Staatsanleihen und Bundesanleihen Zinsen aus der Staatskasse

Timo Halbe
Timo Halbe
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Staatsanleihen sind Wertpapiere, mit denen sich Staaten am Kapitalmarkt Geld beschaffen – und zwar auch bei Privatleuten, wenn die solche Staatsanleihen kaufen. Die Staaten zahlen dafür festgelegte Zinsen; am Ende der Laufzeit erhalten die Anlegenden ihr Geld zurück.
  • An der Börse unterliegen Staatsanleihen Kursschwankungen. Wie diese Kurse mit der Rendite zusammenhängen, liest Du in diesem Ratgeber.
  • Mit einem ETF kannst Du gleichzeitig in eine Vielzahl von Staatsanleihen investieren.
  • Die Zinsen auf Staatsanleihen sind seit 2022 wieder etwas gestiegen. Wir empfehlen trotzdem Tages- oder Festgeld, weil diese weiterhin höhere Renditen abwerfen. Gute Festgeldangebote findest Du mit unserem Rechner.

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Um ihre Staatsausgaben zu finanzieren, geben Länder Staatsanleihen heraus. In Deutschland gibt es zum Beispiel die Bundeswertpapiere mit Laufzeiten zwischen 1 und 30 Jahren. In diesem Ratgeber erklären wir Dir, wie Staatsanleihen funktionieren und ob sie für Privatanlegerinnen und Privatanleger eine gute Geldanlage sind.

Was sind Staatsanleihen?

Staatsanleihen sind Wertpapiere, mit denen die Staaten ihre Staatsschuld finanzieren. Vereinfacht gesagt: Sobald ein Staat in seinem Haushaltsplan höhere Ausgaben als Einnahmen beschließt, schließt er diese Lücke in aller Regel über den Verkauf von Staatsanleihen. 

Legt ein Staat eine neue Anleihe auf, so sammelt er von den Anlegerinnen und Anlegern Geld ein und verspricht ihnen, den angegebenen sogenannten Nennwert der Anleihe nach einem festgelegten Zeitraum wieder zurückzuzahlen. Dieser Zeitraum gibt die sogenannte Laufzeit der Anleihe an. Die Anlegenden erhalten einen festen Zins. Dieser Zins heißt auch Kupon und wird meist jährlich ausgezahlt.

Die Laufzeiten der Anleihen sind sehr unterschiedlich. Es gibt Staatsanleihen mit einer Laufzeit von wenigen Monaten, aber auch welche mit 30 Jahren oder noch mehr. Nach Ablauf der Laufzeit erhalten die Anlegenden, also die Inhaberinnen und Inhaber der Anleihe, das geliehene Geld wieder zurück.

Während ihrer Laufzeit werden Staatsanleihen auch an Börsen gehandelt, meist von großen, institutionellen Investoren wie Ver­si­che­rungen und Fonds. Aber auch Privatleute können Staatsanleihen an der Börse kaufen und verkaufen.

Bei einer Staatsanleihe gibt es vor allem ein Risiko: Der Staat geht pleite und kann das geliehene Geld nicht zurückzahlen. Wie riskant eine Staatsanleihe ist, hängt also vor allem davon ab, wie kreditwürdig das Land ist. Doch diese Bonität ist gerade für Laien schwer zu beurteilen. 

Die Bonität von Staaten wird daher regelmäßig von Ratingagenturen bewertet. Die drei bekanntesten Agenturen sind Moody’s, Standard and Poor’s (S&P) sowie Fitch. Die beste Bonitätsnote, die ein Land erhalten kann, ist AAA, die schlechteste D.

Wieso höhere Zinsen auch ein höheres Risiko bedeuten

Je schlechter die Kreditwürdigkeit eines Landes ist, desto höher ist der Zins der Anleihe. Das bedeutet: Die Anleger erhalten quasi eine Entschädigung dafür, dass sie ein höheres Risiko eingehen.

Ein Beispiel aus dem Mai 2024: Für eine neue Staatsanleihe mit zwei Jahren Laufzeit aus Deutschland, das die Bonitätsnote AAA hat, erhalten Anlegende 2,2 Prozent Zinsen im Jahr. Für eine neue Anleihe aus Italien mit der Bonitätsnote BBB über eine ähnliche Restlaufzeit gibt es hingegen 2,6 Prozent.

Neben der Kreditwürdigkeit spielt bei der Zinshöhe auch die Laufzeit eine Rolle. Je länger diese ist, desto höher ist tendenziell der Zins. Schließlich verzichten Investorinnen und Investoren länger auf ihr Geld. Zudem steigt – auch wieder tendenziell – mit zunehmender Laufzeit die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat in finanzielle Schwierigkeiten gerät.

Wenn ein Staat tatsächlich so starke Zahlungsprobleme bekommt, dass er die Zinsen oder sogar am Ende der Laufzeit die gesamte Anleihe nicht mehr finanzieren kann, müssten Anlegende teilweise oder komplett auf ihr Geld verzichten. Argentinien ist ein prominentes Beispiel für ein Land, das in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals seine Schulden aus Anleihen nicht bezahlt hat. Bei Anleihen der Bundesrepublik Deutschland und anderen Staaten mit höchster Bonität ist dies noch nicht vorgekommen. 

Wieso Dich die Währung der Staatsanleihen Geld kosten kann

Bei Anleihen von Ländern außerhalb des Euroraums laufen die Anleihen oft in der jeweiligen Landeswährung. US-Staatsanleihen sind zum Beispiel in US-Dollar notiert. Das bedeutet, dass Anlegende die Zinsen und am Ende auch den Nennwert in US-Dollar ausgezahlt bekommen. Bei solchen Anleihen besteht daher zusätzlich ein Währungsrisiko. Das heißt: Verliert der Dollar gegenüber dem Euro stark an Wert, gilt das auch für die Anleihe und entsprechende Zinszahlungen. Es kann damit passieren, dass Du am Ende weniger Euro bekommst, als Du investiert hast. Genauso kann es auch andersherum laufen, dann erzielst Du einen Währungsgewinn. Da beides quasi nicht vorher planbar ist, raten wir von Anleihen in anderen Währungen als Euro ab.

Staatsanleihen werden an der Börse gehandelt

An der Börse kannst Du bereits laufende Staatsanleihen kaufen und umgekehrt auch verkaufen. Du musst eine Staatsanleihe also nicht zwingend bis zum Ende der Laufzeit behalten. Du brauchst ein Wertpapierdepot, um Anleihen kaufen und verkaufen zu können.

Die Anleihen werden allerdings nicht zum Nennwert – also ihrem Rückzahlbetrag –, sondern zu einem aktuellen Kurs gehandelt. Dieser wird meist in Prozent des Nennwertes angegeben. Bei einem Kurs von 98 Prozent zahlst Du für eine Anleihe mit 1.000 Euro Nennwert also 980 Euro. Was den Kurs von Staatsanleihen beeinflusst, erklären wir Dir weiter unten.

Wichtig ist, dass Du beim Kauf an der Börse nicht auf den angegebenen Zinssatz beziehungsweise Kupon, sondern auf die Rendite achtest. Sie gibt an, wie hoch der jährliche Ertrag gemessen am aktuellen Kurs bis zum Ende der Laufzeit ist. Die Rendite von Staatsanleihen schwankt also täglich mit deren Kursen. Steigen die Kurse, sinkt die Rendite – und umgekehrt.

Die Finanzagentur des Bundes veröffentlicht jeden Tag die aktuellen Kurse und Renditen von Bundeswertpapieren auf ihrer Website. Beispiel: Die Anleihe DE0001102390 mit einer Restlaufzeit von etwa einem Jahr und fünf Monaten brachte im September 2024 eine Rendite von rund 2,3 Prozent. 

Der Kurs lag bei rund 97,5 Prozent des Nennwertes, der Kupon für die jährliche Zinszahlung beträgt 0,5 Prozent. An diesen Zahlen kannst Du schon das Prinzip erkennen. Eine jährliche Zinszahlung von 0,5 Prozent würde heute kaum jemanden vom Hocker reißen. 2016, als die Anleihe auf den Markt gebracht wurde, waren 0,5 Prozent ganz okay. Im heutigen Zinsumfeld ist die Anleihe deshalb für neue Anlegende konkurrenzfähig, weil sie den geringeren Kurswert bezahlen müssen.

Wenn der Kaufpreis einer Anleihe weniger als 100 Prozent des Nennwertes beträgt, ist die Rendite also höher als der Kupon, denn man zahlt beim Kauf ja weniger, als man zum Laufzeitende zurückbekommt. In unserem Beispiel liegt der Kaufpreis deutlich unter 100 Prozent, weshalb die erwartete Rendite höher als der Kupon ist.

Zum Kaufpreis kommen noch die sogenannten Stückzinsen hinzu. Dahinter steckt diese Erklärung: Die Zinszahlung in Höhe des Kupons findet nur einmal pro Jahr statt. Bei dieser Anleihe wird der Zins beispielsweise immer am 15. Februar gezahlt; an alle, die die Anleihe zu diesem Termin halten. Wer die Anleihe hingegen zwischen den Zinsterminen kauft, muss dem Verkäufer eine Entschädigung bezahlen, weil der nächste Kupon ja in die eigene Tasche fließt und nicht mehr in die des Verkäufers. Diese Entschädigung nennt sich Stückzinsen und beträgt für jeden Tag 1/360 des Kupons. 

So berechnet sich der Kaufpreis der Staatsanleihe

Ein konkretes Beispiel in Euro, berechnet für den 16. September: Du möchtest die erwähnte Bundesanleihe kaufen, und zwar für 100 Euro Nennwert. Dann sieht die Rechnung so aus:

  • Weil der aktuelle Kurs 97,5 Prozent des Nennwertes beträgt, bezahlst Du 97,50 Euro.
  • Seit dem letzten Zinstermin am 15. Februar sind fast genau sieben Monate vergangen. Die Stückzinsen betragen daher annäherungsweise 7/12 des Kupons von 0,50 Euro. Anders gesagt: Du zahlst dem bisherigen Anlegenden 7/12 von 50 Cent, also rund 30 Cent Stückzinsen. Am 16. Februar wären die Stückzinsen quasi 0, am 14. Februar nahezu der komplette Kupon, also 50 Cent.
  • Du zahlst also am 15. September 97,50 + 0,30 Euro, macht 97,80 Euro. Zum Laufzeitende der Anleihe in 17 Monaten bekommst Du 100 Euro zurück, den Nennwert. Außerdem bekommst Du zu den Zinsterminen am 15. Februar 2025 und am 15. Februar 2026 noch je 0,50 Euro Zinsen.
  • Wenn man diese Zahlungen zusammenrechnet, ergibt sich eine Rendite von 2,3 Prozent auf Deine heutige Investition. Wie bei Renditen üblich, handelt es sich um eine Jahresrendite, damit Du diese Staatsanleihe mit anderen Anleihen oder auch Anlageformen wie Tagesgeld vergleichen kannst.
  • Zusätzlich berechnet Dir Dein Depotanbieter eine Kaufgebühr, auch Ordergebühr. Diese ist in der Regel identisch mit der Kaufgebühr bei Aktien- oder ETF-Käufen. Bei kleinen Anlagesummen kann eine Investition in Staatsanleihen aufgrund der Kaufgebühr unrentabel werden. Weil die Kaufgebühr von Depot zu Depot unterschiedlich ist und zudem von Deiner Anlagesumme abhängen kann, ist sie nicht in den allgemeinen Angaben zur Rendite einer Anleihe enthalten.

Sind Staatsanleihen eine gute Geldanlage?

Da Anleihen mit hoher Bonität in der Regel weniger schwanken als Aktien, gelten Staatsanleihen und Rentenfonds als Sicherheitsbaustein für die Geldanlage. Damit diese aber wirklich Sicherheit bieten, solltest Du dafür nur Anleihen von Staaten wählen, die eine sehr gute Bonität haben. Wir raten für den Sicherheitsbaustein allerdings eher zu Tages- und Festgeld. Denn gute Konten werfen noch etwas höhere Erträge ab als Staatsanleihen und bieten ebenfalls ein hohes Maß an Sicherheit: Bankeinlagen bis zu 100.000 Euro sind in der EU von der Einlagensicherung geschützt.

Eine andere Alternative sind sogenannte Geldmarkt-ETFs, die in Staatsanleihen mit kurzer Restlaufzeit investieren. Was das ist und welche wir empfehlen, erfährst Du in unserem Ratgeber zu Geldmarktfonds

Der Nachteil von Festgeld ist, dass Du an das Geld während der Laufzeit nicht herankommst. Wie sich dieses Problem mit der sogenannten Zinstreppe weitgehend aus dem Weg räumen lässt, kannst Du in unserem Ratgeber Festgeld lesen. Außerdem sollte Dir klar sein: Staatsanleihen kannst Du zwar jeder Zeit verkaufen, allerdings nur zum aktuellen Kurs. Es kann also auch passieren, dass Du Verluste machst. Gute Festgeldangebote findest Du mit unserem Festgeldrechner:

Der Finanztip-Festgeldrechner basiert auf Festgeld-Daten von über 100 Banken, die der Dienstleister Financeads GmbH & Co. KG, Nürnberg (Datenschutzhinweise) zur Verfügung stellt. Diese haben wir mit unseren Parametern so gefiltert, dass Du ein ver­brau­cher­freund­liches Ergebnis nach Finanztip-Kriterien bekommst. Empfohlene Banken müssen der gesetzlichen Einlagensicherung in einem wirtschaftlich starken europäischen Land angehören und seit mindestens zwei Jahren Einlagenprodukte wie Tages- und/oder Festgeldkonten für Kunden in Deutschland anbieten. Die Auswahl der Festgeldangebote erhebt keinen Anspruch auf einen vollständigen Marktüberblick. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der hier bereitgestellten Informationen. Für Schäden aus fehlerhaften Daten oder durch die Nutzung des Rechners übernehmen wir keine Haftung.

Was beeinflusst den Kurs von Staatsanleihen?

Die Anleihekurse werden vor allem von der Zinsentwicklung beeinflusst. Steigt der Marktzins, fallen die Kurse der Anleihen. Der Grund: Kommen neue Staatsanleihen mit einem höheren Zinssatz und gleicher Laufzeit auf den Markt, fällt der Kurs alter Anleihen entsprechend des Zinsunterschiedes. Die oben vorgestellte Bundesanleihe ist dafür ein gutes Beispiel. Ihr Kupon von 0,50 Euro pro Jahr ist aktuell nur noch attraktiv, weil der Kurs auf rund 97,50 Euro gefallen ist.

Würde der Kurs unverändert bleiben, würde niemand die alten Anleihen mit dem vergleichsweise schlechteren Zins, aber gleichem Preis erwerben. Bei fallenden Marktzinsen funktioniert der Mechanismus umgekehrt.

Je länger die Laufzeit einer Anleihe, desto stärker reagieren die Kurse, wie die folgenden Rechnungen zeigen:

Beispiel 1: Eine Anleihe bietet eine jährliche Rendite von 5 Prozent. Der aktuelle Marktzins liegt ebenfalls bei 5 Prozent. Der Kurs der Anleihe beträgt 100 Prozent. Wie ändert sich nun der Kurs bei Anleihen mit verschiedenen Restlaufzeiten, wenn der Marktzins um 1 Prozentpunkt auf 6 Prozent steigt?

Beispielrechnung 1

Restlaufzeit in Jahren151030
Kurs in Prozent99,1 95,8 92,6 86,2 

Quelle: Finanztip-Berechnung

Beispiel 2: Dieselbe Ausgangslage wie oben, aber der Marktzins sinkt nun um 1 Prozentpunkt auf 4 Prozent.

Beispielrechnung 2

Restlaufzeit in Jahren151030
Kurs in Prozent101104,5108,1117,3

Quelle: Finanztip-Berechnung

Die beiden Beispiele illustrieren, dass eine Zinsänderung am Kapitalmarkt sich umso stärker auf den Kurs einer Anleihe auswirkt, je länger deren Restlaufzeit ist. Der Kurs einer zehnjährigen Anleihe reagiert deutlich stärker als der einer einjährigen, weil er die Zinsänderung für mehr Laufzeitjahre ausgleichen muss. Noch stärker reagieren die 30-jährigen Anleihen.

Für Dich als Anlegerin oder Anleger bedeutet das: Wenn Du eine Anleihe während der Laufzeit möglicherweise weiterverkaufen willst und Du damit rechnest, dass in den nächsten Jahren die Zinsen steigen, solltest Du eher kurzlaufende Anleihen kaufen. So kannst Du Kursverluste kleinhalten. Erwartest Du hingegen sinkende Zinsen, solltest Du Anleihen mit langen Laufzeiten bevorzugen. Denn wenn der Marktzins fällt, steigen die Kurse langfristiger Anleihen stärker als die kurzfristiger Papiere.

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Was sind Bundesanleihen?

Bundesanleihen sind eine bestimmte Art von deutschen Staatsanleihen. Insgesamt bietet die Bundesrepublik Investorinnen und Investoren eine Reihe verschiedener Anleihen an, die sich nach Laufzeit und Zins unterscheiden. Die Papiere zählen weltweit zu den sichersten. Ratingagenturen bewerten Anleihen des Bundes mit der Bestnote AAA. Das heißt, sie stufen das Ausfallrisiko als ausgesprochen niedrig ein.

Die genaue Bezeichnung von einzelnen Bundeswertpapieren hängt von der jeweiligen Laufzeit ab. Bundesanleihen sind die deutschen Staatsanleihen mit einer langen Laufzeit. Sie beträgt 7, 10, 15 oder sogar 30 Jahre. Eine kürzere Laufzeit haben Bundesschatzanweisungen und Bundesobligationen. Außer in der Gesamt-Laufzeit unterscheiden sich die verschiedenen Formen der Bundeswertpapiere aber nicht. 

Tabelle: Deutsche Staatsanleihen im Überblick

Bezeichnung Laufzeit
Bundesschatzanweisungbis zu 2 Jahre
Bundesobligation5 Jahre
Bundesanleihe 7, 10, 15 oder 30 Jahre

 Quelle: Deutsche Finanzagentur (Stand: September 2024)

Die Herausgabe von Bundesanleihen und Co. managt die Finanzagentur des Bundes. Auf ihrer Website findest Du auch einen Überblick über alle Bundeswertpapiere, die derzeit im Umlauf sind. Als Privatanlegerin oder Privatanleger kannst Du die deutschen Staatsanleihen allerdings nicht direkt vom Staat erwerben. Die Finanzagentur gibt sie nur an sogenannte institutionelle Anleger heraus. Konkret ist das eine bestimmte Gruppe von großen Banken. Dazu zählen zum Beispiel die Commerzbank und die Deutsche Bank. Finanzagentur-Depots für Kleinanlegende können seit 2013 nicht mehr eröffnet werden.

Als Privatperson kannst Du aber über die Börse in deutsche Staatsanleihen investieren. Wie Du dabei genau vorgehst, erfährst Du weiter unten im Abschnitt „Wie kaufst Du Staatsanleihen?“

Der deutsche Staat wird zu Deinem Schuldner

Die Bundesrepublik Deutschland gibt die Anleihen heraus, um ihre Ausgaben zu finanzieren. Du kannst Bundesanleihen daher mit einem Kredit vergleichen. Als Geldgeberin oder Geldgeber leihst Du dem deutschen Staat für einen festen Zeitraum Geld und erhältst dafür Zinsen. Als Privatperson kannst Du jedoch in der Regel nicht vom Staat selbst kaufen, sondern nur von einer Institution – beispielsweise einer Bank. 

Über 2 Prozent Rendite im Jahr

Lange lagen die Zinsen für deutsche Staatsanleihen bei 0. Zum Teil waren sie sogar negativ. Mit dem Anstieg der allgemeinen Marktzinsen ab Sommer 2022 gibt es auch auf Bundesanleihen, -schatzanweisungen und -obligationen wieder Zinsen. Die folgende Tabelle gibt Dir einen Überblick, welche Renditen Du aktuell für Bundesanleihen erwarten kannst. 

ISINRestlaufzeitRendite
DE000BU270066,2 Jahre2,09 % pro Jahr
DE000BU2Z0239,4 Jahre2,17 % pro Jahr
DE000110259813,7 Jahre 2,4 % pro Jahr
DE000BU2D00429,9 Jahre 2,48 % pro Jahr 

Quelle: Finanzagentur des Bundes (Stand: 20. September 2024)
 

Gibt es Staatsanleihen-ETFs?

Du kannst nicht nur einzelne Staatsanleihen kaufen, sondern auch Anteile an einem Fonds. Ein Fonds fasst unterschiedliche Wertpapiere zusammen. Wenn er aus Anleihen besteht, wird er auch Rentenfonds genannt und investiert dann in eine Vielzahl von Anleihen. Wie bei Aktienfonds streust Du so das Risiko. Mit der Rente im Sinne von Zahlungen im Ruhestand ist der Begriff nur entfernt verwandt, gemeinsam haben beide aber die regelmäßige Auszahlung.

Es gibt aktiv gemanagte Rentenfonds, bei denen ein Fondsmanagement die Anleihen aussucht, aber auch passive Renten-ETFs. Diese funktionieren genauso wie ein Aktien-ETF. Nur dass sie keinen Aktien-, sondern einen Rentenindex nachbilden. Also einen Index, in dem mehrere Anleihen nach bestimmten Kriterien zusammengefasst werden. Manche Indizes zeigen dabei explizit die Entwicklung von bestimmten Staatsanleihen.

Ein beliebter Index ist zum Beispiel der Bloomberg Euro Treasury Bond Index. Dieser Index besteht aus Anleihen aus der Eurozone, die mindestens noch ein Jahr Laufzeit haben. Allerdings schließt der Index nur Anleihen aus Staaten ein, die mindestens die Bonitätsnote BBB haben. Es gibt ETFs unterschiedlicher Anbieter, die diesen Index nachbilden.

Du als Anlegerin oder Anleger solltest die Laufzeit-Spanne oder zumindest die durchschnittliche Laufzeit der Indexanleihen kennen. Das ist wichtig, weil Du darüber ablesen kannst, wie sensibel die Anleihekurse voraussichtlich auf eine Veränderung des Zinsniveaus reagieren. Du kannst aus der Laufzeit ableiten, wie stark der Index im Wert steigen oder fallen kann, wenn Zinsen – zum Beispiel um 1 Prozent – steigen oder sinken.

Außerdem solltest Du natürlich darauf achten, welche Länder im jeweiligen Index berücksichtigt werden – Anleihen-ETFs aus Schwel­len­län­dern sind tendenziell deutlich schwankungsanfälliger und risikoreicher als solche aus klassischen Industriestaaten.

Mehr Details dazu, wie ein Renten-ETF funktioniert, erfährst Du in unserem Ratgeber zu Rentenfonds.

Wie kaufst Du Staatsanleihen?

Um Staatsanleihen und Staatsanleihen-ETFs zu erwerben, benötigst Du zunächst ein Depot. Von uns emp­foh­lene Anbieter findest Du in unserem Ratgeber zum Wertpapierdepot. Allerdings kannst Du nicht bei allen unseren Emp­feh­lungen einzelne Staatsanleihen erwerben. Aktuell ist der Handel mit Anleihen bei Trade Republic, Traders Place, der ING, der Consorsbank1822direkt und der Comdirect möglich (Stand: September 2024).

Hast Du ein Depot eröffnet, kannst Du Staatsanleihen und Staatsanleihen-ETFs über die Börse oder den Direkthandel erwerben. Dafür fallen je nach Depotanbieter Ordergebühren an. Wie Du solche Wertpapiere erwirbst, erklären wir Dir auch in unserem Ratgeber zum Aktienkauf.

Im folgenden Screenshot siehst Du, wie beispielsweise beim Depotanbieter Trade Republic die Zusammenfassung für den Kauf einer Bundesanleihe aussieht. Eine ähnliche Zusammenfassung erscheint bei jedem Depotanbieter, nachdem Du die Kennnummer der gewünschten Anleihe und den Nennwert eingetippt hast, also wie viel Geld Du bei Fälligkeit der Anleihe zurückbekommen möchtest. Wenn alle Angaben in der Zusammenfassung korrekt sind, kannst Du auf „Kaufen“ klicken.

Mehr über die Systematik hinter Nennwert, Kurs, Kaufpreis und Stückzinsen liest Du oben im Abschnitt So berechnet sich der Kaufpreis der Staatsanleihe.

Quelle: Screenshot Trade Republic (Stand: 24. September 2024)

Bis 2012 konntest Du als Privatanlegerin oder Privatanleger deutsche Staatsanleihen auch direkt bei der Emission erwerben. Dieses Angebot hat die Finanzagentur des Bundes dann jedoch eingestellt. Aktuell können nur Banken die Staatsanleihen direkt bei der Herausgabe erhalten.

Mehr dazu im Ratgeber Wertpapierdepot

  • Mit dem richtigen Wertpapierdepot zahlst Du wenig fürs Kaufen und Verkaufen von Aktienfonds (ETFs).
  • Finanztip empfiehlt zehn Depotangebote. Jeweils am stärksten: ING (Preis-Leistung), Traders Place (Kosten) und Comdirect (Leistungsumfang).

Zum Ratgeber

 

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