Mit dem Entnahmerechner Deinen Auszahlplan erstellen
Hast Du für Dein Alter vorgesorgt, kommt irgendwann die Zeit, in der Du die Ernte einfahren willst. Im Normalfall benötigst Du das angesparte Geld aber nicht auf einen Schlag. Stattdessen willst Du nach und nach etwas daraus entnehmen. Mit unserem Finanztip-Entnahmerechner findest Du heraus, wie viel Geld Du regelmäßig entnehmen kannst und wie lange Dein angespartes Geld reicht.
Wie nutzt Du den Finanztip-Entnahmerechner?
Mit dem Finanztip-Entnahmerechner kannst Du wichtige Werte berechnen, wenn Du regelmäßig Geld aus Deinem angesparten Vermögen nehmen willst. So erfährst Du zum Beispiel, wie viel Euro Du monatlich aus Deinem Vermögen entnehmen kannst, um eine zusätzliche Rente zu beziehen. Umgekehrt erfährst Du auch, wie lange das Geld noch reicht, wenn Du monatlich einen bestimmten Betrag entnimmst. Dazu gehst Du so vor:
Schritt 1: Auswählen, was Du berechnen möchtest
Zunächst wählst Du unter „Was möchtest Du berechnen?“ aus, welchen Wert Du genau berechnen möchtest. Du kannst zwischen diesen Optionen wählen:
Regelmäßiger Entnahmebetrag: Wähle dieses Feld, um zu berechnen, wie viel Geld Du regelmäßig entnehmen kannst. Du berechnest also, wie hoch Deine regelmäßige Rente sein kann, damit das angesparte Geld bis zu einem bestimmten Zeitpunkt reicht.
Nötiges Entnahmevermögen: Wähle dieses Feld, um zu berechnen, wie viel Vermögen Du zum Beginn der Entnahme brauchst. Du erfährst also, wie viel Geld Du bis zum Alter angespart haben musst, um eine bestimmte Rente zu entnehmen. Nutze unseren Sparplanrechner, um herausfinden, mit welcher Sparrate Du diesen Wert erreichen kannst.
Mögliche Entnahmedauer: Wähle dieses Feld, um zu berechnen, wie lange Du einen bestimmten Betrag aus Deiner Anlage entnehmen kannst. Du findest so heraus, ob Dein geplanter Entnahmebetrag bis zu Deinem erwarteten Lebensende reicht.
Nötige Rendite: Wähle dieses Feld, um zu berechnen, wie hoch die Rendite Deiner Anlage in der Entnahmephase sein muss. Du findest so heraus, welche Rendite es braucht, damit Du Deinen geplanten Entnahmebetrag entnehmen kannst und das Geld bis zum erwarteten Lebensende reicht.
Restkapital: Wähle dieses Feld, um zu berechnen, wie viel Geld Du nach einer gewissen Zeit der Entnahme noch angespart hast. Du findest so zum Beispiel heraus, wie viel Geld Du später vererben könntest, wenn Du es nicht lieber doch für Dich selbst ausgeben willst. Wie viel Du beim Vererben an den Fiskus abtreten musst und was Du daran ändern kannst, liest Du übrigens in unserem Ratgeber zur Erbschaftssteuer.
Schritt 2: Werte eintragen
Im nächsten Schritt musst Du bestimmte Werte eintragen, die Grundlagen für die Berechnung sind. Im Folgenden erklären wir Dir, was gemeint ist und geben Dir Orientierung, welche Werte realistisch sind:
Entnahmevermögen: In diesem Feld trägst Du ein, wie viel Geld Du zu Beginn der Entnahme angespart hast. Bist Du noch in der Ansparphase, findest Du mit unserem Sparplanrechner heraus, wie viel Geld Du bis zum Beginn der Entnahme ansparen kannst.
Rendite: In diesem Feld trägst Du ein, welche Rendite Du in der Entnahmephase durchschnittlich pro Jahr erwartest. Entscheidend für diesen Wert ist, worin Du Dein Geld während der Entnahmephase investierst. Wir empfehlen Dir, auch im Alter einen großen Teil des Geldes in einem breitgestreuten Aktien-ETF zu stecken. Wir halten eine Aktienquote von 60 bis 80 Prozent für vertretbar. Allerdings lässt sich die genaue Rendite für Aktien nicht vorhersagen und der Verlauf der Entnahme hängt auch davon ab, wann die Aktienkurse genau steigen und fallen. Das nennt sich auch Rendite-Reihenfolgen-Risiko oder auch Sequence-of-Return-Risk.
Unsere Analysen zeigen, dass Du bei einem langfristigen Investment in einen breitgestreuten Aktien-ETF mit einer durchschnittlichen Rendite von 6 Prozent pro Jahr rechnen kannst. Läuft es an den Aktienmärkten schlechter als normal, kannst Du von 4 Prozent pro Jahr ausgehen, läuft es besser sind es 8 Prozent pro Jahr.
Weil unser Rechner eine Orientierung bieten soll und daher die zugehörigen komplexen Berechnungen nicht mit abbildet, empfehlen wir Dir, bei der Entnahme eher mit einem vorsichtigen Szenario zu rechnen. Weiter unten zeigen wir Dir an einem Beispiel, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Renditen auf die Ergebnisse haben.
Bei Deinen Überlegungen zur Rendite solltest Du auch bedenken, dass Du einen kleinen Teil Deines Geldes in Zinsprodukte wie Tages- oder Festgeld stecken solltest. Da deren Rendite unter der von Aktien liegt, empfehlen wir Dir, in unserem Rechner eine etwas geringere Rendite zu wählen, als wenn Du alles auf Aktien setzt. Gehst Du zum Beispiel von einem schlechteren Verlauf der Aktienmärkte aus, solltest Du mit einer Rendite von 3 Prozent pro Jahr rechnen.
Entnahmedauer: Hier trägst Du ein, wie viele Jahre Du Geld entnehmen willst. Möchtest Du bis zu Deinem Lebensende Geld entnehmen, hängt diese Zahl davon ab, wie alt Du wirst. Hier solltest Du zur Sicherheit großzügig schätzen. Für eine heute 30-Jährige empfehlen wir, von einem Alter von 100 Jahren auszugehen, für einen 30-Jährigen von 98 Jahren. Diese Werte ergeben sich aus unseren Analysen, für die wir unter anderem die Kohortensterbetafel des statistischen Bundesamtes herangezogen haben. Du kannst Dich daran orientieren.
Entnahmeintervall: In diesem Feld wählst Du aus, wie regelmäßig Du Geld entnehmen willst. Du hast die Wahl zwischen monatlich, vierteljährlich, halbjährlich und jährlich. Ist die Entnahme für Dich eine Zusatzrente, bietet es sich an, die monatliche Entnahme zu wählen.
Regelmäßige Entnahme: In dieses Feld trägst Du den Geldbetrag ein, den Du regelmäßig entnehmen willst. Dabei solltest Du Dich an Deiner Rentenlücke orientieren. Die Rentenlücke ist die Differenz zwischen Deinem Geldbedarf im Alter und Deiner gesetzlichen Rente. Also das Geld, welches Dir im Alter fehlt, wenn Du nur auf die gesetzliche Rente setzt. Wie Du Deine Rentenlücke berechnest, erklären wir in unserem Ratgeber zur Rentenlücke.
Schritt 3: Ergebnis berechnen
Hast Du alle Werte eingetragen, tippst Du abschließend auf „Jetzt berechnen“. Der Rechner zeigt Dir nun das entsprechende Ergebnis an. Wie Du das Ergebnis richtig interpretierst, erklären wir Dir im folgenden Abschnitt.
Wie interpretierst Du die Ergebnisse des Rechners richtig?
Bei der Interpretation der Ergebnisse unseres Rechners solltest Du Dir klar machen, dass sie zum Teil von Faktoren abhängt, die Du vorher nicht absehen kannst.
So beeinflusst die Rendite das Ergebnis
Einer dieser unbestimmten Faktoren ist die Rendite der Anlage während der Entnahme. Diese lässt sich nicht genau vorhersagen, denn sie hängt von der Entwicklung der Aktienkurse und Zinsen ab. Wie sehr die Rendite das Ergebnis beeinflusst, zeigt das folgende Beispiel. Zur Vereinfachung nehmen wir an, dass das gesamte angesparte Vermögen in Aktien investiert wird.
Annegret ist 67 Jahre alt und hat 150.000 Euro in einem Aktien-ETF angespart. Sie nimmt an, dass Sie 90 Jahre alt wird. Bis dahin möchte Sie monatlich einen bestimmten Betrag aus dem ETF entnehmen. Ihre Entnahmedauer beträgt also 23 Jahre. Mit dem Entnahmerechner berechnet sie nun ihren monatlichen Entnahmebetrag. Je nachdem, welche Rendite sie annimmt, ergeben sich diese Beträge:
- 4 Prozent Rendite: 823 Euro pro Monat
- 6 Prozent Rendite: 984 Euro pro Monat
- 8 Prozent Rendite: 1.155 Euro pro Monat
Interessant ist nun zu betrachten, wie es sich auswirkt, wenn die tatsächliche Rendite während der Entnahme anders aussieht als die von Annegret angenommene. Einen Überblick dazu gibt die folgende Tabelle. Du siehst dort, wie viele Jahre früher oder später als geplant Annegrets Geld aufgebraucht ist, wenn sich die Aktienmärkte anders entwickeln als bei der Berechnung angenommen.
So lange ist bei unterschiedlichen Renditen noch Geld da
angenommene Rendite: 4 % pro Jahr | angenommene Rendite: 6 % pro Jahr | angenommene Rendite: 8 % pro Jahr | |
---|---|---|---|
tatsächliche Rendite: 4 % pro Jahr | 23 Jahre (wie geplant) | 18 Jahre (5 Jahre früher als geplant) | 14 Jahre (9 Jahre früher als geplant |
tatsächliche Rendite: 6 % pro Jahr | 37 Jahre (14 Jahre länger als geplant) | 23 Jahre (wie geplant) | 17 Jahre (6 Jahre früher als geplant) |
tatsächliche Rendite: 8 % pro Jahr | unendlich lang1 | 48 Jahre (15 Jahre länger als geplant) | 23 Jahre (wie geplant) |
1 Die regelmäßige Entnahme ist geringer als die Rendite von 8 Prozent pro Jahr. Das Geld wird daher nicht aufgebraucht.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: August 2024)
Die Tabelle zeigt: Geht Annegret von einer Rendite von 6 Prozent pro Jahr aus, erzielt der Aktien-ETF in der Zeit der Entnahme aber nur eine Rendite von 4 Prozent pro Jahr, ist ihr Geld fünf Jahre früher aufgebraucht als geplant. Entwickeln sich die Aktienkurse jedoch besser und bringen 8 Prozent Rendite pro Jahr, hält es 14 Jahre länger. Rechnet sie hingegen von vorneherein mit 4 Prozent pro Jahr und entnimmt demnach 823 Euro im Monat, dauert die Entnahme genau die geplanten 23 Jahre.
Das Beispiel zeigt: Schätzt Du die Rendite während der Entnahmephase höher ein als sie tatsächlich ist, musst Du damit rechnen, dass Dein Geld früher als geplant aufgebraucht ist. Möchtest Du also sicher sein, dass Dein angespartes Geld auch wirklich über die gesamte Dauer reicht, solltest Du bei der Rendite eher eine vorsichtige Annahme treffen. Laufen die Kurse dann besser, kannst Du Dich über ein höheres Restkapital am Ende der Entnahmezeit freuen. Rechnet Annegret zum Beispiel von vorneherein mit 4 Prozent Rendite pro Jahr, der Aktienmarkt erzielt jedoch 6 Prozent Rendite pro Jahr, kann sie sich nach den 23 Jahren über ein Restkapital von 94.000 Euro freuen.
Auch die genaue Kursentwicklung ist entscheidend
Unser Rechner geht davon aus, dass der Wert Deiner Anlage konstant um die ausgewählte Rendite steigt. In der Realität ist das aber nicht der Fall – jedenfalls wenn Du Dein Geld in einen Aktien-ETF investierst. Denn Aktienkurse schwanken kurzfristig stark – können also zwischenzeitlich stark fallen und dann wieder stark steigen. Oder umgekehrt. Wie sich die Aktienkurse konkret entwickeln, hat aber auch einen Einfluss darauf, wie lange Du Geld in Deinem ETF hast. Auch wenn sich am Ende die gleiche durchschnittliche Rendite ergibt.
Fallen die Kurse zu Beginn der Entnahme zum Beispiel stark und holen diese Verluste erst zum Ende rein, kann es passieren, dass Dein Geld nicht reicht – auch wenn die durchschnittliche Rendite dies verspricht. Hier wirkt eine Umkehrung des Zinseszinseffektes: Am Anfang als die Kurse fallen, hast Du noch viel Geld im ETF. Dadurch ist der Verlust in absoluten Geldbeträgen sehr hoch. Wenn die Kurse am Ende steigen, hast Du aufgrund der regelmäßigen Entnahmen aber deutlich weniger Geld im ETF. Dementsprechend steigt der Wert des ETF in absoluten Geldbeträgen weniger, als er vorher gefallen ist.
Auch dieser Effekt sollte Dir bei der Interpretation des Ergebnisses klar sein. Er kann auch umgekehrt dazu führen, dass Du am Ende der Entnahme doch noch ein Restkapital hast. Der Effekt ist ein weiterer Grund, warum Du bei der Rendite eher eine vorsichtige Annahme treffen solltest.
Entnahmedauer ist auch nicht genau absehbar
Nutzt Du den Entnahmerechner, um die Entnahme einer regelmäßigen Rente aus Deinem Vermögen zu planen, ist die zweite Unbekannte der Rechnung die Entnahmedauer. Denn Du weißt nicht, wie lange Du genau leben wirst. Mach Dir deshalb klar: Wenn Du länger lebst als die geplante Entnahmedauer, ist es gut möglich, dass Dein Geld vor Deinem Tod komplett aufgebraucht ist. Dessen solltest Du Dir bewusst sein, wenn Du das Ergebnis interpretierst. Zur Sicherheit solltest Du ruhig mit einer hohen Lebensdauer rechnen.
Wie entnimmst Du Geld aus Deinem Vermögen?
Hast Du eine Geldsumme angespart, aus der Du nun regelmäßig Geld entnehmen willst, solltest Du das Geld auch während der Entnahme sinnvoll anlegen. Gerade wenn Du die Entnahme über 15 Jahre oder länger planst, solltest Du einen Großteil des Geldes in einen Aktien-ETF stecken. So erzielst Du auch in der Entnahmephase eine gute Rendite. Zusätzlich solltest Du auch auf einen Sicherheitsbaustein aus Tages- oder Festgeld setzen. Welche Strategien es gibt, erfährst Du in unserem Ratgeber zum Auszahlplan.
Steuern sparen mit der 3x10 Strategie
Entnimmst Du Geld aus dem Aktien-ETF, kannst Du unsere 3x10-Strategie nutzen, um bei der Entnahme Steuern zu sparen. Dadurch, dass Du damit zuerst die jüngsten Anteile an dem ETF verkaufst, zahlst Du zu Beginn der Entnahme weniger Steuern. So bleibt dann mehr Geld länger im ETF. Wie Du die 3x10-Strategie umsetzt, erklären wir Dir im Ratgeber ETF verkaufen.