Staking So lässt Du Deine Kryptos für Dich arbeiten
Finanztip-Expertin für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Bisher konntest Du mit Kryptowährungen vor allem durch Handel Geld verdienen. Dazu hast Du Coins oder Tokens möglichst günstig eingekauft und zu einem späteren Zeitpunkt zu einem höheren Preis wieder verkauft. Staking bietet Dir die Möglichkeit, mit Kryptowährungen Geld zu verdienen, ohne zu handeln. Wie Staking funktioniert und ob es sich für Dich als Anleger lohnt, erfährst Du in diesem Ratgeber.
Staking funktioniert im Prinzip wie ein verzinstes Tagesgeldkonto. Auf dem Konto parkst Du Geld, das Du absehbar nicht brauchen wirst und getrennt von Deinen laufenden Einnahmen und Ausgaben aufbewahren möchtest. Dafür erhältst Du Zinsen. Für Krypto-Anleger verhält es sich ähnlich. Beim Staking hast Du die Möglichkeit, Coins oder Tokens zu parken, indem Du sie dem Netzwerk des Krypto-Projekts zur Verfügung stellst, zu dem diese Coins oder Tokens gehören. Je nach Krypto-Projekt sind dafür unterschiedliche Mindesteinlagen erforderlich. Dafür erhältst Du Zinsen in Form von sogenannten Belohnungen oder „Staking Rewards“. Während Deine Bank Dein Tagesgeld nutzt, um damit Geld zu verdienen, wird beim Staking Deine Einlage, der sogenannte „Stake“, genutzt, um das Funktionieren der Blockchain zu gewährleisten. (Allerdings hat Staking höhere Risiken als ein Tagesgeldkonto – dazu liest Du weiter unten mehr.)
Dein Stake wird zunächst gesperrt. Du kannst Deine Coins oder Tokens also nicht mehr benutzen, zum Beispiel um damit zu handeln. Für wie lange diese Sperre gültig ist, kannst Du zuvor definieren. Wie beim Bankkonto hat die Länge der gewählten Sperre in der Regel auch Einfluss auf die Höhe der „Staking Rewards“. Festgeld, das Monate oder gar Jahre nicht bewegt werden kann, ist besser verzinst als flexibles Tagesgeld. Je länger, desto höher die Zinsen – dieses Prinzip gilt auch beim Staking.
Durch Deine Einlage erwirbst Du das Recht, der Blockchain mithilfe der entsprechenden Blockchain-Software neue Blöcke hinzuzufügen. Ein Block wiederum enthält zahlreiche Transaktionen, die Du durch das Zusammenführen in einen Block bestätigst.
Wann Du einen neuen Block hinzufügen darfst, wird vom Protokoll per Zufall, aber auch anhand verschiedener Parameter wie zum Beispiel der Höhe Deines Anteils an der im Umlauf befindlichen Kryptowährung bestimmt. Stell Dir das Konzept wie eine Losbude vor – je mehr Lose Du kaufst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eines Deiner Lose gezogen wird. Je größer also Dein Stake ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du einen der nächsten Blöcke bestätigen (in der Fachsprache: validieren) darfst.
Was zunächst kompliziert klingt, folgt einer simplen Idee: Wenn Du das Bestätigen der Blöcke zuverlässig erledigst, erhältst Du dafür automatisch eine Belohnung in Form der Gebühren, die Nutzer für die Transaktionen zahlen. Erledigst Du die Aufgabe des Validierens aber unzuverlässig, zum Beispiel wenn eine ungültige Transaktion in einem von Dir bestätigten Block entdeckt wird oder Du offline bist, obwohl Du zum Validieren ausgelost wirst, wird Dir ein bestimmter Betrag von Deinem Stake abgezogen.
Du kannst also unter Einsatz Deines Stakes Geld verdienen, dieses aber auch verlieren, wenn Du nicht zuverlässig arbeitest oder sogar Böses im Schilde führst, etwa das Fälschen von Transaktionen. Dies würde im Netzwerk bemerkt und dazu führen, dass Du Deine Einlage oder zumindest Teile davon unwiderruflich verlierst. Im Falle von Ethereum sind das mindestens 32 Ether, denn das ist die Mindesteinlage beim Staking von Ethereum. Bei einem Kurs von 1.450,00 Euro (Stand 30. Januar 2023) wären das im schlimmsten Fall stolze 46.400,00 Euro, die Du verlierst.
Auf diese Weise trägt Staking zur Sicherheit und Effizienz des von Dir durch Deinen Stake unterstützten Krypto-Projekts bei und macht es so sicherer gegen Angreifer. Deine Coins oder Tokens besichern insofern die Rechtmäßigkeit aller Blöcke, die Du der Blockchain hinzufügst. Aber keine Sorge – weiter unten im Text erfährst Du, wie Du auch mit weniger Einsatz staken kannst. Ein fünfstelliger Betrag ist absolut nicht erforderlich, um zu staken.
Das oben beschriebene Prinzip eines dezentralen Konsensverfahrens nennt man „Proof-of-Stake“ (PoS). Staking funktioniert insofern auch nur bei Krypto-Projekten, die dieses Verfahren einsetzen. Bitcoin gehört übrigens nicht dazu, dort gibt es nichts zu staken. Die Kryptowährung verwendet ein alternatives Konsensverfahren namens „Proof-of Work“ (PoW), um Übereinstimmung im Netzwerk zu gewährleisten.
Beim Proof-of-Work entsteht unter den Validatoren eine Art Wettrennen um die Lösung einer komplexen, mathematischen Aufgabe. Die Validatoren werden beim Proof-of-Work „Miner“ genannt. Der Miner, der zuerst die richtige Lösung errechnet hat, darf den nächsten Block validieren und die Transaktionsgebühren kassieren.
Für das Errechnen der Aufgaben werden riesige Mengen an Energie benötigt.
Proof-of-Stake benötigt dagegen deutlich weniger Rechenleistung, bei vielen Blockchains nur etwa 1 Prozent oder sogar weniger. Miner gibt es hier nicht, denn die Transaktionen werden ja direkt von den Nutzern überprüft, die Staking betreiben. Der Grundsatz beider Konzepte ist aber der gleiche. Ein Netzwerkteilnehmer bündelt Transaktionen in einem Block und fügt diesen der Kette aus Blöcken, eben der Blockchain, hinzu.
Zu den Kryptowährungen, die Proof-of-Stake anwenden und somit „gestaked“ werden können, gehören namhafte wie Ethereum, Cardano und Solana, aber auch zahlreiche nicht so bekannte Währungen. Eine Übersicht aller Währungen, die Du staken kannst, findest Du zum Beispiel auf stakingrewards.com.
Hier findet man auch die aktuelle Höhe der jeweiligen Belohnung, der Staking Rewards. Diese liegen für Ethereum bei ungefähr 4 Prozent pro Jahr, für Cardano bei rund 3,5 Prozent und für Solana bei ungefähr 7 Prozent. Die angekündigte Rendite beim Staking liegt in der Regel also deutlich über dem, was konventionelle Banken ihren Kunden derzeit an Zinsen zahlen, allerdings auch mit höherem Risiko als bei einem Bankkonto.
Die unterschiedlichen Höhen der Staking Rewards haben einen einfachen Grund: Zunächst einmal muss der Reward hoch genug sein, um Staking für den Anleger attraktiv zu machen. Gleichzeitig dürfen aber auch nicht zu viele am Staking teilnehmen, denn das könnte das Netzwerk überlasten. Die Betreiber müssen also eine Balance finden, die bei jedem Krypto-Projekt anders aussieht.
Wenn Du staken möchtest, suchst Du Dir zunächst das passende Krypto-Projekt aus, das Du mit Deinem Stake unterstützen möchtest. Lass Dich dabei nicht von hohen Staking Rewards blenden. Diese findet man meist bei Pennycoins mit niedrigen Handelspreisen und extrem schwankenden Kursen. Du kannst Dir nun die Software des Krypto-Projekts Deiner Wahl herunterladen und damit selbst zu einem Validator werden. Dazu benötigst Du viel technisches Know-how und einen Rechner, der 24 Stunden am Tag ohne Downtime online ist und Validierungen vornehmen kann. Außerdem musst Du die Mindesteinlage aufbringen können. Wie oben beschrieben, erfordert das Staking von Ethereum beispielsweise mindestens einen Stake von 32 Münzen, um überhaupt mitmachen zu dürfen. Bei anderen Währungen ist die Einstiegshürde zwar deutlich niedriger, trotzdem ist diese Variante des Stakings eher den Profis vorbehalten.
Als Anfänger gehst Du besser über einen sogenannten Staking-Pool. Es gibt zahlreiche dieser Pools, die in der Regel von großen Kryptobörsen angeboten werden. Diese solltest Du auch nutzen, damit Dein Stake in der Wallet einer Kryptobörse verbleiben kann. Transferiere Deine Coins oder Tokens niemals an eine Adresse, der Du nicht zu 100 Prozent vertraust. Staking-Pools bieten Dir die Möglichkeit, als Teil einer Gemeinschaft zu staken. Erinnere Dich an das Beispiel mit der Losbude: Je mehr Coins oder Tokens man einbringt, desto höher ist die Chance, gezogen zu werden und den nächsten Block zu validieren. Deine Erfolgsaussichten multiplizieren sich so um ein Vielfaches. Die Gewinne werden dann anteilig aufgeteilt.
Mit Kraken, Binance und Coinbase bieten gleich drei der größten Kryptobörsen der Welt die Möglichkeit zu staken. Staking ist zudem bei der Finanztip-Empfehlung Bitvavo möglich, einer in den Niederlanden regulierten Plattform. Außerdem gibt es auf Staking spezialisierte Service-Dienstleister wie Lido Finance. Dank automatisierter Prozesse ist der Verwaltungsaufwand bei diesen Anbietern vergleichsweise komfortabel. Hier kannst Du einen beliebigen Betrag zum Staking-Pool beitragen. Das ermöglicht Dir, anteilig Staking Rewards zu verdienen, ohne eigene Hardware betreiben zu müssen. Für die Bereitstellung der Hardware und die Organisation des Staking-Pools behalten die Anbieter in der Regel einen Teil Deiner Staking Rewards ein. In diesem niedrigeren Belohnungssatz ist auch berücksichtigt, dass der Staking-Pool ja nicht bei jeder Verlosung zum Zuge kommt, also nicht kontinuierlich Einnahmen erzielt, aber durchaus kontinuierlich an Dich auszahlen möchte.
Beim Staking werden die von Dir eingelegten Coins und Tokens für einen zuvor festgelegten Zeitraum gesperrt. Bricht der Kurs zu dieser Zeit ein, ist die Rendite womöglich geringer, als wenn Du Deine Kryptowährung verkauft und die Kursgewinne realisiert hättest, statt zu staken. Denk daran: Wenn Du stakst, könntest Du über Deine Kryptowährung in der Regel auch dann nicht mehr verfügen, wenn sie einen neuen Höchststand erreicht und Du gerne verkaufen möchtest. Informiere Dich daher immer über die konkreten Bestimmungen des jeweiligen Anbieters und wäge die Risiken gut ab.
Es gibt Anbieter wie Bitvavo, die einen flexiblen Zeitraum fürs Staking ermöglichen. Dort kannst Du Dich jederzeit vom Staking abmelden und auch gestakte Coins verkaufen oder transferieren. Ab diesem Zeitpunkt gibt es dann natürlich keine Rewards mehr. Die Flexibilität hat aber ihren Preis: Die Belohnungssätze liegen bei Bitvavo ein Stück niedriger als bei einigen anderen Staking-Pools.
Hinzu kommen Risiken, die nicht so sehr mit Staking, sondern generell mit dem Krypto-Bereich zu tun haben: Die Kurse der meisten Kryptowährungen schwanken sehr stark. In vielen Bereichen gibt es keine Regulierung. Das bedeutet: Die Parallele zu Zinsen auf einem Bankkonto, die manchmal in Marketingbotschaften oder von anderen Anlegern gezogen wird, endet in einem sehr entscheidenden Punkt. Hier gibt es keine gesetzliche Einlagensicherung. Wenn Du, sagen wir, 1.000 Euro in einen Coin umgetauscht hast und mit 4 Prozent Stakingerlös rechnest, kann es durchaus passieren, dass ein Jahr später Dein Coinbestand weit weniger wert ist und es auch mit dem Staking-Reward nicht so geklappt hat wie gedacht. Wenn alles gut läuft, kannst Du schöne Renditen einstreichen, aber es besteht die Gefahr, einen Großteil oder sogar alles von Deiner Investition zu verlieren.
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