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Tipps & Tricks

Länger arbeiten und 22.000€ extra kassieren? Wann das geht

Die Bundesregierung bringt gerade verschiedene Anreize auf den Weg, damit Du mehr und länger arbeitest. Besonders spannend ist eine hohe Extraprämie, wenn Du später in Rente gehst. Wann sich das lohnt.

Jan Scharpenberg
Finanztip-Experte für Rente

Diese Woche hat die Bundesregierung ein großes Paket auf den Weg gebracht, mit dem sie das Wirtschaftswachstum in Deutschland ankurbeln will. Unter insgesamt 49 Punkten befinden sich auch einige, die Dich als Arbeitnehmerin bzw. Arbeitnehmer direkt betreffen. Denn ein wichtiger Teil der Maßnahmen ist es, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Dafür soll es neue Anreize geben, mehr und länger zu arbeiten.

Dazu gehört zum Beispiel, dass Du auf bezahlte Überstunden keine Steuern und Sozialabgaben mehr zahlen sollst. Gehst Du später in Rente als eigentlich vorgesehen (Regelaltersgrenze) und arbeitest weiter, sollen außerdem die Beiträge Deines Arbeitgebers zur Arbeitslosen- und Ren­ten­ver­si­che­rung (wenn Du nicht weiter freiwillig einzahlst) wegfallen und stattdessen an Dich ausgezahlt werden. Das sind 10,6% Deines Bruttolohns. 

22.000€ extra für spätere Rente 

Und dann gibt’s noch eine ganz neue Option, die so spannend klingt, dass wir sie uns direkt genauer angesehen haben: Wenn Du nach dem eigentlich geplanten Renteneintritt weiterarbeitest und erstmal auf Deine Rente verzichtest, sollst Du später eine fette Extraprämie kassieren können – die „Rentenaufschubprämie“. 

Um wie viel Geld es dabei im Vergleich zu bisherigen Optionen fürs Weiterarbeiten gehen kann? Nach unseren ersten, groben Berechnungen für einen Durchschnittsverdiener um 22.000€ – bei zwei Jahren länger arbeiten. 

Was ist und wie funktioniert diese Prämie genau? 

Die Prämie ist eine neue Option, wenn Du länger arbeiten und von Zuschlägen dafür profitieren möchtest. Länger arbeiten bedeutet in diesem Fall, länger als dein gesetzlich vorgeschriebenes Renteneintrittsalter, welches für die meisten Arbeitnehmenden bei 67 Jahren liegt. Die Rentenaufschubprämie wird es nicht für Dich geben, wenn Du Deinen geplanten Frührenteneintritt zum Beispiel von 63 auf 64 verschiebst.

Wenn Du über dein reguläres Renteneintrittsdatum hinaus arbeitest und die Option Rentenaufschubprämie wählst, kannst Du zudem keines der bereits bestehenden Modelle dafür (s. u.) nutzen. 

Und so funktioniert die Rentenaufschubprämie: Du verzichtest vorerst auf Deine gesetzliche Rente und arbeitest weiter. Sobald Du nicht mehr arbeiten willst (z. B. nach zwei Jahren) bekommst Du dann alle Monatsrenten, auf die Du verzichtet hast, auf einen Schlag ausgezahlt – und obendrauf die Kran­ken­kas­senbeiträge, die sich die Ren­ten­ver­si­che­rung in den beiden Jahren gespart hat. Das sind 8,15% (bei einem durchschn. Zusatzbeitrag) Deiner monatlichen Rente. 

Ein Beispiel 

Das Thema ist recht kompliziert, deshalb haben wir uns für einen möglichst einfachen Fall entschieden – einen Durchschnittsverdiener (45.358€ Jahresbrutto), der für seine Beiträge in die Rentenversichung im Jahr deshalb auch genau einen Rentenpunkt bekommt. Nennen wir ihn mal Dirk.

  • Dirk ist 67 und überlegt, ob er normal seine Rente bekommen will, gleichzeitig zwei Jahre weiterarbeitet und freiwillig Rentenbeiträge zahlt. Denn dann gibt’s auf die in diesen beiden Jahren verdienten Rentenpunkte einen Bonus von 0,5% pro Monat. Oder ob er erstmal keine Rente nimmt und stattdessen die Prämie nutzen soll. 
  • Nimmt er normal die Rente, bekommt er über die zwei Jahre rund 43.000€ Rente brutto. Davon bleiben ihm netto aber nur rund 25.000€, wenn man einen durchschnittlichen Kran­ken­kas­sen- sowie Pflegebeitrag und Steuer abzieht. Warum so wenig? Weil Dirk ja auch noch voll weiterarbeitet und deshalb einen hohen Steuersatz hat.
  • Entscheidet er sich für die neue Rentenaufschubprämie, bekommt er nach zwei Jahren aber auf einen Schlag 47.000€ ausgezahlt. Dirk macht nach zwei Jahren also 22.000€ Plus – denn im Gegensatz zur normalen monatlichen Rente sind die 47.000€ abgabenfrei.

Ist die Prämie wirklich steuerfrei? 

Wir gehen dabei davon aus, dass Dirk bei der Prämie nicht nur keine Kran­ken­kas­senbeiträge zahlen muss. Denn im Wachstumspaket steht “abgabenfrei”. Wir nehmen deshalb an, dass Dirk die Prämie auch steuerfrei bekommt. Aus unserer Sicht ergibt die Aufschubprämie sowieso nur dann Sinn, wenn sie steuerlich zumindest begünstigt ist. Sonst wäre Dirks Steuersatz auch bei der Auszahlung der Prämie sehr hoch – je nachdem wann er sie bekommt, erhält Dirk im gleichen Jahr ja auch noch letzte Gehalts- bzw. erste Rentenzahlungen.

Genauere Details dazu konnten uns auf Anfrage weder das Finanz- noch das Arbeitsministerium nennen, da diese noch ausgearbeitet werden müssten. Natürlich halten wir Dich dazu auf dem Laufenden. 

Es gibt noch mehr Optionen 

Neben den beiden Optionen aus unserem Vergleich hast Du weiterhin noch andere Möglichkeiten, in Rente zu gehen: 

  1. Du lässt Dir Rente auszahlen, arbeitest weiter, zahlst aber von Deinem Gehalt keine neuen Rentenbeiträge mehr. Dann sollst Du künftig sogar den Arbeitgeberanteil für die Ren­ten­ver­si­che­rung ausgezahlt bekommen (s. o.). 
  2. Du wählst die „Rentenaufschubrente“, bekommst also keine Rente, während Du weiterarbeitest. Der Vorteil: Hier bekommst Du künftig die 0,5% Bonus pro Monat, den Du weitergearbeitet hast, nicht nur auf Deine neu verdienten Rentenpunkte, sondern auch auf Deine alten. 
  3. Natürlich kannst Du weiterhin auch einfach in Rente gehen, ohne weiterzuarbeiten oder sogar die Rente ab 63 nutzen – und auch das ist nach einem schon langen Arbeitsleben völlig in Ordnung. 

Und das Wichtigste zum Schluss: Egal mit welchem Modell zum Weiterarbeiten – eine wirkliche runde Sache ist das Ganze natürlich nur, wenn Du auch noch Spaß an der Arbeit hast und denkst, danach trotzdem noch einige schöne Jahre Ruhestand vor Dir zu haben. 

Mehr Infos findest Du in unserem Ratgeber zur gesetzlichen Rente

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