Fondsgebundene Riester-Rente Versicherungen sind eine teure Art der Vorsorge
Finanztip-Experte für Vorsorge
Das Wichtigste in Kürze
Wer seine Riester-Ersparnisse und die dazugehörigen staatlichen Zulagen gerne in Aktien anlegen möchte, dem wird von Versicherungsvermittlern oft eine sogenannte fondsgebundene Riester-Rentenversicherung angeboten. Das Produkt klingt nicht schlecht: Einerseits kann der Kunde sich einen Aktienfonds nach seinem Geschmack aussuchen, andererseits ist er sogar vor einem Totalverlust geschützt.
Doch diese Rentenversicherung ist nur in der Theorie gut. Praktisch werden alle Vorteile des komplexen Produkts durch die hohen Kosten zunichte gemacht.
Bei einer fondsgebundenen Riester-Rentenversicherung legt der Versicherer die eingezahlten Beiträge und die staatlichen Zulagen zu einem mehr oder minder großen Teil in Investmentfonds, zumeist in Aktienfonds an. Da die Fonds Schwankungen unterliegen, der Versicherer aber wie bei allen Riester-Verträgen die Beiträge und Zulagen zum Rentenbeginn garantieren muss, geht der andere Teil in sichere Anlagen. Der Anteil an Aktien beträgt dadurch oft weniger als 50 Prozent. Das schmälert die langfristigen Renditeaussichten.
Attraktiv ist zwar, dass der Kunde die Fonds aus einem gewissen Angebot selbst aussuchen kann. Damit bestimmt er aber nur einen Teil der gesamten Anlage.
Da die Zinsen seit vielen Jahren im Sinkflug sind, verkaufen Vermittler gerne fondsgebundene Rentenversicherungen; mit der Begründung, dass diese langfristig eine höhere Rendite gegenüber klassischen Lebens- und Rentenversicherung versprächen. Das ist grundsätzlich auch richtig – wenn nicht die hohen Kosten dieser Produkte wären.
Dabei bedienen sich drei Stellen von Deinem Geld: Dem Vermittler fließen im Wesentlichen die Abschlusskosten, dem Versicherer die Verwaltungskosten und dem Fondsanbieter die Fondskosten zu. In nachstehender Tabelle haben wir die typischen Gebühren aufgeführt. In unseren Berechnungen gehen wir davon aus, dass Du 30 Jahre lang inklusive staatlicher Zulagen 2.100 Euro pro Jahr einzahlen. Das macht insgesamt 63.000 Euro.
Art der Kosten | Höhe der Kosten | Kosten in Euro bei Laufzeit von 30 Jahren | Anmerkung |
---|---|---|---|
Abschlusskosten | etwa 4 % der Einzahlungen und Zulagen | 2.520 € | werden in den ersten 5 Jahren mit den Einzahlungen verrechnet |
jährliche Verwaltungs- kosten | etwa 4,5 % der Einzahlungen und Zulagen | 2.835 € | werden jährlich abgebucht |
Fondskosten | etwa 1% des Fondsvolumens pro Jahr (bei ETFs) | etwa 8.700 €1 | werden vom Aktienfonds einbehalten |
Kosten während der Auszahlung | etwa 1,75 % der Auszahlungen pro Jahr | etwa 3.000 € während der Rente | werden von der Rente einbehalten |
1Annahmen: Aktienquote von 50 Prozent, Aktienrendite von 5 Prozent pro Jahr, vollständige Kickbackerstattung an Versicherungsnehmer, Endalter 97 Jahre
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: 6. Juli 2015)
Der Grundgedanke ist richtig: Altersvorsorge-Sparer, die noch 20 Jahre und mehr bis zur Rente haben, sollten einen Großteil ihrer Riester-Rente in Aktien anlegen. Das geht mittlerweile viel kostengünstiger als oben dargestellt, nämlich über einen provisionsfreien Riester-Fondssparplan mit Indexfonds. In unserem Vergleich der aktuellen Angebote für Fondssparpläne schnitt vor allem der von Raisin Pension (früher Fairr) gut ab, weil bei ihm vergleichsweise niedrige Gebühren anfallen: Beim ETF-Riester sind zwar die Verwaltungskosten nicht zu unterschätzen, aber die Fondskosten sind niedrig, und es fallen keinerlei Abschlussgebühren an.
Insgesamt sind solche Sparpläne bei langer Laufzeit deutlich billiger als eine Rentenversicherung mit eingerechneter Provision. Das Institut für Transparenz (ITA) hat für fondsgebundene Riester-Rentenversicherungen eine Renditeminderung durch die Kosten von durchschnittlich 1,89 Prozent pro Jahr errechnet. Der beste Sparplan ist etwa halb so teuer.
Ein Verkaufsargument für Rentenversicherungen allgemein ist, dass die spätere Rente gut planbar ist, weil pro 10.000 Euro angesparten Vermögens ein fester Rentenwert garantiert ist, der sogenannte Rentenfaktor. Das ist aber kein entscheidender Vorteil der Rentenversicherung: Jeder Riester-Sparer kann zu Rentenbeginn zu einem anderen Anbieter wechseln und sich so den aussuchen, der auf das angesparte Geld die höchste Rente auszahlt.
Bei allen Riester-Verträgen auf Aktienfonds, ob Rentenversicherungen oder Fondssparplan, entscheidet der Anbieter, wie viel Geld in die Fonds und wie viel in sichere Anlagen fließt. Dabei gibt es drei unterschiedliche Modelle, wie er die Einzahlungen und Zulagen aufteilt:
Statisch - Ein fester Teil des Geldes wird in das Sicherungsvermögen eingezahlt, der übrige Teil fließt in die Fonds. Das ist die sicherste Variante, bietet aber auch die geringsten Renditechancen.
Dynamisch - Je nach Marktlage verteilt der Anbieter die Beiträge auf Sicherungsvermögen und Fonds. In guten Zeiten kann er die Aktienquote so stets erhöhen. In schlechten Börsenzeiten muss er allerdings Aktien umschichten und bei niedrigen Kursständen verkaufen. Diese Methode bietet also mehr Renditechancen, es besteht aber auch ein höheres Risiko, am Ende mit einem geringeren Guthaben dazustehen.
Dynamisch mit Wertsicherungsfonds - Ein Wertsicherungsfonds ist ein zusätzlicher Fonds, der bei der Erfüllung der Garantien helfen soll und deshalb meist in sichere Wertpapiere investiert. Oftmals kann der Kunde diesen selbst auswählen. Wir raten von diesen Modellen jedoch eher ab, da sie das Produkt zusätzlich verkomplizieren. Die Garantie wird ja bereits durch die Verteilung auf Sicherungsvermögen und Aktienfonds gewährleistet.
Darüber, wie hoch die Aktienquote während der Laufzeit des Vertrags ist, machen die Anbieter nur sehr wenige Angaben. Das bedeutet, dass das Produkt für Kunden intransparent ist: Sie müssen darauf vertrauen, dass die Unternehmen das Geld bestmöglich zwischen Aktienfonds und sicheren Anlagen aufteilen.
Transparenz in der Altersvorsorge ist aber wichtig, denn in Krisenzeiten wirst Du nur der Anlage weiter vertrauen, die Du auch verstehst.
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