Allianz, Huk-Coburg und Huk24 Schlag den Markt mit dem richtigen Vergleich

Kathrin Gotthold
Finanztip-Expertin für Vorsorge und Ver­si­che­rung

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Dich als Kunden wird es immer undurchsichtiger: Dein Unfallrisiko spielt für den Preis Deiner Ver­si­che­rung nur noch eine Nebenrolle.
  • Allianz und Huk-Coburg sind die zwei größten Kfz-Versicherer in Deutschland. Ihre Marktstrategien unterscheiden sich deutlich. Nur ein Beispiel für den harten Kampf.

So gehst Du vor

  • Überprüf regelmäßig die Kosten und die Leistungen Deiner Kfz-Versicherung und wechsle gegebenenfalls den Anbieter. Optimiere außerdem Deinen Vertrag!
  • Mach den doppelten Vergleich: Geh erst auf Check24 oder Verivox. Und schau dann, ob Du ein günstigeres Angebot bei der Huk24 bekommst.

Kaum ein Markt in der Ver­si­che­rungsbranche ist derart umkämpft wie die Autoversicherung. Schließlich wiederholt sich jedes Jahr im Herbst das gleiche Spiel: Bis zum 30. November können viele Versicherte ihre Kfz-Verträge kündigen. Und so haben sich Versicherer mit ihren Tarifen im Werben um neue Kunden Jahr um Jahr gegenseitig unterboten. Teils bis aufs Blut – oder eben bis in die roten Zahlen.

In Zeiten hoher Inflation ist das ein gefährliches Spiel. Den Wettkampf hat daher auch die Ver­si­che­rungsaufsicht im Blick. Sowohl die deutsche, als auch die europäische Behörde.

Kampf um Kunden

Die hiesige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin hat Auto-Versicherer mehrfach direkt angesprochen und zu gemäßigtem Verhalten ermahnt, gefordert, dass Preise für Kfz-Versicherungen inflationssicher gemacht werden. Und auch die Europäische Ver­si­che­rungsaufsicht Eiopa hat die Preispolitik deutscher Kfz-Versicherer kritisiert, wenn sie mit Lockangeboten auf Neukunden-Fang gehen. Die Eipoa spricht vor allem so genanntes Price-Walking an. Der Preis, den Verbraucher für ihre Ver­si­che­rung zahlen, spiegelt typischerweise das jeweilige Risikoprofil von Fahrer, Auto und Wohnort, plus generelle Kosten, die dem Versicherer entstehen. Einige Anbieter würden die Preise jedoch nach Kriterien anpassen, denen weder diese Risiken noch Servicekosten zugrunde liegen.

Beispielhaft für diesen harten Wettbewerb steht der Kampf um Kunden zwischen Huk-Coburg und Allianz. Die beiden Marktführer setzen dabei auf unterschiedliche Strategien. Die Huk bietet über ihre Online-Tochter teils sehr günstige Tarife an, verwehrt sich aber der Zusammenarbeit mit Vergleichsportalen. Das macht den Vergleich der Angebote für Kunden schwierig.

Die Allianz lockt Kunden hingegen nicht über günstige Preise. Ihre Tarife schneiden in den regelmäßigen Kfz-Versicherungstests von Finanztip als relativ teuer ab. Sowohl die Angebote des Mutterkonzerns als auch der Tochter Allianz Direct findest Du aber auf dem Vergleichsportal Verivox.

Die Finanztip-Empfehlung: Du solltest auf der Suche nach der für Dich passenden günstigen Autoversicherung stets den doppelten Vergleich machen: Vergleiche zunächst auf Verivox oder Check24 und schau dann, ob die Huk24 ein noch günstigeres Angebot parat hält.

Undurchsichtige Preispraxis der Autoversicherer

Allerdings wird es für Versicherte immer schwieriger, den für sie günstigen Tarif zu finden. Das Unfallrisiko ist für die Höhe des Beitrags in der Kfz-Versicherung unwichtiger, als viele Verbraucher denken. Vielmehr jonglieren Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit den Preisen. Das zeigen unsere regelmäßigen Kfz-Versicherungsstudien zur Wechselsaison sowie eine Finanztip-Untersuchung zur Preisgestaltung der Autoversicherer aus Oktober bis Dezember 2022.

Autoversicherer verändern den Preis für den gleichen Ver­si­che­rungsvertrag teils mehrfach, zeigt unsere Untersuchung. Für den identischen Tarif der identischen Person. Ein Tarif, der Dich gerade noch 600 Euro gekostet hat, kann für Dich beim selben Anbieter schon am nächsten Tag für 500 Euro zu haben sein.

Preise können sich täglich ändern

Festgestellt hat die Experten-Redaktion zum Beispiel bei einem Musterkunden Preisstürze und -sprünge um bis zu 160 Euro. Der Jahresbeitrag für die Absicherung von Haftpflicht und Vollkasko verteuerte sich bei einem Tarif innerhalb von 24 Stunden von 496 Euro auf 661 Euro – also um rund ein Drittel. Diese Preissprünge zeigen ganz deutlich, dass es neben den – adäquaten – Risikopreisen auch Verkaufspreise gibt.

Für Dich als Kunden sind solche Verkaufspreise und entsprechende Schwankungen nur schwer nachzuvollziehen. Bei Flügen, Elektronikartikeln oder auch Benzin wissen wir, dass sich die Preise täglich ändern können und halten die Augen offen. Bei Ver­si­che­rungen gingen die meisten wohl bisher davon aus, dass sich der Beitrag im Wesentlichen aus dem Risiko, einen Schaden zu verursachen, ergibt. Zu Unrecht, wie unsere Finanztip-Untersuchung zeigt.

Das versicherungstechnische Risiko in der Autoversicherung hängt von vielen unterschiedlichen Merkmalen ab. Dass sich dieses Risiko täglich ändert – und damit auch schlagartig der Preis für die angebotene Ver­si­che­rungsleistung – ist recht unplausibel.

So haben wir untersucht

Finanztip hat von Ende Oktober bis Mitte Dezember 2022 für die Untersuchung exemplarisch auf einem Ver­si­che­rungsvergleichsportal Hunderte Tarife abgefragt. Die Untersuchung zeigt deutliche Preisänderungen für einzelne Kfz-Versicherungstarife im Herbst. Verbraucher können teils täglich neue Konditionen vorfinden. Die Grafik zeigt die Veränderung des Beitragssatzes ausgewählter Tarife für einen Muster-Kunden.

Das Auf und Ab der Beiträge macht es für Dich, wenn Du Deine Ver­si­che­rung wechseln und einen günstigen Anbieter finden willst, noch wichtiger, die Tarife richtig zu vergleichen. Du solltest zudem regelmäßig Deinen Vertrag optimieren. Denn einige preisrelevante Merkmale kannst Du selbst beeinflussen. Drei ganz einfache Beispiele:

  • zahl den Beitrag jährlich,

  • gib Deine Fahrleistung realistisch aber defensiv an,

  • grenze sinnvoll ein, wer alles hinters Steuer darf.

Bestandskunden zahlen mehr – Price Walking in der Autoversicherung

Es war nicht zuletzt die Untersuchung der EU-Versicherungsaufsicht EIOPA zu Rabatten für Neukunden, die die Finanztip-Untersuchung zu kurfristigen Preisänderungen in der Kfz-Versicherung angeregt hat. Neugeschäftstarife sind eine übliche Praxis in der Kfz-Versicherung: es gibt regelmäßig neue Tarife mit geänderten Preisen und abgewandelten Leistungen am Markt. Hauptsächlich im Herbst, da viele Autofahrer ihre Ver­si­che­rung zum neuen Jahr hin wechseln können.

Neugeschäftstarife können günstiger sein

Die Tarifänderungen können sowohl preislich als auch bezogen auf die Leistungen in beide Richtungen gehen: mehr Beitrag oder weniger Beitrag; mehr Leistung oder weniger Leistung. Dabei versuchen Versicherer am hart umkämpften Markt Neukunden oft mit günstigen Tarifen zu gewinnen – teils mit günstigeren, als sie Bestandskunden angeboten werden.

Nicht alle Versicherer weisen ihre Bestandskunden darauf hin, wenn es günstigere Angebote im Neugeschäft gibt. Das solltest Du selbst überprüfen, oft ist das im Online-Auftritt des Versicherers einfach und schnell gemacht. Aufgepasst: Vor allem wenn Du Deinem Versicherer untersagt hast, Dir Werbung zu schicken, also eine Werbesperre erteilt hast. Dann wird er im Zweifel davon absehen, Dich zu kontaktieren.

Die Ver­si­che­rungsexperten von Finanztip sind einem Aufruf der in Frankfurt ansässigen Behörde gefolgt. Wir haben uns mit der Behörde ausgetauscht und unsere Erfahrungen zur auch Price Walking genannten Praxis geteilt. Finanztip beobachtet das Phänomen der preislichen Schlechterstellung von Altkunden gegenüber Neukunden ebenfalls. Bestätigt hat sich das auch durch einen Leser-Aufruf der Expertenredaktion aus Januar 2023 im Finanztip-Newsletter. Ein Beispiel aus der Aktion: Ein Leser sollte statt rund 500 Euro im Jahr mehr als 630 Euro Beitrag für seine Vollkaskoversicherung zahlen.

Autoversicherung wird teurer – Vergleich hilft

Es ist nicht nur der Wettbewerb, der der Branche schwer zu schaffen macht. Eine kletternde Inflation schlägt auch bei Versicherern zu Buche, nicht zuletzt durch teurer werdende Reperaturen, wie der Ver­si­che­rungsverband GDV seit Jahren vermeldet.

Laut GDV steigen die Kosten für Pkw-Ersatzteile rapide. Während der Verbraucherpreis-Index seit 2014 um rund 28 Prozent zugenommen habe, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich den Versicherern zu Folge um fast 75 Prozent. Kofferraumklappen und hintere Seitenwände seien 2024 doppelt so teuer wie vor zehn Jahren. Die Preise für Rückleuchten seien in dem Zeitraum um 86 Prozent gestiegen. 

Für Versicherer führen diese steigenden Ersatzteilpreise zu deutlich höheren Reparaturkosten, wenn sie Unfällen regulieren. So habe der durchschnittliche Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines PKW im Jahr 2023 rund 4.000 Euro gekostet. Im Jahr 2013 seien es noch 2.500 Euro gewesen.

Unternehmen schreiben rote Zahlen. Doch nicht erst seit gestern. 2017 etwa war ein tiefrotes Jahr für die Autoversicherer. Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote der Kfz-Versicherung insgesamt stieg damals im Schnitt auf 100,21 Prozent. In der Folge zogen viele Autoversicherer bei den Preisen an. Wer nicht den Anbieter wechselte, musste teils deutliche höhere Beiträge zahlen. Im Jahr 2018 war die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote wieder ausgeglichen, was aber auch heißt, dass etliche Anbieter weiter Verluste machten. Und auch 2019 schrieb knapp die Hälfte der Autoversicherer weiter rote Zahlen.

Und aktuell? 2022 stieg die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote von zuvor 94,8 Prozent auf 101,2 Prozent. 2023 lag sie bereits bei 110 Prozent. Tendenz steigend.   

Inflation treibt Kreativität durch Versicherer weiter

Du solltest aufpassen. Es ist davon auszugehen, dass Versicherer in den kommenden Abwerberunde noch tiefer in die Trickkiste greifen werden. Die Kfz-Versicherung ist neben der Wohn­ge­bäu­de­ver­si­che­rung wie kaum eine andere Ver­si­che­rungssparte durch Inflation getroffen. Steigende Kosten für Reparaturen spüren die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men wie gezeigt.

Corona brachte vorübergehend Erholung

Erst Corona brachte Erholung. Lockdown und vermehrtes Homeoffice sorgten dafür, dass der Straßenverkehr zwischenzeitlich abnahm, in der Folge gab es weniger Unfälle – und damit weniger Schäden, für die Autoversicherer einstehen mussten. Das kam vielen Unternehmen zugute. Allerdings nicht lange. 2021 hat sich der Straßenverkehr wieder normalisiert. Für etwas weniger Individualverkehr sorgte allenfalls das bundesweit geltende 9-Euro-Ticket im Sommer 2022. Spürbare Wirkung hatte das für die Kfz-Versicherer jedoch nicht.

Dazu brachten die folgenden Jahre Hagel und andere Extremwetterlagen, für die Versicherer teuer zahlten. 

Andere Anbieter oft günstiger als die Marktführer

In unserer großen Untersuchung zu Kfz-Versicherungen zeigt sich deutlich: Nur wer richtig vergleicht, kann den günstigsten passenden Tarif finden.

Für unsere Untersuchung fragten wir für 32 fiktive Personen und ihre Autos Tarife ab, um diese Ergebnisse zu untersuchen. Wir holten Angebote auf Vergleichsportalen ein, aber auch bei Ver­si­che­rungen, die Abschlüsse online anbieten. Für die Abfrage stellten wir unsere Finanztip-Mindestanforderungen an die Tarife, um Billigtarife auszuschließen, die wir nicht empfehlenswert finden. Unsere 32 Musterprofile unterschieden sich unter anderem im Wohnort, Alter, Familienstand und Ver­si­che­rungsumfang. Mal haben wir nur eine Haft­pflicht­ver­si­che­rung berechnet, ein anderes Mal eine Haftpflicht- inklusive Teil- oder Vollkaskoversicherung. Auch Marke und Typ des versicherten Autos variierten wir, wir schauten uns sowohl Angebote für Verbrenner als auch für E-Autos an.

Für alle Profile galt unser Grundsatz, dass Schäden durch Marderbisse inklusive Folgeschäden versichert sein müssen. Auch Unfälle mit Tieren aller Art sowie der Verzicht auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit mussten enthalten sein.

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