In Gold anlegen Der Goldpreis ist keine Einbahnstraße
Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Wie sinnvoll ist es, in Gold anzulegen? Eine knappe Antwort auf diese häufig gestellte Frage gibt es nicht. Entscheidend ist, was Du Dir persönlich von einem Investment in Gold erhoffst. Klar ist: Die Geldanlage Gold ist ein echter Klassiker. Nur der Rendite wegen solltest Du aber kein Gold kaufen.
Gold hat Geschichte. Breits in der frühen Antike galt Goldbesitz als erstrebenswert, denn er symbolisierte vor allem zwei Dinge: Reichtum und Macht. Außerdem diente Gold als Tausch- beziehungsweise Zahlungsmittel und wurde zur Herstellung von Schmuck verwendet. Wer damals Gold besaß, dem ging es gut.
Dieser Wertgedanke hat sich bis heute gehalten. Gold gilt als krisenbeständig und währungssicher. Das liegt mitunter auch an dessen Rarität. Gold ist nur begrenzt auf unserem Planeten verfügbar – und begrenzte Ressourcen gewinnen bekanntlich an Wert.
Eine allzu große Preissteigerung hat das Edelmetall dennoch nicht hingelegt. 1980 lag der Goldpreis für eine Feinunze umgerechnet bei rund 436 Euro. Heute bei 2.173 Euro (Stand: 14. Mai 2024). Feinunze ist die Maßeinheit, in der das Gewicht von Wertmetallen angegeben wird. Eine Feinunze entspricht etwa 31,1 Gramm.
Gold hat in der Vergangenheit damit pro Jahr im Mittel wesentlich weniger an Wert gewonnen als zum Beispiel Aktien – und dabei sogar stärker geschwankt. Weiter unten zeigen wir das noch im Detail. Der Grund: Vor allem die Nachfrage steuert den Goldpreis. Eine innere Wertentwicklung gibt es nicht, anders als bei Unternehmen und damit bei Aktien.
Wer aber Angst vor einem Währungscrash hat und den Totalverlust seiner sonstigen Geldanlagen fürchtet, der kann einen kleinen Anteil seines Vermögens in physisches Gold investieren, also Goldmünzen oder Goldbarren kaufen und im heimischen Tresor verwahren.
Weil die Goldreserven weltweit begrenzt sind, behält das Edelmetall höchstwahrscheinlich einen gewissen Sachwert. Anders als die sogenannten Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum ist Gold seit Jahrhunderten als Zahlungsmittel akzeptiert. Weil sich Gold außerdem öfter einmal entgegengesetzt zum Aktienmarkt entwickelt, kann es die Schwankungen im Portfolio leicht abschwächen.
Wie bei jeder Handelsware kommt auch der Goldpreis über Angebot und Nachfrage zustande. Das Besondere an physischem Gold ist aber: Als natürlicher Rohstoff ist sein Angebot nicht beliebig ausdehnbar. Zieht die Nachfrage an, können Goldproduzenten nur versuchen, das Angebot durch Recycling von Gold kurzfristig zu erhöhen. Reicht dies nicht aus, steigt der Preis.
Ein Blick auf die vergangenen Jahrzehnte zeigt, dass der Goldpreis manchmal heftig geschwankt hat. Immer wieder gab es Phasen der Unsicherheit, die Anlegerinnen und Anleger und auch Notenbanken Gold zukaufen ließen und damit den Preis nach oben trieben. Höchstpreise wurden zwischen 1979 und 1983 sowie ab 2010 erzielt. Seit 2020 hat der Goldpreis aufgrund der Corona-Krise, der weltweit hohen Inflation und des Kriegs in der Ukraine neue Rekordwerte in Euro erreicht.
In den 1970er-Jahren fürchteten Anlegerinnen und Anleger die hohe Inflation in vielen Industrieländern. Deswegen fiel der Goldpreis in dieser Zeit. Erst als Paul Volcker neuer Chef der US-Notenbank Fed wurde, die Edelmetallbörsen stärker regulierte und versprach, die Geldmenge zu beschränken, verflüchtigte sich diese Angst. Der Goldkurs stieg dann im Januar 1980 bis auf 850 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), umgerechnet rund 750 Euro.
Ab 2008 ging die Angst vor einem Zusammenbruch des Finanzsystems und im Anschluss vor einer Schuldenkrise europäischer Staaten und Banken um. Der Goldpreis stieg auf mehr als 1.800 Dollar je Feinunze. Die Unsicherheit legte sich erst, als der damalige Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, im Sommer 2012 versprach, er werde alles tun, was nötig sei, um den Euro zu retten.
Ein neuerliches Jahrestief erlebte der Goldpreis im Oktober 2018. Eine Feinunze war noch 1.180 US-Dollar (rund 1.052 Euro) wert. Im Sommer 2019 stieg der Goldpreis wieder an. Mit mehr als 1.500 US-Dollar erreichte er im August den höchsten Stand seit sechs Jahren.
Dabei spielte vor allem die Weltpolitik eine Rolle: der Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran, der Handelsstreit zwischen China und den USA sowie der Brexit mit unklaren wirtschaftlichen Folgen. Zudem stand der Euro unter Druck. All das hat die Nachfrage nach Gold steigen lassen.
Die wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Corona-Pandemie haben schließlich seit dem Frühjahr 2020 die Goldnachfrage angetrieben. Im August 2020 überschritt der Weltmarktpreis für eine Feinunze die Marke von 2.000 US-Dollar (rund 1.720 Euro).
Danach ging es erst wieder ein Stück abwärts, bald darauf setzte sich aber die Rekordjagd fort. Anfang 2022 verteuerte sich die Feinunze Gold von rund 1.600 Euro auf über 1.800 Euro. Im Frühjahr 2024 wurden erstmals – und innerhalb weniger Wochen – die Schwellen von 1.900 Euro, 2.000 Euro und sogar 2.100 Euro überschritten. Vor allem die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, eine stark gestiegene Goldnachfrage in China sowie die Erwartung, dass die Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder sinken, machten Anlagegold attraktiver.
In Krisenzeiten sind bei Gold also kurzfristige Preissteigerungen möglich. Das bedeutet aber nicht, dass Gold auch dauerhaft höhere Renditen als Aktien liefert. Gold bringt weder Zinsen noch Dividenden. Die Rendite bemisst sich also allein an der Preisentwicklung.
Die folgende Tabelle zeigt, dass Gold gegenüber Aktien mittelfristig besser abschneiden kann, aber nicht muss. Langfristig hat ein reines Goldinvestment weniger Rendite und mehr Schwankung beschert als ein Investment in den Weltaktienindex MSCI World.
MSCI World1 | Gold2 | |||
---|---|---|---|---|
Zeitraum | Rendite | Schwankung3 | Rendite | Schwankung |
1980 – 1990 | 18,5 % | 15,7 % | -2,7 % | 21,4 % |
1990 – 2000 | 13 % | 16,9 % | -1,8 % | 15,2 % |
2000 – 2010 | -3,8 % | 16,3 % | 10,1 % | 15,1 % |
2010 – 2020 | 12,2 % | 10,8 % | 6 % | 16,7 % |
2000 – 2022 | 5,2 % | 14,4 % | 8,1 % | 15,7 % |
1975 – 2022 | 9,7 % | 15,2 % | 4,2 % | 17,8 % |
1 Wir haben die Wertentwicklung auf den MSCI World Nettoindex berechnet, der die Dividenden nach Abzug von Steuern und Kosten verrechnet, und die Indexwerte in Euro umgerechnet. Bis 2021 haben wir für die Renditenberechnungen zum Teil monatliche Durchschnittskurse verwendet. Mit der Aktualisierung 2022 nutzen wir stattdessen Monats-Endstände.
2 Wir haben den Goldpreis in Euro umgerechnet.
3 Als Schwankung bezeichnen wir die durchschnittliche Standardabweichung der monatlichen Renditen (annualisiert).
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: 1. Juni 2022)
Wer beispielsweise im Jahr 2000 in Gold investiert hat und bis Ende 2021 dabeigeblieben ist, hat im Vergleich zum reinen Aktieninvestment mehr jährliche Rendite, aber bei größerer Schwankung erzielt. Wer dagegen früher, etwa Anfang der 1980er-Jahre oder Anfang der 1990er-Jahre investiert hat und zehn Jahre dabeigeblieben ist, hat mit Aktien das weit bessere Geschäft gemacht. Auch im Jahrzehnt von 2010 bis 2020 waren Aktien deutlich überlegen. Mittelfristig ist ein Goldinvestment daher am ehesten eine Wette mit ungewissem Ausgang.
Über die lange Frist (1975 bis 2022) brachte ein reines Aktieninvestment pro Jahr mehr als doppelt so viel Rendite als Gold bei etwas weniger Schwankung. Die untenstehende Grafik verdeutlicht dies:
Unsere Anbieter-Empfehlung: gold.de, gold-preisvergleich.de
Wir haben bereits gezeigt, dass sich Gold als Einzelinvestment nicht lohnt. Eine andere Frage ist, ob Du Deinem Portfolio einen Anteil Gold beimischen solltest. Wie viel genau das sein könnte, darüber streiten sich Expertinnen und Experten. Die Spanne der Empfehlungen reicht von 5 bis hin zu 25 Prozent des Vermögens. Wir halten einen Anteil von bis zu 10 Prozent für sinnvoll, da eine höhere Beimischung die Renditechancen für das Gesamtportfolio zu sehr beeinträchtigen könnte.
Aus der Perspektive eines Anlegers, der Risiken streuen möchte, könnte diese Beimischung auf den ersten Blick eine Überlegung wert sein. Schließlich sind Gold und Aktien, was die Wertentwicklung angeht, kaum miteinander verbunden. Oder anders ausgedrückt: Der Wert von Gold entwickelt sich oft entgegengesetzt zu Aktien. Die Tabelle zeigt, dass der Goldpreis in weiter zurückliegenden Krisen im Vergleich zum Weltaktienindex weniger stark eingebrochen ist. In jüngeren Krisen hat er sogar zugelegt, während Aktien nachgaben.
Finanzkrise | Zeitraum | Rendite Aktienindex MSCI World | Rendite Gold |
---|---|---|---|
Schwarzer Montag | August 1987 bis Januar 1988 | -18,8 % | -10,6 % |
Immobilienkrise in Japan | September 1989 bis August 1990 | -28,1 % | -14,1 % |
Finanzkrise in Russland | April 1998 bis September 1998 | -18,5 % | -11,4 % |
Platzen der New-Economy-Blase | August 2000 bis März 2003 | -50,8 % | 2,7 % |
US-Immobilienkrise und weltweite Finanzkrise | Oktober 2007 bis März 2009 | -45,7 % | 31,4 % |
Eurokrise | Februar 2011 bis November 2011 | -5,7 % | 34,3 % |
Quelle: MSCI, Bundesbank, Finanztip-Berechnung (Stand: 16. September 2024)
Wir haben deshalb untersucht, welchen Effekt es hat, dem Portfolio einen geringen Goldanteil beizumischen.
Ergebnis: Eine geringe Beimischung von Gold macht das Portfolio in der langen Frist schwankungsfester. Der Effekt ist aber nicht sehr stark.
Wie diese Tabelle zeigt, hätten 10 Prozent Gold im Portfolio in der langen Frist die Schwankungen jährlich um 0,5 Prozentpunkte gemindert. Die Rendite wäre im Gegenzug jährlich um 0,2 Prozentpunkte geringer ausgefallen.
durchschnittliche Rendite pro Jahr | Schwankungen pro Jahr1 | |
---|---|---|
nur Gold | 4,2 % | 17,8 % |
nur Aktien | 9,7 % | 15,2 % |
90 % Aktien, 10 % Gold | 8,7 % | 13,9 % |
1 durchschnittliche Standardabweichung der monatlichen Renditen (annualisiert)
Quelle: Bundesbank, Finanztip-Berechnung (Stand: 1. Juni 2022)
Darüber hinaus gibt es grundsätzlich auch die Möglichkeit, dass Anlegerinnen und Anleger ihr Portfolio regelmäßig umschichten – also den Goldanteil immer wieder auf 10 Prozent des Aktienanteils bringen. Wegen der Transaktionskosten lohnt sich dies aber nur für die wenigsten. Näheres dazu findest Du im Detailartikel Rebalancing.
Anlagegold in Form von Goldbarren oder -münzen kaufst Du am besten bei den unten genannten Anbietern.
Wenn Du physisches Gold kaufen möchtest, hast Du dafür zwei Optionen: Du kannst entweder vor Ort zum Goldhändler Deines Vertrauens gehen oder einen Blick auf die verschiedenen Online-Angebote werfen. Die günstigsten Preise für Goldmünzen und Goldbarren findest Du auf Goldpreis-Vergleichsportalen wie beispielsweise gold.de oder gold-preisvergleich.de.
Du solltest dort darauf achten, nur bei vertrauenswürdigen Händlern einzukaufen. Wir empfehlen Dir nur Händler zu wählen, die eine Mitgliedschaft im Berufsverband des Deutschen Münzfachhandels besitzen. Auf deren Website hast Du die Möglichkeit, explizit nach Mitgliedern zu suchen.
Verlasse Dich beim Goldkauf außerdem nie nur auf den reinen Goldpreis. Vergleiche zusätzlich die Versandkosten. An der Stelle kann es sein, dass du zwar den günstigsten Goldpreis findest, jedoch mit den Versandkosten insgesamt mehr bezahlst als bei anderen Verkäufern.
Worauf Du beim Goldkauf noch achten solltest und wie Du Gold am besten lagerst, haben wir in unserem Ratgeber Gold kaufen erklärt.
Unser Podcast zum Thema
Ein anonymer Goldkauf ist vor Ort beim sogenannten Tafelgeschäft möglich. Allerdings gibt es dafür eine Obergrenze von 1.999,99 Euro. Kaufst Du mehr Gold (also ab einem Einkaufswert von 2.000 Euro), musst Du Dich beim Händler identifizieren. So schreibt es der Gesetzgeber zur Vorbeugung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung vor.
Goldmünzen können für Sammlerinnen und Sammler interessant sein, wenn sie beispielsweise sehr alt sind oder ein besonderes Motiv vorweisen. Die klassischen Goldmünzen, die es online und in Geschäften zu kaufen gibt, gehören da in der Regel nicht dazu. Auch Goldbarren haben meist keinen Sammlerwert.
Wie im Artikel bereits erwähnt, solltest Du nicht nur in Gold investieren. Denn die Rendite von Gold reicht allein nicht für das Vermögenswachstum aus – dafür eignet sich beispielsweise ein Sparplan auf einen breitgestreuten Aktien-ETF eher. Um Schwankungen im Portfolio auszugleichen, empfehlen wir nur 10 Prozent Deines Vermögens in Gold zu stecken.
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