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10 Gründe warum Europa hilft – auch finanziell

Am Sonntag findet die Europawahl statt – hast Du vor, wählen zu gehen? Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen liefert hier zehn gute Gründe, warum Du Europa Deine Stimme geben solltest.

Hermann-Josef Tenhagen
Finanztip-Chefredakteur

Liebe Finanztip-Leserin, lieber Finanztip-Leser,

morgen bestimmst Du mit, wohin Europa sich künftig wendet. Genau wie ich. Für mich ist das die wichtigste Europawahl meines Lebens, es ist meine neunte. An den Grenzen Europas herrscht diesmal Krieg. Europas Gesellschaften sind zum Teil tief gespalten. Europas Stärken werden von vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht gleich erkannt.

Dabei hat Europa uns Frieden und Wohlstand gebracht, gerade uns in Deutschland, die wir (fast) wie die Weltmeister exportieren, ganz sicher wie die Europameister, und unseren Wohlstand auch auf den Verkauf bei den freundlichen Nachbarn gründen. Annähernd jeder vierte Arbeitsplatz hängt hierzulande vom Export ab. Wir brauchen offene Grenzen statt Lastwagenschlangen.

Diesmal kommt es besonders darauf an.

Womöglich hast Du nicht vor wählen zu gehen, weil dieses Europa Dir zu weit weg erscheint, zu bürgerfern, zu bürokratisch. Ein Europa der Eliten. Überleg's Dir nochmal. Dieses Europa bestimmt tatsächlich jeden Tag Deinen und meinen Alltag, das ist kein Elitenprojekt. Da kannst und solltest Du mitentscheiden. Wer sich nicht beteiligt, verschenkt die Demokratie.

Wie viel Du durch Nicht-Beteiligung verlieren kannst, hat die Abstimmung über den Brexit gezeigt.

Fast zwei Drittel der jüngeren Wählerinnen und Wähler – also der bis 45 – sind damals zwar bei der Abstimmung in Großbritannien zu den Urnen gegangen. Die große Mehrheit vor allem der ganz Jungen hat sogar für den Verbleib Großbritanniens in der EU gestimmt.

Aber es waren insgesamt trotzdem zu wenige. Weil über 90% der Rentnerinnen und Rentner wählen gegangen sind. Und die wollten mit deutlicher Mehrheit raus. Alle Briten, gerade auch die Jüngeren, müssen jetzt mit den wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen dieser Wahlentscheidung, mit dem Brexit, leben. 

Wahlen können also extrem wichtig sein. Geh wählen!

Bei Finanztip machen wir keine Parteipolitik. Wir konzentrieren uns im Alltag darauf, was für Dein wirtschaftliches Wohlergehen in Zukunft wichtig ist und was wir tun können, um Gelddinge für Dich einfacher zu machen. Hier ist die Verbindung. Europa hilft uns sehr oft, Gelddinge einfach zu machen.

An diesen zehn Stellen hat uns Europa geholfen, Gelddinge für Dich einfach zu machen:

  1. Europa kennt Grenzen, aber keine Grenzkontrollen mehr. In meiner Jugend musste ich Schlange stehen und den Ausweis vorzeigen, wenn wir in die Niederlande fuhren – und sei es nur zum Tanken. Heute kann ich ohne Grenzkontrolle von Berlin nach Dubrovnik in Kroatien oder nach Lissabon fahren. Ich kann sogar im Nachbarland arbeiten, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen. Ich kann dort mit meiner Girocard oder Kredit­karte am Automaten Euros ziehen, überall zu den gleichen Konditionen. Mit den von Finanztip emp­foh­lenen Karten sogar gebührenfrei. Diese Regelung hat das EU-Parlament gegen die Banken Europas durchgesetzt.
  2. Als ich studierte, musste ich noch die Hälfte meines Budgets für Telefonkosten ausgeben, um mit meiner Liebsten in der Heimat telefonieren zu können. Heute kann ich für den gleichen kleinen Preis von Mallorca nach München telefonieren wie von Landshut nach München. Übrigens auch Daten verschicken. Die Roaming-Regeln der EU machen es möglich. Diese Regelung hat das EU-Parlament gegen den Widerstand der Telefongesellschaften durchgesetzt.
  3. Zu Beginn der Finanzkrise 2008 waren auf Sparkonten in Deutschland im Zweifel nur 90% der ersten 20.000 angelegten Euros sicher. Heute sind es nach den aktuellen EU-Regeln in jedem Fall 100.000€. Und Dein Geld muss bei einer Bankpleite binnen sieben Tagen wieder auf eines Deiner Konten fließen. Diese Regelung hat das EU-Parlament durchgesetzt.
  4. Wegen eben jener 100.000€-Regel kannst Du jetzt auch in Ländern wie Österreich, den Niederlanden oder Schweden bei von Finanztip emp­foh­lenen Banken zu höheren Zinsen bis zu 100.000€ sicher anlegen. Die EU verspricht sogar, dass das auch in Malta, Litauen und Griechenland klappt, auch wenn wir da vorsichtiger sind.
  5. Viel Geld aus Europa hat womöglich auch Deine Kommune bekommen. Seit 1989 hat die EU allein Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen 48 Mrd. € an Beihilfen ausgezahlt, das sind über 5.700€ Förderung pro Nase, vom Baby bis zum 100-Jährigen. Vielleicht hast Du mit Deiner Kommune auch schon Millionen bekommen oder als Mitarbeiter der Kommune sogar selbst beantragt.
  6. Hunderte unserer Leserinnen und Leser haben in den vergangenen Monaten gefragt, wie sie aus der privaten Kran­ken­ver­si­che­rung auch nach dem 55. Geburtstag zurück in die gesetzliche Kran­ken­kas­se kommen können. Die Antwort ist: Mit Europa. Du kannst zwölf Monate in Polen oder den Niederlanden oder Italien arbeiten. Als EU-Bürger brauchst Du dafür keine Erlaubnis, nur einen Job. In diesen Ländern gibt es eine Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Kran­ken­kas­se. Wenn Du zurückkehrst, kannst Du auch in Deutschland zurück in die gesetzliche Kasse – eben auch jenseits der 55.
  7. Manche Girokonten werden immer teurer, aber der Wechsel des Girokontos zu einem günstigen Anbieter wird immer einfacher. Seit 2016 hat die EU vorgeschrieben, dass Deine alte Bank Dir beim Wechsel zu Deiner neuen Bank sogar helfen muss. Die Regelung hat das EU-Parlament gegen den Widerstand der Banken und Sparkassen auch aus Deutschland durchgesetzt.
  8. Wird Dein Flug gestrichen oder verspätet sich Dein Flieger um mehr als drei Stunden, kann Dir eine Entschädigung zwischen 250 und 600€ zustehen. Diese Regelung gilt für alle Flüge, die in der EU starten oder landen, aber nur, wenn Du mit einer europäischen Airline fliegst. Die EU hat die Fluggastrechte schon vor über 20 Jahren gegen den Widerstand der Fluglinien durchgesetzt.
  9. Kaufst Du ein Produkt in der EU online oder an der Haustür gilt für diesen Kauf eine 14-tägige Widerrufsfrist. Du kannst den Kauf ohne jede Begründung widerrufen, das Produkt einpacken und zurückschicken. Das Geld für die Ware bekommst Du in jedem Fall zurück. Mancher Händler bezahlt sogar die Retoure.
  10. Kaufst Du innerhalb der EU ein Produkt beim Händler, muss dieser Händler für mindestens zwei Jahre die Gewährleistung übernehmen. Der Verkäufer muss die von Dir gekauften Waren nachbessern, ersetzen, ihren Preis mindern oder den Kaufpreis erstatten, wenn sie sich als mangelhaft erweisen oder nicht wie in der Werbung angegeben aussehen oder funktionieren.

Europa mag nicht perfekt sein, aber Europa hilft. Deshalb solltest Du Europa am Wahltag am 9. Juni zu Deiner Sache machen.

Dein Finanztip-Chefredakteur
Hermann-Josef Tenhagen

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