MSCI World: ETF-Vergleich Indexfonds als „Best Of“ der Weltwirtschaft

Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
Mehrere Anbieter bauen mit ihren ETFs den Weltaktienindex nach. Finanztip empfiehlt 14 gute ETFs auf den MSCI World, außerdem zwei ETFs auf den vergleichbaren Index FTSE Developed.
So gehst Du vor
Inhalt
Börsengehandelte Indexfonds auf den Weltaktienindex MSCI World sind ein gutes Fundament für ein gemischtes Anlageportfolio. An der Frankfurter Börse und anderen inländischen Börsen waren Mitte 2022 22 solcher Exchange Traded Funds (ETFs) gelistet. Sie alle versprechen den Anlegern, die Wertentwicklung des MSCI-World-Index möglichst genau nachzubilden. Doch sind die Produkte alle gleich gut? Welches sind die besten ETFs auf den MSCI World?
Einen Aktienindex wie den Dax oder den MSCI World kannst Du als Anleger nicht unmittelbar kaufen. Stattdessen brauchst Du einen Fonds, der den Index möglichst originalgetreu nachbaut. Das nennt man auch einen passiven ETF – passiv deshalb, weil der ETF nicht selbst die Auswahl oder Gewichtung der Unternehmen verändert. Das ist der Job des Index. Seine Spielregeln geben vor, welche Firmen enthalten sind, welche aussortiert werden und welche neu hinzukommen. Das Gewicht jeder Firma ergibt sich aus dem Börsenwert. Unternehmen mit vielen und wertvollen Aktien beeinflussen den Index stärker als Unternehmen mit weniger und billigeren Aktien.
Da der MSCI World einer der beliebtesten Aktienindizes für Anleger ist, gibt es für ihn auch viele unterschiedliche ETFs zu kaufen. Der Weltindex MSCI World ist mit seinen rund 1.600 Unternehmen in etwa die Zutatenliste eines Kochrezepts für die einzelnen ETFs. In ihnen steckt somit im Grunde das Gleiche. (Allerdings gibt es unterschiedliche Methoden zur Umsetzung, dazu liest Du mehr im nächsten Abschnitt.)
Große ETF-Anbieter sind iShares/Blackrock, Xtrackers/Deutsche Bank, Amundi/Lyxor, UBS und Invesco. Wenn sie einen ETF auf den MSCI World zusammenstellen, versuchen sie, dessen Wertentwicklung so gut wie möglich nachzuahmen. Wenn der MSCI World in einem Jahr um 7 Prozent steigt, sollte ein MSCI-World-ETF also ebenfalls um 7 Prozent steigen.
Ein häufiges Missverständnis bei Einsteigern ist die Vorstellung, es gäbe besonders preisgünstige oder teure ETFs. Es stimmt zwar, dass der World-ETF von unserer Empfehlung Anbieter A rund 20 Euro kosten kann und der von Empfehlung B rund 200 Euro. Das sagt aber nichts über die Qualität oder die Rendite aus. Beiden liegt derselbe Index mit denselben Unternehmen zugrunde, beide werden annähernd dieselbe Entwicklung nehmen. Die Preisunterschiede kommen nur durch eine unterschiedliche Portionierung zustande, ähnlich wie ein Kilo Pflaumenkuchen mehr kostet als 500 Gramm.
Wir klären in diesem Ratgeber, wie Du die Unterschiede erkennst und Dir den passenden ETF aussuchst.
Wir empfehlen 14 ETFs, die unsere Finanztip-Kriterien für ETFs erfüllen. Mehr dazu liest Du unten im Bereich So haben wir untersucht. Die ETFs haben wir in zwei Gruppen eingeteilt: in Fonds, die ihre laufenden Erträge aus Dividenden wieder anlegen (thesaurieren), und in solche, die Gewinne an die Anleger ausschütten.
Die Fonds unterscheiden sich zudem in der Art, wie sie den Index nachbilden. Es gibt die sogenannten physisch replizierenden ETFs. Sie kaufen entweder die komplette Aktienliste (vollständige Replikation). Oder sie beschränken sich auf eine Auswahl der im Index enthaltenen Aktien (optimiertes Sampling) und lassen dabei in der Regel die kleinsten Unternehmen weg.
Andere Fonds (synthetisch replizierende ETFs) lassen sich die Wertentwicklung des MSCI World von einer Bank zusichern und gehen mit ihr ein Tauschgeschäft ein. Im ETF-Ratgeber erläutern wir die Unterschiede genauer. Auf die Wertentwicklung hat die Art der Nachbildung aber keinen großen Einfluss.
Alle von uns betrachteten ETFs haben sich auf die Fahne geschrieben, den sogenannten MSCI-World-Netto-Index nachzubilden (einzige Ausnahme: die zwei Vanguard-ETFs, die ähnlich vorgehen und den vergleichbaren Index FTSE Developed nachbilden).
Ein Netto-Index misst die Wertentwicklung der im Index enthaltenen Aktien inklusive Dividenden nach Abzug der Quellensteuer. Das ist eine Kapitalertragssteuer, die ausländische Investoren (die Fondsgesellschaft) an den Staat zahlen müssen, in dem die Aktiengesellschaft ansässig ist.
Wenn Du einen passenden Sparplan suchst, unterstützt Dich der Finanztip-Sparplanrechner dabei.
Noch mehr sparen mit Finanztip Deals!
200 € Neukundenbonus für die Eröffnung eines Wertpapierdepots, kostenlose Zeitschriften im Jahresabo und Bahntickets zum Super-Sparpreis. Solche und andere heiße Deals findest Du in unserem Schnäppchen-Portal.
Fünf Anbieter haben wiederanlegende ETFs auf den MSCI World im Programm:
Im Fünf-Jahres-Zeitraum 2017 bis 2021 haben alle ETFs eine ordentliche Wertentwicklung hingelegt, vier der sechs ETFs (der Anbieter Xtrackers hat zwei im Programm) haben sogar besser abgeschnitten als der Vergleichsindex, zwei lagen etwas darunter. Am besten schnitt wie im Vorjahr der Invesco-ETF ab (ISIN: IE00B60SX394). Dahinter folgen die beiden Xtrackers-ETFs und der ETF iShares Core MSCI World (ISIN: IE00B4L5Y983).
Index/ETF | Art der Nachbildung | Kosten (TER) p.a. | Wertent- wicklung p.a.1 | Gewinn, |
---|---|---|---|---|
MSCI World Netto-Index | 13,43 % | 8.779 € | ||
Invesco (ISIN: IE00B60SX394) | synthetisch | 0,19 % | 13,54 % | 8.867 € |
Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) | physisch | 0,19 % | 13,49 % | 8.826 € |
iShares Core (ISIN: IE00B4L5Y983) | physisch | 0,20 % | 13,48 % | 8.817 € |
Xtrackers Swap (ISIN: LU0274208692) | synthetisch | 0,45 % | 13,48 % | 8.815 € |
UBS (ISIN: IE00BD4TXV59) | physisch | 0,30 % | 13,34 %2 | 8.705 €2 |
Amundi (ISIN: LU1681043599) | synthetisch | 0,38 % | 13,33 % | 8.694 € |
1 durchschnittliche Jahresrendite für den Zeitraum 2017 bis 2021
2 Der UBS-ETF ist ein Teilfonds des ebenfalls untersuchten ausschüttenden IE00B7KQ7B66 und wurde im Juni 2019 aufgelegt.
Quellen: MSCI, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 26. - 29. Juli 2022)
Ein Anleger, der Anfang 2017 beispielsweise 10.000 Euro in den Invesco-ETF investierte, hat bis Ende 2021 einen Gewinn von etwa 8.865 Euro erzielt. Beim ETF mit der schwächsten Wertentwicklung hätte der Sparer in fünf Jahren rund 8.690 Euro verdient – ein Unterschied von rund 175 Euro.
In unserer Analyse von 2022 liegen die vier renditestärksten ETFs ganz eng beieinander, und das, obwohl der synthetische ETF der Marke Xtrackers eine mehr als doppelt so hohe Kostenquote ausweist. Am Ende der Tabelle liegen ein ETF von UBS und ein Amundi-ETF – die allerdings verglichen mit dem Index selbst bloß einen Promillepunkt schlechter in der Wertentwicklung abschneiden.
Das Ergebnis zeigt: Die Kosten (Total Expense Ratio, TER) sollten für Dich bei der Wahl des passenden ETFs nicht die entscheidende Rolle spielen. Denn ein vergleichsweise teurer ETF kann in der Wertentwicklung schon mal besser abschneiden als ein nach TER günstigerer.
Das liegt daran, dass ETF-Anbieter am Ende immer mehrere Möglichkeiten haben, Renditepunkte gutzumachen. Sie können Wertpapiere verleihen, nur eine Auswahl von Aktien des Index tatsächlich nachkaufen oder – beim synthetischen ETF – ein gutes oder weniger gutes Tauschgeschäft (Swap genannt) mit einer Bank abschließen. Die Kosten allein sind also nicht entscheidend. Du kannst aus unserer Liste getrost zu einem der ETFs greifen, die Dein Depotanbieter in der Auswahl hat.
Mehr zu den Auswahlkriterien für einen guten ETF liest Du weiter unten im Ratgeber.
Ausschüttende ETFs entwickeln sich im Wert immer schlechter als wiederanlegende ETFs, weil Anleger regelmäßig Dividenden gutgeschrieben bekommen. Diese Dividenden fehlen dann aber im Fondsguthaben. Um die ausschüttenden ETFs vergleichen zu können, haben wir die Wertentwicklung errechnet, die sich ergibt, wenn die Dividenden wie bei einem thesaurierenden Fonds wiederangelegt würden.
Zusätzlich zu den weiter oben vorgestellten haben diese Anbieter ausschüttende ETFs zu den Industrieländern im Programm:
Index/ETF | Art der Nachbildung | Kosten (TER) p.a. | Wertent- wicklung p.a.1 | Gewinn, 10.000 € |
---|---|---|---|---|
MSCI World Netto-Index | 13,43 % | 8.779 € | ||
HSBC MSCI World (ISIN: IE00B4X9L533) | physisch | 0,15 % | 13,74 % | 9.036 € |
Lyxor (ISIN: LU0392494562), ehemals Comstage | synthetisch | 0,2 % | 13,55 % | 8.874 € |
Xtrackers MSCI World (IE00BK1PV551) | physisch | 0,19 % | 13,5 % | 8.832 € |
Lyxor (ISIN: FR0010315770) | synthetisch | 0,3 % | 13,48 % | 8.818 € |
Xtrackers Swap (ISIN: LU2263803533) | synthetisch | 0,19 % | 13,48 % | 8.815 € |
UBS ETF (IE) (ISIN: IE00B7KQ7B66) | physisch | 0,3 % | 13,34 % | 8.705 € |
Amundi (ISIN: LU1737652237) | physisch | 0,18 % | 13,34 % | 8.704 € |
iShares USD (ISIN: IE00B0M62Q58) | physisch | 0,5 % | 13,18 % | 8.568 € |
1 durchschnittliche Jahresrendite für den Zeitraum 2017 bis 2021
Quellen: MSCI, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 26. - 29. Juli 2022)
Von den untersuchten ausschüttenden Fonds schneidet der HSBC-ETF (ISIN: IE00B4X9L533) nach Kosten am besten ab. Mit etwas Abstand folgen zwei Fonds von Lyxor – der Fonds mit der ISIN LU0392494562 beziehungsweise der WKN ETF110 firmierte früher als Comstage – sowie zwei ETFs der Marke Xtrackers. Verglichen haben wir die Wertentwicklung im Fünf-Jahres-Zeitraum 2017 bis 2021. Die fünf haben in dieser Zeit den Referenzindex geschlagen. Drei ausschüttende ETFs, die Fonds der UBS, von Amundi und von iShares, bleiben in der diesjährigen Analyse dagegen hinter dem Vergleichsindex: der UBS und der Amundi gut einen Promillepunkt, der iShares 0,25 Prozentpunkte.
Ein Anleger, der Anfang 2017 in den HSBC-ETF 10.000 Euro investierte, hat demzufolge bis Ende 2021 einen Gewinn von knapp 9.036 Euro erzielt. Beim ETF von iShares (ISIN: IE00B0M62Q58) wären es dagegen rund 8.568 Euro gewesen – ein Unterschied von 468 Euro.
Wir sprechen für den iShares-ETF wegen der schwächeren Wertentwicklung diesmal nur eine eingeschränkte Empfehlung aus. Wenn Du gern einen ausschüttenden iShares-ETF auf den MSCI World kaufen möchtest, ist der IE00B0M62Q58 die einzige Option. Als Alternativen kommen vielleicht der thesaurierende iShares-ETF IE00B4L5Y983 in Frage – oder ein anderer ausschüttender aus dieser Übersicht.
In unserer aktuellen Analyse der ausschüttenden ETFs zeigt sich, dass diesmal die Fonds mit der besseren Wertentwicklung auch tatsächlich die niedrigeren Kostenquoten (TER) hatten. Das muss nicht automatisch so sein, weil einerseits die TER nicht sämtliche anfallenden Kosten enthält, andererseits verschiedene Möglichkeiten bestehen, die Wertentwicklung zu verbessern, beispielsweise über Wertpapierleihe. Grundsätzlich ist dennoch die sogenannte Tracking Difference, also die gesamte Wertentwicklung, aussagekräftiger als die TER.
Wenn Dein Depotanbieter auch Vanguard-ETFs im Programm hat, können diese eine Alternative für Dich sein. Nach Blackrock ist Vanguard der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt. Unternehmensgründer Jack Bogle gilt als der Erfinder der Indexfonds und damit des Prinzips, gemütlich einem Börsenindex zu folgen, anstatt ihn übertreffen zu wollen. Das Unternehmen selbst ist nicht börsennotiert, sondern genossenschaftlich organisiert: Eigentümer des Unternehmens sind die US-Fonds von Vanguard selbst, die wiederum in der Hand vieler Anleger liegen. Für viele Anleger ist das ein Grund, in Vanguard-Fonds zu investieren.
In Deutschland lassen sich vier weltweit ausgerichtete ETFs von Vanguard kaufen, die Finanztip-Empfehlungen sind: einer bildet dabei die größten Aktien der industrialisierten Welt ab (ISIN: IE00BKX55T58), der andere investiert auch in Schwellenländer (IE00B3RBWM25). Zu beiden gibt es neben der ausschüttenden auch eine Variante, bei der Dividenden im Fondsvermögen bleiben, also thesauriert werden (IE00BK5BQV03 beziehungsweise IE00BK5BQT80). Vanguard nutzt dabei nicht Indexdaten von MSCI als Referenz für die Wertentwicklung der ETFs, sondern die des britischen Indexanbieters FTSE. 2021 konnte Finanztip erstmals die Indexdaten von FTSE analysieren.
Index/ETF | Art der Nachbildung | Kosten (TER) p.a. | Wertent- wicklung p.a.1 | Gewinn, |
---|---|---|---|---|
FTSE Developed Netto-Index | 13,26 % | 8.641 € | ||
ausschüttend: | ||||
Vanguard FTSE Developed World (IE00BKX55T58) | physisch | 0,12 % | 13,34 % | 8.703 € |
wiederanlegend: | ||||
Vanguard FTSE Developed World (IE00BK5BQV03) | physisch | 0,12 % | 13,34 %2 | 8.703 €2 |
1 durchschnittliche Jahresrendite für den Zeitraum 2017 bis 2021
2 Der thesaurierende ETF ist ein Teilfonds des ausschüttenden und wurde im September 2019 aufgelegt.
Quellen: FTSE, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 26. - 29. Juli 2022)
Im Vergleich zu den vorgestellten ETFs auf den MSCI World hat der Vanguard Developed Countries-ETF eine ähnliche Rendite erzielt. Zwischen 2017 und 2021 hat er pro Jahr im Durchschnitt 13,34 Prozent an Wert gewonnen. Der ETF kauft den Großteil der Indexaktien nach (optimized sampling) und schüttet Dividenden aus. Im Index stecken etwa 2.200 Aktien.
Interessierst Du Dich für den Vanguard-ETF, der die größten Firmen der Welt inklusive Schwellenländer abbildet, lies weiter im Ratgeber FTSE All-World.
Welche ETF-Variante die beste Wahl ist, muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Denk dran – bei der Wertentwicklung haben uns alle hier vorgestellten Finanztip-Empfehlungen überzeugt. Sie unterschieden sich nur wenig voneinander. Ein paar Kriterien helfen Dir aber bei der Wahl.
Gutes Gefühl - Auch wenn physische und synthetische ETFs objektiv gesehen vergleichbar sicher sind: Falls Du befürchtest, mit einem synthetischen ETF im Depot nicht ruhig schlafen zu können, solltest Du lieber einen physischen wählen.
Dividenden nutzen - Wenn Du einen ausschüttenden ETF wählst, bekommst Du die Dividenden einmal jährlich gutgeschrieben – und kannst damit machen, was du möchtest. Wer vom Konzept Passives Einkommen überzeugt ist, freut sich über den Geldstrom. Der MSCI World hatte in den vergangenen zehn Jahren meist eine Dividendenrendite zwischen 2 und 3 Prozent. Für Sparer, die nicht mehr als 1.000 Euro (Singles) oder 2.000 Euro (Verheiratete) im Jahr an Kapitalerträgen erzielen und einen Freistellungsauftrag gestellt haben, entfällt der Steuerabzug (bis 2022 waren es 801 Euro beziehungsweise 1.602 Euro). Mehr Informationen dazu findest Du in unserem Detailartikel zur Investementsteuerreform.
Vermögen aufbauen - Sparst Du Dividenden dagegen in einem thesaurierenden ETF an, profitierst Du davon, dass Dividenden das Fondsvermögen mehren und mitverzinst werden.
Wenn Du aktuell keine konkrete Verwendung für die Dividenden hast, raten wir Dir eher zu Thesaurierern, die Dir langfristig mehr Rendite bringen. Ein kleines Geldpolster solltest Du übrigens auf Deinem Verrechnungskonto haben, wenn der Jahreswechsel kommt: Seit 2018 wird bei thesaurierenden Fonds jährlich eine Pauschale besteuert. (Zwar lag diese sogenannte Vorabpauschale 2021 und 2022 bei Null – 2023 dürfte sie angesichts der Zinswende aber wieder zu einer Besteuerung führen.)
Beim Kauf Geld sparen - ETFs kaufst Du am günstigsten bei Onlinebanken oder Brokern. Im Ratgeber Wertpapierdepot haben wir die besten herausgefiltert.
Viele Anleger blicken bei der Wahl eines ETFs auf die steuerliche Handhabung, die Gesamtkostenquote des ETFs (Total Expense Ratio, TER) und darauf, ob ein ETF in Euro oder Dollar notiert ist. Diese Auswahlkriterien spielen nach Meinung von Finanztip tatsächlich aber eine geringe Rolle.
Früher, bis Ende 2017, war die Abgeltungssteuer ein Grund für Anleger, physisch wiederanlegende ETFs eher zu meiden. Oft sind solche ETFs im Ausland aufgelegt. Bis 2017 galt, dass Anleger sich selbst darum kümmern mussten, die sogenannten ausschüttungsgleichen Erträge zu versteuern. Sie durften es nicht versäumen, alle Jahre wieder die entsprechenden Erträge samt Quellensteuererstattung in der Steuererklärung anzugeben und mussten die Unterlagen bis zu einem Verkauf aufheben.
2018 hat sich das geändert: Dank der Reform des Investmentsteuergesetzes folgen alle ETFs – egal ob physisch, synthetisch, ausschüttend oder thesaurierend – derselben Logik bei der Besteuerung: Nun gibt es eine Formel, nach der sich jedes Jahr eine pauschale Wertsteigerung (sogenannte Vorabpauschale) des Fonds berechnet. Auf diese Pauschale musst Du als Anleger dann Abgeltungssteuer zahlen. Die Steuer führt die Depotbank direkt ans Finanzamt ab. Willst Du dies vermeiden, solltest Du darauf achten, einen ausreichend hohen Freistellungsauftrag bei Deiner Bank einzurichten.
Details zur Besteuerung einzelner ETF-Typen findest Du im Detailartikel zu den thesaurierenden Fonds, ausführliche Beispielrechnungen in unserem Ratgeber zum Investmentsteuergesetz.
Die Finanztip-Analysen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass weder die Gesamtkostenquote (TER) des jeweiligen ETFs noch die Annäherung an den MSCI World Netto-Index gute Kriterien für Dich sind, um den passenden ETF zu finden. ETFs mit einer höheren TER lagen zum Beispiel in manchen Jahren bei der Wertentwicklung ganz vorn, in anderen weiter hinten. Wie gut ein ETF am Ende wirklich abschneidet, hängt neben den Kosten auch von weiteren Kriterien ab.
Bei physisch replizierenden ETFs kann sich die Wertentwicklung unter anderem deshalb unterscheiden, weil einige ETF-Anbieter am Ende nicht alle im Index befindlichen Aktien tatsächlich nachkaufen, sondern die Auswahl optimieren („optimized sampling“). Manche ETFs können sich aufgrund von Doppelbesteuerungsabkommen mehr Quellensteuer erstatten lassen als andere, manche verleihen gewinnbringend Wertpapiere.
Bei synthetischen ETFs kommt es darauf an, wie genau das Tauschgeschäft (Swap) zwischen ETF-Anbieter und Bank ausgestaltet ist. Es kann zum Beispiel sein, dass der Swap-Partner etwas mehr Quellensteuer erstattet bekommt als Anbieter eines physischen ETFs. Bei ETF-Anbietern, die mit US-amerikanischen Banken zusammenarbeiten, kann es Vorteile geben, die mit bilanziellen Vorschriften zu tun haben.
Bei allen ETFs kommen schließlich Kosten hinzu, die nicht in der Gesamtkostenquote aufgeführt sind, zum Beispiel Kosten für den An- und Verkauf von Aktien – immer dann, wenn sich die Indexzusammensetzung ändert – und die damit zusammenhängende Handelsgebühr.
Tipp: Falls Dich die konkreten Gründe für Abweichungen von der Index-Wertentwicklung interessieren, kannst Du auch immer im Verkaufsprospekt des ETF nachlesen. Suche nach dem Kapitel „Voraussichtlicher Tracking Error“.
Einige Sparer möchten lieber einen ETF haben, der in Euro statt in Dollar notiert ist. Sie fürchten Währungsrisiken. Doch das „Risiko“ besteht eigentlich nur darin, dass die Wertentwicklung, die Anleger in ihrem Depot angezeigt bekommen, je nach Währung nicht unbedingt gleich aussehen muss. Es kann zum Beispiel sein, dass im selben Zeitraum der Kurs eines in Euro notierten ETF weniger steil nach oben klettert als der Kurs eines in Dollar notierten ETF.
Doch das hat nichts mit dem Wert der Aktien zu tun, die im ETF stecken, sondern ganz einfach mit den Wechselkursen. Die Eurokurse klettern langsamer, wenn der Euro gleichzeitig gegenüber dem Dollar aufwertet. Anleger brauchen dann weniger Euro, um den entsprechenden Aktienwert in US-Dollar zu bezahlen. Egal also, ob ein ETF in Euro oder Dollar notiert: Am Ende ist diese Notierung nichts weiter als ein Preisschild für den Wert der zugrundeliegenden Indexaktien.
Vom Wechselkurseffekt solltest Du Dich als Anleger daher nicht allzu sehr beunruhigen lassen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: In der Regel fallen solche Wechselkurserscheinungen über längere Zeiträume nicht so stark ins Gewicht. Finanztip-Berechnungen zeigen: Auch ein nachträglich in Euro umgerechneter Weltaktienindex hat seinen Wert seit 1975 jedes Jahr durchschnittlich um 9 Prozent gesteigert.
Mehr zum Thema Wechselkurs liest Du auch in unserem Ratgeber zum MSCI World.
Im Juni und Juli 2022 haben wir uns 20 ETFs auf den MSCI World sowie zwei ETFs auf den FTSE Developed näher angeschaut, die zu dem Zeitpunkt an der Börse in Frankfurt und anderen inländischen Börsen gehandelt wurden. Folgende Auswahlkriterien mussten die ETFs auf diese beiden Industrieländer-Indizes erfüllen, um in die Analyse aufgenommen zu werden:
Einige Anbieter haben jeweils einen thesaurierenden und einen ausschüttenden Fonds im Angebot – in dem Fall empfehlen wir beide, wenn das Gesamtvolumen des Haupt- und dazugehörigen Teilfonds die 100 Millionen Anlagevolumen übersteigt.
Für die 14 ETFs auf den MSCI World, die unsere Auswahlkriterien erfüllten, haben wir die Fünf-Jahres-Performance berechnet. Das Ergebnis: Alle 14 können wir empfehlen, einen jedoch nur eingeschränkt. Auch die zwei untersuchten ETFs auf den FTSE Developed sind Finanztip-Empfehlung.
Die Tabelle ordnet alle betrachteten 22 ETFs nach der Höhe des verwalteten Vermögens.
ETF-Anbieter (Identifikations nummer) | Bauart und Ertrags- verwendung | Auflage | verwaltetes Vermögen in Mio. € | Kommentar |
---|---|---|---|---|
iShares Core (ISIN: IE00B4L5Y983) | physisch-thesaurierend | 25.09.2009 | 45.561 | |
Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) | physisch-thesaurierend | 22.07.2014 | 9.350 | |
Xtrackers (ISIN: IE00BK1PV551) | physisch-ausschüttend | 23.02.2015 | 9.350 | Teilfonds des ETF (IE00BJ0KDQ92) |
iShares (ISIN: IE00B0M62Q58) | physisch-ausschüttend | 28.10.2005 | 5.599 | Eingeschränkte Empfehlung wegen etwas schwächerer Wertentwicklung1 |
Lyxor (ISIN: FR0010315770) | synthetisch-ausschüttend | 26.04.2006 | 5.269 | |
Amundi (ISIN: LU1437016972) | physisch-ausschüttend | 29.06.2016 | 4.781 | nicht berücksichtigt, hat kein Xetra-Listing |
Amundi (ISIN: LU1737652237) | physisch-ausschüttend | 19.12.2017 | 4.781 | Teilfonds des ETF LU1437016972 |
HSBC (ISIN: IE00B4X9L533) | physisch-ausschüttend | 08.12.2010 | 4.523 | |
Xtrackers (ISIN: LU0274208692) | synthetisch-thesaurierend | 19.12.2006 | 3.780 | |
Xtrackers (ISIN: LU2263803533) | synthetisch-ausschüttend | 03.03.2021 | 3.780 | Teilfonds des ETF LU0274208692 |
Invesco (ISIN: IE00B60SX394) | synthetisch-thesaurierend | 02.04.2009 | 3.265 | |
Lyxor (ISIN: LU0392494562) | synthetisch-ausschüttend | 27.11.2008 | 3.214 | |
Amundi (ISIN: LU1681043599) | synthetisch-thesaurierend | 16.06.2009 | 2.209 | |
Amundi (ISIN: LU1681043672) | synthetisch-thesaurierend | 18.04.2018 | 2.209 | nicht berücksichtigt, hat kein Xetra-Listing. Teilfonds des ETF LU1681043599 |
Vanguard (ISIN: IE00BKX55T58) | physisch-ausschüttend | 30.09.2014 | 2.138 | bildet FTSE Developed nach |
Vanguard (ISIN: IE00BK5BQV03) | physisch-thesaurierend | 24.09.2019 | 2.138 | Teilfonds des ETF (IE00BKX55T58) |
Lyxor (ISIN: LU1781541179) | physisch-thesaurierend | 28.02.2018 | 1.825 | nicht berücksichtigt, weil keine 5 Jahre am Markt |
SPDR (ISIN: IE00BFY0GT14) | physisch-thesaurierend | 28.02.2019 | 1.413 | nicht berücksichtigt, weil keine 5 Jahre am Markt |
Deka (ISIN: DE000ETFL508) | physisch-ausschüttend | 04.09.2018 | 1.154 | nicht berücksichtigt, weil keine 5 Jahre am Markt |
UBS (ISIN: LU0340285161) | physisch-ausschüttend | 25.06.2008 | 1.075 | hat wegen Auflage in Luxemburg steuerliche Nachteile; ISIN IE00B7KQ7B66 ist zu bevorzugen |
UBS (ISIN: IE00B7KQ7B66) | physisch-ausschüttend | 11.04.2012 | 261 | |
UBS (ISIN: IE00BD4TXV59) | physisch-thesaurierend | 07.06.2019 | 261 | Teilfonds des ETF (IE00B7KQ7B66) |
Quelle: Anbieter (Stand: 26. bis 31. Juli 2022)
Die Schweizer Großbank UBS hat zwei physisch-ausschüttende ETFs auf den MSCI World im Programm. Der ältere, in Luxemburg aufgelegte Fonds (LU0340285161) hat aber Nachteile, was den Abzug der Quellensteuer bei US-amerikanischen Aktien angeht. Wir empfehlen daher den steuerlich günstigeren ETF (IE00B7KQ7B66), der in Irland aufgelegt ist.
Der iShares-ETF IE00B0M62Q58 hat in unserer Renditeanalyse über fünf Jahre eine schwächere Wertentwicklung als der UBS-ETF LU0340285161, den wir wegen seiner steuerlichen Benachteiligung nicht empfehlen. Da es für den IE00B0M62Q58 aber keine direkte Alternative bei iShares gibt, sprechen wir eine eingeschränkte Empfehlung aus. Wenn Du gern einen ausschüttenden iShares-ETF auf den MSCI World kaufen möchtest, ist der IE00B0M62Q58 die einzige Option.
Zwei Amundi-ETFs (LU1437016972 und LU1681043672) werden nicht auf Xetra gehandelt und sind keine Empfehlung.
Bei den ausschüttenden ETFs haben wir künstlich eine Thesaurierung nachempfunden. Dafür haben wir die Ausschüttungen ohne Abzug von Steuern der Fondsanlage gutgeschrieben.
Unser Podcast zum Thema
* Was der Stern bedeutet:
Finanztip gehört zu 100 Prozent der gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.
Wir wollen mit unseren Empfehlungen möglichst vielen Menschen helfen, ihre Finanzen selber zu machen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).
Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links aber anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion empfohlen wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.
Ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet, hat keinerlei Einfluss auf unsere Empfehlungen. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Verbraucher ist.
Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.
Klickst Du auf eine Empfehlung mit *, unterstützt das unsere Arbeit. Finanztip bekommt dann eine Vergütung. Empfehlungen geben wir immer nur redaktionell unabhängig und nach strengen Finanztip-Kriterien. Mehr Infos