn die teurere Rechnung ins Haus flattert. Dann ist es aber zu spät für eine Sonderkündigung und die höheren Preise gelten.“

Preiserhöhung versteckt in der Werbebroschüre

Wie Stromversorger Preiserhöhungen ankündigen müssen, schreibt das Energierecht vor: Die Ankündigung soll transparent und verständlich informieren. Doch in der Realität wird eine Erhöhung oft als „Preisanpassung“ oder „Preisentwicklung“ getarnt. „Was sich manche Unternehmen da erlauben ist einfach dreist“, erklärt Schön.  „In einem uns bekannten Fall wurde im Anschreiben auf eine sogenannte individuelle Preisinformation in der beiliegenden Werbebroschüre hingewiesen. In dieser hat das Unternehmen auf der dritten von vier bunten Seiten die Preiserhöhung versteckt.“

Ankündigung teurer Preise am Ende eines langen Anschreibens

Andere Anbieter verschleiern die höheren Preise mit besonders langen Schreiben. „Auf der ersten Seite lobt sich das Unternehmen in den höchsten Tönen selbst und erst ganz am Schluss auf der zweiten Seite wird die Preiserhöhung erwähnt“, sagt Schön. „Nur wer trotz des werblichen Tons dran bleibt und weiterliest, erfährt, dass der Tarif teurer wird.“ Eine weitere Masche: Über die Tatsache, dass die Preise erhöht werden, verliert der Anbieter kein Wort. Das Schreiben listet nur zukünftige Preise; was der Kunde derzeit zahlt, wird nicht erwähnt. „Wer dann nicht direkt den Originalvertrag parat hat, merkt nicht, dass die Preise deutlich erhöht wurden“, sagt Schön. „Denn es fehlt die direkte Vergleichsmöglichkeit.“

Information zur Preiserhöhung erst nach Login in das Kundenportal

Besonders dreist ging ein Mobilfunkanbieter vor. In einer SMS an die Kunden kündigte der Anbieter „aktuelle Informationen zu Ihrem Tarif“ an – nachzulesen im Online-Kundenbereich. „Kunden könnten hier zunächst Werbung vermuten. Doch weit gefehlt, denn tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Preiserhöhung“, erklärt Schön. „Der Anbieter hat im laufenden Vertrag einfach die monatliche Gebühr erhöht.“ Doch bis der Kunde den entscheidenden Text lesen kann, muss er erstmal ein paar Hürden nehmen: Zunächst online im Portal des Anbieters einloggen, dann den passenden Menüpunkt finden und schließlich den Text bis zu Ende lesen. „Sie brauchen nichts unternehmen. Ihr Vertrag wird automatisch für Sie umgestellt“, hieß es dort.

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