E-Rezept

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen E-Rezept

Barbara Weber
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen

Das Wichtigste in Kürze

  • Das E-Rezept ist die elektronische Variante des rosafarbenen Formulars, das Du vom Arzt bekommst, wenn Du apothekenpflichtige Medikamente brauchst.

  • Es soll das Leben von Patientinnen und Patienten vereinfachen. Du kannst es rein digital bekommen und einlösen. Das soll Dir unnötige Wege in die Arztpraxis und zur Apotheke ersparen.

  • Derzeit befindet sich das E-Rezept noch in einer Testphase. Ab wann es das rosafarbene Papier-Rezept vollständig ersetzt, ist noch nicht klar.

So gehst Du vor

  • Lade Dir die offizielle E-Rezept-App auf Dein Smartphone und richte sie ein. Wie das geht, erklären wir im Text.
  • Um alle Funktionen der App nutzen zu können, brauchst du eine moderne Gesundheitskarte und eine persönliche Identifikationsnummer. Beides kannst Du bei Deiner Kran­ken­kas­se anfordern.
  • Keine Sorge, falls Du kein Smartphone hast oder die App nicht nutzen willst: Dein Arzt kann Dir den Rezeptcode ausdrucken. Mit dem Zettel gehst Du dann in die Apotheke.

Vieles in unserem Alltag erledigen wir inzwischen ganz selbstverständlich online, seien es Einkäufe oder Bankgeschäfte. Auch im Gesundheitssystem hält die Digitalisierung Einzug: Künftig sollst Du Rezepte von Deinem Arzt oder Deiner Ärztin digital bekommen – und sie schnell und einfach bei einer Apotheke Deiner Wahl einlösen können. Wir erklären Dir, was Du zum geplanten Start des E-Rezepts wissen musst.

Wie funktioniert das E-Rezept?

Das E-Rezept ist die elektronische Variante des rosafarbenen Formulars, das Du vom Arzt bekommst, wenn Du apothekenpflichtige Medikamente brauchst. Es soll das bisherige Papier-Rezept ablösen. In Zukunft bekommst Du nur noch einen digitalen Rezeptcode, der einem QR-Code ähnelt und in dem alle wichtigen Daten zur Verordnung vom Arzt gespeichert sind. Diesen Code löst Du bei der Apotheke ein.

Ursprünglich war die Umstellung auf das elektronische Rezept für Anfang 2022 geplant. Das Gesundheitsministerium hat die bundesweite Testphase allerdings verlängert, nachdem das E-Rezept noch nicht in genügend Apotheken und Arztpraxen getestet war. Noch immer gibt es Arztpraxen, die die technischen Voraussetzungen nicht erfüllen. Ab 1. September 2022 werden Apotheken in ganz Deutschland elektronische Rezepte annehmen. Für Arztpraxen ist die Teilnahme an dem Verfahren aber weiterhin freiwillig. Ein verbindlicher Starttermin, zu dem das E-Rezept Pflicht wird, steht noch nicht fest.

Zunächst wird das digitale Rezept nur für gesetzlich Krankenversicherte eingeführt. Privatversicherte sollen später ebenfalls Zugang bekommen. In der ersten Phase stellen Ärztinnen und Ärzte E-Rezepte nur für Medikamente aus, in Zukunft sollst Du aber auch Verordnungen für Hilfs- und Heilmittel (zum Beispiel Physiotherapie) oder Überweisungen zu Fachärzten in digitaler Form bekommen.

Wie bekommst Du das E-Rezept?

Das elektronische Rezept erhältst Du entweder in der Arztpraxis oder online in einer Videosprechstunde. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um einen QR-Code, der alle wichtigen Informationen zur Medikamentenverordnung enthält. Dieser Code wird von der Apotheke ausgelesen, wenn Du das E-Rezept einlöst.

Nutzt Du die E-Rezept-App, dann schickt Deine Ärztin Dir den Rezeptcode mithilfe der Praxissoftware digital zu. Du kannst den Code dann in der App abrufen.

Möchtest Du kein Smartphone oder Tablet nutzen, um Medikamente zu bestellen oder abzuholen, dann kannst Du Dir den Rezeptcode in der Arztpraxis auch einfach auf Papier ausdrucken lassen. Mit dem Ausdruck kannst Du das Rezept dann genauso in der Apotheke einlösen wie bisher mit dem rosafarbenen Formular.

Beispiel für ein gedrucktes E-Rezept

Welche App brauchst Du für das E-Rezept?

Damit Du das Rezept rein digital einlösen kannst, brauchst Du die E-Rezept-App der Gematik. Das Unternehmen soll eine digitale Gesundheitsinfrastruktur in Deutschland aufbauen und gehört mehrheitlich dem Bun­des­ge­sund­heits­mi­ni­ste­ri­um. Mit der E-Rezept-App kannst Du Rezepte auf Deinem Smartphone empfangen und sie digital einlösen. Die App findest Du im App Store von Apple, bei Google Play und in der Huawei Gallery unter dem Namen „Das E-Rezept“.

Um die App nutzen zu können, brauchst Du ein Smartphone oder Tablet, das mindestens das Betriebssystem Android 7 oder iOS14 hat. Außerdem muss das Gerät mit der NFC-Technologie ausgestattet sein. NFC steht für Near Field Communication, eine Funktion, die drahtlosen Datenaustausch ermöglicht.

Auch Deine elektronische Gesundheitskarte muss NFC-fähig sein, damit Du die E-Rezept-App vollumfänglich nutzen kannst. Gesundheitskarten mit NFC-Funktion erkennst Du am NFC-Symbol und an der sechsstelligen Nummer oben rechts auf der Karte, unterhalb der Deutschlandfahne (siehe Grafik unten). Falls Du noch keine geeignete Gesundheitskarte erhalten hast, kannst Du diese kostenfrei bei Deiner gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung bestellen. Zu Deiner NFC-fähigen Gesundheitskarte gehört auch eine Pin. Diese persönliche Identifikationsnummer musst Du ebenfalls bei Deiner Kran­ken­kas­se beantragen.

Beispieldarstellung einer NFC-fähigen Gesundheitskarte

In der App kannst Du den Rezeptcode auch dann abrufen und in der Apotheke vorzeigen, wenn Du nicht mit Deiner Gesundheitskarte in der App angemeldet bist. Angemeldete Nutzerinnen und Nutzer können Rezepte allerdings auch online einlösen oder sich E-Rezepte digital zuschicken lassen, ohne dass sie in die Arztpraxis müssen.

So meldest Du Dich in der App an

Um Deine Gesundheitskarte mit der App zu verknüpfen, musst Du zunächst die sechsstellige Zugangsnummer oben auf Deiner Gesundheitskarte eingeben. Im nächsten Schritt gibst Du die Pin ein, die Du von Deiner Kran­ken­kas­se bekommen hast. Je nach Gerät kannst Du diese Zugangsdaten für die künftige Nutzung durch ein biometrisches Merkmal ersetzen, etwa Deinen Fingerabdruck oder die Gesichtserkennung Deines Smartphones.

Anschließend hältst Du Deine Gesundheitskarte an die Rückseite des Handys. Wird die Karte erkannt, ist der Anmeldeprozess abgeschlossen und Du kannst alle Funktionen der App nutzen. Ausführliche Videos, die die Registrierung auf unterschiedlichen Geräten zeigen und Tipps zur Fehlerbehebung geben, findest Du auf der Website der Gematik.

Künftig soll eine Anmeldung in der E-Rezept-App auch ohne Gesundheitskarte möglich sein – dafür brauchst Du allerdings die App Deiner Kran­ken­kas­se für die elektronische Patientenakte. Bei der Installation der Kran­ken­kas­sen-App musst Du ein Identifikationsverfahren durchlaufen, meist ist das Video- oder Post-Ident. Hast Du die App zur elektronischen Patientenakte (ePA) erfolgreich installiert, kannst Du sie mit der E-Rezept-App verknüpfen. Für die Registrierung in der E-Rezept-App brauchst Du dann keine Gesundheitskarte samt zugehörigem Pin. Es reicht, wenn Du Dich in der Kran­ken­kas­sen-App einloggst. Diese übermittelt die Anmeldung dann an die E-Rezept-App. Wie das im Detail funktioniert, erklärt diese Anleitung.

Angaben der Gematik zufolge planen 87 Kran­ken­kas­sen die Einführung der kartenlosen Anmeldung, darunter auch die fünf Kran­ken­kas­sen, die Finanztip empfiehlt.

Mehr dazu im Ratgeber Gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung

  • Bei Service, Zusatzleistungen und Beitrag gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Kran­ken­kas­sen.

  • Von uns emp­foh­lene Anbieter: HKK, TK, HEK und Energie-BKK.

Zum Ratgeber

Wie kannst Du ein E-Rezept einlösen?

E-Rezepte kannst Du ganz klassisch vor Ort in einer Apotheke Deiner Wahl einlösen. Du zeigst dort den Rezeptcode – entweder auf Deinem Smartphone oder als Ausdruck auf Papier – und bekommst anschließend die verordneten Medikamente. Wenn Du das E-Rezept so nutzt, ändert sich für Dich nichts – außer dass der Zettel, den Du in der Apotheke abgibst, anders aussieht als das bisherige rosafarbene Rezept.

Alternativ kannst Du das Rezept aber auch digital einlösen. Dafür klickst Du in der App „Ich will reservieren oder bestellen“ an. Anschließend wählst Du eine Apotheke aus. Es ist auch möglich, sich Apotheken nach bestimmten Kriterien anzeigen zu lassen. Etwa danach, ob sie aktuell geöffnet haben, einen Bringdienst oder den Versand von Medikamenten anbieten. Dafür musst Du in der Suchfunktion der App die entsprechenden Filter einstellen.

Hast Du eine Apotheke ausgesucht, dann kannst Du das Medikament entweder zur Abholung reservieren oder Dir liefern lassen – je nachdem, welche Optionen die gewählte Apotheke anbietet. Über die App kann die Apotheke Dich außerdem kontaktieren, zum Beispiel bei Rückfragen oder um Dir Details zu Deiner Lieferung mitzuteilen.

Du kannst das E-Rezept auch direkt an eine Versandapotheke weiterleiten. Bisher war das umständlicher: Du musstest das Papierrezept für Deine Bestellung vorab an die Online-Apotheke schicken.

Beachte: Wie ein herkömmliches Papier-Rezept kannst Du ein E-Rezept nur einmal einlösen. Schickst Du also eine Bestellung über die E-Rezept-App ab, ist diese verbindlich.

Welche Vorteile hat das E-Rezept?

Das E-Rezept soll Dir helfen, schnell und einfach an Medikamente zu kommen. Hier ein paar Vorteile der Neuerung:

Zeit und Wege sparen

Wenn Du Dich in der E-Rezept-App anmeldest, kannst Du Rezepte direkt an eine Apotheke vor Ort schicken oder bei einer Versandapotheke einlösen. Du kannst in der App sehen, ob die Medikamente vorrätig sind und Apotheken finden, die Arzneimittel zu Dir nach Hause bringen. Warst Du im laufenden Quartal schon beim Arzt und brauchst ein Folgerezept, kann die Praxis dieses ebenfalls einfach an Deine App schicken. All das soll Dir unnötige Wege ersparen.

Rezept online in der Videosprechstunde

Ärzte und Psychotherapeuten dürfen Videosprechstunden anbieten. Nach einem solchen Online-Arzttermin musste die Praxis Rezepte bisher per Post an den Patienten verschicken oder jemand musste die Verordnung beim Arzt abholen. Das E-Rezept kann die Praxis Dir hingegen direkt in die App auf Deinem Handy schicken. So kannst Du Dir die notwendigen Medikamente schnell und einfach besorgen.

Rezepte für Verwandte einlösen

Die E-Rezept-App soll künftig um eine Familienfunktion ergänzt werden. Damit sollst Du Rezepte von Angehörigen oder Bekannten in Deiner App abrufen können, wenn die Betroffenen dem ausdrücklich zugestimmt haben. Das soll es vereinfachen, Medikamente für pflegebedürftige Menschen zu bestellen und abzuholen.

Schwerer zu fälschen

Das E-Rezept wird digital vom Arzt signiert und kann nur einmal eingelöst werden. Damit ist es fälschungssicherer als der bisherige „rosa Zettel“.

Weniger Fehler und Papierkram

Das digitale Rezept soll nicht nur Papier sparen, sondern auch helfen, Fehler zu vermeiden, die beim Ausstellen und Einlösen von Rezepten entstehen können. Unleserliche Rezepte, vergessene Unterschriften und aufwändiges Abtippen der Rezeptdaten in der Apotheke sollen damit der Vergangenheit angehören.

Hat das digitale Rezept Nachteile?

Hast Du Deine Rezepte bisher vor Ort in der Apotheke eingelöst und willst das auch weiterhin so handhaben, ändert sich für Dich nichts. Auch E-Rezepte kannst Du Dir auf Papier ausdrucken lassen – insofern bringt die Digitalisierung keinen Nachteil.

Damit Du von den Vorteilen des E-Rezepts profitieren kannst, müssen Dein Handy und Deine Gesundheitskarte der Kran­ken­kas­se einige technische Voraussetzungen erfüllen. Die entsprechende App zu installieren und die passende Gesundheitskarte samt Pin von der Kran­ken­kas­se anzufordern, ist aufwändig. Außerdem musst Du Dich ähnlich wie beim Online-Banking immer identifizieren, wenn Du die App nutzen möchtest. So soll verhindert werden, dass Unberechtigte Zugriff auf Deine Gesundheitsdaten haben.

Die E-Rezepte werden über eine Art digitale Datenautobahn übermittelt, die sogenannte Telematikinfrastruktur, die unter anderem Arztpraxen und Apotheken verbindet. Sollten dort technische Störungen auftreten, könnte es Probleme beim Ausstellen und Einlösen der digitalen Rezepte geben. In Notfällen können Ärztinnen und Ärzte aber weiterhin Papierrezepte ausstellen.

Sind Deine Daten sicher?

Wenn Deine Ärztin ein E-Rezept ausstellt, wird es verschlüsselt und mit einer digitalen Signatur versehen an einen Server der Gematik übertragen und dort verschlüsselt gespeichert. Die Gematik betreibt die digitale Gesundheitsinfrastruktur in Deutschland und gehört mehrheitlich dem Bun­des­ge­sund­heits­mi­ni­ste­ri­um. Die weiteren Gesellschafter sind Spitzenorganisationen von Ärzten, Apothekern, Krankenhäusern und privater sowie gesetzlicher Kran­ken­ver­si­che­rung. Entschlüsseln lassen sich die Daten des E-Rezepts nur mit Hilfe des Rezeptcodes und der entsprechenden technischen Ausrüstung. Damit haben nur der verordnende Arzt, die Apotheke und Du Zugriff auf die Daten (sofern Du die E-Rezept-App nutzt und Dich mit Deiner Gesundheitskarte identifizierst).

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat die Datensicherheit der E-Rezept-App überprüft und im Juli 2021 die Freigabe für das E-Rezept erteilt.

E-Rezepte werden 100 Tage nach dem Einlösen automatisch vom Server gelöscht. Auch nicht eingelöste Rezepte werden gelöscht. Du kannst Rezepte aber auch schon früher selbst entfernen.

Wird das E-Rezept Pflicht?

Das E-Rezept wird derzeit schrittweise eingeführt. Währenddessen können Ärztinnen und Ärzte noch das alte rosafarbene Rezept-Formular ausstellen. Langfristig wird das E-Rezept aber Pflicht. Wenn Du möchtest, kannst Du Dir den digitalen Rezeptcode zwar ausdrucken lassen und das Rezept weiterhin in Papierform einlösen. Deine Daten werden aber trotzdem digital von der Arztpraxis und der Apotheke verarbeitet. Ab welchem Datum das E-Rezept deutschlandweit verpflichtend wird, steht noch nicht fest. Derzeit befinden sich Arztpraxen und Apotheken noch in einer Testphase.

Autor
Julia Rieder

* Was der Stern bedeutet:


Finanztip gehört zu 100 Prozent der gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.

Wir wollen mit unseren Emp­feh­lungen möglichst vielen Menschen helfen, ihre Finanzen selber zu machen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).

Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links aber anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion emp­foh­len wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.

Ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet, hat keinerlei Einfluss auf unsere Emp­feh­lungen. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Verbraucher ist.

Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.

Mit deinem Beitrag unterstützt Du uns bei der unabhängigen Recherche für unsere Ratgeber.

Fördere die finanzielle Bildung in Deutschland. Mit Deinem Beitrag hilfst Du uns, noch mehr Menschen zu erreichen.