Du hast per Post oder E-Mail einen Inkassobrief erhalten und befürchtest Konsequenzen, wenn Du nicht sofort zahlst? Mit diesen Zahlungsaufforderungen treiben Inkassounternehmen Schulden aus offenen Rechnungen ein. Es ist also verständlich, wenn Du erstmal ins Schwitzen gerätst. Aber solange Du niemandem Geld schuldest, sind Drohungen von Inkassounternehmen nur zahnlose Tiger. Und in vielen Fällen gar nicht berechtigt oder sogar Betrug. Wie Du verhinderst, dass irgendwann doch der Gerichtsvollzieher auf der Matte steht, liest Du hier:
1. Prüf Deine Rechnungen
Lies Dir den Inkassobrief in Ruhe durch und prüf, ob Du dem Unternehmen, das die Inkassofirma beauftragt hat, wirklich Geld schuldest. Hast Du z. B. Deine letzte Onlinebestellung oder Stromrechnung nicht bezahlt und die Mahnungen übersehen, solltest Du die Inkassoforderung sofort begleichen. Nur so kannst Du weitere Kosten und Ärger vermeiden. Im Zweifel kannst Du auch beim Anbieter, dem Du Geld schulden sollst, nachfragen.
Wenn Du dagegen sicher bist, dass Du alle Rechnungen beglichen hast und kein Betrag mehr offen ist, ist die Zahlungsaufforderung des Inkassounternehmens vermutlich nicht berechtigt. Trotzdem solltest Du sie nicht ignorieren, sondern darauf reagieren. Und zwar so:
2. Check das Inkassoschreiben
Im nächsten Schnitt versuchst Du herauszufinden, ob es sich tatsächlich um eine echte Inkassoforderung handelt. Leider sind immer mehr unseriöse Inkassoschreiben im Umlauf. Die unberechtigten Forderungen stammen oft aus Abofallen und Gewinnspielen im Internet, mit denen Kriminelle sensible Daten und Adressen abfangen (Stichwort: Phishing). Mit einer vermeintlichen Inkassoforderung versuchen sie, Dich unter Druck zu setzen und zu einer überhasteten Zahlung zu bewegen.
Umso wichtiger ist es, dass Du Dir jedes Inkassoschreiben genau anschaust, bevor Du Geld überweist oder eine Einzugsermächtigung erteilst. Betrügerische Inkassoforderungen kannst Du so erkennen:
- Ausländisches Bankkonto: Ein auffälliges Indiz für eine unseriöse Inkassoforderung ist, wenn Du das Geld auf ein Konto im Ausland schicken sollst. Achte also auf die Anfangsbuchstaben der IBAN-Nummer, z. B. ES, LT, PL (Spanien, Litauen, Polen) oder Ähnliches.
- Keine Details zum Fall: Enthält das Schreiben keine konkreten Angaben zu Dir (z. B. neutrale Anrede wie "Sehr geehrter Kunde") oder dem beteiligten Händler, könnte es sich um eine Abzocke handeln. Verdächtig ist auch, wenn ein runder Geldbetrag gefordert wird.
- Unbekannte Inkassofirma: Jedes seriöse Inkassounternehmen in Deutschland muss registriert sein. Bist Du Dir unsicher, schau im Rechtsdienstleistungsregister kostenlos nach. Bei echten Inkassobüros erhältst Du einen Treffer, mit Aktenzeichen und zuständiger Registrierungsbehörde.
Doch nicht immer sind betrügerische Inkassoschreiben als solche erkenntlich, z. B. weil Du auf ein deutsches Konto überweisen sollst. Aus diesem Grund führt die Verbraucherzentrale Brandenburg eine schwarze Liste. Überweis auf keinen Fall Geld an die dort gelisteten Empfänger bzw. Kontonummern.
3. Leg Widerspruch ein
Bist Du Dir sicher, dass die Forderung unberechtigt ist, solltest Du ihr schriftlich widersprechen – und zwar gegenüber der Inkassofirma und dem Unternehmen, dem Du angeblich Geld schuldest. Auf weitere Briefe reagierst Du dann nicht mehr. Wahrscheinlich kommen noch ein, zwei Schreiben mit immer aggressiverem Tonfall. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, drohen Inkassobüros häufig mit einem Schufa-Eintrag. Lass Dich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Deine Daten dürfen ohne Deine Einwilligung nicht an die Schufa weitergegeben werden.
Lehn die Forderung ganz oder teilweise ab
In Deinem Widerspruchsschreiben kannst Du entweder die ganze Forderung ablehnen oder nur die Inkassokosten, wenn sie überhöht oder unberechtigt sind. Nicht selten werden Fantasiegebühren in Rechnung gestellt, die weit über das gesetzlich Zulässige hinausgehen. Diese überhöhten Gebühren müssen auch dann nicht bezahlt werden, wenn die ursprüngliche Forderung berechtigt war. Welche Inkassokosten zulässig sind, erfährst Du auch in unserem Ratgeber zu Mahngebühren.
Unser Tipp: Mit dem interaktiven Inkasso-Check der Verbraucherzentrale kannst Du Inkassoforderungen kostenlos überprüfen lassen. So erfährst Du, ob Du überhaupt zahlen musst oder ob die Höhe der Kosten gerechtfertigt ist. Außerdem unterscheidet der Generator zwischen verschiedenen Konstellationen und erstellt je nach Situation einen Musterbrief, den Du an das Inkassounternehmen schicken kannst, um der Forderung zu widersprechen.
Mit Deinem Widerspruch sollte die Sache erstmal vom Tisch sein. Denn Schuldeneintreiber scheuen Gerichtskosten, wenn sie wissen, dass die Forderung haltlos ist.
4. Nimm den Mahnbescheid ernst
Einen Mahnbescheid vom Gericht solltest Du allerdings ernst nehmen. Vielleicht hast Du doch aus Versehen einen Vertrag abgeschlossen und nicht bezahlt. Auch hier gilt: Lies den Mahnbescheid sorgfältig durch – vor allem wer von Dir Geld verlangt und aus welchem Grund. Hol rechtlichen Rat ein und entscheidet dann gemeinsam, ob Du die Forderung bezahlst oder dem Mahnbescheid widersprichst. Dafür hast Du zwei Wochen Zeit. Bei einem europäischen Zahlungsbefehl beträgt die Widerspruchsfrist 30 Tage.
Bedenk aber: Das Gericht hat zu diesem Zeitpunkt noch nicht geprüft, ob die Inkassoforderung tatsächlich berechtigt ist. Dass ein Mahnbescheid in Deinem Briefkasten landet, bedeutet also noch lange nicht, dass das Inkassobüro im Recht ist. Wenn nicht, hast Du natürlich nichts zu befürchten. Falls Du dagegen eine berechtigte Forderung ignorierst, könnte tatsächlich irgendwann der Gerichtsvollzieher vor Deiner Tür stehen.
Weitere Tipps zum Umgang mit (internationalen) Inkassounternehmen findest Du beim Europäischen Verbraucherzentrum. Wie Du mit Mahnungen und Inkassogebühren bei berechtigten Forderungen umgehst, liest Du in unserem Ratgeber zu Mahngebühren.