Staatsanleihen und Bundesanleihen
Zinsen aus der Staatskasse

Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Um ihre Staatsausgaben zu finanzieren, geben Länder Staatsanleihen heraus. In Deutschland gibt es zum Beispiel die Bundeswertpapiere mit Laufzeiten zwischen 1 und 30 Jahren. In diesem Ratgeber erklären wir Dir, wie Staatsanleihen funktionieren und ob sie für Privatanleger eine gute Geldanlage sind.
Staatsanleihen sind Wertpapiere, mit denen die Staaten ihre Staatsschuld finanzieren. Legt ein Staat eine neue Anleihe auf, so sammelt er von den Anlegern Geld ein und verspricht ihnen, dieses nach einem festgelegten Zeitraum (die sogenannte Laufzeit der Anleihe) wieder zurückzuzahlen. Die Summe, die die Anleger pro Anleihe zahlen, wird als Nennwert bezeichnet. Dafür erhalten sie einen festen Zins. Dieser Zins heißt auch Kupon und wird meist jährlich ausgezahlt. Die Laufzeiten der Anleihen sind sehr unterschiedlich. Es gibt Staatsanleihen mit einer Laufzeit von wenigen Monaten, aber auch welche mit 30 Jahren oder noch mehr. Nach Ablauf der Laufzeit erhalten die Inhaber der Anleihe das geliehene Geld dann wieder zurück. In der Zwischenzeit werden Staatsanleihen aber auch an Börsen gehandelt, meist von großen, institutionellen Investoren wie Versicherungen und Fonds. Aber auch Privatanleger können Staatsanleihen an der Börse kaufen und verkaufen.
Bei einer Staatsanleihe gibt es vor allem ein Risiko: Der Staat geht pleite und kann das geliehene Geld nicht zurückzahlen. Wie riskant eine Staatsanleihe ist, hängt also vor allem davon ab, wie kreditwürdig das Land ist. Doch das ist gerade für Privatanleger schwer zu beurteilen. Die Bonität von Staaten wird daher regelmäßig von Ratingagenturen bewertet. Die drei bekanntesten Agenturen sind Moody’s, Standard and Poor’s (S&P) sowie Fitch. Die beste Bonitätsnote, die ein Land erhalten kann, ist AAA, die schlechteste D.
Je schlechter die Kreditwürdigkeit eines Landes ist, desto höher ist der Zins der Anleihe. Die Anleger erhalten quasi einen Aufschlag dafür, dass sie ein höheres Risiko eingehen. Dazu ein Beispiel aus dem August 2023. Für eine neue Staatsanleihe mit zwei Jahren Laufzeit aus Deutschland (Bonitätsnote: AAA) erhalten Anleger 3,1 Prozent Zinsen im Jahr. Für eine neue Anleihe aus Italien (Bonitätsnote: BBB) über eine ähnliche Laufzeit gibt es hingegen 3,6 Prozent.
Neben der Kreditwürdigkeit spielt bei der Zinshöhe auch die Laufzeit eine Rolle. Je länger diese ist, desto höher ist der Zins. Schließlich verzichten Investoren länger auf ihr Geld. Zudem steigt mit zunehmender Laufzeit die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat in finanzielle Schwierigkeiten gerät.
Bei Anleihen von Ländern außerhalb des Euroraums laufen die Anleihen oft in der jeweiligen Landeswährung. US-Staatsanleihen sind zum Beispiel in US-Dollar notiert. Das bedeutet, dass Anleger die Zinsen und am Ende auch den Nennwert in US-Dollar ausgezahlt bekommen. Bei solchen Anleihen besteht daher zusätzlich ein Währungsrisiko. Verliert der Dollar gegenüber dem Euro stark an Wert, gilt das auch für die Anleihe und entsprechende Zinszahlungen.
An der Börse kannst Du bereits laufende Staatsanleihe kaufen und umgekehrt auch verkaufen. Du musst die Staatsanleihe also nicht zwingend bis zum Ende der Laufzeit behalten.
Die Anleihen werden allerdings nicht zum Nennwert, sondern zu einem aktuellen Kurs gehandelt. Dieser wird meist in Prozent des Nennwertes angegeben. Bei einem Kurs von 98 Prozent zahlst Du für eine Anleihe mit 1.000 Euro Nennwert also 980 Euro. Was den Kurs von Staatsanleihen beeinflusst, erklären wir Dir weiter unten.
Wichtig ist, dass Du beim Kauf an der Börse nicht auf den Zinssatz, sondern auf die Rendite achtest. Sie gibt an, wie hoch der jährliche Ertrag gemessen am aktuellen Kurs bis zum Ende der Laufzeit ist. Die Rendite von Staatsanleihen schwankt also täglich mit deren Kursen. Steigen die Kurse, sinkt die Rendite – und umgekehrt.
Die Finanzagentur des Bundes veröffentlicht jeden Tag die aktuellen Kurse und Renditen von Bundeswertpapieren auf ihrer Website. Beispiel: Die Anleihe DE000110238 mit einer Restlaufzeit von etwa zwei Jahren brachte im August 2023 eine Rendite von 3,1 Prozent. Der Kurs lag bei 96,1 Prozent des Nennwertes, der Zinskupon betrug 1 Prozent. Wenn der Kaufpreis einer Anleihe mehr als 100 Prozent des Nennwertes beträgt, ist die Rendite niedriger als der Kupon. In unserem Beispiel liegt er ein gutes Stück unter 100 Prozent, weshalb die erwartete Rendite etwas höher als der Kupon ist.
Die Anleihekurse werden vor allem von der Zinsentwicklung beeinflusst. Steigt wie aktuell der Marktzins, fallen die Kurse der Anleihen. Der Grund: Kommen neue Staatsanleihen mit einem höheren Zinssatz (bei gleicher Laufzeit) auf den Markt, fällt der Kurs alter Anleihen entsprechend des Zinsunterschiedes. Würde er gleich bleiben, würde niemand die alten Anleihen mit dem vergleichsweise schlechteren Zins aber gleichem Preis erwerben. Bei fallenden Marktzinsen funktioniert der Mechanismus umgekehrt.
Je länger die Laufzeit einer Anleihe, desto stärker reagieren die Kurse, wie die folgenden Rechnungen zeigen:
Beispiel 1: Eine Anleihe bietet eine jährliche Rendite von 5 Prozent. Der aktuelle Marktzins liegt ebenfalls bei 5 Prozent. Der Kurs der Anleihe beträgt 100 Prozent. Wie ändert sich nun der Kurs bei Anleihen mit verschiedenen Restlaufzeiten, wenn der Marktzins um einen Prozentpunkt auf 6 Prozent steigt?
Restlaufzeit in Jahren | 1 | 5 | 10 | 30 |
---|---|---|---|---|
Kurs in Prozent | 99,1 | 95,8 | 92,6 | 86,2 |
Quelle: Finanztip-Berechnung
Beispiel 2: Dieselbe Ausgangslage wie oben, aber der Marktzins sinkt nun um einen Prozentpunkt auf 4 Prozent.
Restlaufzeit in Jahren | 1 | 5 | 10 | 30 |
---|---|---|---|---|
Kurs in Prozent | 101,0 | 104,5 | 108,1 | 117,3 |
Quelle: Finanztip-Berechnung
Die beiden Beispiele illustrieren, dass eine Zinsänderung am Kapitalmarkt sich umso stärker auf den Kurs einer Anleihe auswirkt, je länger deren Restlaufzeit ist. Der Kurs einer zehnjährigen Anleihe reagiert deutlich stärker als der einer einjährigen, weil er die Zinsänderung für mehr Laufzeitjahre ausgleichen muss.
Für Dich als Anleger bedeutet das normalerweise: Wenn Du eine Anleihe während der Laufzeit möglicherweise weiterverkaufen willst und Du damit rechnest, dass in den nächsten Jahren die Zinsen steigen, solltest Du eher kurzlaufende Anleihen kaufen. So kannst Du Kursverluste kleinhalten. Erwartest Du dagegen sinkende Zinsen, solltest Du Anleihen mit langen Laufzeiten bevorzugen. Denn wenn der Marktzins fällt, steigen die Kurse langfristiger Anleihen stärker als die kurzfristiger Papiere.
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Die Bundesrepublik bietet Investoren eine Reihe verschiedener Anleihen an, die sich nach Laufzeit und Zins unterscheiden. Die Papiere zählen weltweit zu den sichersten. Ratingagenturen bewerten Anleihen des Bundes mit der Bestnote AAA. Das heißt, sie stufen das Ausfallrisiko als ausgesprochen niedrig ein.
Die genaue Bezeichnung von einzelnen Bundeswertpapieren hängt von der jeweiligen Laufzeit ab. Anleihen des Bundes mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren heißen Bundesschatzanweisungen, fünfjährige Papiere Bundesobligationen.
Außerdem gibt der Bund Anleihen mit 7, 10, 15 und 30 Jahren Laufzeit heraus – die klassischen Bundesanleihen. Einen Überblick über alle Bundeswertpapiere, die derzeit im Umlauf sind, findest Du auf der Website der Finanzagentur des Bundes.
Lange lagen die Zinsen für deutsche Staatsanleihen bei null. Zum Teil waren sie sogar negativ. Mit dem Anstieg der allgemeinen Marktzinsen ab Sommer 2022 gibt es auch auf deutsche Staatsanleihen wieder Zinsen. Bei einer zweijährigen Bundesschatzanweisung aus dem August 2023 bekommst Du 3,1 Prozent im Jahr (ISIN: DE000BU22023). Für eine zehnjährige Bundesanleihe aus dem August 2023 gibt es 2,6 Prozent Zinsen jährlich (ISIN: DE000BU2Z015).
Du kannst nicht nur einzelne Staatsanleihen kaufen, sondern auch Anteile an einem Anleihen-Fonds. Ein solcher sogenannter Rentenfonds investiert dann in eine Vielzahl von Anleihen. Wie bei Aktienfonds streust Du so das Risiko. Mit der Rente im Sinne von Zahlungen im Ruhestand ist der Begriff nur entfernt verwandt, gemeinsam haben beide aber die regelmäßige Auszahlung.
Es gibt aktiv gemanagte Rentenfonds, aber auch passive Renten-ETFs. Diese funktionieren genauso wie ein Aktien-ETF. Nur dass sie keinen Aktien-, sondern einen Rentenindex nachbilden. Also einen Index, in dem mehrere Anleihen nach bestimmten Kriterien zusammengefasst werden. Manche Indizes zeigen dabei explizit die Entwicklung von bestimmten Staatsanleihen.
Ein beliebter Index ist zum Beispiel der Bloomberg Euro Treasury Bond Index. Dieser Index besteht aus Anleihen aus der Eurozone, die mindestens noch ein Jahr Laufzeit haben. Allerdings schließt der Index nur Anleihen aus Staaten ein, die mindestens die Bonitätsnote BBB haben. Es gibt ETF unterschiedlicher Anbieter, die diesen Index nachbilden.
Du als Anleger solltest die Laufzeit-Spanne oder zumindest die durchschnittliche Laufzeit der Indexanleihen kennen. Das ist wichtig, weil Du darüber ablesen kannst, wie sensibel die Anleihekurse voraussichtlich auf eine Veränderung des Zinsniveaus reagieren. Du kannst aus der Laufzeit ableiten, wie stark der Index im Wert steigen oder fallen kann, wenn Zinsen – zum Beispiel um 1 Prozent – steigen oder sinken. Außerdem solltest Du natürlich darauf achten, welche Länder im jeweiligen Index berücksichtigt werden – Anleihen-ETFs aus Schwellenländern sind tendenziell deutlich schwankungsanfälliger als solche aus klassischen Industriestaaten.
Mehr Details dazu, wie ein Renten-ETF funktioniert, erfährst Du in unserem Ratgeber Rentenfonds.
Da Anleihen mit hoher Bonität in der Regel weniger schwanken als Aktien, gelten Staatsanleihen und Rentenfonds als Sicherheitsbaustein für die Geldanlage. Damit diese aber wirklich Sicherheit bieten, solltest Du dafür nur Anleihen von Staaten wählen, die eine sehr gute Bonität haben. Wir raten für den Sicherheitsbaustein allerdings eher zu Tages- und Festgeld. Denn gute Konten werfen noch etwas höhere Erträge ab als Staatsanleihen und bieten ebenfalls ein hohes Maß an Sicherheit: Bankeinlagen bis zu 100.000 Euro sind in der EU von der Einlagensicherung geschützt.
Eine andere Alternativ sind sogenannte Geldmarkt-ETFs, die in Staatsanleihen mit kurzer Restlaufzeit investieren. Was das ist und welche wir empfehlen, erfährst Du in unserem Ratgeber zu Geldmarktfonds.
Der Nachteil ist, dass Du an das Festgeld während der Laufzeit nicht herankommst. Wie sich dieses Problem mit der sogenannten Zinstreppe weitgehend aus dem Weg räumen lässt, kannst Du in unserem Ratgeber Festgeld lesen. Außerdem sollte Dir klar sein: Staatsanleihen kannst Du zwar jeder Zeit verkaufen, allerdings nur zum aktuellen Kurs. Es kann also auch passieren, dass Du Verluste machst. Gute Festgeldangebote findest Du mit unserem Festgeldrechner:
Der Finanztip-Festgeldrechner basiert auf Festgeld-Daten von über 100 Banken, die der Dienstleister Financeads GmbH & Co. KG, Nürnberg (Datenschutzhinweise) zur Verfügung stellt. Diese haben wir mit unseren Parametern so gefiltert, dass Du ein verbraucherfreundliches Ergebnis nach Finanztip-Kriterien bekommst. Die Auswahl der Festgeldangebote erhebt keinen Anspruch auf einen vollständigen Marktüberblick. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der hier bereitgestellten Informationen. Für Schäden aus fehlerhaften Daten oder durch die Nutzung des Rechners übernehmen wir keine Haftung.
Um Staatsanleihen und Staatsanleihen-ETF zu erwerben, benötigst Du zunächst ein Depot. Von uns empfohlene Anbieter findest Du in unserem Ratgeber Wertpapierdepot. Allerdings kannst Du nicht bei allen unseren Empfehlungen einzelne Staatsanleihen erwerben. Aktuell ist der Handel mit Anleihen bei der ING, der Consorsbank, der Comdirect und 1822direkt möglich (Stand: 22. Dezember 2022).
Hast Du ein Depot eröffnet, kannst Du Staatsanleihen und Staatsanleihen-ETFs über die Börse oder den Direkthandel erwerben. Dafür fallen je nach Depotanbieter Ordergebühren an. Wie Du solche Wertpapiere erwirbst, erklären wir Dir auch in unserem Ratgeber zum Aktienkauf.
Bis 2012 konntest Du als Privatanleger deutsche Staatsanleihen auch direkt bei der Emission erwerben. Dieses Angebot hat die Finanzagentur des Bundes dann jedoch eingestellt. Aktuell können nur Banken die Staatsanleihen direkt bei der Herausgabe erhalten.
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