Bausparvertrag für junge Leute So funktioniert Opas Bauspartrick
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Bausparverträge gehören in Deutschland traditionell zu den beliebtesten Finanzprodukten. Dieses Vertrauen stammt allerdings aus einer Zeit, als Bausparverträge noch gut verzinst waren und die Kosten damit kaum ins Gewicht fielen.
Diese Zeiten sind längst vorbei. Wegen niedriger Zinsen ergibt sich erst mit der staatlichen Förderung ein kleines Plus. Die Prämien erhältst Du allerdings nur auf Antrag, wenn Du die Bedingungen für die Förderung erfüllst. Was dann als vermeintlicher Vorteil des Bausparens noch bleibt, ist der Zinsvorteil beim Bauspardarlehen. Derzeit erscheint ein Zinsanstieg auf Jahre hin jedoch nicht wahrscheinlich. Wie wir in unserem Ratgeber Bausparvertrag erläutern, werden die Argumente für den Abschluss eines Bausparvertrags also immer dünner.
Etwas besser sieht es aus, wenn Du zwischen 16 und 25 Jahren alt ist bist: Jugendliche und junge Erwachsene können für einen eigenen Vertrag bereits die staatliche Förderung beantragen, und einige Bausparkassen locken mit Bonuszahlungen für diese Altersgruppe. Dennoch bleibt der Vorteil überschaubar.
Das niedrige Zinsniveau seit der Finanzkrise 2008 hat sich auch auf die Bauspartarife ausgewirkt: Je jünger der Vertrag ist, desto weniger Zinsen bekommst Du für Dein Guthaben. Meist gibt es nur noch 0,1 bis 0,01 Prozent pro Jahr. Du musst also sehr lange sparen, um die Abschlussgebühr von 1,0 bis 1,6 Prozent wieder reinzuholen.
Als Reaktion auf diese Entwicklung werben die Bausparkassen mit niedrigen Zinsen in der Darlehensphase. Aber auch die liegen meist nicht einmal unter den aktuellen Bauzinsen. Ohne staatliche Förderung lohnt sich ein Bausparvertrag also nur dann, wenn die Bauzinsen in den nächsten Jahren kräftig nach oben gehen würden. Und das ist derzeit eher unwahrscheinlich.
Bleiben die Zinsen dagegen niedrig, solltest Du besser den Sparvertrag für die Immobilie und den Darlehensvertrag getrennt halten und für beide Phasen jeweils den besten Anbieter suchen: zunächst die Bank mit der besten Verzinsung beim Tages- oder Festgeld, und später dann die Bank für die günstigste Baufinanzierung.
Seit 2009 gilt für alle neu abgeschlossenen Bausparverträge und alle Vertragsänderungen: Wer staatliche Förderung erhalten hat, muss das Bausparguthaben und das Darlehen „wohnwirtschaftlich“ einsetzen. Du kannst Dir mit dem Geld also ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen. Auch die Ausgaben für eine Renovierung oder Modernisierung einer Wohnung zählen als wohnwirtschaftlich. Das neue Sofa oder ein neuer Fernseher landen zwar am Ende auch in Deiner Wohnung, sind aber Konsumausgaben.
Wie gesagt, das ist seit 2009 die allgemeine Regel. Einzige Ausnahme: Wer bei Vertragsabschluss jünger als 25 Jahre ist, darf das Guthaben nach der Auszahlung beliebig verwenden, auch wenn er vorher die Wohnungsbauprämie erhalten hat. Sprich: Du kannst das Bausparguthaben etwa für den Führerschein, das erste Auto oder den Großbildfernseher in der WG nutzen. Allerdings gibt es dieses Bausparprivileg nur für einen Vertrag, der mindestens sieben Jahre bespart wird. Das ist jedoch nur einmal im Leben möglich.
Um die Wohnungsbauprämie beantragen zu können, musst Du mindestens 16 Jahre alt sein. Dabei ist es egal, ob Du Schüler, Lehrling oder Student bist beziehungsweise ob Du noch in der Berufsausbildung steckst oder diese bereits abgeschlossen hast.
Die staatliche Förderung ist begrenzt. Der maximal geförderte Sparbeitrag liegt seit 2021 bei 700 Euro pro Jahr. Darauf zahlt der Staat dann 10 Prozent als Prämie.
Das bedeutet: Wenn Du etwas aufrundest und knapp 60 Euro im Monat sparst, erhältst Du ab 2021 zusätzlich 70 Euro pro Jahr vom Staat als Prämie. Die Bausparkasse schreibt die Prämie zunächst dem Vertrag gut und zahlt sie Dir nach der Zuteilung zusammen mit dem Bausparguthaben aus.
Die Prämie kommt jedoch meist nicht vollständig bei Dir an: Die Abschlussgebühren (meist 1 Prozent der Bausparsumme) und jährliche Servicegebühren verringern das Guthaben wieder. Wie viel das ausmacht, zeigt Dir dieses Beispiel: Ein Bausparvertrag mit einer Bausparsumme von 15.000 Euro ist gleich zu Beginn schon einmal 150 Euro im Minus. Erst mit den nächsten Sparraten kommt er wieder ins Plus.
Allerdings machen viele Bausparkassen gerade bei jungen Bausparern auch kleine Zugeständnisse: Die eine Bausparkasse zahlt einen Jugendbonus, die andere einen Zinsbonus, und eine dritte erlässt der jungen Zielgruppe die Abschlussgebühr.
Was unterm Strich herauskommt, zeigt dieses Beispiel mit einem Bausparvertrag der Wüstenrot Bausparkasse:
Bausparsumme | 11.100 Euro |
Sparrate | 100 Euro pro Monat |
Spardauer | 7 Jahre |
Abschlussgebühr | 1 Prozent der Bausparsumme (111 Euro) |
Kontogebühr | 15 Euro pro Jahr |
Guthabenzins | 0,2 Prozent pro Jahr |
Einzahlungen | 8.400 Euro |
Wohnungsbauprämie | 490 Euro |
Guthaben bei Zuteilung | 8.613 Euro |
Gesamtverzinsung (rechnerisch) | 0,7 Prozent pro Jahr |
Quelle: Wüstenrot - Bausparrechner, Tarif Wohnsparen D/T Trend (Stand 6. August 2020)
Mit Förderung liegt das Guthaben bei Zuteilung über den Einzahlungen. Von der Wohnungsbauprämie kommt allerdings weniger als die Hälfte beim jungen Sparer an. Die Gesamtverzinsung liegt gerade einmal bei 0,7 Prozent pro Jahr. Sie ist damit nur minimal über den besten Angeboten beim Tagesgeld. Wenn Du also nicht sicher bist, ob Du die Förderung dauerhaft im Blick hast oder vielleicht auch früher an Dein Geld möchtest, ist ein Tagesgeldkonto wahrscheinlich die bessere Lösung für Dich.
Entscheidest Du Dich für den Bausparvertrag, solltest Du bedenken: Ein Sparbeitrag von mehr als 58 Euro bringt keine höhere Prämie und wird allein mit dem niedrigen Guthabenzins des jeweiligen Tarifs verzinst. Mit einem überschaubaren Sparbeitrag und einer möglichst kurzen Anspardauer bleibt auch die Bausparsumme niedrig. Bei einer Spardauer von acht Jahren, die manche der Bausparrechner vorgeben, ergibt sich eine Bausparsumme von 10.000 bis 15.000 Euro. Der ausgezahlte Betrag liegt dann je nach dem genauen Zeitpunkt der Auszahlung bei etwa 5.500 bis 6.500 Euro.
Wollen Deine Eltern oder Großeltern Dir das Geld für den Bausparvertrag schenken, so sollten sie nicht selbst den Vertrag abschließen. Er muss auf Deinen Namen laufen. Es gilt: Wer die Wohnungsbauprämie beantragen möchte, muss selbst Vertragspartner sein. Die Kontonummer für den Bausparvertrag kannst Du ihnen ja mitteilen.
Wenn Du einen passenden Sparplan suchst, unterstützt Dich der Finanztip-Sparplanrechner dabei.
Für diesen einfachen Vertrag benötigst Du grundsätzlich keine persönliche Beratung und musst deshalb auch nicht in eine Bankfiliale oder Agentur einer Bausparkasse gehen. Am besten informierst Du Dich auf der Website einer Dir bekannten Bausparkasse. Meist kannst Du online die Eckdaten vorgeben. So vermeidest Du, womöglich mit einer viel zu hohen Bausparsumme (und hohen Kosten) aus einem Beratungsgespräch zu gehen.
Grundsätzlich kombinieren Bausparrechner drei Eingabemöglichkeiten:
Wenn zwei der drei Punkte festgelegt sind, lässt sich die dritte Größe berechnen. Beim Bausparvertrag für junge Leute beträgt der optimale Sparbeitrag 58 Euro, also 60 Euro gerundet. Gib diesen Betrag ein. Für die Zuteilung wählst Du einen Zeitpunkt in mindestens sieben Jahren – also zum Beispiel acht Jahre. Daraufhin siehst Du die Höhe der Bausparsumme.
Die Bausparrechner der Anbieter geben manchmal eine zu hohe Bausparsumme vor. Das kannst Du ändern, wenn Du von „Kurzberechnung“ auf „individuelle Berechnung“ umstellst. Bist Du Schüler oder Student, dann klicke an, dass Du kein Arbeitnehmer und jünger als 25 Jahre bist. Als Auszubildender oder junge Berufstätiger trägst Du Deinen Status ein. Nur dann beziehen die Rechner auch eine weitere Förderung, die Arbeitnehmersparzulage, in das Ergebnis mit ein.
Online-Berechnung - Eine Berechnung des Vertrags muss online möglich sein. Einige Bausparkassen informieren nur allgemein über ihr Angebot und machen es Verbrauchern damit unmöglich, Angebote zu vergleichen.
Optimale Vertragsgestaltung - Bausparverträge für junge Leute werden erst durch die Wohnungsbauprämie zur guten Geldanlage. Deshalb sind nur Rechner sinnvoll, die es erlauben, aus dem optimalen Sparbeitrag ein Guthaben aufzubauen, das nach sieben bis acht Jahren zur Verfügung steht. Viele Bausparrechner verlangen entweder eine längere Laufzeit oder eine höhere Bausparsumme.
Online-Abschluss - Wer online die besten Tarife recherchiert, sollte auch die Möglichkeit haben, alle Vertragsunterlagen online einzusehen und den Vertrag online abzuschließen. Für Neukunden bleibt dann immer noch der Gang in die Postfiliale, alle weiteren Daten sind aber schon bei der Bausparkasse.
Gesamtertrag als Entscheidungskriterium - Schau Dir auf der Bausparrechnung an, wie viel Geld Dir die Bausparkasse am Ende der Spardauer voraussichtlich auszahlt. Vergleiche dazu Deine eingezahlten Beiträge mit dem Auszahlbetrag. Dann stell Dir die Frage: Lohnt sich das überhaupt? Vielleicht ist ein ETF-Sparplan die bessere Alternative für langfristiges Sparen.
Bist Du Neukunde bei der Bausparkasse, musst Du Dich wie bei anderen Kontoeröffnungen auch legitimieren, zum Beispiel per Postident.
Um einen Steuerabzug bei den Zinsen zu verhindern, solltest Du Deiner Bank einen Freistellungsauftrag erteilen. Sofern Du den optimalen Beitrag von 58 Euro (gerundet: 60 Euro) einzahlst, genügt eine Freistellung in Höhe von 25 Euro.
Unter bestimmten Umständen können Bausparverträge für junge Leute beim Sparen noch ein wenig Rendite bringen. Dazu musst Du aber die staatliche Prämie nutzen. Allein von den Zinsen her lohnt sich ein solcher Vertrag nicht.
Allerdings ist diese Sparform mit einem vergleichsweise hohen Aufwand verbunden. So musst Du die Prämie jedes Jahr neu beantragen. Zudem ist diese Anlageform sehr unflexibel. Du musst den monatlichen Sparbeitrag auch wirklich jeden Monat aufbringen, damit Du Dein Geld zur errechneten Zeit bekommst. Das Bauspardarlehen ist für diese Verträge meist bedeutungslos: Wenn es Dir wirklich um die Anschaffung einer Immobilie geht, bringen Dir 3.000 oder 4.000 Euro Bauspardarlehen wenig.
Insgesamt solltest Du Dir also in jedem Fall die Alternativen anschauen: Tagesgeld ist ebenso sicher wie Bausparen, aber wesentlich flexibler und unkomplizierter. Wer etwas mehr Zinsen möchte und Geld langfristiger anlegen kann, sollte Festgeld ins Auge fassen. Die dritte Sparmöglichkeit ist ein ETF Sparplan. Dieser verspricht Dir eine hohe Rendite, wenn Du über einen längeren Zeitraum sparen möchtest.
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