Fahrleistung Hol Dir Geld von der Kfz-Versicherung zurück

Die Rechnung klingt einfach: je mehr Kilometer Du mit Deinem Auto zurücklegen willst, desto höher fällt Dein Ver­si­che­rungsbeitrag aus. Grob stimmt das – genau deshalb will Deine Autoversicherung beim Abschluss einer Police auch wissen, wie viel Strecke Du mit Deinem Auto voraussichtlich fahren möchtest.

Gibst Du zu viel an, zahlst Du drauf und schenkst Deinem Versicherer Geld. Deshalb ist es wichtig, die Kilometerangabe regelmäßig zu hinterfragen. Übernimm nicht einfach Deine Angaben aus dem Vorjahr. Fährst Du vielleicht seit Corona weniger Auto, weil Du häufiger im Homeoffice arbeitest? Fährst Du öfter mal mit dem Rad, weil Dir die Spritpreise den Spaß am Fahren verdorben haben?

Hast Du dieses Jahr deutlich weniger Kilometer auf dem Tacho als gedacht, solltest Du das Deiner Ver­si­che­rung melden. Denn weniger Kilometer kosten auch weniger. Mit wie viel Geld Du rechnen kannst? Eine Größenordnung geben Dir die gleich folgenden Zahlen aus unserer aktuellen Finanztip-Studie zu Tarifmerkmalen.

Beachte dabei: Aufschlag ist nicht gleich Ersparnis. Wenn man zwei Preise hat – beispielsweise 100 und 150 Euro – dann beträgt der Aufschlag bei einer Preisänderung von 100 auf 150 Euro 50 Prozent: man zahlt 50 Prozent mehr; also insgesamt 150 Prozent bezogen auf den Ursprungspreis. Verringert sich hingegen der Preis von 150 auf 100 Euro, dann beträgt die Ersparnis 33 Prozent. Man zahlt 33 Prozent weniger, also nur noch 77 Prozent des Ursprungspreises. Teils können die Zahlen zu Ersparnis und Aufschlag identisch sein. In unseren Beispielen auch, weil es sich um kleine Werte handelt und wir die Ergebnisse runden.

Aufschläge und Sparmöglichkeiten durch mehr beziehungsweise weniger Kilometer als Fahrleistung:

• 5.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 7 Prozent mehr als 2.000. Ersparnis für 2.000 Kilometer statt 5.000 Kilometer: 6 Prozent.
• 10.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 16 Prozent mehr als 5.000 Kilometer. Ersparnis für 5.000 Kilometer statt 10.000 Kilometer: 14 Prozent. 
• 15.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 9 Prozent mehr als 10.000 Kilometer. Ersparnis für 10.000 Kilometer statt 15.000 Kilometer: 8 Prozent.
• 20.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 14 Prozent mehr als 15.000 Kilometer. Ersparnis für 15.000 Kilometer statt 20.000 Kilometer: 12 Prozent.
• 25.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 13 Prozent mehr als 20.000 Kilometer. Ersparnis für 20.000 Kilometer statt 25.000 Kilometer: 11 Prozent.

Viele Ver­si­che­rungen erstatten rückwirkend

Die Änderung der Fahrleistung kann bei jedem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men für die Zukunft erfolgen. Bei vielen mittlerweile jedoch auch rückwirkend. Das zeigen Finanztip-Befragungen aus den Jahren 2022 und 2020 unter großen sowie günstigen Anbietern. Mehr dazu liest Du im Kapitel: So haben wir untersucht.

Gleiche zunächst Deine Fahrleistung im Vertrag mit Deinen tatsächlich gefahrenen Kilometern ab. Kontaktiere dann Deine Kfz-Versicherung. Das geht am besten per E-Mail oder Brief. Wichtig: Lass Dir die neue Kilometerleistung sowie die Höhe und den Zeit­punkt der Beitragsanpassung bestätigen. Oft geht eine solche Meldung auch online: Viele unserer Leser haben uns in den vergangenen Monaten berichtet, dass dies der für sie einfachste Weg war. Das ist gut – denn dann bekommt man im Zweifel auch gleich eine Bestätigung.

Im Durchschnitt fahren wir Deutschen unsere Autos 12.000 bis 14.000 Kilometer im Jahr. Ehemalige Vielfahrer können am meisten Geld zurückbekommen. Wer ohnehin schon eher wenig Kilometer angegeben hat, spart im Zweifel nicht mehr viel.

Denk jetzt schon ans kommende Jahr!

Wenn Du Deine Kilometerleistung änderst, solltest Du auch schon an nächstes Jahr denken. Unser Tipp: Ändere die Kilometerzahl im Vertrag, damit Du im kommenden Jahr nicht dasselbe Problem hast. Schätz Deine Kilometer defensiv: Denn Nachmelden geht immer – aber nicht vergessen!

Ein Tipp, wie Du Deine Kilometerleistung zumindest fürs nächste Jahr parat hast: Schreib Dir jetzt Deinen aktuellen Tachostand auf – natürlich so, dass Du ihn wiederfindest. Egal ob Du ihn als Kalender-Termin für Anfang November in Dein Handy oder schnell mit einem dicken Marker direkt auf Deinen Ver­si­che­rungsschein kritzelst: Was funktioniert, hat hier seine Berechtigung.

Übrigens: Wenn Deine Autoversicherung sich sperrt, solltest Du die Wechselsaison im Herbst nutzen, um zu wechseln. Es lohnt sich ohnehin, Jahr für Jahr die Preise zu vergleichen. Wie das am besten geht, beschreiben wir in unserem aktuellen Kfz-Versicherungstest.

Willst Du Deine jährliche Fahrleistung angeben, ohne Deinen echten Kilometerbedarf durchzurechnen, kannst Du auf Durchschnittswerte schauen. Das ist nicht so genau – gibt Dir aber eine erste Einschätzung, je nachdem in welcher Art und Weise Du Deinen Pkw nutzt.

• Du bist Gelegenheitsfahrer: Der Gelegenheitsfahrer setzt sich nur privat und nur hin und wieder ins Auto. Etwa zum Einkaufen oder weil Du mal bei schlechtem Wetter einen Ausflug machst: Im Schnitt fährt er 6.000 Kilometer pro Jahr.
• Du bist Berufspendler: Wer sein Fahrzeug für den täglichen Arbeitsweg nutzt, liegt im Schnitt zwischen 12.000 und 15.000 Kilometern pro Jahr. Doch Achtung: statt zu schätzen, lohnt es hier besonders, den genauen Wert über einen Routenplaner rauszufinden. Denn die Strecke solltest Du auch bei der Steu­er­er­klä­rung angeben.
• Du bist Vielfahrer: Als Vielfahrer fährt man regelmäßig privat und beruflich mit dem Auto – etwa zur Arbeit, in den Urlaub, tägliche Strecke zu Schule oder Kita. Durchschnittlich sind das circa 30.000 Kilometer.

Aber Achtung: Diese Fahrertypen und Werte sollen Dir nur eine Hilfe sein, Dich grob zu orientieren. Besser ist es, Deine Fahrleistung individuell zu berechnen.

Zwei gute und einfache Methoden zum berechnen Deiner Fahrleistung:

1. Jahreskilometer berechnen: Addiere die Kilometer, die Du jede Woche fährst und rechne diese Zahl auf das ganze Jahr hoch. Nimm dazu die Kilometer mal 60. Dann hast Du neben den 52 Wochen im Jahr noch einen Puffer, etwa für Urlaubsfahrten. Beispiel: Du fährst fünfmal in der Woche zur Arbeit und zurück. Hin- und Rückweg zur Arbeit sind 15 Kilometer, zusätzlich fährst Du 30 Kilometer für Einkäufe, regelmäßige Ausflüge, Sport. 5 x 15 Kilometer + 30 Kilometer = 105 Kilometer pro Woche. Jährliche Fahrleistung: 105 Kilometer x 60 = 6.300 Kilometer.
2. Kilometerstand dokumentieren: Notier Dir regelmäßig den Kilometerstand Deines Autos. Entweder Du legst Zettel und Stift ins Auto. Oder Du machst ein Foto vom Stand mit Deinem Handy. Lade es dann direkt als Termin in Deinen Kalender hoch und lass Dich in sechs oder zwölf Monaten erinnern.

Quelle: Finanztip-Befragungen unter großen Kfz-Versicherern und zwanzig weiteren, die in Finanztip-Versicherungstets günstig abgeschnitten haben. Es wurden dieselben Unternehmen befragt, einmal im August 2020 und einmal August, September 2022.
(Stand: 12. September 2024)

Nachtrag: Die Württembergische Ver­si­che­rung AG hatte uns gegenüber die Frage zur rückwirkenden Reduzierung zunächst bejaht, korrigierte sich dann jedoch im November 2022 wie folgt: „Die Änderung der Fahrleistung kann jederzeit in die Zukunft erfolgen – jedoch nicht in die Vergangenheit.“. Wir haben den Namen des Unternehmens daher aus der Liste entfernt.

Nach unserer ersten Umfrage haben wir bei Finanztip viel Feedback von Lesern bekommen. Teils habt Ihr auch schlechte Erfahrungen mit verschiedenen Anbietern mit uns geteilt. Danke für Eure Mails! Und wir haben natürlich bei den Unternehmen nachgehört – und hören weiter nach.

Eine Frage, die im Raum stand, war: Erstattet Friday tatsächlich rückwirkend? Friday hat Finanztip gegenüber bestätigt, dass eine rückwirkende Erstattung wegen verminderter Kilometerleistung ausnahmslos gewährt wird. Gegenteilige Auskünfte an Kunden von Seiten des Unternehmens seien falsch gewesen. Friday-Kunden sollten daher bei einer Absage erneut eine Erstattung fordern. Das Unternehmen gelobt uns gegenüber Besserung: „Eine entsprechende Unterrichtung des Teams ist ebenfalls schon erfolgt, sodass es künftig nur richtige Antworten an Kunden geben wird.“

Auch gegen die Verti-Versicherung sind Vorwürfe laut geworden, sie würde nicht rückwirkend regulieren. Verti erklärte hingegen: „Die Beitragserstattung infolge einer Anpassung der Kilometerleistung ist rückwirkend für die aktuelle Ver­si­che­rungsperiode möglich.“ Und weiter: „Bisher sind uns keine Fälle bekannt, in denen angefragte Beitragsreduzierungen unserer Ver­si­che­rungsnehmer durch die Verti Ver­si­che­rung AG abgelehnt wurden, nachdem verringerte Kilometerleistungen angegeben wurden.“ „Einzelfälle“ prüfe man gerne. Auch hier sollten sich Kunden also erneut an das Unternehmen wenden.

Bei der S-Direkt sollten Kunden zunächst nur 2020 die Möglichkeit haben, eine verminderte Kilometerleistung rückwirkend anrechnen zu lassen, und zwar im Zeitraum von April bis 31. Oktober 2020. Grund dafür war nach Angaben des Unternehmens, dass es nur eine zeitlich begrenzte Ausnahmeregelung war. 

Auch von AdmiralDirekt-Kunden hatten wir überraschte Kommentare erhalten. Auf unsere Nachfrage hin bestätigte das Unternehmen, dass Versicherte die jährliche Fahrleistung rückwirkend für das gesamte Ver­si­che­rungsjahr aktualisieren können. Und weiter: „Die sich aus der Differenz der Fahrleistung ergebende Erstattung erhält der Kunde unmittelbar per Nachtrag.“ Das sei seit Jahren gängige Praxis und nicht im Rahmen der Corona-Pandemie neu eingeführt worden.