Apps für Versicherungen (Insuretechs) Achte bei Versicherungs-Apps aufs Kleingedruckte

Expertin Versicherungen
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Lass Dir keine neuen Verträge aufschwatzen, sondern prüfe weiterhin selbst, welche Versicherungen Du wirklich brauchst. Nutze Dafür auch unsere Hinweise und Empfehlungen.
Alte und neuere Versicherungsverträge füllen im Laufe des Lebens einige Aktenordner und geraten auch gern einmal in Vergessenheit. Kündigungsfristen geraten aus dem Blick und im Versicherungsfall musst Du Kontaktdaten und Versicherungsschein erst einmal suchen. Insuretech-Unternehmen versprechen Dir, dass Du Deine Versicherungen digital griffbereit hast und die Verträge per App oder Website jederzeit verwalten kannst. Bei manchen Unternehmen verstecken sich aber wichtige Details im Kleingedruckten, auf die Du unbedingt achten solltest, zum Beispiel welche Aufgaben vom Anbieter übernommen werden dürfen.
Du kannst jederzeit die Apps der Versicherungen selbst nutzen, wenn diese welche anbieten. Aber das tun nicht alle. Außerdem hast Du nicht alle Deine Versicherungen im Blick, wenn sie nicht alle von derselben Versicherung sind.
Um all Deine Versicherungsunterlagen in einer App zu haben, benötigst Du einen entsprechenden Anbieter. Bevor Du Dir eine solche App herunterlädst, Dich anmeldest und Deine Versicherungsverträge damit verwaltest, prüfe genau, welchen Bedingungen Du mit der Nutzung zustimmst. Schau Dir dafür genau Impressum, AGB und Datenschutzerklärung an. Dabei lohnt sich der Blick ins Kleingedruckte.
Liegen eine Erstinformation und eine Maklerlizenz vor? Wird angegeben, wie viele Versicherungen im Portfolio enthalten sind und damit an einem Vergleich teilnehmen? Was wird mit Deinen Daten gemacht? Welche Rechte räumst Du dem Unternehmen mit der Nutzung der App ein?
Überlege Dir vor der Registrierung gut, ob Du den rechtlichen Bestimmungen und Vorgaben wirklich zustimmen möchtest. Kannst Du die AGBs und Datenschutzbestimmungen nicht bereits vor der Registrierung einsehen und prüfen, solltest Du die App nicht nutzen.
Du wirst auf jeden Fall nach einer Auskunftsvollmacht gefragt werden. Die solltest Du aber nicht mit einer Maklervollmacht verwechseln. Jedes Insuretech benötigt mindestens eine Auskunftsvollmacht von Dir, damit es die notwendigen Vertragsunterlagen von den Versicherungen anfordern darf. Damit erlaubst Du dem Unternehmen noch nicht, die Verträge auch als Makler zu betreuen.
Wir empfehlen Dir, die Maklervollmacht generell nicht an Insuretechs abzutreten. So behältst Du die Hoheit über Deine Versicherungen und entscheidest frei, welche Versicherung mit welchen Leistungen Du zu welchem Preis abschließt. Wähle für die digitale Verwaltung Deiner Verträge also einen Anbieter, bei dem Du Grundfunktionen der App auch ohne Maklermandat nutzen kannst.
Geht etwas zu Bruch, kannst Du künftig bequem in Deinem Smartphone die Haftpflichtversicherung aufrufen, statt die schweren Aktenordner auf der Suche nach diesem einen Blatt durchzublättern. Gleichzeitig musst Du nicht befürchten, dass Du von einer unbekannten Versicherung darüber informiert wirst, dass Du jetzt Kunde bei ihnen bist.
Je nachdem, welche Aufgaben die App-Anbieter übernehmen, müssen sie einige gesetzliche Anforderungen erfüllen und unterliegen unterschiedlichen rechtlichen Bedingungen. Darauf müssen sie in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) hinweisen. Manchmal ist jedoch schwer zu erkennen oder zu verstehen, welche Befugnisse Du mit der Nutzung der Apps an ein Insuretech abtrittst.
Um Dir Versicherungen anbieten zu dürfen, müssen die Unternehmen über eine Befugnis zur Versicherungsvermittlung (§ 34d GewO) verfügen. Damit unterstehen sie allen gesetzlichen Vorschriften eines Versicherungsmaklers. Dazu zählt auch die Haftung infolge einer Falschberatung und eine Berufshaftpflichtversicherung, die für solche Schäden aufkommt.
Damit Dir ein Insuretech neue Versicherungen anbieten darf, musst Du der Arbeit als Vermittler zustimmen. Das tust Du in der Regel mit der Anmeldung und der damit verbundenen Zustimmung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Außerdem stimmst Du der Weitergabe Deiner Daten zu – zum Beispiel an entsprechende Versicherungen. Das ist in der Regel nicht problematisch. So funktioniert die Arbeit bei allen Vergleichsportalen.
Schwierig wird es erst, wenn Du dem Insuretech mit der Zustimmung zu den AGB auch eine Maklervollmacht erteilst. Wenn Du dies tust, kündigst Du Deinem bisherigen Makler, falls Du bisher einen hattest und Deine bestehenden Versicherungsverträge nicht direkt bei einer Versicherung abgeschlossen hast.
Manchen Fintechs wird vorgeworfen, beim Abschluss nicht eindeutig genug auf diese langfristigen Folgen der Maklervollmacht hinzuweisen. Unsere Recherchen haben gezeigt, dass die Unternehmen unterschiedlich transparent sind.
Clark und Feelix weisen beispielsweise auf ihren Webseiten darauf hin, dass es die Möglichkeit gibt, jederzeit das Maklermandat zu kündigen beziehungsweise frei wählen zu können, ob man eines ausstellen möchte.
Oft sind die Unternehmen stark spezialisiert auf einen bestimmten Bereich der Versicherungsbranche. So befasst sich eine große Anzahl der Insuretechs mit versicherungsinternen Prozessen und hat Versicherungsunternehmen als Kunden und unterstützt diese zum Beispiel bei der Digitalisierung der Schadensabwicklung. Dafür bekommen sie von den Versicherungsunternehmen Geld.
Die Insuretechs, die den Endkunden im Fokus haben, bieten oft Apps für Dein Vertragsmanagement. Zum Beispiel um Deine Versicherungen zu vergleichen oder zu optimieren. Die Apps von Insuretechs sind in der Regel kostenlos nutzbar. Dennoch müssen die Unternehmen Geld verdienen. Dies tun sie meist über Provisionen, die sie durch Versicherungsabschlüsse verdienen.
Wenn Du Deine Versicherungsverträge in den digitalen Ordner hochgeladen hast, vergleichen die Insuretechs Deine bestehenden Versicherungen mit den Angeboten ihrer Partnerversicherungen und empfehlen Dir neue Tarife. Einige der Apps prüfen selbstständig, ob die Versicherungen noch zeitgemäß sind oder es mittlerweile einen günstigeren Tarif gibt. Auch auf vermeintlich fehlende Versicherungen werden Deine Verträge bei einigen Anbietern untersucht.
Du brauchst aber in der Regel nicht alle diese Versicherungen und nicht jeder angebotene Tarif ist wirklich gut und günstig. Sei Dir stets bewusst, dass Insuretechs nur Produkte von Versicherungsunternehmen anbieten, mit denen sie zusammenarbeiten. Dadurch ist das Angebot auch immer begrenzt und die Wahrscheinlichkeit, dass es bessere oder gleichwertige Tarife gibt, die günstiger sind, ist recht hoch.
Andere Versicherungsprodukte, die Dir eventuell vorgeschlagen werden, sind komplett unnötig, wie beispielsweise eine Handyversicherung oder Reisegepäckversicherung.
Daher solltest Du die angebotenen Versicherungen nie ungeprüft annehmen. Überlege Dir vorher immer, ob die vorgeschlagene eine sinnvolle Versicherung ist. Danach nutze Vergleichsportale und unsere Empfehlungen für die entsprechende Versicherung, um sie mit dem Angebot der App zu vergleichen.
Bei sehr komplexen Versicherungsarten kann es hilfreich sein, sich an einen spezialisierten Berater zu wenden, etwa bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder privaten Krankenversicherung. Dieser Experte kann häufig konkretere Hinweise geben, die auf Deine Situation angepasst sind und unterstützt Dich bei der korrekten Bearbeitung der umfangreichen Fragen zu Deiner Situation.
Das Wort Insuretech ergibt sich aus den englischen Begriffen insurance für Versicherung und technology für Technologie. Eine einheitliche Definition, was darunter zu verstehen ist, gibt es nicht.
Allgemein sind es junge Unternehmen, also Start-ups, die mithilfe digitaler Technologien bestimmte Versicherungsbereiche in puncto Service und Kosten vereinfachen und verbessern wollen. Viele sind im Business to Business (B2B)-Geschäft unterwegs, arbeiten also ausschließlich mit anderen Unternehmen zusammen.
Andere bieten ihre Technologie den Endkunden an. Der zentrale Gedanke ist dabei, dass fast alles digital und per App funktioniert, also auch die Kommunikation und Verwaltung der Verträge. Zu diesen Anbietern zählen Clark oder Feelix. Neben der Verwaltung steht hier der Versicherungsvergleich im Mittelpunkt.
Es gibt auch Insuretechs, die selbst Versicherer sind, wie beispielsweise Getsafe oder Lemonade. Diese haben wir in diesem Ratgeber nicht weiter betrachtet, denn bei diesen steht der Vertragsabschluss im Fokus und nicht die einfache Verwaltung Deiner Verträge.
Außerdem gibt es Anbieter, die nicht nur Versicherungen im Visier haben, sondern Deine gesamten Finanzen, also auch Dein Konto oder Geldanlagen. Diese werden dann Fintechs genannten, eine Zusammensetzung der englischen Wörter ‚finance‘ und ‚technology‘. Hierzu zählt unter anderem Finanzguru.
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