Zinseszins So nutzt Du den Rendite-Boost für Deine Anlage
Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Lange Zeit waren die Zinsen historisch niedrig und sorgten damit für Ärger bei Sparerinnen und Sparern. Das änderte sich erstmals wieder durch die hohe Inflation in den vergangenen Jahren und die darauffolgenden Leitzinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) – seit Ende 2022 gibt es endlich wieder Angebote mit guten Zinsen. Dadurch kannst Du auch wieder stärker vom Zinseszinseffekt profitieren.
In diesem Ratgeber erklären wir, was es mit dem Zinseszins eigentlich auf sich hat. Und wie exponentielles Wachstum Dir einen Rendite-Boost geben kann.
Das Grundprinzip des Zinseszinseffekts lässt sich am besten erklären anhand der bekannten Geschichte über den Bauern und das Reisfeld:
Nach einer guten Tat soll ein Bauer vom König entlohnt werden. Zur Überraschung des Königs wünscht sich der Bauer ein Reisfeld in Form eines Schachbretts mit 64 einzelnen Feldern – mit einer Besonderheit.
Auf dem ersten Feld soll ein Reiskorn zu finden sein, auf dem zweiten Feld zwei, auf dem dritten Feld vier, auf dem vierten Feld acht, auf dem fünften Feld sechszehn und so weiter und so fort. Dem König kommt das ziemlich bescheiden vor und er bewilligt den Wunsch. Erst später versteht er den klugen Schachzug des Bauern.
Wir können dieses fiktive Beispiel in wenigen Sekunden nachrechnen. Gibst Du auf dem Taschenrechner 264 ein, kommt Du auf satte 18.446.744.073.709.551.616. Also mehr als 18 Trillionen Reiskörner. Der Bauer hat seine Reiskörner damit exponentiell vermehrt – und den König ganz schön in Verlegenheit gebracht.
Nach diesem Prinzip funktionieren auch Zinsen. Du investierst eine Summe X, also ein Reiskorn, und bekommst erstmalig Zinsen: Zwei Reiskörner. Nun bekommst Du darauf wieder Zinsen und hast vier Reiskörner. So wächst Dein Vermögen immer weiter. Das funktioniert allerdings nur, wenn Du Dir die Zinsen nicht auszahlen lässt, sondern sie weiterhin angelegt bleiben und ihrerseits Zinsen bringen können.
Wie stark der Zinseszinseffekt wirkt, hängt von der Höhe des Zinses ab. Bei einem Zinssatz von 0,1 Prozent, den 2024 manche Banken noch für klassische Sparbücher bezahlten, dauert es rund 700 Jahre, bis sich ein angelegter Betrag von 10.000 Euro verdoppelt hat. Beträgt der Zins dagegen 4 Prozent, werden aus 10.000 Euro schon nach 18 Jahren 20.000 Euro. Mit unserem Zinsrechner weiter unten kannst Du Dich in Sachen Zinsen ausprobieren.
Langfristig sind 4 Prozent Zinsen beim Tagesgeld womöglich etwas utopisch. Erst recht natürlich der „Zins“ aus dem Reiskorn-Märchen. Schließlich beträgt er 100 Prozent. Allerdings zeigen die Beispiele, wie Zinsen funktionieren. Die unterschiedliche Spardauer, um dasselbe Ziel zu erreichen, resultiert aus der Höhe des Zinses und dem Effekt des Zinseszinses. Wenn Du Dich mit dem Begriff und einfachen Berechnungen des Zinseszinses vertraut machst, bekommst Du ein Gefühl dafür, welche Lücken ein niedriger Zins in die Vermögensplanung reißen kann.
Das zeigen auch die folgenden Beispiele. Wir gehen dabei davon aus, dass die jährlichen Zinserträge immer wieder zusammen mit dem Startkapital zum selben Zinssatz angelegt werden. Denn nur auf diese Weise kann der Zinseszinseffekt wirken und das Vermögen über die Zeit anwachsen lassen.
Bei niedrigen Zinssätzen zwischen 0,5 und 2 Prozent passiert selbst über zwei Jahrzehnte nur wenig.
Mit einem Startkapital von 10.000 Euro kommst Du bei einem Zinssatz von 1 Prozent gerade mal auf einen Endbetrag von rund 12.200 Euro – und das nach 20 Jahren. Der Zinseszinseffekt, der dem angesammelten Kapital normalerweise zum Ende der Spardauer noch einmal einen kräftigen Schub gibt, macht sich bei niedriger Verzinsung kaum bemerkbar. Das Ergebnis fällt natürlich noch schlechter aus, wenn der Staat Abgeltungssteuer und gegebenenfalls Kirchensteuer abzieht.
Die Inflation darfst Du auch nicht außer Acht lassen. Schließlich beeinflusst sie den Realzins. Das ist der Zinsbetrag, der Dir übrig bleibt, wenn man die allgemeine Preissteigerung – die Inflation – berücksichtigt. Im Juli 2024 lag die Inflation in Deutschland zum Beispiel bei rund 2,3 Prozent. Bei einem Zinssatz von ebenfalls 2,3 Prozent könnten Sparerinnen und Sparer bestenfalls ihre Kaufkraft erhalten. Der reale Vermögenszuwachs nach Abzug der Teuerung läge im Bereich der 0-Prozent-Marke.
Bei hohen Zinssätzen sieht die Rechnung dagegen anders aus. Der Wert des Vermögens steigt bei Zinssätzen von 5 oder 7 Prozent vor allem in den letzten Jahren der Sparperiode steiler an. Ursache ist der Zinseszinseffekt, der erst bei höheren Renditen eine nennenswerte Wirkung entfaltet. Das Endvermögen würde sich bei 5 Prozent Zinsen auf gut 26.500 Euro nach 20 Jahren summieren – mehr als doppelt so viel im Vergleich zu einem Zinsniveau von nur 1 Prozent.
Bei 1 Prozent Zinsen beträgt der Ertrag lediglich 2.200 Euro, bei 5 Prozent sind es 16.500 Euro. Eine Verfünffachung des Zinses führt zu einem siebeneinhalbmal höheren Zinsertrag. Dieser überproportionale Anstieg ist auf den Zinseszinseffekt zurückzuführen. Er ist umso stärker, je länger die Anlagedauer und je höher der Zins ist.
Zinsen von 5 bis 7 Prozent sind in diesem Fall allerdings nur ein schönes Beispiel – zumindest was Tagesgeld und Festgeld angeht. Es gibt aber Anlageformen, bei denen solche Renditen möglich sind. Wie stark der Zinseszinseffekt bei höheren Zinsen und längerer Laufzeit wirkt, zeigt auch die folgende Grafik. Du siehst dort, wie die Linien immer weiter auseinander gehen.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: August 2024)
Mit unserem Zinseszinsrechner kannst Du selbst herausfinden, wie der Zinseszinseffekt wirkt. Trage dort einfach Dein Startkapital, die Anlagedauer und den Jahreszins ein. Der Rechner sagt Dir dann, wie viel Geld Du nach Ablauf der Anlagedauer hast.
Das Rechenbeispiel zeigt, wie stark nur wenige Prozentpunkte mehr Rendite längerfristig auf das Endvermögen wirken. Natürlich stellt sich die Frage, wie sich eine jährliche Rendite von 5 Prozent oder mehr erwirtschaften lässt. Die Antwort wird manchen Menschen nicht gefallen: Ohne Aktien geht es nicht. Konkret empfehlen wir Dir auf börsengehandelte Aktien-Indexfonds zu setzen.
Grundsätzlich kann niemand mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit voraussagen, wie sich der Aktienmarkt entwickelt. Weil niemand die künftige Höhe der Zinsen und die Kursentwicklung am Aktienmarkt kennt, können Anlegerinnen und Anleger nur mit möglichst realistischen Annahmen auf Basis historischer Daten kalkulieren. Langfristig gesehen, war ein weltweiter Aktienkorb, wie Du ihn mit einem breitgestreuten ETF kaufen kannst, deutlich lukrativer als ein verzinstes Bankkonto. Nach unseren Analysen kannst Du langfristig mit einer durchschnittlichen Rendite von 6 Prozent pro Jahr rechnen. Es kann aber auch etwas besser oder schlechter laufen.
Läuft es nicht so gut, erzielst Du vielleicht nur 4 Prozent Rendite pro Jahr. Doch selbst dann liegst Du noch ein ganzes Stück über den langfristigen Renditen von Tages- und Festgeld. Denn nach unseren Analysen kannst Du bei diesen Bankeinlagen mit einer Rendite von nur 2 Prozent pro Jahr rechnen.
Personen, die in der Vergangenheit auf den Weltaktienindex setzten und die Fondsanteile 15 Jahre lang behielten, machten keinen Verlust – unabhängig davon, wann genau sie in den zurückliegenden vier Jahrzehnten in den Markt eingestiegen waren.
Wer Aktien dennoch zu riskant findet, aber ein bestimmtes Anlageziel zu einem festgelegten Zeitpunkt erreichen will, dem bleibt nichts anderes übrig, als mehr Geld zur Seite zu legen. Das illustriert eine weitere Rechnung: Ein Anleger, der in 20 Jahren 100.000 Euro zu Verfügung haben möchte, muss dafür heute rund 67.300 Euro anlegen, falls der Zinssatz 2 Prozent beträgt. Bei einem Zinsniveau von 5 Prozent müsste er lediglich knapp 37.700 Euro investieren.
Fazit: Niedrige Zinsen reißen eine Lücke in die Vermögensplanung von Sparerinnen und Sparern und Anlegern. Betroffen sind alle, die auf Bankeinlagen oder Produkte setzen, die vor allem festverzinsliche Anleihen enthalten. Dazu zählen beispielsweise Kapitallebensversicherungen, private Rentenversicherungen sowie Renten- und Mischfonds. Um die Lücke zu schließen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Du sparst mehr oder Du nimmst risikoreichere Wertpapiere wie Aktien mit in Dein Portfolio auf.
Für Deinen langfristigen Vermögensaufbau ist ein breitgestreuter Aktien-ETF also unerlässlich. Um darin zu investieren, benötigst Du zunächst ein Wertpapierdepot. Gute und günstige Depots empfehlen wir Dir in unserem Depot-Vergleich.
Hast Du ein Depot eröffnet, kannst Du einmalig eine große Summe oder regelmäßig einen kleinen Betrag per Sparplan investieren. Einen passenden ETF für Dein Depot findest Du mit unserem ETF-Finder.
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