ETF verkaufen So machst Du Dein Investment wieder zu Geld
Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
Aktien-ETFs sind eine langfristige Geldanlage. Am besten behältst Du Deinen ETF mindestens 15 Jahre, damit sich zwischenzeitliche Kursschwankungen ausgleichen und der Wert steigen kann.
Da ETFs börsengehandelt sind, ist der Verkauf technisch sehr einfach und läuft im Prinzip umgekehrt zum Kauf ab.
Hast Du einen ETF zu unterschiedlichen Zeitpunkten, also in mehreren Portionen gekauft (zum Beispiel per Sparplan), werden beim Verkauf zuerst Deine ältesten Anteile entnommen.
Um bei der Steuer flexibler zu sein, kannst Du mit unserer Finanztip 3x10-Strategie statt eines einzigen ETFs auch mehrere ähnliche ETFs besparen. Beim Verkauf hast Du dann die Wahl zwischen diesen Portionen. Das kann Zehntausende Euro an Steuern sparen – hier erklären wir, wie.
So gehst Du vor
Überleg Dir, wie viel Geld Du zu welchen Terminen aus Deinem ETF-Depot nehmen möchtest. Diesen Auszahlplan oder Entnahmeplan kannst Du selbst mit wenigen Klicks online umsetzen. Manche Wertpapierdepots bieten einen automatischen Auszahlplan an, der wie ein umgekehrter Sparplan funktioniert.
Hat Dein Wertpapierdepot hohe Gebühren für den ETF-Verkauf, kannst Du zu einem kostengünstigeren Depot wechseln:
Diese Neukundenprämien gibt es aktuell bei unseren Depot-Empfehlungen:
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· Traders Place: 100 €
Wenn Du langfristig Vermögen aufbauen möchtest, sind Aktien-ETFs hervorragend dafür geeignet. Du solltest nicht ständig auf die Kursveränderungen schauen und in die Versuchung geraten, immer wieder Gewinne aus dem Depot zu entnehmen, denn das würde auf lange Sicht Deinen Investitionserfolg schmälern.
Eines Tages ist aber doch der Tag der Abrechnung, besser gesagt: des Verkaufs, gekommen. Aber wie genau läuft der Verkauf Deiner ETF-Anteile dann ab? Wie sieht es mit den Steuern aus? Und wie kannst Du mit einer einfachen Strategie Steuern sparen?
Deinen breitgestreuten Aktien-ETF solltest Du erst verkaufen, wenn Du ihn über mindestens 15 Jahre oder länger in Deinem Depot hattest. Der Grund: Aktienkurse schwanken über kürzere Zeiträume stark. So kann es sehr gut sein, dass der Kurs fällt und in Deinem Depot zwischenzeitlich Verluste angezeigt werden. Du solltest dann nicht nervös werden und auf die langfristigen Renditen der Aktienmärkte vertrauen. Mache Dir immer klar: Erst wenn Du den ETF verkaufst, entsteht ein wirklicher Verlust.
Wir empfehlen Dir deswegen, von vorneherein nur Geld in einen solchen ETF zu investieren, das Du in den nächsten 15 Jahren nicht brauchst. Und auch nach den 15 Jahren solltest Du Deine Anteile nur veräußern, wenn Du das Geld dringend benötigst. Du musst auch nicht alle ETF-Anteile auf einmal verkaufen. Stattdessen entnimmst Du nur das Geld, was Du gerade benötigst, und zahlst Dir zum Beispiel im Alter eine eigene Rente aus. Das Geld, was im ETF verbleibt, kann sich dann weiter vermehren.
Möchtest Du Anteile an Deinem ETF verkaufen, gehst Du fast genauso vor wie beim Kauf des ETF. Achte darauf, dass Du bei einem Anbieter mit günstigen Ordergebühren bist. Wenn nicht, kannst Du zu einer unserer Depotempfehlungen wechseln und die ETF-Anteile vor dem Verkauf dahin übertragen.
Den Verkaufsauftrag stellest Du dann ganz einfach über die Ordermaske Deines Depotanbieters ein. In der Regel kannst Du online aus mehreren Handelsplätzen auswählen. Hier solltest Du darauf achten, welche zusätzlichen Gebühren am Handelsplatz anfallen. Achte außerdem darauf, dass die Handelsspanne (Spread) nicht zu groß ist.
Wichtig ist außerdem, dass Du den Verkauf tagsüber beauftragst, wenn die größte deutsche Börse Xetra geöffnet hat. Denn dann orientieren sich die Kurse an allen Handelsplätzen eng an Xetra. Bei einem Verkauf frühmorgens oder abends kann es Dir hingegen passieren, dass Du einen schlechteren Kurs bekommst.
Um Dich vor überraschenden Kursrutschen zu schützen, solltest Du bei Deinem Verkaufsauftrag ein Limit festlegen. Das heißt, Du gibst an, zu welchem Preis Du wenigstens verkaufen willst. Der Verkauf wird dann nur ausgeführt, wenn Kurs über dem Limit liegt.
In unserem Ratgeber zu Aktien kaufen erklären wir Dir Schritt für Schritt, wie Du eine Verkaufsorder für einen ETF erstellst. Beide Wertpapierarten verhalten sich hier sehr ähnlich. War der Verkauf erfolgreich, bucht Dein Depotanbieter das Geld abzüglich Gebühren und Steuern auf Dein Verrechnungskonto.
Manche Broker bieten auch einen sogenannten Auszahlplan an – also eine Umkehrung des ETF-Sparplans. Die Bank verkauft dann in einem festen Intervall – zum Beispiel monatlich – automatisch Anteile Deines ETF. Du musst also nicht immer wieder einen neuen Verkaufsauftrag einstellen. Das ist bequem und spart Kosten.
Möchtest Du Deine Anteile eines ETF verkaufen, hängen die Kosten vor allem von Deinem Depotanbieter ab. Zunächst berechnet er Dir eine Ordergebühr. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle: Manche Anbieter haben einen festen Betrag, den sie pro Verkaufsauftrag in Rechnung stellen. Andere machen die Höhe der Ordergebühr davon abhängig, wie viel Du investierst.
Alle von uns empfohlenen Wertpapierdepots bieten Dir günstige Ordergebühren. Bei Depots anderer Anbieter, etwa von Filialbanken, können die Kosten jedoch hoch sein. Bist Du bei so einer Bank, kannst Du Deine ETF-Anteile vor dem Verkauf zu einem Depot mit günstigeren Gebühren übertragen.
Neben den Ordergebühren Deines Depotanbieters können beim ETF-Verkauf weitere Kosten auf Dich zukommen. Diese hängen vor allem davon ab, über welchen Handelsplatz Du den ETF verkaufst. Zu diesen Kosten zählen zum Beispiel die Handelspanne (Spread) oder die Courtage für den Börsenmakler. Mehr zu den Kosten beim Verkauf Deines ETF liest Du in unserem Ratgeber zu ETF Kosten.
Verkaufst Du einen ETF mit Kursgewinn, zählt dieser Gewinn steuerlich als Kapitalertrag. Auf Kapitalerträge zahlst Du in Deutschland 25 Prozent Abgeltungssteuer. Hinzu kommt noch der Solidaritätszuschlag. Er beträgt 5,5 Prozent der Abgeltungssteuer. Im Unterschied zur Einkommenssteuer gibt es den Solidaritätszuschlag bei der Abgeltungssteuer noch immer. Falls Du Kirchenmitglied bist, zahlst Du außerdem noch Kirchensteuer. Je nachdem, ob Du in der Kirche bist und in welchem Bundesland Du wohnst, zahlst Du zwischen 26,4 und 28 Prozent Steuern auf Deine ETF-Gewinne (gerundete Werte). Die Steuer zieht Dir Deine Bank automatisch nach dem Verkauf ab.
Bei Aktien-ETFs ist die Steuerbelastung etwas geringer. Denn hier bleiben seit 2018 30 Prozent der Gewinne steuerfrei. Verkaufst Du Deinen ETF mit Verlust, wird dieser mit späteren Gewinnen aus dem Verkauf anderer Wertpapiere verrechnet. Wie das genau funktioniert, erklären wir Dir in unserem Ratgeber zu Steuern bei ETFs.
Möchtest Du nicht alle ETF-Anteile verkaufen, sondern nur einen Teil, kannst Du mit unserer Finanztip 3x10-Strategie die Steuerlast senken. Wie das funktioniert, erklären wir Dir im nächsten Abschnitt.
Hast Du jahrzehntelang in einen ETF eingezahlt – mit einem Sparplan, mehreren Einzelkäufen oder beides in Kombination – möchtest Du irgendwann den Ertrag ernten. Dabei empfiehlt es sich nicht gleich alle Anteile auf einmal zu verkaufen. Denn Geld, das Du nicht direkt oder auf absehbare Zeit benötigst, bleibt besser im ETF, um sich weiter zu vermehren.
Verkaufst Du dann nur Teile des ETF-Bestands, kannst Du mit unserer Finanztip 3x10-Strategie etwas Steuern sparen. Weiter unten rechnen wir Dir an einem realistischen Beispiel vor, wie unsere Strategie eine Steuerersparnis von 28.000 Euro bringen kann. Präziser gesagt: Du zahlst die Steuern zu einem anderen Zeitpunkt und erreichst damit, dass Du vorübergehend mehr ETF-Anteile im Depot behältst – was schließlich zu einer besseren Wertentwicklung führt.
Die Strategie ist, dass Du das sogenannte Fifo-Prinzip zu Deinem Vorteil abwandelst. Fifo steht für First-in-First-Out, auf Deutsch: Als erstes rein, als erstes raus. Für den ETF-Verkauf bedeutet das: Die Anteile, die Du als erste gekauft hattest, werden auch wieder als erstes verkauft.
Dazu ein Beispiel: Du hast über Jahrzehnte in einen breitgestreuten Aktien-ETF investiert. Als Vereinfachung gehen wir davon aus, dass Du nicht per Sparplan in den ETF eingezahlt hast, sondern dreimal eine größere Summe angelegt hast. Einmal mit 37 Jahren, einmal mit 47 Jahren und schließlich mit 57 Jahren. Noch konkreter könntest Du Dir vorstellen, dass Du den Kauf immer an Deinem Geburtstag in Auftrag gibst.
Mit 67 Jahren willst Du nun etwas Geld aus Deinem ETF entnehmen. Du stellst bei Deinem Depotanbieter eine entsprechende Verkaufsorder ein. Dieser verkauft nach dem Fifo-Prinzip nun zunächst die Anteile des ETFs, die Du mit 37 Jahren gekauft hast. Die Folge: Das Finanzamt berechnet die Steuern auf die Gewinne, die Du mit den Anteilen von vor 30 Jahren erzielt hast. In der folgenden Grafik haben wir Dir das Fifo-Prinzip nochmal veranschaulicht. Die Steuern (blau) fallen auf den Gewinn der ersten Tranche an.
Quelle: Finanztip-Darstellung (Stand: 17.4.2024)
In der Grafik siehst Du auch, dass die Gewinne (hellorange) der ersten Tranche deutlich größer sind als bei der letzten. Schließlich hältst Du diese ETF-Anteile schon 20 Jahre länger in Deinem Depot. Und das ist der Grund, warum es steuerlich für Dich besser wäre, wenn das Fifo-Prinzip nicht gelten würde: Würdest Du zuerst die ETF-Anteile aus der letzten Tranche verkaufen können, müsstest Du weniger Gewinn versteuern und somit also weniger Steuer zahlen – der blaue Teil des Balkens wäre in der ETF-Tranche rechts, die Du mit 57 gekauft hast, kleiner. In der Konsequenz heißt das dann: Du kannst mehr Geld im ETF belassen, welches sich weiter vermehren kann.
Statt Fifo ist für Dich also Lifo (Last-in-First-out) steuerlich besser. Doch wie schaffst Du es, das Fifo-Prinzip zu umschiffen? Hier haben wir für Dich zwei Varianten für unsere 3x10-Strategie recherchiert, die wir im Folgenden genauer vorstellen.
Bei dieser Variante musst Du schon beim Ansparen in Deinen ETF tätig werden. Die Idee: Du wechselst einfach ab und zu den ETF, sagen wir alle zehn Jahre. Du legst also im Laufe der Jahre klar abgrenzbare Tranchen in Form eines jeweils anderen ETF an. In der Verkaufsphase kannst Du dann ganz einfach zuerst die Anteile am jüngsten ETF verkaufen, während die älteren ETFs im Depot verbleiben.
Diese Variante gibt unserer Strategie auch ihren Namen, denn wenn Du mit 37 Jahren anfängst, besparst Du drei Mal einen ETF für zehn Jahre. Wer früher mit dem Investieren beginnt, kann bis zum Ruhestand auch eine 4x10- oder 5x10-Strategie anwenden. Das Prinzip bleibt gleich.
Wichtig: Du musst bei dieser Variante zwar den ETF wechseln, aber nicht den Index, auf den sich die ETFs beziehen. Du besparst also zum Beispiel einfach nacheinander drei unterschiedliche ETFs, die den MSCI World abbilden. Die Auswahl an solchen Welt-ETFs ist nämlich groß. Passende Alternativen findest Du ganz einfach mit unserem ETF-Finder.
Damit Du die ETFs später auch in der richtigen Reihenfolge verkaufst, solltest Du Dir notieren, wann Du welchen ETF bespart hast. Du kannst die Abrechnungen des ETF-Kaufs aufbewahren. Alle zehn Jahre zu wechseln, ist außerdem nur ein Richtwert. Du kannst auch häufiger auf einen neuen ETF setzen. Pass dann aber auf, dass es nicht unübersichtlich wird.
Diese Variante funktioniert auch noch, wenn Du bereits viel Geld in einen einzigen ETF gesteckt hast. Denn hier musst Du erst bei der Auszahlung tätig werden. Um das Fifo-Prinzip zu umschiffen, benötigst Du hier ein Zweitdepot. Dieses kannst Du zum Beispiel bei einem anderen Depotanbieter eröffnen. Einfacher machst Du es Dir aber, wenn Du ein Zweitdepot bei derselben Bank eröffnest. Das bieten aber nicht alle Depotanbieter an. Von unseren Depotempfehlungen ist ein Zweitdepot bei ING, Consorsbank, 1822direkt, Comdirect und Flatex möglich (Stand: 22. Dezember 2023).
Hast Du ein Zweitdepot eröffnet, überträgst Du nun die Anzahl an Anteilen, die Du nicht verkaufen möchtest, auf Dein Zweitdepot. Denn: Beim Depotübertrag gilt ebenfalls das Fifo-Prinzip. Es werden also zuerst die ältesten Anteile übertragen. In Deinem Erstdepot verbleiben die jüngsten Anteile, die Du nun ganz einfach verkaufen kannst.
Das Bundesfinanzministerium hat klargestellt, dass sowohl bei einem Zweitdepot bei einer anderen Bank wie auch bei einem Unterdepot bei derselben Bank die Fifo-Regel für jedes Depot einzeln angewendet wird (BMF-Schreiben vom 19. April 2022, Seite 41).
Wichtig: Überträgst Du die ETF-Anteile zu einem Depot bei einem anderen Anbieter, kann das mehrere Wochen dauern. Währenddessen ist kein Verkauf möglich. Nach dem Übertrag solltest Du zudem checken, ob die steuerlichen Einstandskurse korrekt übertragen wurden. Einfacher hast Du es bei einem Zweitdepot beim selben Anbieter. Hier dauert der Übertrag in der Regel wenige Minuten und es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Steuerdaten verloren gehen. Außerdem solltest Du unbedingt einen deutschen Depotanbieter wählen. Wertpapierdepots ausländischer Anbieter übertragen die Steuerinformationen nicht. Was Du bei einem Depotübertrag beachten musst und wie Du dabei vorgehst, erklären wir Dir in unserem Ratgeber zum Depotwechsel.
Für beide Varianten gilt: Die Methode funktioniert nach den aktuelle Steuerregeln. Diese können sich in Zukunft natürlich ändern. Eine Garantie, dass die Strategie aufgeht, wenn Du in einigen Jahren oder Jahrzehnten Geld aus dem ETF entnehmen willst, gibt es also nicht. Es schadet Dir aber natürlich überhaupt nicht, wenn Du alle paar Jahre in einen anderen ETF ansparst.
Wir haben an einem konkreten Fall einmal durchgerechnet, wie viel Steuerersparnis Du mit unserer 3x10-Strategie erzielen kannst. Dabei ergab sich am Ende eine Steuerersparnis von etwa 28.000 Euro. Mit welcher Ersparnis Du genau rechnen kannst, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel, wann Du wie viel eingezahlt hast und wie sich der Kurs des ETF genau entwickelt hat. Das Beispiel gibt Dir aber eine gute Orientierung, was möglich ist.
Zur Vereinfachung nehmen wir an, dass Du nicht monatlich mit einem Sparplan in den ETF investiert hast, sondern dreimal eine größere Summe anlegst. Die Einzahlungen teilen sich wie folgt auf:
Die Höhe der Einzahlungen steigert sich, da wir davon ausgehen, dass Du mit zunehmendem Alter mehr Geld verdienst und somit auch mehr bei Seite legst. Insgesamt hast Du 144.000 Euro investiert.
Nun gehen wir davon aus, dass der Wert des ETF im Durchschnitt pro Jahr um 7 Prozent steigt. Denn dies war in der Vergangenheit bei einem breitgestreuten Aktien-ETF, der den MSCI World nachbildet, der Fall. Wenn Du 67 Jahre alt bist, hat der ETF in Deinem Depot daher einen Wert von rund 578.000 Euro.
Nun beginnt die Auszahlphase. Wir gehen auch hier zur Vereinfachung davon aus, dass Du dreimal eine größere Summe aus dem ETF entnimmst, ebenfalls im Zehn-Jahres-Rhythmus. Die Entnahme teilt sich wie folgt auf:
Die Höhe der Entnahme steigert sich, da Du bei Deiner Rente im Alter die Inflation beachten solltest. Die folgende Grafik fast die Ausgangslage für Dich zusammen.
Wir haben nun zunächst berechnet, wie viel Geld Du mit 87 Jahren noch im Depot hast, wenn die drei Entnahmen aus dem ETF nach dem Fifo-Prinzip erfolgen. Dabei haben wir angenommen, dass Du auf den Gewinn 25 Prozent Abgeltungsteuer, sowie den Solidaritätszuschlag zahlst. Außerdem haben wir berücksichtig, dass bei einem Aktien-ETF 30 Prozent der Gewinne steuerfrei bleiben. Somit ergibt sich ein Steuersatz von 18,46 Prozent auf den Gewinn.
Möchtest Du nun mit 67 Jahren das erste Geld entnehmen, verkauft Dein Broker zunächst die Anteile aus Deiner ersten Einzahlung. Aus den 36.000 Euro Einzahlung sind dort mittlerweile rund 275.000 Euro geworden. Möchtest Du also 180.000 Euro aus dem ETF entnehmen, musst Du Anteile im Wert von rund 214.000 Euro verkaufen. 180.000 Euro gehen dann auf Dein Bankkonto und rund 34.000 Euro an das Finanzamt. Wie die erste Entnahme nach dem Fifo-Prinzip stattfindet, zeigt auch die folgende Grafik.
Nach der ersten Entnahme sind von Deiner ersten Einzahlung noch knapp 60.000 Euro im ETF. Insgesamt haben die ETF-Anteile einen Wert von etwa 363.000 Euro. Bis zur zweiten Entnahme mit 77 Jahren wächst der ETF weiter und hat schließlich einen Wert von rund 715.000 Euro.
Du möchtest nun 300.000 Euro aus dem ETF entnehmen. Die Anteile aus der ersten Einzahlung haben mittlerweile einen Wert von 117.000 Euro. Da dies nicht ausreicht, verkauft Dein Broker nun also auch Anteile aus der zweiten Einzahlung. Insgesamt musst Du Anteile im Wert von rund 359.000 Euro verkaufen. Knapp 59.000 Euro gehen an das Finanzamt und 300.000 Euro auf Dein Konto.
Das Vorgehen wiederholt sich dann mit der Entnahme mit 87 Jahren. Nach der letzten Entnahme hat der ETF im Depot noch einen Wert von knapp 197.000 Euro. Nach Steuern entspricht das rund 165.000 Euro. Die folgende Tabelle zeigt Dir jeweils, wie sich der Wert der Anteile aus den einzelnen Einzahlungen in der Auszahlphase im Detail entwickelt.
Zeitpunkt | Wert Anteile aus Einzahlung mit 37 Jahren | Wert Anteile aus Einzahlung mit 47 Jahren | Wert Anteile aus Einzahlung mit 57 Jahren | Gesamtwert des ETF |
---|---|---|---|---|
67 Jahre alt, vor Entnahme | 274.041 € | 185.745 € | 118.029 € | 577.815 € |
67 Jahre alt, nach Entnahme | 59.661 € | 185.745 € | 118.029 € | 363.435 € |
77 Jahre alt, vor Entnahme | 117.362 € | 365.388 € | 232.181 € | 714.931 € |
77 Jahre alt, nach Entnahme | - | 123.782 € | 232.181 € | 355.963 € |
87 Jahre alt, vor Entnahme | - | 243.498 € | 456.735 € | 700.234 € |
87 Jahre alt, nach Entnahme | - | - | 196.555 € | 196.555 € |
Quelle: Eigene Berechnung
Als nächstes haben wir uns nun angeschaut, wie viel Geld Du mit 87 Jahren noch im Depot hast, wenn die drei Entnahmen aus dem ETF nach dem Lifo-Prinzip erfolgen. Auch dabei haben wir den Steuersatz von 18,46 Prozent auf den Gewinn angenommen. Bei den Berechnungen spielt es keine Rolle, ob Du die Entnahme nach Lifo mit drei verschiedenen ETFs oder mit einem Depotübertrag zum Zweitdepot machst.
Möchtest Du nun mit 67 Jahren das erste Geld entnehmen, verkaufst Du zunächst die Anteile aus Deiner letzten Einzahlung. Aus den 60.000 Euro Einzahlung sind dort mittlerweile rund 118.000 Euro geworden. Möchtest Du nun 180.000 Euro aus dem ETF entnehmen, reichen diese Anteile nicht aus. Du musst auch Anteile aus Deiner zweiten Einzahlung verkaufen. Diese haben mittlerweile einen Wert von rund 186.000 Euro.
Insgesamt musst Du diesmal aber nur Anteile im Wert von rund 202.000 Euro verkaufen, um 180.000 Euro als Auszahlung auf Dein Bankkonto zu bekommen. Zum Vergleich: Beim Fifo-Prinzip musstest Du mit 67 Jahren Anteile im Wert von 214.000 Euro verkaufen. Der Grund für die 12.000 Euro Unterschied: Da auf den Anteilen mit späterer Einzahlung weniger Gewinn entstanden ist, ist auch die Steuer niedriger. Wie die erste Entnahme nach dem Lifo-Prinzip stattfindet, zeigt die folgende Grafik.
Nach der ersten Entnahme sind von Deiner zweiten Einzahlung nun noch knapp 102.000 Euro im ETF und die Anteile aus der letzten Einzahlung sind komplett aufgebraucht. Insgesamt haben die ETF-Anteile einen Wert von etwa 375.000 Euro. Bis zur zweiten Entnahme mit 77 Jahren wächst der ETF nun weiter und hat schließlich einen Wert von rund 739.000 Euro. Zum Vergleich: Beim Fifo-Prinzip waren es vor der Entnahme mit 77 Jahren 24.000 Euro weniger.
Du möchtest nun 300.000 Euro aus dem ETF entnehmen. Die Anteile aus der zweiten Einzahlung haben mittlerweile einen Wert von rund 200.000 Euro. Da dies nicht ausreicht, verkaufst Du nun also auch Anteile aus der ersten Einzahlung. Insgesamt musst Du Anteile im Wert von rund 360.000 Euro verkaufen. Knapp 60.000 Euro gehen an das Finanzamt und 300.000 Euro auf Dein Konto.
Das Vorgehen wiederholt sich dann mit der Entnahme mit 87 Jahren. Nach der letzten Entnahme hat der ETF im Depot noch einen Wert von knapp 235.000 Euro. Nach Steuern entspricht das rund 193.000 Euro. Die folgende Tabelle zeigt Dir jeweils, wie sich der Wert der Anteile aus den einzelnen Einzahlungen in der Auszahlphase im Detail entwickelt.
Zeitpunkt | Wert Anteile aus Einzahlung mit 37 Jahren | Wert Anteile aus Einzahlung mit 47 Jahren | Wert Anteile aus Einzahlung mit 57 Jahren | Gesamtwert des ETF |
---|---|---|---|---|
67 Jahre alt, vor Entnahme | 274.041 € | 185.745 € | 118.029 € | 577.815 € |
67 Jahre alt, nach Entnahme | 274.041 € | 101.530 € | - | 375.571 € |
77 Jahre alt, vor Entnahme | 539.080 € | 199.725 € | - | 738.806 € |
77 Jahre alt, nach Entnahme | 379.235 € | - | - | 379.235 € |
87 Jahre alt, vor Entnahme | 746.012 € | - | - | 746.012 € |
87 Jahre alt, nach Entnahme | 234.841 € | - | - | 234.841 € |
Um die Steuerersparnis zu berechnen, haben wir nun die Depotwerte nach Steuern nach der letzten Entnahme mit 87 Jahren betrachtet. Mit dem Fifo-Prinzip waren das rund 165.000 Euro, mit dem Lifo-Prinzip hingegen rund 193.000 Euro. Die Differenz ergibt eine Ersparnis von etwa 28.000 Euro.
Wichtig ist, dass es sich hierbei um eine grobe Beispielrechnung handelt. Wir haben zum Beispiel nicht betrachtet, dass Du bei einem wiederanlegenden ETF schon während der Ansparphase etwas Steuern zahlst – nämlich auf die sogenannte Vorabpauschale. Wie weiter oben erwähnt, können sich außerdem die Steuergesetze ändern. Durch den kleinen Fifo-Trick hältst Du Dir aber mit kleinem Aufwand eine Handlungsoption offen, die Dir Zehntausende Euro einbringen kann.
Aktien-ETFs sind eine langfristige Geldanlage. Die Expertinnen und Experten aus der Finanztip-Redaktion raten, dass Du einen solchen ETF mindestens 15 Jahre oder länger im Depot behalten solltest, bevor Du ihn verkaufst. Aktienkurse schwanken kurzfristig stark, und so kann es zwischenzeitlich zu Verlusten kommen, falls Du in so einer Phase verkaufen würdest. Steck daher nur Geld in einen Aktien-ETF, das Du in den nächsten 15 Jahren nicht benötigst. Überlege auch dann gut, ob Du nicht besser schrittweise verkaufst und die übrigen Anteile im Depot behältst.
Wenn Du Anteile Deines ETFs verkaufen möchtest, gehst Du technisch gesehen umgekehrt vor wie beim Kauf. Du solltest vorab auf die Ordergebühren Deines Depots achten. Falls diese überdurchschnittlich hoch sind, kannst Du zu einer Depot-Empfehlung von Finanztip wechseln und die ETF-Anteile dorthin übertragen, bevor Du sie verkaufst. Mehr über die erforderlichen Schritte liest Du in unserem Ratgeber ETF verkaufen.
Beim Verkauf von ETF-Anteilen fällt in Deutschland grundsätzlich die Abgeltungssteuer an. Auf den Gewinn musst Du 25 Prozent Abgeltungssteuer, darauf noch 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer zahlen. Bei Aktien-ETFs sind allerdings 30 Prozent des Gewinns steuerfrei. Die effektive Besteuerung liegt also bei rund 18,5 bis 19,6 Prozent.
Beim Verkauf von ETF-Anteilen gilt in Deutschland das sogenannte Fifo-Prinzip (First in, first out). Es besagt, dass Dein Depotanbieter zuerst die Anteile verkauft, die Du am längsten besitzt. Auf diese fallen aber meistens auch die höchsten Steuern an, weil die zuerst gekauften Anteile in der Regel die beste Wertentwicklung hatten. Mit der Finanztip 3x10-Strategie kannst Du aber mit wenigen Handgriffen stattdessen jüngere Anteile mit einem geringeren Wertzuwachs verkaufen und so Deine Steuerzahlung in die Zukunft verschieben. Dadurch bleiben mehr ETF-Anteile in Deinem Depot und können weiter an Wert zulegen.
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