MSCI World: ETF-Vergleich Indexfonds als „Best-Of“ der Weltwirtschaft
Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
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Inhalt
„Investiere nur in etwas, das Du verstehst!“ – Diese Grundregel kennst Du sicher. Es ist aber nicht leicht, sie zu beherzigen, wenn schon kurz darauf der Vorschlag folgt: „Ein ETF auf den MSCI World ist eine super Geldanlage!“ Ähm, bitte was?
In diesem Ratgeber helfen wir Dir, ein gutes und kostengünstiges Wertpapier zu finden, in dem die wichtigsten und beliebtesten Aktien der Welt stecken. Denn genau das ist die Idee hinter einem sogenannten ETF – einem börsengehandelten Indexfonds – auf den Weltaktienindex MSCI World. Anders gesagt: Schon mit kleinen Anlagebeträgen beteiligst Du Dich an einem „Best-of“ der Weltwirtschaft.
Wir empfehlen 16 ETFs, die den MSCI World abbilden und unsere Finanztip-Kriterien für ETFs erfüllen. Mehr zu unserem Vorgehen liest Du im Kapitel So haben wir untersucht.
Die ETFs haben wir in zwei Gruppen eingeteilt: In der ersten Gruppe sind Fonds, die ihre laufenden Erträge aus Dividenden wieder anlegen. Dieses Wiederanlegen heißt „thesaurieren“. Die zweite Gruppe bilden Fonds, die Gewinne an die Anlegenden ausschütten.
Im ersten Fall reinvestiert der ETF also die Dividenden, wodurch Deine Beteiligung am ETF wertvoller wird. Im anderen Fall bekommst Du die Dividenden ausbezahlt. Beide ETF-Typen haben ihre Vorteile. Wir bei Finanztip raten Dir jedoch dazu, auf thesaurierende beziehungsweise wiederanlegende ETFs zu setzen. Mehr dazu liest Du weiter unten.
Die Fonds unterscheiden sich zudem in der Art, wie sie den Index nachbilden. Diese Replikation kann entweder physisch oder synthetisch geschehen. Replizieren ETFs einen Index physisch, kaufen sie entweder die komplette Aktienliste des Index, also in diesem Fall des MSCI World. Das wäre eine vollständige Replikation. Oder die physisch replizierenden ETFs betreiben optimiertes Sampling. Das bedeutet, dass sie sich auf eine Auswahl der im Index enthaltenen Aktien beschränken und dabei in der Regel die kleinsten Unternehmen weglassen.
Neben den physisch replizierenden ETFs gibt es synthetisch replizierende ETFs. Sie lassen sich die Wertentwicklung des MSCI World von einer Bank zusichern und gehen mit ihr ein Tauschgeschäft ein. Im ETF-Ratgeber erläutern wir die Unterschiede genauer. Auf die Wertentwicklung hat die Art der Nachbildung aber keinen großen Einfluss.
ETF: Die Abkürzung steht für Exchange Traded Funds, zu Deutsch börsengehandelter Fonds. Aus Anlegersicht ist ein ETF ein Wertpapier, das Du mit wenigen Klicks kaufen kannst. In diesem Artikel geht es um ETFs, die den Weltaktienindex MSCI World nachbauen.
Aktienindex: Die Aktien einzelner Firmen wie Apple oder Allianz kann man zu unterschiedlichen Gruppen sortieren. Zu den bekanntesten Aktienindizes gibt es passende ETFs, in die Anlegerinnen und Anleger investieren können. Manche Aktienindizes beschränken sich auf einzelne Länder oder Wirtschaftsbranchen.
MSCI World: Dieser Index ist beliebt, weil er Aktien aus vielen wichtigen Länder enthält. Die Aktien sind nicht gleich gewichtet, sondern nach Marktwert der Unternehmen sortiert. Apple oder Microsoft sind beispielsweise 20-mal größer als die Allianz oder 100-mal größer als Nokia. Für die ETFs gilt die gleiche Aufteilung. Sie wird ständig aktualisiert.
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Da der MSCI World einer der beliebtesten Aktienindizes für Anlegende ist, gibt es für ihn auch viele unterschiedliche ETFs zu kaufen. In den MSCI-World-ETFs steckt im Grunde das Gleiche, denn der Weltaktienindex gibt quasi die Zutatenliste vor: rund 1.400 Unternehmen. Doch die Zubereitung dieses Rezeptes – also die Methode der Umsetzung – ist je nach ETF verschieden.
Mehr über diese unterschiedlichen Methoden der ETFs liest Du in den Abschnitten „Wie gut sind wiederanlegende ETFs auf den MSCI World?“ und „Wie gut sind ausschüttende ETFs auf den MSCI World?“.
Die MSCI-World-ETFs sind sich sehr ähnlich und damit auch prinzipiell alle für Dich geeignet. Orientiere Dich für Deinen Kauf an unseren Empfehlungen, für die wir transparente Kriterien anlegen.
An der Frankfurter Börse und anderen inländischen Börsen waren Mitte 2024 21 ETFs auf den MSCI World gelistet. Große ETF-Anbieter sind iShares/Blackrock, Xtrackers/Deutsche Bank, Amundi, UBS, Vanguard und Invesco. Wenn sie einen ETF auf den MSCI World zusammenstellen, versuchen sie, dessen Wertentwicklung so gut wie möglich nachzuahmen. Wenn der MSCI World in einem Jahr um 6 Prozent steigt, sollte ein MSCI-World-ETF also ebenfalls um 6 Prozent steigen.
Einen Aktienindex wie den Dax oder den MSCI World kannst Du als Anlegerin oder Anleger nicht unmittelbar kaufen. Stattdessen brauchst Du ein Wertpapier – einen Fonds –, mit dem der Index möglichst originalgetreu nachgebaut wird. Das nennt man auch einen passiven ETF.
Passiv deshalb, weil der ETF nicht – wie sein aktiv gemanagtes Pendant – selbst die Auswahl oder Gewichtung der Unternehmen verändert. Das ist der Job des Index. Seine Spielregeln geben vor, welche Firmen enthalten sind, welche aussortiert werden und welche neu hinzukommen. Das Gewicht jeder Firma ergibt sich aus dem Börsenwert. Unternehmen mit vielen und wertvollen Aktien beeinflussen den Index stärker als Unternehmen mit weniger und billigeren Aktien.
Ein häufiges Missverständnis bei Einsteigern ist die Vorstellung, es gäbe besonders preisgünstige oder teure ETFs. Es stimmt zwar, dass der World-ETF von unserer Empfehlung Anbieter A rund 20 Euro kosten kann und der von Empfehlung B rund 200 Euro. Das sagt aber nichts über die Qualität oder die Rendite aus. Beiden liegt derselbe Index mit denselben Unternehmen zugrunde, beide werden beinahe dieselbe Entwicklung nehmen. Die Preisunterschiede kommen nur durch eine unterschiedliche Portionierung zustande, ähnlich wie ein Kilo Pflaumenkuchen mehr kostet als 500 Gramm.
Wir klären in diesem Ratgeber, wie Du die Unterschiede erkennst und Dir den passenden ETF aussuchst.
Unsere Empfehlungen für wiederanlegende ETFs auf den MSCI World kommen von folgenden Anbietern:
Xtrackers und Amundi haben jeweils zwei im Programm. Im Fünf-Jahres-Zeitraum 2019 bis 2023 haben alle acht ETFs eine ordentliche Wertentwicklung hingelegt. Fünf der acht ETFs haben sogar besser abgeschnitten als der Vergleichsindex, drei lagen etwas darunter. Die Details findest Du in der folgenden Tabelle.
Am besten schnitt wie bei den ausschüttenden ETFs der Fonds von HSBC ab (ISIN: IE000UQND7H4). Dahinter folgen die ETFs von Invesco, iShares und die beiden von Xtrackers.
Index/ETF | Art der Nachbildung | Kosten (TER) p.a. | Wertent- wicklung p.a.1 | Gewinn, |
---|---|---|---|---|
MSCI World Netto-Index | 13,69 % | 8.992 € | ||
HSBC (ISIN: IE000UQND7H4) | physisch | 0,15 % | 13,97 % | 9.230 €2 |
Invesco (ISIN: IE00B60SX394) | synthetisch | 0,19 % | 13,88 % | 9.152 € |
iShares Core (ISIN: IE00B4L5Y983) | physisch | 0,20 % | 13,79 % | 9.081 € |
Xtrackers (IE00BJ0KDQ92) | physisch | 0,19 % | 13,78 % | 9.070 € |
Xtrackers Swap (ISIN: LU0274208692) | synthetisch | 0,45 % | 13,71 % | 9.014 € |
Amundi (LU1781541179) | physisch | 0,12 % | 13,65 % | 8.963 € |
UBS (ISIN: IE00BD4TXV59) | physisch | 0,10 % | 13,63 %3 | 8.947 €3 |
Amundi (ISIN: LU1681043599) | synthetisch | 0,38 % | 13,57 % | 8.892 € |
1 durchschnittliche Jahresrendite für den Zeitraum 2019 bis 2023 (28.12.2018 bis 28.12.2023)
2 Der HSBC-ETF ist ein Teilfonds des ebenfalls untersuchten ausschüttenden IE00B4X9L533 und wurde im Juni 2022 aufgelegt.
3 Der UBS-ETF ist ein Teilfonds des ebenfalls untersuchten ausschüttenden IE00B7KQ7B66 und wurde im Juni 2019 aufgelegt.
Quellen: MSCI, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 18. Juni 2024)
Eine Anlegerin, die Anfang 2019 beispielsweise 10.000 Euro in den HSBC-ETF investierte, hat bis Ende 2023 einen Gewinn von etwa 9.230 Euro erzielt. Beim ETF mit der schwächsten Wertentwicklung hätte ein Sparer in fünf Jahren rund 8.892 Euro verdient – ein Unterschied von rund 340 Euro.
In unserer Analyse von 2024 liegen die fünf renditestärksten ETFs ziemlich eng beieinander, und das, obwohl der synthetische ETF der Marke Xtrackers eine mehr als doppelt so hohe Kostenquote (TER) ausweist. Am Ende der Tabelle liegt ein Amundi-ETF – der allerdings verglichen mit dem Index selbst zwölf Basispunkte schlechter in der Wertentwicklung abschneidet.
Das Ergebnis zeigt außerdem: Die Kosten, in Form der Total Expense Ratio (TER), sollten für Dich bei der Wahl des passenden ETF nicht die entscheidende Rolle spielen. Denn ein vergleichsweise teurer ETF kann in der Wertentwicklung schon mal besser abschneiden als ein nach TER günstigerer.
Das liegt daran, dass ETF-Anbieter am Ende immer mehrere Möglichkeiten haben, Renditepunkte gutzumachen. Sie können Wertpapiere verleihen, nur eine Auswahl von Aktien des Index tatsächlich nachkaufen oder – beim synthetischen ETF – tauschen. Solche Tauschgeschäfte mit Banken heißen auch Swaps und können gut oder weniger gut ausfallen. Die Kosten allein sind also nicht entscheidend. Du kannst aus unserer Liste getrost zu einem der ETFs greifen, die Dein Depotanbieter in der Auswahl hat.
Mehr zu den Auswahlkriterien für einen guten ETF liest Du weiter unten im Ratgeber.
Ausschüttende ETFs entwickeln sich im Wert immer schlechter als wiederanlegende ETFs, wenn man nur die Börsenkurse nebeneinanderlegt. Das liegt daran, dass Anlegende regelmäßig Dividenden „ihrer“ Unternehmen gutgeschrieben bekommen. Diese Dividenden fehlen dann aber im Fondsguthaben. Um die ausschüttenden ETFs vergleichen zu können, haben wir die Wertentwicklung errechnet, die sich ergibt, wenn die Dividenden wie bei einem thesaurierenden Fonds sofort wiederangelegt würden.
Unsere Empfehlungen für ausschüttende ETFs auf den MSCI World kommen von den vorhin vorgestellten Anbietern, sowie von:
Index/ETF | Art der Nachbildung | Kosten (TER) p.a. | Wertent- wicklung p.a.1 | Gewinn, 10.000 € |
---|---|---|---|---|
MSCI World Netto-Index | 13,69 % | 8.992 € | ||
HSBC MSCI World (ISIN: IE00B4X9L533) | physisch | 0,15 % | 13,97 % | 9.230 € |
Amundi (ISIN: LU2572257124) | synthetisch | 0,20 % | 13,87 % | 9.114 € |
Xtrackers MSCI World (IE00BK1PV551) | physisch | 0,12 % | 13,81 % | 9.093 € |
Amundi (ISIN: FR0010315770) | synthetisch | 0,30 % | 13,77 % | 9.064 € |
Xtrackers Swap (ISIN: LU2263803533) | synthetisch | 0,19 % | 13,71 % | 9.014 € |
UBS ETF (IE) (ISIN: IE00B7KQ7B66) | physisch | 0,10 % | 13,63 % | 8.947 € |
iShares USD (ISIN: IE00B0M62Q58) | physisch | 0,50 % | 13,46 % | 8.799 € |
Deka MSCI World (DE000ETFL508) | physisch | 0,31 % | 13,37 % | 8.727 € |
1 durchschnittliche Jahresrendite für den Zeitraum 2019 bis 2023 (28.12.2018. bis 28.12. 2023)
Quellen: MSCI, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 18. Juni 2024)
Von den untersuchten ausschüttenden Fonds schneidet der HSBC-ETF (ISIN: IE00B4X9L533) nach Kosten am besten ab. Dahinter folgen je zwei Fonds von Amundi und Xtrackers. Verglichen haben wir die Wertentwicklung im Fünf-Jahres-Zeitraum 2019 bis 2023.
Die fünf ETFs haben in dieser Zeit den Referenzindex geschlagen, also den MSCI World. Drei ausschüttende ETFs, die Fonds von UBS, iShares und Deka, bleiben in der diesjährigen Analyse dagegen hinter dem Index: der UBS 0,06 Prozentpunkte, der iShares 0,23 Prozentpunkte, der Deka 0,32 Prozentpunkte.
Wer Anfang 2019 10.000 Euro in den HSBC-ETF investierte, hat demzufolge bis Ende 2023 einen Gewinn von knapp 9.230 Euro erzielt. Beim ETF von Deka (ISIN: DE000ETFL508) wären es dagegen rund 8.727 Euro gewesen – ein Unterschied von gut 500 Euro.
In unserer aktuellen Analyse der ausschüttenden ETFs zeigt sich, dass die Fonds mit der besseren Wertentwicklung nicht immer zugleich die niedrigeren Kostenquoten (TER) haben. Ein auffälliges Beispiel ist der ETF der UBS, dessen Kostenquote im Dezember 2023 von 0,3 auf 0,1 Prozent abgesenkt wurde. Vermutlich verbessert sich künftig dessen Wertentwicklung.
Grundsätzlich gibt es keinen automatischen Zusammenhang der beiden Werte, weil einerseits die TER nicht sämtliche anfallenden Kosten enthält, andererseits verschiedene Möglichkeiten bestehen, die Wertentwicklung zu verbessern, beispielsweise indem der ETF vorübergehend Aktien verleiht. Daher ist die sogenannte Tracking Difference, also die gesamte Wertentwicklung, wie von Finanztip berechnet, aussagekräftiger als die TER.
In Deutschland lassen sich zwei ETFs von Vanguard kaufen, die auf die wichtigsten Börsennationen der Welt ausgerichtet und Finanztip-Empfehlungen sind. Vanguard nutzt dabei nicht Indexdaten von MSCI als Referenz für Zusammenstellung und Wertentwicklung der ETFs, sondern die des britischen Indexanbieters FTSE.
Index/ETF | Art der Nachbildung | Kosten (TER) p.a. | Wertent- wicklung p.a.1 | Gewinn, |
---|---|---|---|---|
FTSE Developed Netto-Index | 13,44 % | 8.783 € | ||
ausschüttend: | ||||
Vanguard FTSE Developed World (IE00BKX55T58) | physisch | 0,12 % | 13,60 % | 8.920 € |
wiederanlegend: | ||||
Vanguard FTSE Developed World (IE00BK5BQV03) | physisch | 0,12 % | 13,60 %2 | 8.920 €2 |
1 durchschnittliche Jahresrendite für den Zeitraum 2019 bis 2023 (28.12.2018 bis 28.12.2023)
2 Der thesaurierende ETF ist ein Teilfonds des ausschüttenden und wurde im September 2019 aufgelegt.
Quellen: MSCI, FTSE, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 18. Juni 2024)
Wie in den vorigen Jahren empfehlen wir diese beiden ETFs als gleichwertige Alternative zu den oben genannten. Im Vergleich zu den vorgestellten ETFs auf den MSCI World haben die Vanguard-Developed-World-ETFs erneut eine sehr ähnliche Rendite erzielt. Zwischen 2019 und 2023 haben sie pro Jahr im Durchschnitt 13,6 Prozent an Wert gewonnen, was im Mittelfeld der MSCI-World-ETFs liegt. Der ETF kauft den Großteil der Indexaktien nach, betreibt also „optimized sampling“. Im Index stecken etwa 2.100 Aktien.
Interessierst Du Dich für den Vanguard-ETF, der die größten Firmen der Welt inklusive Schwellenländer abbildet, lies weiter im Ratgeber FTSE All-World.
Wenn Dein Depotanbieter auch Vanguard-ETFs im Programm hat, können diese eine Alternative für Dich sein. Nach Blackrock/iShares ist Vanguard der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt.
Unternehmensgründer Jack Bogle gilt als der Erfinder der Indexfonds und damit des Prinzips, gemütlich einem Börsenindex zu folgen, anstatt ihn übertreffen zu wollen.
Das Unternehmen selbst ist nicht börsennotiert, sondern genossenschaftlich organisiert: Das Unternehmen gehört den US-Fonds von Vanguard selbst, die wiederum in der Hand vieler Anlegerinnen und Anleger liegen. Für manche ist das ein Grund, in Vanguard-Fonds zu investieren.
Ausschüttend? Wiederanlegend? „Physische Nachbildung“? Welche ETF-Variante die beste Wahl ist, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden. Für Deinen langfristigen Vermögensaufbau empfehlen wir Dir auf wiederanlegende ETFs zu setzen. So profitierst Du vom Zinseszinseffekt. Legst Du diszipliniert ausgezahlte Dividenden selbst wieder an, kommen aber auch ausschüttende ETFs für Dich infrage.
Denk dran: Bei der Wertentwicklung haben uns alle hier vorgestellten Finanztip-Empfehlungen überzeugt. Sie unterschieden sich nur wenig voneinander. Ein paar Kriterien helfen Dir aber bei der Wahl Deines ETFs:
Gutes Gefühl - Physische und synthetische ETFs sind objektiv gesehen vergleichbar sicher. Falls Du aber trotzdem befürchtest, mit einem synthetischen ETF im Depot nicht ruhig schlafen zu können, solltest Du lieber einen physischen wählen.
Dividenden nutzen - Wenn Du einen ausschüttenden ETF wählst, bekommst Du die Dividenden einmal jährlich gutgeschrieben – und kannst damit machen, was Du möchtest. Legst Du sie allerdings nicht wieder an, profitierst Du auch nicht vom Zinseszinseffekt. Der MSCI World hatte in den vergangenen zehn Jahren meist eine Dividendenrendite zwischen 2 und 3 Prozent. Hast Du Deinem Anbieter einen Freistellungsauftrag erteilt, werden Dir keine Steuern abgezogen. Bedingung dafür ist allerdings, dass Du als Single nicht mehr als 1.000 Euro erzielst oder Ihr als gemeinsam veranlagte Personen nicht über 2.000 Euro im Jahr an Kapitalerträgen erzielt. Mehr Informationen dazu findest Du in unserem Detailartikel über ETFs und Steuern.
Vermögen aufbauen - Sparst Du Dividenden dagegen in einem thesaurierenden ETF an, profitierst Du davon, dass Dividenden das Fondsvermögen mehren und mit verzinst werden.
Wenn Du aktuell keine konkrete Verwendung für die Dividenden hast, raten wir Dir eher zu wiederanlegenden ETFs, im Börsensprech auch „Thesaurierer“ genannt, die Dir langfristig mehr Rendite bringen. Ein kleines Geldpolster solltest Du übrigens auf Deinem Verrechnungskonto haben, wenn der Jahreswechsel kommt: Seit 2018 wird bei thesaurierenden Fonds jährlich eine Pauschale besteuert, auch wenn Du keine Anteile verkaufst. Was dahintersteckt und wie viel Geld ans Finanzamt wandert, liest Du in unserem Ratgeber zur Vorabpauschale.
Beim Kauf Geld sparen - ETFs kaufst Du am günstigsten bei Onlinebanken oder Brokern. Im Ratgeber zum Wertpapierdepot haben wir die besten herausgefiltert.
Manche Anlegerinnen und Anleger blicken bei der Wahl eines ETF auf die Gesamtkostenquote des ETF, die Total Expense Ratio (TER), oder darauf, ob ein ETF in Euro oder Dollar notiert ist. Diese Auswahlkriterien spielen nach Meinung von Finanztip tatsächlich aber eine geringe Rolle.
Die Finanztip-Analysen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass weder die Gesamtkostenquote (TER) des jeweiligen ETF noch die Annäherung an den MSCI World Netto-Index gute Kriterien für Dich sind, um den passenden ETF zu finden. ETFs mit einer höheren TER lagen zum Beispiel in manchen Jahren bei der Wertentwicklung ganz vorn, in anderen weiter hinten. Wie gut ein ETF am Ende wirklich abschneidet, hängt neben den Kosten auch von weiteren Kriterien ab.
Bei physisch replizierenden ETFs kann sich die Wertentwicklung unter anderem deshalb unterscheiden, weil einige ETF-Anbieter am Ende nicht alle im Index befindlichen Aktien tatsächlich nachkaufen, sondern die Auswahl optimieren – „optimized sampling“. Manche ETFs können sich aufgrund von Doppelbesteuerungsabkommen mehr Quellensteuer erstatten lassen als andere, manche verleihen gewinnbringend Wertpapiere.
Bei synthetischen ETFs kommt es darauf an, wie genau das Tauschgeschäft/der Swap zwischen ETF-Anbieter und Bank ausgestaltet ist. Es kann zum Beispiel sein, dass der Swap-Partner etwas mehr Quellensteuer erstattet bekommt als Anbieter eines physischen ETFs. Bei ETF-Anbietern, die mit US-amerikanischen Banken zusammenarbeiten, kann es Vorteile geben, die mit bilanziellen Vorschriften zu tun haben.
Bei allen ETFs kommen schließlich Kosten hinzu, die nicht in der Gesamtkostenquote aufgeführt sind, zum Beispiel Kosten für den An- und Verkauf von Aktien – immer dann, wenn sich die Indexzusammensetzung ändert – und die damit zusammenhängende Handelsgebühr.
Tipp: Falls Dich die konkreten Gründe für Abweichungen von der Index-Wertentwicklung interessieren, kannst Du auch immer im Verkaufsprospekt des ETF nachlesen, der auf der Website des ETF-Anbieters als PDF verlinkt ist. Suche nach dem Kapitel „Voraussichtlicher Tracking Error“.
Manche Anlegenden möchten lieber einen ETF haben, der in Euro statt in Dollar notiert ist. Sie fürchten Währungsrisiken. Doch das „Risiko“ besteht eigentlich nur darin, dass die Wertentwicklung, die Du beim oberflächlichen Kurs-Check auf Börsenportalen findest, je nach Währung nicht unbedingt gleich aussieht. Dann zeigt sich, dass im selben Zeitraum der Kurs eines in Euro notierten ETF weniger steil nach oben klettert als der Kurs eines in Dollar notierten ETF – oder andersherum.
Doch das hat nichts mit dem Wert der Aktien zu tun, die im ETF stecken, sondern ganz einfach mit den Wechselkursen. Die Eurokurse klettern langsamer, wenn der Euro gleichzeitig gegenüber dem Dollar aufwertet. Aus europäischer Sicht braucht man dann weniger Euro, um den entsprechenden Aktienwert in US-Dollar zu bezahlen. Egal also, ob ein ETF in Euro oder Dollar notiert: Am Ende ist diese Notierung nichts weiter als ein Preisschild für den Wert der zugrundeliegenden Indexaktien. Entscheidend für Dich ist ohnehin immer der Betrag in Euro, den Dein Depot anzeigt.
Vom Wechselkurseffekt solltest Du Dich also nicht beunruhigen lassen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: In der Regel fallen solche Wechselkurserscheinungen über längere Zeiträume nicht so stark ins Gewicht. Finanztip-Berechnungen zeigen: Auch ein nachträglich in Euro umgerechneter Weltaktienindex hat seinen Wert seit 1975 jedes Jahr durchschnittlich um 9 Prozent gesteigert.
Mehr zum Thema Wechselkurs liest Du auch in unserem Ratgeber zum MSCI World.
Im Juni 2024 haben wir uns 23 ETFs auf den MSCI World sowie zwei ETFs auf den FTSE Developed näher angeschaut, die zu dem Zeitpunkt an der Börse in Frankfurt und anderen inländischen Börsen gehandelt wurden. Folgende Auswahlkriterien mussten die ETFs auf diese beiden Industrieländer-Indizes erfüllen, um in die Analyse aufgenommen zu werden:
Einige Anbieter haben jeweils einen thesaurierenden und einen ausschüttenden Fonds im Angebot – in dem Fall empfehlen wir beide, wenn das Gesamtvolumen des Haupt- und dazugehörigen Teilfonds die 100 Millionen Anlagevolumen übersteigt.
Für die 16 ETFs auf den MSCI World, die unsere Auswahlkriterien erfüllten, haben wir die Fünf-Jahres-Performance berechnet. Das Ergebnis: Alle 16 können wir empfehlen. Auch die zwei untersuchten ETFs auf den ähnlich zusammengestellten Aktienindex FTSE Developed sind Finanztip-Empfehlung.
Die Tabelle ordnet alle betrachteten ETFs nach der Höhe des verwalteten Vermögens.
ETF-Anbieter (Identifikations nummer) | Bauart und Ertrags- verwendung | Auflage | verwaltetes Vermögen in Mio. € | Kommentar |
---|---|---|---|---|
iShares Core (ISIN: IE00B4L5Y983) | physisch-thesaurierend | 25.09.2009 | 73.224 | |
Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) | physisch-thesaurierend | 22.07.2014 | 14.420 | |
Xtrackers (ISIN: IE00BK1PV551) | physisch-ausschüttend | 23.02.2015 | 14.420 | Teilfonds des ETF (IE00BJ0KDQ92) |
HSBC (ISIN: IE00B4X9L533) | physisch-ausschüttend | 08.12.2010 | 9.178 | |
HSBC (ISIN: IE000UQND7H4) | physisch-thesaurierend | 29.06.2022 | 9.178 | Teilfonds des ETF IE00B4X9L533 |
Amundi (ISIN: FR0010315770) | synthetisch-ausschüttend | 26.04.2006 | 7.931 | |
iShares (ISIN: IE00B0M62Q58) | physisch-ausschüttend | 28.10.2005 | 6.701 |
|
SPDR (ISIN: IE00BFY0GT14) | physisch-thesaurierend | 28.02.2019 | 6.512 | nicht empfohlen, weil noch keine fünf Jahre am Markt |
Xtrackers (ISIN: LU0274208692) | synthetisch-thesaurierend | 19.12.2006 | 6.180 | |
Xtrackers (ISIN: LU2263803533) | synthetisch-ausschüttend | 03.03.2021 | 6.180 | Teilfonds des ETF LU0274208692 |
Amundi (ISIN: LU1781541179) | physisch-thesaurierend | 28.02.2018 | 5.127 | |
Vanguard (ISIN: IE00BKX55T58) | physisch-ausschüttend | 30.09.2014 | 5.078 | bildet FTSE Developed nach |
Vanguard (ISIN: IE00BK5BQV03) | physisch-thesaurierend | 24.09.2014 | 5.078 | Teilfonds des ETF IE00BKX55T58 |
Invesco (ISIN: IE00B60SX394) | synthetisch-thesaurierend | 02.04.2009 | 4.712 | |
Amundi (ISIN: LU2572257124) | synthetisch-ausschüttend | 27.11.2008 | 4.385 | |
Amundi (ISIN: LU1681043599) | synthetisch-thesaurierend | 16.06.2009 | 3.845 | |
Amundi (ISIN: LU1681043672) | synthetisch-thesaurierend | 17.06.2010 | 3.845 | nicht empfohlen, hat kein Xetra-Listing. Teilfonds des ETF LU1681043599 |
Deka (ISIN: DE000ETFL508) | physisch-ausschüttend | 04.09.2018 | 2.646 | |
Amundi (ISIN: IE000CNSFAR2) | physisch-ausschüttend | 17.01.2024 | 2.478 | nicht empfohlen, weil noch keine fünf Jahre am Markt |
Amundi (ISIN: IE000BI8OT95) | physisch-thesaurierend | 17.01.2024 | 2.478 | nicht empfohlen, weil noch keine fünf Jahre am Markt |
UBS (ISIN: LU0340285161) | physisch-ausschüttend | 25.06.2008 | 1.189 | hat aufgrund der Auflage in Luxemburg steuerliche Nachteile; der ETF mit ISIN IE00B7KQ7B66 ist zu bevorzugen |
UBS (ISIN: IE00B7KQ7B66) | physisch-ausschüttend | 11.04.2012 | 1.148 | |
UBS (ISIN: IE00BD4TXV59) | physisch-thesaurierend | 07.06.2019 | 1.148 | Teilfonds des ETF (IE00B7KQ7B66) |
Quelle: Anbieter (Stand: 13. bis 18. Juni 2024)
Die Schweizer Großbank UBS hat zwei physisch-ausschüttende ETFs auf den MSCI World im Programm. Der ältere, in Luxemburg aufgelegte Fonds (LU0340285161) hat aber Nachteile, was den Abzug der Quellensteuer bei US-amerikanischen Aktien angeht. Wir empfehlen daher den steuerlich günstigeren ETF (IE00B7KQ7B66), der in Irland aufgelegt ist.
Bei den ausschüttenden ETFs haben wir künstlich eine Thesaurierung nachempfunden. Dafür haben wir die Ausschüttungen ohne Abzug von Steuern der Fondsanlage gutgeschrieben.
Alle von uns betrachteten ETFs bilden den sogenannten MSCI-World-Netto-Index nach. Ausnahme: Zwei ETFs des Anbieters Vanguard, die ähnlich vorgehen und den vergleichbaren Index FTSE Developed nachbilden. Ein Netto-Index misst die Wertentwicklung der im Index enthaltenen Aktien inklusive Dividenden nach Abzug der Quellensteuer. Das ist eine Kapitalertragssteuer, die ausländische Investierende – also hier die Fondsgesellschaft – an den Staat zahlen müssen, in dem die Aktiengesellschaft ansässig ist.
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