Passives Einkommen Geld ohne Arbeit - wie realistisch ist das?

Timo Halbe
Timo Halbe
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit passivem Einkommen ist ein regelmäßiges Einkommen gemeint, das Du ohne oder mit nur wenig Aufwand erzielst. Es ist also das Gegenteil von aktivem Einkommen wie der Arbeitslohn.

  • Ideen für ein passives Einkommen gibt es viele. Oft versprechen sie aber unrealistische Erträge oder sind gar nicht so passiv wie gedacht. Du solltest solche Ideen daher mit großer Skepsis betrachten.

  • Der realistischste Weg zu einem passiven Einkommen ist, sich ein Aktienvermögen aufzubauen. Dafür brauchst Du aber Zeit.

  • Auch die Vermietung einer Immobilie kann Dir ein passives Einkommen bringen. In diesem Ratgeber erfährst Du, was Du dabei bedenken solltest.

So gehst Du vor

  • Um ein Aktienvermögen aufzubauen, empfehlen wir Dir, langfristig in einen breitgestreuten Aktienfonds zu investieren. Das geht am einfachsten mit einem ETF-Sparplan in einem Wertpapierdepot.

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Nie mehr Arbeiten und trotzdem keine finanziellen Probleme haben. Dieser Traum steht hinter der Idee eines passiven Einkommens – also eines Einkommens ohne irgendeinen Aufwand. Aber wie realistisch ist dieser Traum wirklich? In diesem Ratgeber bewerten wir einige Ideen und erklären, wie Du es zu einem (kleinen) passiven Einkommen schaffen kannst.

Was ist passives Einkommen?

Mit passivem Einkommen ist ein regelmäßiges Einkommen gemeint, das Du ohne oder mit nur wenig Aufwand erzielst. Es ist also das Gegenteil von aktivem Einkommen wie etwa der Lohn, den Du für Deine Arbeit bekommst. Hinter dem passiven Einkommen steckt oft die Idee der finanziellen Freiheit. Das Ziel: So viel passives Einkommen erzielen, dass Du davon leben kannst und nicht mehr arbeiten musst.

Ideen, wie sich ein passives Einkommen erzielen lässt, gibt es viele. Bei manchen geht es darum, sich ein eigenes Business aufzubauen, bei anderen um Investments in bestimmte Anlageklassen, die dann ein regelmäßiges Einkommen wie Miete oder Dividenden abwerfen. Tatsächlich ein regelmäßiges hohes passives Einkommen zu erzielen, ist aber schwer. Oft entsteht doch ein großer Aufwand, Du musst ein großes Risiko eingehen oder Du brauchst ein sehr hohes Startkapital.

Wie realistisch ist ein passives Einkommen wirklich?

Grundsätzlich ist die Idee des passiven Einkommens nicht schlecht. Du solltest jedoch realistische Erwartungen haben. Schon mit einem kleineren passiven Einkommen kannst Du Dir etwas finanzielle Freiheit ermöglichen. Zum Beispiel, indem Du Deine Arbeitszeit reduzierst oder etwa ein Sabbatical einlegst. Im Alter ist ein zusätzliches passives Einkommen außerdem sinnvoll, um Deine Rentenlücke zu schließen.

Dir muss aber eines klar sein: Solch ein passives Einkommen erreichst Du nicht von jetzt auf gleich. Der realistischste Weg ist aus unserer Sicht ein langfristiges Investment in Aktien. Auch mit einer Immobilie kannst Du unter Umständen ein gewisses passives Einkommen erwirtschaften. Weiter unten erklären wir Dir, was Du dabei beachten musst und welche Erträge realistisch sind.

Passives Einkommen ohne Startkapital

Gerade in den Sozialen Medien begegnen Dir immer wieder Ideen, wie Du einfach, schnell und vor allem ohne großes Startkapital ein passives Einkommen aufbauen kannst – indem Du zum Beispiel Bücher über einen Versandhändler vertreibst oder Deinen eigenen Online-Shop aufbaust.

Bei solchen Ideen solltest Du sehr skeptisch sein und Dich fragen: Wie passiv ist ein solches Einkommen wirklich? Schließlich musst Du die Website für den Shop aufbauen oder das Buch erstellen. Außerdem ist Dir der Erfolg bei solchen Ideen nicht garantiert. Selbst wenn Du mit Deiner Idee eine Zeitlang Einnahmen erzielst, ist das keine Garantie für die Zukunft. Um Deine Einnahmen dauerhaft zu erhalten, musst Du zum Beispiel neue Bücher oder Produkte entwickeln. Und diese müssen dann weiter bei Deinen Kundinnen und Kunden gut ankommen.

So gut solche Ideen also oft klingen mögen, wirklich passiv sind sie in der Regel nicht. Besonders vorsichtig solltest Du bei Angeboten sein, bei denen Du zunächst Geld zahlen sollst, um mehr über eine mögliche Geschäftsidee zu erfahren – etwa als Teilnahmegebühr für ein Seminar.

Ist ein passives Einkommen aus Zinsen möglich?

Zinsen aus einem angelegten Vermögen sind wahrscheinlich die klassischste und einfachste Art, um passives Einkommen zu erzielen. Auch wir empfehlen Dir Geld, welches Du nicht für Deine alltäglichen Ausgaben brauchst, auf ein gutverzinstes Tagesgeldkonto zu legen. Geld, dass Du über mehrere Jahre sicher anlegen willst, kannst Du auf ein Festgeldkonto packen. Eine Ergänzung können Geldmarktfonds sein.

Zinsen bringen nur Inflationsausgleich

Du musst Dir aber zwei Dinge klar machen. Zum einen: Damit Du aus Zinsen wirklich ein hohes passives Einkommen erzielen kannst, brauchst Du ein großes Vermögen. Im Herbst 2023 bekommst Du für sehr gutes Tages- und Festgeld etwa 4 Prozent Zinsen pro Jahr. Für ein passives Einkommen aus Zinsen von 1.000 Euro im Monat (12.000 Euro im Jahr) musst Du also 300.000 Euro anlegen. Für 2.000 Euro im Monat sind es dementsprechend 600.000 Euro. Dabei sind mögliche Steuerabzüge noch nicht berücksichtigt.

Als Zweites musst Du die Inflation bedenken. Im Herbst 2023 liegt sie ebenfalls bei knapp 4 Prozent. Das bedeutet: Mit den 4 Prozent Zinsen gleichst Du den Wertverlust durch die Inflation nur aus. Echten Gewinn erzielst Du hingegen kaum. Zinsanlagen wie Tages- und Festgeld sind also sinnvoll, um den Wertverlust durch die Inflation aufzufangen. Ein echtes passives Einkommen bringen sie aber nicht. Zwischen 2004 und 2022 lag die Inflation außerdem fast immer höher als der Sparzins.

Wie viel passives Einkommen lässt sich mit Aktien gewinnen?

Aktien sind schon besser geeignet, um ein passives Einkommen aufzubauen. Denn langfristig kannst Du damit höhere Renditen erzielen, die auch die Inflation schlagen. Das zeigt der Blick in die Vergangenheit: Hast Du über 15 Jahre in einen weltweiten Aktienkorb wie den MSCI World investiert, brachte Dir das im Durchschnitt eine Rendite von 7 Prozent pro Jahr.

Um mit Aktien ein gutes passives Einkommen aufzubauen, brauchst Du aber Zeit. Gerade wenn Du schon früh ein hohes passives Einkommen aus Aktien erzielen willst, brauchst Du zudem eine hohe Sparrate. Du musst also monatlich einen hohen Geldbetrag beiseitelegen. Das zeigt Dir das folgende Beispiel.

Beispiele für passives Einkommen aus Aktien

Carina ist 30 Jahre alt und würde gerne mit 40 Jahren nur noch von passivem Einkommen leben. Konkret plant sie ab 40 mit einem monatlichen Einkommen von 2.000 Euro. Sie geht dabei von einer Lebenserwartung von 97 Jahren aus. An diesem Punkt ist sie ziemlich optimistisch – möchte aber auch nicht vor dem Dilemma stehen, dass zu einem früheren Zeit­punkt das Geld aufgebraucht ist. Um Ihr Ziel zu erreichen, muss sie bis zum Alter von 40 Jahren etwa 550.000 Euro ansparen. Dies entspricht einer monatlichen Sparrate von 3.200 Euro.

Diese Sparquote ist für Carina deutlich zu hoch. Sie plant deswegen um: Nun will sie erst mit 50 Jahren von dem passiven Einkommen leben. Dadurch gewinnt sie weitere zehn Jahre für die Ansparphase. Außerdem plant sie nur noch mit 1000 Euro passivem Einkommen, da sie mit 50 Jahren doch noch etwas arbeiten möchte. Das benötigte Kapital entspricht nun noch etwa 260.000 Euro. Die monatliche Sparquote, die Carina aufbringen muss, ist nun deutlich geringer, liegt aber noch immer bei rund 500 Euro.

Wichtig: Hier handelt es sich nur um eine grobe Beispielrechnung. Wir sind dabei von einer durchschnittlichen Rendite von 7 Prozent pro Jahr in der Ansparphase und 4 Prozent pro Jahr in der Auszahlphase ausgegangen. In der Realität kann die Rendite anders ausfallen. Außerdem haben wir hier nicht die Inflation und mögliche Steuerabzüge berücksichtigt. Bedenken muss man zudem, dass ab dem Alter von 67 Jahren ja auch noch eine gesetzliche Rente gezahlt wird. In diesem Video findest Du eine Analyse, die auch auf die genannten Faktoren eingeht. Die Ergebnisse sind ähnlich.

Sparquote selbst berechnen

Unser Beispiel zeigt: Damit Du möglichst früh von passivem Einkommen aus Aktien leben kannst, brauchst Du eine sehr hohe Sparrate. Die schaffst Du möglicherweise nicht. Trotzdem ist es sehr sinnvoll, dass Du monatlich eine gewisse, auch niedrigere Summe langfristig in Aktien steckst. Denn im Alter brauchst Du sehr wahrscheinlich ein bestimmtes passives Einkommen, um Deine Rentenlücke zu schließen. Und dafür sind Aktien eine sinnvolle Möglichkeit.

Mit unserem Frugalismusrechner kannst Du selbst berechnen, welche Sparquote Du benötigst, um Deinen Plan für ein zusätzliches passives Einkommen im Alter umzusetzen. Frugalismus bedeutet, dass man besonders sparsam lebt, um dann im Alter von den Erträgen leben zu können. In unserem Ratgeber zum Frugalismus erfährst Du genauer, wie der Rechner funktioniert und was Du bei den Eingaben berücksichtigen solltest.

Dein Ergebnis
Zusätzlich benötigtes Kapital
Monatliche Sparrate

Passives Einkommen durch Dividenden

Beim passiven Einkommen aus Aktien geht es oft auch um Dividendenzahlungen. Die Dividende ist eine Beteiligung am Gewinn eines Aktienunternehmens, die an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Die Idee dahinter: Du benutzt diese Ausschüttungen als passives Einkommen und lebst davon.

Doch auch hier musst Du einige Dinge bedenken: Zum einen sind Dividendenzahlungen nicht garantiert. Die Aktionärinnen und Aktionäre beschließen jedes Jahr aufs Neue in der Jahreshauptversammlung, ob eine Dividende gezahlt wird und wie hoch diese ist. Du kannst bei Dividenden also nicht fest mit der Einnahme planen. Zum anderen gilt auch hier, dass Du ein sehr hohes Aktienvermögen benötigst, um von den Dividenden leben zu können. Setzt Du zum Beispiel auf einen Aktienkorb mit den etwa 300 dividendenstärksten Unternehmen der Industrieländer, ergibt sich eine Dividendenrendite von knapp 4 Prozent pro Jahr.

Während der Ansparphase solltest Du ausgeschüttete Dividenden übrigens unbedingt wieder anlegen. Denn sonst schmälerst Du Deine Rendite. Mehr dazu liest Du auch in unserem Ratgeber zu Dividenden.

Im Video: So viel musst Du für passive Einkommen sparen

Wie baust Du passives Einkommen mit Aktien auf?

Möchtest Du ein Aktienvermögen aufbauen, aus dem Du dann ein passives Einkommen beziehen kannst, solltest Du zwei Dinge beachten: Zum einen solltest Du langfristig investieren – nur so kannst Du zwischenzeitliche Tiefs an der Börse aussitzen.

Zum anderen solltest Du Dein Geld nicht in wenige Aktien, sondern breit gestreut in eine Vielzahl von Unternehmen aus verschiedenen Ländern und Branchen investieren. Denn dann fällt das Scheitern eines Unternehmens kaum ins Gewicht. Das kannst Du am einfachsten mit sogenannten Aktien-ETFs umsetzen. Das sind besonders günstige Aktienfonds, die für Dich in eine Vielzahl von Aktien investieren.

Wichtig ist außerdem, dass Du nicht das ganze Geld in Aktien steckst, sondern einen Teil auch in einen Sicherheitsbaustein, der zum Beispiel aus Tages- und Festgeld besteht. Wie Du Deine persönliche Geldanlage Schritt für Schritt aufbaust und umsetzt, erklären wir Dir in unserem Ratgeber zur Geldanlage.

Mit Depot in Aktien investieren

Um in Aktien zu investieren, musst Du in jedem Fall ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Broker eröffnen. Dabei solltest Du darauf achten, dass Du geringe Gebühren für den Kauf und Verkauf, aber auch die Verwahrung der Wertpapiere zahlst. Empfehlenswerte Depots mit den niedrigsten Gebühren findest Du bei den Online-Brokern Finanzen.net Zero, Justtrade, Scalable Capital (Free Broker), Trade Republic und Flatex. Wir haben aber auch günstige Depots mit einem breiten Leistungsspektrum ermittelt. Ist das die richtige Kategorie für Dich, dann gehe zur ING, Consorsbank, Comdirect oder 1822direkt.

Nach der Depoteröffnung kannst Du dann zum Beispiel einen ETF-Sparplan erstellen. Damit zahlst Du regelmäßig Geld in einen Aktien-ETF ein und baust so nach und nach ein Aktienvermögen auf. Wie das funktioniert und auf welche ETFs Du setzen solltest, erklären wir Dir in unserem Ratgeber zu ETF-Sparplänen.

Wie viel passives Einkommen bringt eine Immobilie?

Eine verbreitete Idee für passives Einkommen ist die Vermietung einer Immobilie. Der regelmäßige Cashflow stammt dann aus den Mieten von einem Haus oder einer Wohnung. Aber auch hier musst Du einige Dinge bedenken. Zum Beispiel:

  1. In der Regel musst Du den Kauf der Immobilie finanzieren. Bis die Finanzierung abgeschlossen ist, gehen Deine Mieteinnahmen also erstmal einige Jahre für die Rückzahlung des Kredits drauf und bieten Dir kein passives Einkommen.

  2. Vermieter sein ist nicht so passiv, wie es klingt. Du musst Dich um die Belange Deiner Mieter kümmern, zum Beispiel Reparaturen vornehmen, eine Eigentümerversammlung besuchen oder eine Ne­ben­kos­ten­ab­rech­nung erstellen. Einen Teil der Aufgaben kannst Du zwar an eine Verwaltung abgeben, doch das kostet Geld und verringert Dein passives Einkommen.

  3. In den letzten Jahren sind die Immobilienpreise stark gestiegen. Doch das ist keine Garantie für die Zukunft. Ob sich der Wert Deiner Immobilie steigert, hängt schließlich auch von ihrem Zustand und der Lage ab. Es kann auch passieren, dass der Wert mit der Zeit fällt, wie es 2023 in einigen Regionen passiert.

  4. Auch Deine Mieteinnahmen sind nicht automatisch garantiert. So kann es passieren, dass Du eine Zeitlang keine passende Mieterin oder Mieter findest oder dass sie in Zahlungsverzug geraten.

Weitere Punkte und wie Du eine Immobilie als Kapitalanlage angehen solltest, erfährst Du in unserem Ratgeber zur Immobilie als Kapitalanlage.

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