Regional- und Typklassen

Kfz-Versicherung: Weshalb Du zu viel bezahlst

Kathrin Gotthold
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen

Das Wichtigste in Kürze

  • Dein Wohnort und der Typ Deines Wagens beeinflussen stark den Preis Deiner Autoversicherung.
  • Jedes Jahr berechnen die Versicherer Typ- und Regionalklassen neu. Das kann Deinen Beitrag verändern.

So gehst Du vor

  • Du kannst Deine Ver­si­che­rung kündigen, wenn sich Deine Typ- oder Regionalklasse ändert und dadurch der Beitrag. Nutz das für einen Preisvergleich Deiner Autoversicherung.
  • Finanztip empfiehlt: Berechne zunächst die günstigste Kfz-Versicherung auf Verivox oder Check24. Mach dann den Gegencheck bei der Huk24.

Die Autoversicherer überprüfen jedes Jahr ihre Einschätzung zu Typklassen und Regionalklassen. Einen Teil der Regionen und Automodelle bewerten sie neu, wenn sich an den Schadenstatistiken etwas geändert hat. Rutscht Dein Auto oder die Region, in der Du wohnst, in eine andere Klasse und wird Deine Ver­si­che­rung dadurch teurer, hast Du ein Son­der­kün­di­gungs­recht – und kannst die Ver­si­che­rung wechseln.

Die neuen Typklassen 2023 hat der GDV am 29. September 2022 veröffentlicht, die Regionalklassen 2023 sind ebenfalls schon bekannt.

Die neuen Typklassen für das Jahr 2023

Für die meisten Autos ändert sich wenig in den Typklassen. Nur für wenige Modelle geht es um mehr als eine Klasse nach oben oder nach unten.

Für rund 8 Millionen Autofahrer gelten in der Kfz-Haftpflichtversicherung künftig höhere Einstufungen, während fast 5 Millionen von besseren Typklassen profitieren. Für 70 Prozent beziehungsweise rund 30 Millionen Autofahrer bleibt es laut GDV bei der Typklasse des Vorjahres.  

Ab wann gelten die neuen Klassen?

Die neuen Typklassen gelten ab sofort, wenn Du ein Fahrzeug neu auf Dich zulässt. Bei einem bestehenden Vertrag kann Deine Ver­si­che­rung die Typklasse zur Hauptfälligkeit des Vertrages ändern – in der Regel ist dies der 1. Januar des kommenden Jahres. Erhöht sich Dein Beitrag, hast Du ein Son­der­kün­di­gungs­recht und kannst wechseln. Stichtag für Deine Kündigung ist dann der 30. November.

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Schlau wählen beim Autokauf

Hast Du beim Autokauf die Wahl zwischen verschiedenen Modellen, solltest Du die Typklassen vergleichen. Viele hochmotorisierte Oberklasse-Modelle und SUVs gehören in eine hohe Typklasse. Ältere Modelle und Kleinwagen werden eher niedrig eingestuft.

Wenn Du ein neues Auto kaufst oder Deinen jetzigen Wagen mit ähnlichen Fahrzeugen vergleichen willst, kannst Du das auf der Website autoampel.de machen. Der Ver­si­che­rungsverband GDV bietet ebenfalls ein Typklassenverzeichnis, in dem Du mittlerweile fast 32.000 Automodelle findest. Achte auf die genaue Typbezeichnung Deines Autos, denn es unterscheiden sich beispielsweise die Typklassen eines Golf IV um bis zu vier Stufen, je nach PS-Zahl und Baujahr.

Wie sehen die Typklassen von Elektroautos aus?

Kfz-Versicherungen stufen Elektroautos in der Typklasse unterschiedlich ein. Die Typklassen für die Kfz-Haftpflicht liegen in der Mitte der möglichen Klassen, in den Kaskoversicherungen hingegen sind sie vielfach günstiger. Allein die Antriebsart, also ob Du einen Stromer oder einen Verbrenner fährst, hat aber keinen Einfluss auf den Preis Deiner Kfz-Versicherung.

Wie wirken sich die Kfz-Typklassen auf den Beitrag aus?

Augen auf bei der Auto-Wahl: Einge Versicherer gewähren Kundinnen, die ihr E-Fahrzeug bei ihnen versichern, einen CO2-Rabatt. Oder Du bekommst einen Abschlag, wenn Dein zu versicherndes Fahrzeug nicht zu schwer ist und einen geringeren CO2-Ausstoß aufweist.

Welche Typklasse hat das Auto?

Schaust Du Dich gerade nach einem neuen Auto um, solltest Du - wie gesagt - auch darauf achten, welche Typklasse es hat. Die wirkt sich sehr auf Deinen Ver­si­che­rungsbeitrag aus. Die Typklassen richten sich nach der Häufigkeit und der Höhe der Schäden, in die bestimmte Autotypen in den jeweiligen Ver­si­che­rungsarten wie Haftpflicht oder Vollkasko verwickelt waren.

Diesen Fakten kannst Du mit einer guten persönlichen Schadenstatistik entgegenwirken: Bist Du ein umsichtiger und guter Autofahrer und das schon über viele Jahre, hast Du eine hohe Scha­den­frei­heits­klas­se. Je höher diese ist, desto höher fällt Dein Scha­den­frei­heits­ra­batt auf Deinen Beitrag aus.

In der Haftpflicht reichen die Klassen von 10 bis 25 – hier sind die Ver­si­che­rungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich. In der Vollkasko gibt es Klassen von 10 bis 34 und in der Teilkasko von 10 bis 33. Die Ver­si­che­rungen gruppieren die Fahrzeuge regelmäßig neu ein.

Was ändert sich bei den Regionalklassen?

Jedes Jahr erheben die Statistiker des Ver­si­che­rungsverbands GDV für die verschiedenen Gegenden in Deutschland Schäden und rechnen sie in Regionalklassen um. Wohnst Du etwa im erweiterten Umland von Berlin, kannst Du Dein Auto deutlich günstiger versichern als ein Autobesitzer in der Hauptstadt – bei vergleichbarem Auto und sonstigen Merkmalen.

Die bundesweit niedrigste Schadenbilanz in der Kfz-Haftpflicht hat der Bezirk Elbe-Elster in Brandenburg – mit fast 30 Prozent weniger Schäden als der Bundesdurchschnitt. Die schlechteste Schadenbilanz hingegen hat wie schon in den Vorjahren Berlin. Dort liegen die Schäden fast 40 Prozent über dem Schnitt.

Es geht bei den Regionalklassen vor allem darum, ob in einer Region häufig und teure Unfälle passieren. Ländliche Gebiete sind da im Vorteil. Bei der Kfz-Versicherung macht es für Autohalter einen großen Unterschied, ob sie in einer günstigen oder teuren Regionalklasse stecken. Entscheidend ist dabei nicht, wo ein Schaden entstanden ist, sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat.

Neue Bewertung

Die Statistiker des GDV haben in diesem Jahr aber nicht nur die Schadenbilanzen der Bezirke berechnet, sondern auch die Regionalklassen neu sortiert. Weil Regionalklassen das Risiko eines jeden Bezirks gerecht abbilden sollen, müssen die Regionalklassen Bezirke mit möglichst ähnlichen Schadenbilanzen bündeln. Daher wurden für das Jahr 2023 die Klassengrenzen angepasst. Laut GDV ergeben sich dadurch in diesem Jahr für 168 der 412 Bezirke neue Risikobewertungen. Weil zuletzt viele Bezirke mit unterschiedlichen Schadenbilanzen in die niedrigsten und höchsten Regionalklassen eingestuft waren, gelten künftig neue Klassengrenzen.

Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht- sowie für die Voll- und Teil­kas­ko­ver­si­che­rung. In der Kfz-Haftpflichtversicherung sind die Ver­si­che­rungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich. In der Kasko sind es die Leistungen nach selbst verschuldeten Unfällen und für alle anderen Kasko-Schadenfälle (etwa für Autodiebstähle, Glasschäden, Fahrzeugbrände, Wildunfälle oder Schäden durch Naturereignisse).

In der Haftpflicht gibt es zwölf Klassen, in der Vollkasko neun und in der Teil­kas­ko­ver­si­che­rung 16. Wie die Typklassen veröffentlicht der Ver­si­che­rungsverband GDV auch die Regionalklassen in einer Übersicht. Die Regionalstatistik des GDV ist für die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men unverbindlich und kann ab sofort für Neuverträge und für bestehende Verträge zur Hauptfälligkeit angewendet werden – in der Regel ist dies der 1. Januar.

Teils Zuschnitt auf Postleitzahlen

Die Regionalklassen werden für die insgesamt 412 Zulassungsbezirke in Deutschland ermittelt. Diese Einteilung ist sehr grob. So sind selbst Millionenstädte wie Berlin oder Hamburg zu einem einzigen Zulassungsbezirk zusammengefasst.

Immer mehr Kfz-Versicherungen stufen daher ihre Kunden nach der Postleitzahl ein und nicht mehr nach der Regionalklasse – darunter Allianz, Axa, Verti, Europa, Huk-Coburg oder Zurich. Trotzdem geben die Regionalklassen zumindest eine gute Orientierung. So werden für 2023 nach Angaben des GDV allein in der Haft­pflicht­ver­si­che­rung 10,1 Millionen Fahrer herabgestuft – ihre Ver­si­che­rung wird also günstiger. Mehr zahlen müssen dagegen 5,5 Millionen Autobesitzer.

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Autoren
Annika Krempel
Silke Kursawe

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