Berlin, 22.08.2025 – Die Entwicklung spitzt sich zu: In beiden Krankenkassensystemen explodieren die Beiträge seit 2024. Plus 15,7 Prozent stiegen die Höchstbeiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in den letzten anderthalb Jahren, um 12,5 Prozent erhöhten sich die durchschnittlichen Prämien in der privaten Krankenversicherung (PKV). Zum Vergleich: Der Beitragsanstieg in der GKV ist damit ähnlich stark wie in den vier Vorjahren zusammen, bei der PKV wie in den letzten drei bis vier Vorjahren. Das zeigt eine neue Langzeitanalyse des unabhängigen Geldratgebers Finanztip.
„Der Blick auf die Beitragsentwicklung ist alarmierend und zeigt, wie krank beide Systeme sind“, so Barbara Weber, Krankenversicherungsexpertin bei Finanztip. Insgesamt sind die Höchstbeiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in den letzten 15 Jahren mit 75 Prozent tendenziell stärker gestiegen als die Durchschnittsbeiträge in der privaten Krankenversicherung (PKV) mit 62 Prozent. Privatversicherte zahlen laut PKV-Verband heute im Schnitt 623 Euro im Monat. Nach der Finanztip-Berechnung lag der durchschnittliche Beitrag 2010 noch bei unter 400 Euro. Der Höchstbeitrag in der GKV lag 2010 bei rund 560 Euro monatlich, heute bei rund 976 Euro (Gesamtbeitrag von Arbeitgeber und -nehmer zusammen). „Die PKV ist dadurch aber nicht automatisch günstiger für Versicherte“, sagt Weber.
PKV vs. GKV – welche Option ist günstiger?
Ob die PKV oder GKV die richtige Option ist, hängt von individuellen Faktoren wie dem Alter, Beruf, Gesundheitszustand oder der Familienplanung ab, die Verbraucher mit dem neuen kostenlosen Finanztip-Entscheidungsbaum prüfen können:
- Wer Beamtin oder Beamter ist, sollte sich in der Regel privat versichern und vorher beraten lassen.
- Für gutverdienende Selbstständige ist die PKV eine Option, wenn sie sich auch im Alter die hohen PKV-Beiträge leisten können.
- Das gilt auch für Angestellte, die über der Versicherungspflichtgrenze von 73.800 Euro brutto im Jahr verdienen. Sie sollten sich nur dann privat versichern, wenn Ihre Altersvorsorge ausreicht.
- Wer sich nicht sicher ist, ob die Altersvorsorge für die PKV-Beiträge reicht, bleibt lieber in der gesetzlichen Krankenversicherung. Das gilt auch, wenn man bereits gesundheitliche Probleme hat oder mehrere Kinder plant, die jeweils mit einem zusätzlichen Beitrag mitversichert werden müssen.
Auch wenn die PKV für viele junge, gesunde Menschen zunächst günstiger als die GKV ist, steigen die Beiträge für Privatversicherte im Alter weiter. Für gesetzlich Versicherte mit niedriger Rente sinken hingegen auch die Beiträge. Diese zusätzliche Beitragslast im Alter müssen Privatversicherte unbedingt in ihre Altersvorsorge einplanen.
Hintergrund: 18 Krankenkassen erhöhen mitten im Jahr ihren Beitrag
Nach dem Beitragshammer Anfang 2025 haben bereits 18 Krankenkassen ihre Beiträge mitten im Jahr erhöht – zwei davon sogar zweimal. Ein Grund dafür ist die anhaltende Finanzierungskrise der GKV und die schnell wachsenden Ausgaben. Der Beitragssatz in der GKV lag 2010 noch bei 14,9 Prozent – heute sind es inklusive Zusatzbeitrag 17,7 Prozent im Durchschnitt, Tendenz: weiter steigend. „Wer gesetzlich krankenversichert ist, sollte regelmäßig vergleichen und zu einer günstigeren Krankenkasse wechseln, um die finanzielle Belastung zu senken“, so Weber. Die besten Krankenkassen im aktuellen Finanztip GKV-Vergleich sind die HKK, TK und Audi BKK. Daneben ist die BKK Firmus für Preisbewusste empfehlenswert und die Energie-BKK für junge Familien und Schwangere.
Auch für die 85 Prozent der Privatversicherten, die 2025 von einer Beitragserhöhung betroffen sind, gibt es Sparmöglichkeiten. Für sie ist die PKV laut Jahresbericht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) 2024 im Durchschnitt um rund 14 Prozent teurer geworden. Die Kostentreiber sind vor allem Krankenhausaufenthalte und Arzneimittel. „Wem der Beitrag zu teuer wird, der kann ihn durch Stellschrauben reduzieren. Betroffene können die Risikozuschläge überprüfen lassen, den Selbstbehalt erhöhen oder den Tarif wechseln“, so Weber.
So hat Finanztip gerechnet
Um die Beitragserhöhungen in der GKV für Versicherte mit einem Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze zu berechnen, hat Finanztip die Beitragsbemessungsgrenzen sowie die durchschnittlich erhobenen Krankenversicherungsbeiträge der vergangenen 15 Jahre ausgewertet. Als Vergleich dazu hat Finanztip die durchschnittlichen Beitragserhöhungen für einen vollversicherten PKV-Kunden herangezogen. Diese wurden auf Anfrage von Finanztip vom PKV-Verband zur Verfügung gestellt.
