Vermögenswirksame Leistungen So sparst Du mithilfe Deines Arbeitgebers
Finanztip-Experte für Vorsorge
Das Wichtigste in Kürze
Vermögenswirksame Leistungen (VL oder VwL) sind zusätzliches Geld vom Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin, welches Du zum Vermögensaufbau nutzen solltest.
Das Geld kannst Du unterschiedlich anlegen, zum Beispiel in einem Banksparplan, Bausparvertrag oder Fondssparplan.
Verdienst Du unter bestimmten Grenzen, erhältst Du fürs VL-Sparen noch zusätzlich Geld vom Staat.
So gehst Du vor
Inhalt
Vermögenswirksame Leistungen, auch bekannt als VL oder VwL, können Dir helfen, Vermögen aufzubauen. Sie sind einzig für diesen Zweck bestimmt, können also nicht als zusätzliches Gehalt ausgezahlt werden.
Arbeitnehmer, Auszubildende, Beamte, Richter oder Soldaten können VL vom Arbeitgeber beziehungsweise Dienstherrn erhalten. Es sind freiwillige Leistungen ohne Obergrenze. Die monatliche Höhe liegt meist zwischen 6 und 40 Euro. In manchen Branchen ist die VL-Zahlung im Tarifvertrag festgeschrieben.
Deine VL fließen direkt vom Arbeitgeber in einen Deiner bereits bestehenden Verträge oder in einen neuen. Die Optionen reichen dabei von der laufenden Baufinanzierung über Bausparvertrag und Banksparplan bis zu einem Aktienfondssparplan. Welche Variante für Dich am besten geeignet ist, liest Du in Kapitel 5.
Nachdem Du mit einem Anbieter einen Vertrag über die Einzahlung der VL geschlossen hast, bekommst Du ein Formular, das Du Deinem Arbeitgeber zur Unterschrift vorlegst. Damit bestätigt er, den zugesagten Betrag in den von Dir ausgesuchten Vertrag einzuzahlen.
Verträge für vermögenswirksame Leistungen laufen in der Regel sieben Jahre. Sechs Jahre davon wird eingezahlt, das siebte ist ein Ruhejahr. Nach den sieben Jahren kannst Du frei über das Geld verfügen. Damit Du im siebten Jahr nicht auf die Einzahlungen von Arbeitgeber oder Arbeitgeberin verzichten musst, kannst Du bereits nach dem sechsten Jahr einen neuen Vertrag beginnen.
Dein Anbieter informiert Dich in der Regel automatisch darüber, wenn der alte Vertrag abläuft und bietet Dir einen neuen Vertrag an. Bei der Bausparvariante ist es etwas anders: In diese Verträge müssen sieben Jahre lang Beiträge fließen.
Zusätzlich zum Arbeitgeber beteiligt sich auch der Staat an Deinem Vermögensaufbau. Wenn Du bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschreitest (siehe Tabelle unten), erhältst Du in einem ersten Schritt die sogenannte Arbeitnehmersparzulage. Ausschlaggebend dafür ist aber nicht Dein Bruttoeinkommen, sondern Dein zu versteuerndes Einkommen.
Gerade bei Familien mit Kindern ist das zu versteuernde Einkommen aufgrund der steuerlichen Freibeträge deutlich niedriger als das Bruttoeinkommen. Pro Kind liegt der Freibetrag für ein gemeinsam veranlagtes Paar beispielsweise bei 9.312 Euro (Stand: 2024). Auch wenn Du beim Bruttogehalt über den Einkommensgrenzen liegst, solltest Du also auf jeden Fall prüfen, ob Du die Förderung erhalten kannst. Die genaue Höhe des zu versteuernden Einkommens zeigt Dir dein Steuerbescheid.
Der Staat zahlt, wenn Du das Geld in einen VL-Fondssparplan oder Bausparvertrag anlegst. Auch die Tilgung einer Baufinanzierung fördert der Staat. Als Bausparer kannst Du zusätzlich auch noch die Wohnungsbauprämie erhalten. Weitere Informationen zur staatlichen Förderung der Vermögensbildung findest Du im Ratgeber zur Arbeitnehmersparzulage.
Anlageform | staatliche Förderung | maximales zu versteuerndes Einkommen (Single/Ehepaar) | Höhe der Förderung im Jahr je Arbeitnehmer |
---|---|---|---|
Banksparplan | keine | ||
Bausparvertrag | Arbeitnehmersparzulage | 40.000 €/80.000 € | 9 % auf maximal 470 €, höchstens 43 € |
Wohnungsbauprämie | 35.000 €/70.000 € | 10 % auf maximal 700 €, höchstens 70 €, VL werden nicht angerechnet | |
Tilgung eines Baukredits | Arbeitnehmersparzulage | 40.000 €/80.000 € | 9 % von maximal 470 €, höchstens 43 € |
Sparplan für Aktienfonds | Arbeitnehmersparzulage | 40.000 €/80.000 € | 20 % auf maximal 400 €, höchstens 80 € |
Quelle: 5. Vermögensbildungsgesetz, Paragraph 1 und Wohnungsbauprämiengesetz, Paragraph 2a (Stand: 1. September 2024)
Zum 1. Januar 2024 hat die Bundesregierung die Einkommensgrenzen im Rahmen des Zukunftsfinanzierungsgesetzes vereinheitlicht und deutlich erhöht. Sowohl für das Aktiensparen als auch fürs Bausparen beziehungsweise die Tilgung eines Baukredits liegen sie seitdem bei 40.000 Euro. Für gemeinsam veranlagte Paare gilt mit 80.000 Euro der doppelte Wert.
Erkundige Dich zunächst bei Deinem Arbeitgeber oder Betriebsrat, ob Du Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen hast. Dieser Anspruch kann sich aus dem für Deine Branche gültigen Tarifvertrag, einer Betriebsvereinbarung oder aus Deinem Arbeitsvertrag ergeben.
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass Du als VL-Sparer maximal 40 Euro pro Monat von Deiner Firma bekommen kannst. Es gibt keine Obergrenze für vermögenswirksame Leistungen. Der Wert hat sich lediglich bei vielen Unternehmen etabliert und wird daher häufig für einen Höchstbetrag gehalten.
Ein Beispiel: Volker schließt einen Banksparplan ab und erhält pro Monat 40 Euro von seiner Chefin. Nach sechs Jahren Einzahlung und einem Jahr Ruhezeit kann er sich bei einer Verzinsung von 2 Prozent im Jahr über etwa 3.085 Euro freuen, über die er frei verfügen kann.
Falls Du von Deinem Arbeitgeber nur wenig vermögenswirksame Leistungen erhältst, kannst Du die Beiträge aus Deinem Gehalt selbst erhöhen. Das lohnt sich zum Beispiel, wenn Du Anspruch auf staatliche Förderung hast, denn die wird prozentual auf den Gesamtbetrag berechnet. Alle Infos dazu liest Du in unserem Ratgeber zur Arbeitnehmersparzulage.
Auch wenn Du von Deiner Chefin kein zusätzliches Geld für den Vermögensaufbau bekommst, kannst Du von VL profitieren. Das ist dann sinnvoll, wenn Du Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage und/oder die Wohnungsbauprämie hast und sie sonst nicht bekommen würdest.
Wie Du vermögenswirksame Leistungen selbst für Dich anlegst und so die staatliche Förderung erhältst, erfährst Du Schritt für Schritt in unserer Anleitung.
Von Deinem eigenen Konto in einen VL-Vertrag einzahlen kannst Du nicht. Das Geld muss immer vom Arbeitgeber überwiesen werden. Wenn Du ihn darum bittest, ist er verpflichtet, Deinen Wunschbetrag von Deinem Nettogehalt statt auf Dein Konto in Deinen VL-Vertrag zu zahlen (§ 11 5. VermBG).
Zahlt Dir Dein Arbeitgeber vermögenswirksame Leistungen, sind sie steuer- und sozialabgabenpflichtig. Denn sie steigern praktisch Dein Bruttogehalt um die Höhe der VL. Im Vergleich zum Zustand ohne vermögenswirksame Leistungen verringert sich Dein Nettogehalt daher geringfügig. Dafür steigt aber zum Beispiel die Einzahlung in die gesetzliche Rente minimal.
Machst Du mit Deiner VL-Anlage Gewinne, sind diese wie andere erwirtschaftete Kapitalerträge steuerpflichtig. Richte daher am besten einen Freistellungsauftrag bei Deinem VL-Anbieter ein. Achte darauf, dass alle Deine Freistellungsaufträge zusammen die erlaubte Höchstsumme nicht überschreiten. Seit 2023 liegt sie bei 1.000 Euro. Bis zu diesem Wert pro Jahr musst Du auf Kapitalerträge keine Steuern zahlen.
Hast Du eine betriebliche Altersvorsorge (bAV), kannst Du Deinen Chef bitten, Deine VL dort einzuzahlen. Das hat den Vorteil, dass Dein Nettoeinkommen gleich bleibt. Denn auf die VL musst Du innerhalb der geltenden Grenzen dann keine Steuern und Sozialabgaben zahlen.
Es gibt allerdings auch Nachteile: Die Steuern und Sozialabgaben werden in diesem Fall bei der Auszahlung im Alter fällig – bei den Beiträgen für die Kranken- und Pflegeversicherung sogar mit dem vollen Beitragssatz. Auch die staatliche Förderung über die Arbeitnehmersparzulage und die Wohnungsbauprämie entfällt bei diesem Weg. Dazu bleibt die Einzahlung in die gesetzliche Rente gleich. Und schließlich: Ist Deine betriebliche Altersvorsorge eine Direktversicherung, fallen hohe Abschluss-, Vertriebs- und Verwaltungskosten an. Wir beschränken uns in unserem Test daher auf die Beschreibung der vier traditionellen VL-Arten (siehe unten) und lassen die Einzahlung in die bAV außen vor.
In einigen Branchen wie der Metall- und Elektroindustrie werden die vermögenswirksamen Leistungen in Form von sogenannten Altersvorsorgewirksamen Leistungen (AVWL) gezahlt. Die Höhe ist im Tarifvertrag festgelegt und beträgt meist 26,59 Euro pro Monat. Auszubildende bekommen 13,29 Euro.
Im Gegensatz zu den sonst üblichen Bedingungen kannst Du bei AVWL nicht selbst entscheiden, was mit dem Geld passieren soll. Mögliche Anlagearten sind ein Riester-Vertrag, eine arbeitnehmerfinanzierte betriebliche Altersvorsorge (Entgeltumwandlung) oder eine arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente. Je nach Anlageart sparst Du Steuern und Abgaben. So fallen etwa bei Entgeltumwandlung keine Steuern und Sozialabgaben auf die gezahlten Beiträge an.
Ein anderer Nachteil ist jedoch, dass Du bei AVWL generell keinen Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage hast. Zudem kannst Du nach sieben Jahren nicht frei über das Geld verfügen. Im Ruhestand bekommst Du das Geld in Rentenform ausgezahlt und musst es versteuern. Dann allerdings wird Dein Steuersatz voraussichtlich niedriger sein als heute.
Als Beschäftigter im öffentlichen Dienst sowie als Beamter, Richter oder Soldat bekommst Du von Deinem Dienstherrn vermögenswirksame Leistungen gezahlt. Voraussetzung ist, dass Du mindestens sechs Monate in der Beschäftigung arbeitest.
Die Höhe der VL beträgt in der Regel 6,65 Euro pro Monat, wenn Du Vollzeit arbeitest und Deine Bezüge inklusive Familienzuschlag (Stufe 1) höher sind als 971,45 Euro pro Monat. Verdienst Du weniger oder bist in der Ausbildung, erhältst Du 13,29 Euro für den Vermögensaufbau. Arbeitest Du in Teilzeit, bekommst Du VL anteilig im Verhältnis zu Deiner Arbeitszeit.
Besonders bei geringen VL-Beträgen kann es sich lohnen, den Sparplan für Deine VL selbst aufzustocken. Bei manchen Anbietern kannst Du auch erst ab einer VL-Rate von 25 Euro einen Vertrag abschließen.
Die beste Anlageform hängt von Deiner Wohnsituation, Deinem zu versteuernden Einkommen und Deiner Risikobereitschaft ab. Es gibt vier Varianten:
Wenn Du einen passenden Sparplan suchst, unterstützt Dich der Finanztip-Sparplanrechner dabei.
Wer einen Baukredit hat, kann seine vermögenswirksamen Leistungen einfach auf das Darlehenskonto überweisen lassen. Da die Zinsen, die Du für Dein Darlehen zahlst, in der Regel höher sind als die zu erzielenden Renditen anderer VL-Angebote, ist die Tilgung eine einfache und sinnvolle Form der Anlage. Allerdings ist es nicht bei jeder Bank möglich, vermögenswirksame Leistungen zur Tilgung zu nutzen.
Bei einer selbst genutzten Immobilie kannst Du zusätzlich die Arbeitnehmersparzulage beantragen.
Hier erfährst Du, ob Dir ein staatlicher Zuschuss für Deinen Vermögensaufbau von bis zu 123 Euro pro Jahr zusteht – und wie Du ihn bekommen kannst.
Ein Bausparvertrag ist grundsätzlich eine Kombination aus einem Sparplan (Phase 1) und einem anschließenden Kredit zur Immobilienfinanzierung (Phase 2). Wenn Du kein Darlehen benötigst, kannst Du einen Bausparvertrag aber auch als reinen Sparplan zum Kapitalaufbau abschließen. Wenn Du nach der Ansparphase auf das Darlehen verzichtest, erhältst Du sogar häufig etwas höhere Zinsen auf Dein angespartes Guthaben. Geht es Dir allerdings allein um die Verzinsung des Guthabens, so lohnt sich der Vergleich mit einem kostenlosen VL-Banksparplan. Denn bei einem Bausparvertrag zahlst Du zu Beginn erst einmal Abschlusskosten.
Ein Bausparvertrag ist die erste Wahl, falls Du
bereits eine Immobilie hast und ein Guthaben für spätere Renovierungen oder Modernisierungen ansparen möchtest oder
in absehbarer Zeit eine Immobilie kaufen oder bauen willst.
Ein weiterer Vorteil des VL-Bausparvertrags ist die zusätzliche staatliche Förderung. Zu der Arbeitnehmersparzulage kannst Du beim Bausparvertrag außerdem die Wohnungsbauprämie bekommen. Diesen zweiten Bonus gibt es aber nur, wenn Du auch zusätzlich eigenes Geld einzahlst. Ausnahme: Dein Einkommen liegt unter der Grenze für die Wohnungsbauprämie, aber über der Grenze für die Arbeitnehmersparzulage. Dann steht Dir allein durch die VL die Wohnungsbauprämie zu.
Wenn Du bei Abschluss des Bausparvertrags jünger als 25 Jahre alt bist, erhältst Du auch dann die Wohnungsbauprämie für die sieben Jahre Vertragslaufzeit, wenn Du das Geld später nicht wohnungswirtschaftlich verwendest. Dadurch bist du flexibler. Allerdings ist das nur ein einziges Mal möglich.
Für den Bausparvertrag gilt eine Mindestlaufzeit von sieben Jahren, sofern Du staatliche Förderung erhältst. Du musst also keine Ruhezeit beachten. Frühestens sieben Jahre nach Abschluss des Vertrags kannst Du das Darlehen in Anspruch nehmen oder Dir das Guthaben auszahlen lassen.
Falls Du den Vertrag über einen Online-Rechner einer Bausparkasse berechnen möchtest, solltest Du ein paar Eckdaten beachten: Die Laufzeit für das Darlehen ist entscheidend. Wenn Du staatliche Förderungen beantragen willst, wähle eine Laufzeit von mindestens sieben Jahren. Dazu empfehlen wir die Kombination aus vermögenswirksamen Leistungen und eigenem Sparanteil.
Noch mehr sparen mit Finanztip Deals!
200 € Neukundenbonus für die Eröffnung eines Wertpapierdepots, kostenlose Zeitschriften im Jahresabo und Bahntickets zum Super-Sparpreis. Solche und andere heiße Deals findest Du in unserem Schnäppchen-Portal.
Wer mehr Rendite sucht und sich der Kursschwankungen der Aktienmärkte bewusst ist, sollte sich für einen Fondssparplan entscheiden. Wegen der Veränderungen am Aktienmarkt steht der Auszahlbetrag dabei nicht von Anfang an fest. Nach Finanztip-Berechnungen ist eine durchschnittliche Rendite von 6 Prozent nach Kosten pro Jahr bei einem Sparplan auf einen weltweit gestreuten Aktien-ETF wie zum Beispiel den MSCI World realistisch.
Die Förderung ist höher als bei den anderen Sparformen: Du bekommst 20 Prozent des einbezahlten Betrags, maximal jedoch 80 Euro im Jahr. Den maximalen Bonus erhältst Du, wenn 400 Euro pro Jahr in Dein VL-Depot fließen. Das entspricht circa 33 Euro im Monat. Für Eheleute gelten die doppelten Summen.
Der Großteil der Wertpapierdepots, die auf dem Markt angeboten werden, sind für die VL-Fondssparpläne nicht geeignet. Der Grund: Die Anbieter müssen bei VL-Depots Meldepflichten einhalten und Fristen überwachen. Auch wenn Du bereits ein Depot hast, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du für Deinen VL-Fondssparplan ein neues brauchst.
Einen VL-Fondssparplan kannst Du grundsätzlich direkt in einer Bankfiliale anlegen lassen. Mit dem Sparbeitrag werden Anteile an Investmentfonds gekauft, die dann in einem Depot bei einer Fondsbank – oder eben der vermittelnden Bank – verwahrt werden.
Allerdings bezahlst Du diesen Service meist mit vergleichsweise hohen Kosten. Günstigere Angebote machen Direktbanken und Fondsvermittler. In beiden Fällen werden Dir oft aktiv gemanagte Fonds verkauft. Diese kosten eine Verwaltungsgebühr von 2 bis 3 Prozent pro Jahr auf den Wert der Anteile – unabhängig davon, ob der Wert gestiegen oder gesunken ist.
Das geht deutlich günstiger. Statt teurer aktiver Fonds empfehlen wir nicht nur für die langfristige Geldanlage, sondern auch für die VL-Anlage, kostengünstige und weltweit gestreute Indexfonds (ETFs).
Unsere ETF-Empfehlungen für MSCI-World-ETFs: iShares (ISIN: IE00B4L5Y983), Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) und Invesco (IE00B60SX394); für MSCI-All-Countries-World-ETFs: SPDR (IE00B44Z5B48) und iShares (IE00B6R52259)
Falls Du keine Arbeitnehmersparzulage erhältst, bist Du nicht an die Laufzeit von sechs Jahren plus ein Jahr Ruhezeit gebunden, sondern kannst Dein VL-Depot ohne Nachteile auch vorzeitig kündigen. Eine Anlage für mehr als sieben Jahre ist zudem immer möglich.
Du musst Dir den Sparplan am Laufzeitende auch nicht in bar auszahlen lassen. Wir empfehlen, den Sparplan nach Ablauf der Vertragslaufzeit im Depot zu belassen, falls die Börsenkurse in den letzten ein bis zwei Jahren vor Vertragsende stark gefallen sind. Die Kursverläufe der Vergangenheit zeigen, dass sich die Börsenkurse meist recht schnell wieder erholen.
In unserer Untersuchung haben wir sechs Anbieter identifiziert, mit denen Du vermögenswirksame Leistungen in Indexfonds anlegen kannst. Davon empfehlen wir zwei, jeweils mit konkreten Strategien: Ginmon mit der Anlagestrategie Apeirongreen und Finvesto mit einem der ETFs aus unserer Empfehlungsliste (siehe unten).
Finvesto ist der Privatkunden-Ableger der Ebase (European Bank for Financial Services). Ginmon ist ein Service-Dienstleister, über den Du ein VL-Depot bei der DAB BNP-Paribas bekommst.
Während Du mit Finvesto ein klassisches VL-Depot eröffnest, bei dem Du einen einzelnen ETF Deiner Wahl besparst, gehört Ginmon zur Kategorie der Robo-Advisor. Hier wählst Du eine Strategie mit mehreren festgelegten ETFs.
Wir empfehlen ausschließlich die Ginmon-Strategie Apeirongreen, denn sie ist die einzige, die einen ausreichend hohen Aktienanteil und gleichzeitig keine Rohstoff- und Gold-Investitionen beinhaltet.
In einem weiteren Punkt unterscheiden sich die beiden Anbieter grundlegend: Hast Du ein Anrecht auf die Arbeitnehmersparzulage, ist Finvesto für Dich die bessere der beiden Optionen. Denn nur hier ist es möglich, die staatliche Förderung zur Vermögensbildung zu erhalten. Das geht bei Ginmon nicht.
Die Kosten für das reine VL-Depot sind bei Finvesto überschaubar: Bei diesem Sparvertrag werden 10 Euro pro Jahr als laufende Fixkosten fällig („VL-Vertragsentgelt“). Dazu kommen 0,2 Prozent des Anlagebetrags pro Transaktion. Bei der häufigen Einzahlungshöhe von monatlich 40 Euro sind das 96 Cent pro Jahr. Die ETF-Kosten liegen bei den von Finanztip empfohlenen ETFs zwischen 0,12 und 0,6 Prozent.
Endet der VL-Vertrag nach den sieben Jahren Mindestlaufzeit, werden aus den bis dahin gesperrten Fondsanteilen freie Anteile, über die Du dann verfügen kannst. Setzt Du die Depotführung danach bei Finvesto fort, kostet Dich das allerdings 20 Euro statt 10 Euro pro Jahr.
Die Anlage beim Robo-Advisor Ginmon mit der Strategie Apeirongreen hat im Gegensatz zu Finvesto keine festgelegten laufenden Kosten, sondern eine prozentuale Kostenstruktur. Du zahlst 0,75 Prozent des Depotwerts pro Jahr plus 0,26 Prozent ETF-Kosten.
Aufgrund der anteiligen Kosten eignet sich Ginmon etwas mehr für Dich, wenn Deine Sparrate (VL inklusive eigener Zuzahlung) weniger als 30 Euro beträgt. Ab 31 Euro monatlicher Einzahlung hingegen lohnt sich das Fixkostenmodell von Finvesto für Dich ein wenig mehr.
Ohne die Möglichkeit der staatlichen Förderung gibt es bei Ginmon keine Mindestlaufzeit von sieben Jahren und Du kannst das Depot jederzeit kostenfrei kündigen. Bei Finvesto kostet die vorzeitige Kündigung 10 Euro.
| Finvesto | Ginmon |
laufende Kosten pro Jahr | 10 bzw. 20 €1 | 0,75 % des Depotwerts |
Transaktionskosten | 0,2 % | keine |
ETF-Kosten | abhängig vom ETF2 | 0,26 % |
staatliche Förderung möglich | ja | nein |
Mindestlaufzeit | 7 Jahre | keine |
Mindest-Sparsumme | keine | keine |
Kosten bei vorzeitiger | 10 € | keine |
1 Grundsätzlich kostet ein reguläres Fondsdepot bei Finvesto 20 Euro pro Jahr, allerdings entfällt diese Gebühr beim ersten VL-Depot. Stattdessen zahlst Du das sogenannte „VL-Entgelt“ in Höhe von 10 Euro pro Jahr. Nach Ende der Laufzeit des VL-Vertrags zahlst Du dann 20 Euro pro Jahr, wenn Du Deine ETF-Anteile im Depot belässt.
2 bei den Finanztip-Empfehlungen circa zwischen 0,12 und 0,6 Prozent pro Jahr
Quelle: Angaben der Anbieter (Stand: 1. September 2024)
Ein VL-Depot mit ETFs kannst Du direkt vom heimischen Sofa aus eröffnen. Das VL-Depot von Finvesto beantragst Du online. Wie bei jeder Depoteröffnung musst Du dann noch Deine Identität nachweisen, entweder über das Postident-Verfahren in der Postfiliale oder direkt von zuhause mit dem Videoident-Verfahren. Bei Ginmon kannst Du das Depot-Konto auf der Website oder in der App eröffnen, auch hier funktioniert das via Videoident-Verfahren.
Zum VL-Depot von Ebase kannst Du auch noch auf anderem Wege kommen, falls Du es nicht selbst über Finvesto eröffnen möchtest. Wenn Du bereits einen Finanzberater hast, der auch Wertpapiere vermittelt, kannst Du ihn beauftragen, das Depot bei Ebase für Dich zu eröffnen und den ETF-Sparplan anzulegen. Allerdings kann es sein, dass Deine Finanzberaterin versucht, Dich von den günstigen Indexfonds abzubringen, da sie daran kein Geld verdienen kann.
Unser Podcast zum Thema
Je nachdem, für welchen Anbieter Du Dich entscheidest, ist der Anlage-Prozess unterschiedlich. Bei Ginmon brauchst Du Dich nicht um die Auswahl eines konkreten ETF zu kümmern. Dein Geld wird in sechs verschiedene nachhaltige ETFs angelegt, die sich gegenseitig ergänzen: vier Fonds mit Aktien aus Industrieländern, ein ETF mit Aktien aus Schwellenländern und ein ETF mit Aktien von europäischen Immobilienunternehmen. Die Mischung kannst Du nicht selbst wählen, sie ist unserer Einschätzung nach aber stimmig und im Großen und Ganzen ähnlich einem einzelnen weltweit gestreuten ETF.
Ein kleiner Nachteil des Portfolios mit sechs einzelnen ETFs ist, dass Du mehr ETF-Bruchstücke anhäufst. Das macht den Übertrag auf ein anderes Depot nach der Laufzeit etwas komplizierter. Planst Du, die Anteile länger liegen zu lassen oder zu verkaufen, spielt es für Dich aber keine große Rolle.
Bei Finvesto kannst Du Dir einen ETF aussuchen, in den Deine VL fließen. Da nicht alle in Deutschland erhältlichen Aktienfonds auch für die VL-Anlage zugelassen sind, haben wir Dir in der folgenden Tabelle eine Auswahl zusammengestellt, die wir empfehlen. Jeden von ihnen kannst Du für Deinen VL-Sparplan nutzen. In der linken Spalte findest Du die Namen der Aktienindizes, die der jeweilige ETF nachbildet.
In der rechten Spalte findest Du die Art, nach der die Rendite verwendet wird. Einige der Indexfonds legen die jährlich ausgeschütteten Dividenden gleich wieder an, sodass diese Erträge beim Fondsvermögen verbleiben. Fachleute sprechen davon, dass sie thesaurieren. Andere schütten die Dividenden direkt an Dich aus – sie werden daher physisch ausschüttende Fonds genannt. Mehr Details dazu liest Du im Ratgeber über ETFs.
Bei den in US-Dollar notierten Fonds fällt bei Finvesto zusätzlich eine Umrechnungsgebühr in Höhe von 0,45 Prozent der Einzahlung aufgrund der Fremdwährung an. Das sind bei einer Monatsrate von 40 Euro 18 Cent. Nicht berechnet werden diese Kosten, wenn der ETF in Euro notiert ist, wie zum Beispiel beim Lyxor MSCI World UCITS ETF - Dist (FR0010315770) und beim Lyxor MSCI AC World UCITS ETF (LU1829220216).
nachgebildeter Index | Name des ETFs | ISIN | Nachbildung/ Ertragsverwendung |
---|---|---|---|
MSCI World (Industrieländer) | Invesco MSCI World UCITS ETF | IE00B60SX394 | synthetisch-thesaurierend |
iShares Core MSCI World UCITS ETF | IE00B4L5Y983 | physisch-thesaurierend | |
UBS MSCI World UCITS ETF (USD) | IE00BD4TXV59 | physisch-thesaurierend | |
UBS ETF (LU) MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis | LU0340285161 | physisch-ausschüttend | |
UBS ETF (IE) MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis | IE00B7KQ7B66 | physisch-ausschüttend | |
Lyxor MSCI World UCITS ETF - Dist | FR0010315770 | synthetisch-ausschüttend | |
MSCI World SRI (Industrieländer, nachhaltig) Dow Jones Sustainability Index World Enlarged (Industrie- und Schwellenländer, nachhaltig) MSCI ACWI (Industrie- und Schwellenländer) | UBS ETF (LU) MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (USD) A-dis | LU0629459743 | physisch-ausschüttend |
iShares Dow Jones Global Sustain. Screened UCITS ETF USD Acc | IE00B57X3V84 | physisch-thesaurierend | |
iShares MSCI ACWI UCITS ETF (Acc) | IE00B6R52259 | physisch-thesaurierend | |
Lyxor MSCI AC World UCITS ETF | LU1829220216 | synthetisch-thesaurierend | |
FTSE Dev (Industrieländer) | Vanguard FTSE Developed World UCITS ETF | IE00BKX55T58 | physisch-ausschüttend |
Vanguard FTSE Developed World UCITS ETF (USD) Acc | IE00BK5BQV03 | physisch-thesaurierend | |
FTSE All-World (Industrie- und Schwellenländer) | Vanguard FTSE All-World UCITS ETF | IE00B3RBWM25 | physisch-ausschüttend |
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF USD Acc | IE00BK5BQT80 | physisch-thesaurierend |
Quelle: Finanztip-Analyse (Stand: 1. Juli 2023)
Alle dieser von uns empfohlenen ETFs sind bei Finvesto für die VL-Anlage verfügbar, zum Beispiel ganz klassisch ein ETF auf den MSCI World (wie beispielsweise der IE00B4L5Y983). Das vorausgewählte Portfolio von Ginmon beinhaltet zwar keinen der von uns konkret empfohlenen ETFs, allerdings ist die Zusammensetzung der sechs verschiedenen ETFs in Summe mit einem weltweit gestreuten Aktienfonds vergleichbar.
Wenn Du statt auf ETFs lieber auf einen Banksparplan setzen möchtest, hast Du ebenfalls mehrere Optionen. Ein Banksparplan lohnt sich für Dich, wenn
Du keinen Anspruch auf staatliche Förderungen hast und
Du Deine vermögenswirksamen Leistungen möglichst sicher und planbar anlegen willst.
Um einen Banksparplan abzuschließen, eröffne bei der Bank Deiner Wahl ein gesondertes Konto. Da es für Banksparer keine staatliche Förderung gibt, bist Du nicht an die Mindestlaufzeit von sieben Jahren gebunden. Banken bieten Dir trotzdem oft Verträge mit einer siebenjährigen Laufzeit an.
Die Rendite, die Du beim VL-Sparen erzielen kannst, ist manchmal besser als für vergleichbare Anlageformen wie Festgeld. Da die Bonuszahlung am Ende der Laufzeit oft einen großen Anteil an der gesamten Rendite hat, solltest Du den Vertrag möglichst nicht vorzeitig kündigen.
Es gibt mit der ING zurzeit nur noch eine deutschlandweit agierende Bank, die Banksparpläne für vermögenswirksame Leistungen anbietet. Eventuell hat Deine regionale Bank ebenfalls gute Konditionen. Die Degussa Bank, die in den vergangenen Jahren eine unserer Empfehlungen war, hat ihren VL-Banksparplan nach der Übernahme durch die Oldenburgische Landesbank (OLB) eingestellt. Bestehende Verträge werden zum Vertragsende nicht verlängert.
Bei der ING bekommst Du für einen VL-Banksparplan eine Verzinsung von 1,5 Prozent auf Dein Guthaben bis zum Laufzeitende und musst mit keinerlei Kosten rechnen. Du sparst sechs Jahre Beiträge an und bekommst Dein Geld nach der Ruhezeit, die bis zum Ende des Kalenderjahrs im siebten Einzahlungsjahr läuft.
Kündigst Du den Sparplan vor Ende der Laufzeit von sieben Jahren, kostet Dich das bei der ING allerdings Geld. Die Kosten werden wie folgt berechnet: 0,25 x Habenszinssatz des Vertrags (1,5 Prozent) x Anzahl der Jahre der Restlaufzeit. Bei 40 Euro Monatsbeitrag und einer Kündigung nach vier Jahren wären das rund 20 Euro Kosten.
Im Frühjahr 2023 haben wir VL-ETF-Sparpläne und VL-Banksparpläne untersucht, und zwar hinsichtlich der Entgeltstruktur für Kunden sowie der Leistungsangebote.
Um auf eine erste Grundgesamtheit für die VL-ETF-Sparpläne zu kommen, haben wir eine Google-Recherche durchgeführt und nach den Keywords „Vermögenswirksame Leistungen ETF“, „VL ETF“, „VL Depot“, „Aktienfonds VL“ und „Vermögenswirksame Leistungen anlegen“ gesucht. Jeweils die ersten drei Google-Ergebnisseiten haben wir berücksichtigt.
Aus den Ergebnissen für die ETF-Sparpläne konnten wir elf Anbieter identifizieren, von denen sieben das Kriterium erfüllen, generell ein VL-Produkt mit ETF anzubieten: Comdirect, Commerzbank, Ebase, Fidelity, Finvesto, Ginmon und Oskar. Der Anbieter Ebase ist allerdings nur per Vermittler zugänglich. Finvesto und Comdirect treten als solche Vermittler für das Ebase VL-Depot auf, die Produkte sind für Privatpersonen abschließbar. Fidelity und die Commerzbank sind konventionelle Depot-Anbieter, während Ginmon und Oskar als Robo-Advisor kategorisiert werden.
An die fünf konventionellen Anbieter haben wir einen Fragebogen versandt mit dem Fokus auf Kosten (Hauptkriterium), den auswählbaren ETFs (Hauptkriterium), Fördermöglichkeiten, Flexibilität und Voraussetzungen für die Depot-Eröffnung. Ebenso sind wir mit den Robo-Advisor verfahren, allerdings gab es hier noch weiteren Fragen zur Anlagestrategie.
Die Antworten der Anbieter wurden anschließend analysiert und den Kriterien entsprechend ausgewertet.
Bei den Banksparplänen haben wir ebenfalls eine Google-Recherche durchgeführt. Die Keywords waren „Vermögenswirksame Leistungen“, „Vermögenswirksame Leistungen Bank“ und „VL Banksparplan“. Unter den Ergebnissen der ersten drei Seiten konnten wir zwei Unternehmen identifizieren, die überregional VL-Banksparpläne anbieten: ING und Degussa. Hier haben wir die Kosten und Konditionen direkt verglichen. Die Degussa Bank hat ihr Produkt nach der Übernahme durch die Oldenburgische Landeesbank (OLB) eingestellt.
Weitere Themen
* Was der Stern bedeutet:
Finanztip ist kein gewöhnliches Unternehmen, sondern gehört zu 100 Prozent zur gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.
Wir wollen mit unseren Empfehlungen möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig die für sie richtigen Finanzentscheidungen zu treffen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).
Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links jedoch anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion ausführlich analysiert und empfohlen wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.
Für uns als gemeinwohlorientiertes Unternehmen hat es natürlich keinen Einfluss auf die Empfehlungen, ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Dich als Verbraucher ist.
Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.
Klickst Du auf eine Empfehlung mit *, unterstützt das unsere Arbeit. Finanztip bekommt dann eine Vergütung. Empfehlungen sind aufwändig recherchiert und basieren auf den strengen Kriterien der Finanztip-Expertenredaktion. Mehr Infos