Regional- und Typklassen Deshalb zahlst Du mehr für Deine Kfz-Versicherung
Finanztip-Expertin für Vorsorge und Versicherung
Das Wichtigste in Kürze
Dein Wohnort und für welches Auto Du Dich entscheidest, beeinflussen stark den Preis Deiner Autoversicherung.
Neue Typklassen des GDV: viele hochmotorisierte Oberklasse-Modelle und SUV mit teuren Kasko-Klassen.
So gehst Du vor
Mit welchen Autos kracht es besonders häufig? Bei welchen Wagen schlägt eine Reparatur im Schnitt besonders stark zu Buche? Und mit welchem Schlitten an Deiner Seite hält Dich Deine Autoversicherung automatisch für einen riskanteren Kunden? Das kannst Du aus der Typklassenstatistik 2024 der Kfz-Versicherer ablesen. Wir erklären Dir außerdem die Änderungen bei der Regionalklassenstatistik und was die aktuellen Zahlen für Dich persönlich bedeuten.
Die Autoversicherer überprüfen jedes Jahr ihre Einschätzung zu Typklassen und Regionalklassen. Automodelle und Regionen bewerten sie neu, wenn sich an den Schadenstatistiken etwas geändert hat. Rutscht Dein Auto oder die Region, in der Du wohnst, in eine andere Klasse und wird Deine Versicherung dadurch teurer, hast Du ein Sonderkündigungsrecht – und kannst die Versicherung wechseln.
Für mehr als 7 Millionen Autofahrer gelten seit 2023 in der Kfz-Haftpflichtversicherung höhere Einstufungen, während über 5 Millionen von besseren Typklassen profitieren. Für 70 Prozent beziehungsweise rund 30 Millionen Autofahrer bleibt es laut GDV für das Jahr 2024 bei der Typklasse des Jahres 2023.
Es gibt Typklassen in der Kfz-Haftpflicht und in der Kfz-Kaskoversicherung. In der Haftpflicht reichen die Klassen von 10 bis 25. Für die Einstufung eines Autos in die entsprechende Klasse sind die Versicherungsleistungen an geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich. In der Vollkasko gibt es Klassen von 10 bis 34 und in der Teilkasko von 10 bis 33. In allen drei Fällen gilt: Je größer die Zahl, desto teurer wird es.
In den Kaskoversicherungen spielt unter anderem der Wert des versicherten Autos eine Rolle. Daher haben viele hochmotorisierte Oberklasse-Modelle und SUV hohe Kasko-Typklassen.
Ein Audi RS6 Avant 4.0 und ein BMW X6 M50D landen entsprechend eher in hohen Kasko-Klassen;
ältere Modelle oder Kleinwagen wie ein Fiat 500 1.2 oder ein Citroen C3 1.2 haben eher niedrige Typklassen in der Kasko.
Weitere Beispiele für aktuelle Veränderungen in der Typklassenstatistik:
Die Vollkasko- und die Teilkasko-Klasse eines VW Polo V 1.4 haben sich verbessert: Die Vollkasko wurde drei Stufen günstiger und liegt jetzt auf 12; in der Teilkasko ging es um eine Stufe runter auf 16. Seine bisherige Haftpflichtklasse von 12 behält er bei.
Deutlich rauf ging es hingegen in der Haftpflicht eines Audi Q5-Modells: drei Stufen auf Klasse 17; in der Vollkasko bleibt der Q5 auf hohen 26, in der Teilkasko landet er eine Klasse schlechter, auf 27.
Ein Honda Jazz-Hybrid schaffte es sogar, in der Vollkasko vier Stufen nach oben zu klettern – auf 25 (Haftpflicht bleibt 12, Teilkasko verteuert sich um eine Klasse auf 22).
Neue Typklassen gelten ab Veröffentlichung. Wenn Du also ein Fahrzeug neu auf Dich zulässt, zählen die aktuellen Klassen. Bei einem bestehenden Vertrag kann Deine Versicherung die Typklasse zur Hauptfälligkeit des Vertrages ändern – in der Regel ist dies der 1. Januar des kommenden Jahres. Erhöht sich Dein Beitrag, hast Du ein Sonderkündigungsrecht und kannst wechseln. Stichtag für Deine Kündigung ist dann der 30. November.
Hast Du beim Autokauf die Wahl zwischen verschiedenen Modellen, solltest Du die Typklassen vergleichen. Viele hochmotorisierte Oberklasse-Modelle und SUVs gehören in eine hohe Typklasse. Ältere Modelle und Kleinwagen werden eher niedrig eingestuft.
Wenn Du ein neues Auto kaufst oder Deinen jetzigen Wagen mit ähnlichen Fahrzeugen vergleichen willst, kannst Du das auf der Website autoampel.de machen. Der Versicherungsverband GDV bietet ebenfalls ein Typklassenverzeichnis, in dem Du mittlerweile fast 32.000 Automodelle findest. Achte auf die genaue Typbezeichnung Deines Autos, denn es unterscheiden sich beispielsweise die Typklassen eines Golf IV um bis zu vier Stufen, je nach PS-Zahl und Baujahr.
Kfz-Versicherungen stufen Elektroautos in der Typklasse unterschiedlich ein. Die Typklassen für die Kfz-Haftpflicht liegen in der Mitte der möglichen Klassen, in den Kaskoversicherungen hingegen sind sie vielfach günstiger. Allein die Antriebsart, also ob Du einen Stromer oder einen Verbrenner fährst, hat aber keinen Einfluss auf den Preis Deiner Kfz-Versicherung.
Augen auf bei der Auto-Wahl: Einige Versicherer gewähren Kundinnen, die ihr E-Fahrzeug bei ihnen versichern, einen CO2-Rabatt. Oder Du bekommst einen Abschlag, wenn Dein zu versicherndes Fahrzeug nicht zu schwer ist und einen geringeren CO2-Ausstoß aufweist.
Schaust Du Dich gerade nach einem neuen Auto um, solltest Du – wie gesagt – auch darauf achten, welche Typklasse es hat. Die wirkt sich sehr auf Deinen Versicherungsbeitrag aus. Die Typklassen richten sich nach der Häufigkeit und der Höhe der Schäden, in die bestimmte Autotypen in den jeweiligen Versicherungsarten wie Haftpflicht oder Vollkasko verwickelt waren.
Diesen Fakten kannst Du mit einer guten persönlichen Schadenstatistik entgegenwirken: Bist Du ein umsichtiger und guter Autofahrer und das schon über viele Jahre, hast Du eine hohe Schadenfreiheitsklasse. Je höher diese ist, desto höher fällt Dein Schadenfreiheitsrabatt auf Deinen Beitrag aus.
Du möchtest Dir ein Auto kaufen und kannst Dich nicht entscheiden? Dann nutze unseren Autokostenrechner.
Die Regionalklassen für Teil- und Vollkaskoversicherungen in einigen großen Städten haben sich verbessert. In Berlin etwa kann es damit für Vollkaskoversicherte etwas günstiger werden als in der Vergangenheit. Für den Haftpflichtanteil des Versicherungsvertrags jedoch bleibt die Hauptstadt in der teuersten Klasse. Dasselbe gilt unter anderem für Hamburg, Leipzig und Bonn. In Köln, Dresden, Stuttgart und Hannover hingegen verbessert sich die Teilkasko-Klasse, während der Haftpflichtanteil gleichbleibt.
Schäden, die auf die Statistik für Auto-Kaskoversicherungen einzahlen, sind die Häufigkeit von Diebstählen, Sturm- und Hagelschäden oder auch Wildunfälle. In den Kaskoversicherungen ändern sich durch die aktuelle GDV-Regionalstatistik die Regionalklassen wie folgt:
In der Auto-Haftpflicht geht es hingegen um Schäden, die Du als Fahrer einem anderen zufügst. Dort ändern sich nach den Zahlen des GDV für rund sechs Millionen Autofahrer die Regionalklassen:
Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es in der Regionalklassenstatistik für 2024 deutlich weniger Bewegung. Anfang 2023 wurden noch knapp 10,1 Millionen Autofahrer in eine höhere Regionalklasse gestuft, rund 5,5 Millionen Fahrer in eine geringere Regionalklasse eingeordnet. Das kann auch daran liegen, dass im vergangenen Jahr die Klassengrenzen angepasst wurden.
Es geht bei den Regionalklassen vor allem darum, ob häufig und teure Unfälle passieren. Ländliche Gebiete sind da im Vorteil. Bei der Kfz-Versicherung macht es für Dich als Autohalter einen großen Unterschied, ob Du in einer günstigen oder teuren Regionalklasse steckst. Entscheidend ist dabei aber nicht, wo der Unfall passiert, sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat.
Die Regionalklassen spiegeln ein Gesamtbild des Schadenverlaufs der letzten Jahre wider. Aktuell ist zu beobachten, dass größere Städte in günstigere Regionalklassen rutschen. Ein Grund kann sein, dass dort weniger Verkehrsunfälle als früher geschehen.
Wegen der Corona-Pandemie haben sich unter anderem die Fahrleistungen von 2020 bis Mitte 2022 stark verringert. Und es gibt weiterhin Pendler, die seltener ins Büro fahren als vor Corona, weil sie aus dem Home-Office arbeiten. Zunehmend werden Innenstädte beruhigt, und es ist ein vermehrter Umstieg auf alternative Verkehrsmittel zu erkennen – das 9-Euro-Ticket und ein wenig auch das Deutschlandticket zeigen Wirkung. All diese Maßnahmen senken die Verkehrsdichte, sodass es womöglich zu weniger Unfällen kommt. Dadurch kann es zu einer Verschiebung bei den Regionalklassen kommen.
Allerdings berücksichtigen die Aktuare (das sind wissenschaftlich ausgebildete Sachverständige) der Unternehmen dabei Extreme wie die Pandemie-Situation. Ziel ist eine möglichst wahrscheinliche Prognose. Jeder Versicherer bewertet die einzelnen Regionalklassen zudem nach seinen eigenen Kriterien.
Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht- sowie für die Voll- und Teilkaskoversicherung. In der Kfz-Haftpflichtversicherung sind die Versicherungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich. In der Kasko sind es die Leistungen nach selbst verschuldeten Unfällen und für alle anderen Kasko-Schadenfälle (etwa für Autodiebstähle, Glasschäden, Fahrzeugbrände, Wildunfälle oder Schäden durch Naturereignisse).
In der Haftpflicht gibt es zwölf Regionalklassen, in der Vollkasko neun und in der Teilkaskoversicherung 16. Wie die Typklassen veröffentlicht der Versicherungsverband GDV auch die Regionalklassen in einer Übersicht. Die Regionalstatistik des GDV ist für die Versicherungsunternehmen unverbindlich und kann ab sofort für Neuverträge und für bestehende Verträge zur Hauptfälligkeit angewendet werden – in der Regel ist dies der 1. Januar.
Die Regionalklassen werden für die insgesamt 412 Zulassungsbezirke in Deutschland ermittelt. Diese Einteilung ist zum Teil sehr grob. So sind selbst Millionenstädte wie Berlin oder Hamburg zu einem einzigen Zulassungsbezirk zusammengefasst.
Ohnehin legen Versicherer ihre eigenen Kriterien bei den Regionalklassen an. Immer mehr Kfz-Versicherungen gehen noch weiter und stufen ihre Kunden nach der Postleitzahl ein und nicht mehr nach der Regionalklasse – darunter Allianz, Axa, Verti, Europa, Huk-Coburg oder Zurich. Trotzdem geben Dir die Regionalklassen zumindest eine gute Orientierung.
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