Wenn Papa nicht zahlen kann: Studienkredite im Blick

Berlin, 8. Juni 2016 – Der Countdown läuft: Bald werden mehr als 400.000 Menschen in Deutschland ihr Abitur-Zeugnis in den Händen halten. Für viele geht es dann an die Universität. Doch ein Studium will finanziert sein. Wer kein Bafög bekommt, auf kein Stipendium hoffen darf oder nicht aus einem betuchten Elternhaus kommt, muss selbst sehen, wie er über die Runden kommt. Ein Studienkredit kann dann eine Lösung sein. Finanztip zeigt, welche Punkte hierbei zu beachten sind.  

Laut der jüngsten Erhebung des Deutschen Studentenwerks braucht ein Student rund 800 Euro im Monat, um Wohnung, Essen, Kran­ken­ver­si­che­rung, Telefon und andere Dinge des täglichen Bedarfs zu bezahlen. Viele künftige Erstsemester sollten sich daher frühzeitig um die nötige Finanzierung ihres Studiums kümmern. Das gemeinnützige Verbraucherportal Finanztip hat sich aktuelle Konditionen für Studienkredite genauer angesehen. Kriterium dabei: Studenten können die Studienfinanzierung deutschlandweit und ohne Beschränkungen des Studienfachs aufnehmen.

Erste Adresse bleibt KfW

Das Finanztip-Fazit lautet: In Sachen Studienkredit bietet die staatliche Förderbank KfW momentan den günstigsten Vertrag. Studenten zahlen 4,16 Prozent jährlichen Effektivzins. Zwar ist der Zins variabel, kann also theoretisch künftig ansteigen. Finanztip-Berechnungen haben aber ergeben, dass der Kredit selbst in diesem Fall günstiger ausfällt als Angebote der Konkurrenz. Mit zuletzt rund 31.000 Krediten im Jahr 2015 vergibt die staatliche Förderbank regelmäßig den Löwenanteil an Studienkrediten.

Eine Alternative kann auch die Hausbank sein. „Mit den KfW-Konditionen im Gepäck kann es sich für Studenten durchaus lohnen, bei der örtlichen Sparkasse, der Hausbank oder beim Studentenwerk anzuklopfen“, rät Sara Zinnecker, Bankexpertin beim Verbraucherportal Finanztip. „Möglicherweise bieten dann auch kleinere Institute ähnlich attraktive Finanzierungsbedingungen.“

Wer kein Studienanfänger ist, sondern gerade in den letzten Zügen seines Studiums liegt, sollte sich den Bildungskredit der Bundesregierung anschauen. Studenten erhalten hierbei höchstens zwei Jahre lang bis zu 300 Euro im Monat. Auch eine einmalige Sonderzahlung ist möglich. „Dieser Überbrückungskredit ist deutlich günstiger als Kredite, die das gesamte Studium finanzieren. Derzeit zahlen Studenten 0,87 Prozent jährlichen Effektivzins“, sagt Zinnecker. 

Sonderfall Bildungsfonds

Sogenannte Bildungsfonds besetzen eine Nische in der Studienfinanzierung. Die Höhe der monatlichen Raten ist dabei nicht nach oben begrenzt, auch die Finanzierung eines kompletten Auslandsstudiums ist möglich. Statt eines Zinses zahlen die Studenten nach dem Hochschulabschluss einen bestimmten Anteil ihres späteren Einkommens zurück. Der Vorteil: Wer nach dem Studium kaum etwas verdient, muss nichts zurückzahlen. Der Nachteil: Wer viel verdient, zahlt viel zurück. Weil der künftige Verdienst unklar ist, können Studenten nicht wissen, wie hoch die jährliche Belastung – im Sinne eines Effektivzinssatzes – am Ende ausfällt. Die Finanztip-Einschätzung: Wahrscheinlich kommt Studenten der Bildungsfonds am Ende teurer als der KfW-Kredit.

In jedem Fall Alternativen prüfen

Auch wenn es günstige Kreditangebote gibt – Studenten fahren meist besser, wenn sie ohne Schulden in den Beruf starten. „Angehende Erstsemester sollten unbedingt prüfen, ob für sie die staatliche Studienförderung Bafög infrage kommt“, rät Sara Zinnecker. Diese richtet sich an Studenten aus einkommensschwachen Haushalten. Die Hälfte der Summe ist direkte staatliche Förderung, die andere Hälfte ein zinsloses Darlehen, von dem Studenten maximal 10.000 Euro zurückzahlen müssen. Auch ein Nebenjob kann eine Variante sein, ein wenig Geld hinzuzuverdienen.

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