Spread Das kostet Dich die Handelsspanne an der Börse

Timo Halbe
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Handelspanne ist der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufskurs eines Wertpapieres. Sie wird auch Spread genannt. Manchmal ist sie in Prozent angegeben.

  • Vor allem Börsenneulinge denken oft, es gäbe nur „den einen“ Kurs und wundern sich dann, warum sie einen anderen Preis bezahlen.

  • Du kannst den Spread als indirekte Kosten verstehen. Er sagt aus, wie sehr der Kurs des Wertpapieres steigen muss, damit Du beim Verkauf keinen Verlust machst.

  • Die Höhe des Spreads hängt vor allem von dem aktuellen Angebot und der Nachfrage eines Wertpapieres ab.

So gehst Du vor

  • Handel möglichst wochentags zwischen 9 und 17:30 Uhr. Dann sind Angebot und Nachfrage an der Börse am höchsten und die Handelsspanne somit geringer.

  • Informiere Dich vor dem Handel mit einem Wertpapier über den aktuellen Spread. Vergleiche auch zwischen den Handelsplätzen.

  • Setze möglichst immer einen Limit-Preis. So schützt Du Dich vor unerwarteten Kursveränderungen.

Wenn Du in Deinem Depot nach den aktuellen Kursen von ETFs oder anderen Wertpapieren suchst, musst Du genau hinschauen: Denn es gibt an der Börse immer einen Kauf- und einen Verkaufskurs. Die Differenz zwischen diesen beiden Kursen heißt Handelspanne oder Spread. In diesem Ratgeber erfährst Du, wann Du auf diese Handelsspanne achten solltest.

Was ist die Handelspanne?

Die Handelspanne bezeichnet beim Handel mit Wertpapieren die Differenz zwischen Verkaufs- und Ankauf-Kurs eines Wertpapieres. Der englische und ebenfalls verbreitete Begriff für die Handelsspanne ist Spread. Um zu verstehen, was die Handelsspanne ausmacht, musst Du Dir erst einmal klar machen, dass es für jedes Wertpapier an der Börse zwei Kurse gibt.

Diese können unterschiedliche Namen haben:

  • Briefkurs (Angebotspreis für ein Wertpapier), Ask (das „verlangt“ das Gegenüber) – diesen Betrag musst Du zahlen, wenn Du einen ETF-Anteil, eine Aktie oder ein anderes Wertpapier kaufen möchtest.
  • Geldkurs (Nachfragepreis für ein Wertpapier), Bid (das „bietet“ das Gegenüber) – diesen Betrag bekommst Du, wenn Du einen ETF-Anteil, eine Aktie oder ein anderes Wertpapier verkaufen möchtest.

Der Briefkurs liegt immer über dem Geldkurs. Das heißt: Würde jemand direkt hintereinander ein Wertpapier kaufen und sofort wieder verkaufen, würde er einen Verlust machen. Wie hoch dieser Verlust ist, hängt eben vom Unterschied der Kurse ab, also von der Handelsspanne. Der Spread wird jedoch sinnvollerweise nicht in Geldbeträgen angegeben, sondern in einer Prozentzahl. Denn wie viel der Spread in absoluten Zahlen für Dich ausmacht, hängt davon ab, wie viele Stücke des jeweiligen Papiers Du kaufst.

Beispiel: So errechnet sich der Spread

Am besten veranschaulichst Du Dir den Spread mit einem Beispiel: Marie kauft einen ETF für einen Briefkurs von 200 Euro. Der Geldkurs des Wertpapieres liegt zum selben Zeit­punkt bei 198 Euro. Die Handelsspanne beträgt somit 2 Euro pro Stück oder allgemeiner 1 Prozent. Kurz darauf will Marie wieder verkaufen. Der Kurs hat sich zwischenzeitlich nicht verändert. Beim Verkauf zählt aber der Geldkurs von 198 Euro. Obwohl sich der Kurs nicht verändert hat, macht Marie bei einem Verkauf also 2 Euro Verlust.

Du kannst den Spread daher auch als indirekte Kosten begreifen. Denn in unserem Beispiel muss der Kurs des ETF erst einmal um 1 Prozent steigen, damit Marie ohne Verlust verkaufen kann (Ordergebühren lassen wir mal außen vor). Die 1 Prozent sind hier vor allem zur Veranschaulichung gedacht. Bei gängigen ETF und Aktien ist die Handelsspanne im Normalfall deutlich geringer. Mehr dazu liest Du weiter unten.

Selbst wenn Du kein Trading betreibst, also nicht vorhast, sofort wieder zu verkaufen (was Finanztip für die langfristige Geldanlage ohnehin nicht empfiehlt), solltest Du trotzdem auf den Spread achten. Denn normalerweise folgt aus einem großen oder hohen Spread, dass sowohl der Preis für einen Ankauf wie auch den Verkauf ungünstig sind.

Spread auch außerhalb der Börse

Einen Spread gibt es nicht nur im Handel mit Wertpapieren, sondern auch bei anderen Finanzgeschäften. Wenn Du im Ausland eine Wechselstube aufsuchst, werden Dir dort auch jeweils zwei Kurse angezeigt. Der eine gilt, wenn Du Dein Geld in die Fremdwährung wechselst, der andere, wenn Du zurückwechselst. Die Differenz ist die Handelsspanne, an der die Wechselstube verdient.

Auch beim Handel mit Kryptowährungen ist ein Spread üblich. Kaufst Du etwa Bitcoin über eine Kryptobörse, solltest Du als Kostenfaktor den Spread berücksichtigen. Mehr dazu liest Du im Ratgeber Bitcoin kaufen.

So findest Du Angaben zum Spread bei Deinem Broker

Quelle: Screenshots Scalable Capital, Trade Republic, Finanztip-Darstellung (Stand: 27. April 2023)

Im Beispiel links (Scalable Broker) werden Geld- und Briefkurs auf den Buttons für Verkaufen und Kaufen angezeigt. An der Kursgrafik steht ein Mittelkurs aus beiden (71,995 Euro).

Im Beispiel rechts (Trade Republic) sind Geld- und Briefkurs in der Übersicht verschiedener Kennzahlen angegeben. Der größer dargestellte Preis 51,51 Euro ist der letzte Geldkurs.

Wie hoch ist ein üblicher Spread?

Als Faustregel gilt: Je mehr Angebot und Nachfrage, umso kleiner oder enger ist der Spread. Ganz einfach, weil dann mehr Menschen unterschiedlich viel für ein Produkt bieten oder verlangen. Ein kleiner Spread ist für Dich vorteilhafter.

Auch hier kann Dir ein Beispiel aus der Nicht-Börsenwelt weiterhelfen: Auf einem sehr großen Flohmarkt wirst Du tendenziell bessere Preise erzielen, und zwar sowohl beim Kaufen wie auch beim Verkaufen, als wenn Du zu einem kleinen und spärlich besuchten Flohmarkt gehst.

Wie hoch Angebot und Nachfrage sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen vom Produkt. Die Aktie eines kleinen Unternehmens wird seltener und in kleineren Stückzahlen gehandelt als die von Apple oder Siemens – und hat damit einen größeren (ungünstigeren) Spread als die Aktien der Großkonzerne. Gleiches gilt für Fonds: Ein ETF auf portugiesische Banken ist weniger populär als ein weltweiter ETF auf den MSCI World und hat somit einen größeren Spread. Auch die Uhrzeit und der Handelsplatz beeinflussen die sogenannte Liquidität und den Spread. Je mehr los ist, um so günstiger sind Spread und Preis für Dich.

Um die Größenordnung einschätzen zu können: Der beliebte ETF018 auf den MSCI World hat bei den größten deutschen Börsen Xetra und Tradegate einen Spread um oder unter 0,1 Prozent, ermittelt an einem Dienstag um 13:30 Uhr. Wer also kurz hintereinander kauft und verkauft, würde bei einem Kurswert von 70 Euro etwa 7 Cent am Spread verlieren. Ein ETF auf vietnamesische Aktien, an denselben Börsen zur selben Zeit, hat einen Spread von rund 1 Prozent. Wenn Du am frühen Morgen oder späten Abend zu einer kleinen Börse wie Gettex oder Lang & Schwarz gehst, können die Spreads noch höher sein.

Mehr dazu im Ratgeber Wertpapierdepot

  • Mit dem richtigen Wertpapierdepot zahlst Du wenig fürs Kaufen und Verkaufen von Aktienfonds (ETFs).
  • Finanztip empfiehlt zehn Depotangebote. Jeweils am stärksten: ING (Preis-Leistung), Finanzen.net Zero (Kosten) und Comdirect (Leistungsumfang).

Zum Ratgeber

 

Wie kannst Du eine hohe Handelsspanne vermeiden?

Am einfachsten kannst Du einen hohen Spread vermeiden, indem Du nur tagsüber Wertpapiere kaufst und verkaufst. Denn dann ist die Liquidität der Wertpapiere am höchsten und der Spread somit am geringsten. Am besten orientierst Du Dich dabei an den Öffnungszeiten der deutschen Leitbörse Xetra (9 Uhr bis 17:30 Uhr). Denn in dieser Zeit orientieren sich auch die Kurse an den kleineren Börsen und auch im Direkthandel an Xetra. Für ausländische Aktien, insbesondere aus Ländern mit anderen Zeitzonen, gilt diese Regel entsprechend für die Öffnungszeiten von deren wichtigster Heimatbörse.

Hat Dein Depotanbieter mehrere Handelsplätze zur Auswahl, kannst Du den aktuellen Spread zwischen den einzelnen Handelsplätzen vergleichen. Allerdings solltest Du hierbei auch die je nach Handelsplatz unterschiedlichen Ordergebühren berücksichtigen. So bringt Dir ein guter Spread wenig, wenn Du dafür deutlich mehr Gebühren zahlen musst.

Insbesondere bei kleineren Aktien oder ETFs solltest Du außerdem einen Limit-Preis einstellen – der begrenzt den möglichen Kaufpreis nach oben beziehungsweise den Verkaufspreis nach unten. Anders gesagt: Mit einem Limit kann Dir der Spread weitgehend egal sein, denn Du wirst kein ungünstiges Geschäft machen. Allerdings kann es Dir an einem kleinen Handelsplatz passieren, dass Deine limitierte Order vorerst nicht ausgeführt wird, nämlich solange der Kauf- beziehungsweise Verkaufskurs jenseits Deines Limits liegt.

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