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Tipps & Tricks

Privat krankenversichern: Spartipp oder Weg in die Altersarmut?

Zum Jahreswechsel ist die Kran­ken­ver­si­che­rung deutlich teurer geworden. Viele Privatversicherte hat es sogar noch heftiger erwischt als gesetzlich Versicherte. Wir zeigen Dir, was Du dagegen tun kannst und welches System generell zu Dir passt.

Barbara Weber
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen
Waage mit Münzen und Geldscheinen

Kran­ken­ver­si­che­rung wird teurer: Auch die Private (PKV)
Spar-Optionen: Selbstbehalt rauf, Tarifwechsel, Zuschläge prüfen 
Privat statt gesetzlich? Prüf gründlich, ob es finanziell reicht

2025 ist die Kran­ken­ver­si­che­rung nicht nur für fast alle gesetzlich Versicherten viel teurer geworden. Auch wenn Du bei einer privaten Kran­ken­ver­si­che­rung (PKV) bist, zahlst Du jetzt vermutlich deutlich mehr als vergangenes Jahr.

Laut PKV-Verband sind die Beiträge für zwei Drittel aller Versicherten gestiegen – und zwar drastisch, im Schnitt um 18%. Aus z. B. 700€ Monatsbeitrag wurden im Schnitt also gut 825€. Und aus der Finanztip-Community wissen wir: Manche Versicherer verlangen sogar bis zu 40% mehr als 2024.

Maximaler GKV-Beitrag steigt weniger

Das ist heftiger als in der gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV), zeigt unser Vergleich mit dem dort maximal möglichen Beitrag. Denn GKV-Beiträge fallen nur auf Dein Einkommen bis zur sog. Bei­trags­be­messungs­grenze an.

2025 liegt diese Grenze bei 66.150€ Jahresbrutto. Mit dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,5% können es deshalb max. rund 943€ GKV-Beitrag im Monat sein. 2024 waren es noch max. rund 844€. Das entspricht einem Anstieg von ca. 12% – also weniger als der PKV-Schnitt.

Bist Du angestellt, teilst Du Dir die Summe mit Deinem Arbeitgeber. Bist Du selbstständig und freiwillig in der GKV, zahlst Du den vollen Betrag allein. Das macht einen großen Unterschied dabei, ob bzw. wie viel günstiger Du mit einer PKV wegkommst.

Zum Vergleich: Durchschnittlich zahlen Privatversicherte laut Verband 2025 etwa 623€ im Monat. Im Vergleich zu einem Selbstständigen mit max. GKV-Beitrag spart das also gut 300€, verglichen mit einem Angestellten liegt der Vorteil nur noch bei rund 150€. Beides brutto, nach Steuern schmilzt der Vorteil weiter.

Deutlich günstiger ist die PKV für Verbeamtete. Sie zahlen oft sogar nur rund 270€ Monatsbeitrag. Denn bei ihnen übernimmt der Staat als sog. Beihilfe mind. 50% der Gesundheitskosten.

Der in diesem Jahr stärkere Beitragsanstieg für die meisten Privatversicherten zeigt aber schon: Eine Garantie für dauerhaft günstigere Beiträge bietet die PKV nicht. Gegen steigende Beiträge kannst Du dort aber etwas tun.

So senkst Du Deinen PKV-Beitrag

Bist Du privatversichert, willst es auch bleiben und bist 2025 von einer starken Erhöhung betroffen, hast Du mehrere Möglichkeiten Deinen Beitrag zu senken:

  • Risikozuschläge prüfen: Falls Du bei Abschluss Deiner PKV Vorerkrankungen angegeben hast, die sich inzwischen gebessert haben, kannst Du die Zuschläge auf Deinen Beitrag dafür reduzieren oder streichen lassen.
  • Selbstbehalt hochsetzen: Vereinbarst Du, dass Du die Kosten für Behandlungen oder Medikamente bis zu einem bestimmten Betrag selbst tragen willst, sinkt dafür Dein Beitrag. Übertreib es dabei aber nicht: Oft kannst Du den Selbstbehalt ohne neue Gesundheitsprüfung nicht wieder reduzieren. Das kann Dir auf die Füße fallen, wenn Du im Alter höhere Gesundheitsausgaben hast.
  • Tarifwechsel innerhalb Deiner PKV: Das kann eine sehr lohnende Option sein. Du kannst bei Deinem Versicherer nachfragen, ob es einen ähnlichen oder nur minimal schlechteren Tarif für Dich gibt, der deutlich günstiger ist. Die extremste Form davon ist ein Wechsel in den Standard- oder Basistarif Deiner PKV. Das sollte aber Deine letzte Option sein, denn hier sind die Leistungen meist schlechter.

Gleich ganz den Versicherer wechseln solltest Du aber höchstens, wenn Du noch jung und gesund bist. Sonst verlierst Du zu viele wertvolle Rückstellungen, die im Alter die steigenden Beiträge zumindest etwas abfedern. Weitere Infos zu Deinen Optionen liest Du in unserem Ratgeber „PKV-Kosten senken“.

Ist die Erhöhung überhaupt rechtmäßig?

Außerdem ist nicht jede Erhöhung rechtlich erlaubt. Wann es Sinn ergibt, sie von einer Kanzlei überprüfen zu lassen, liest Du in unserem Ratgeber zu Beitragserhöhungen. Wir empfehlen dafür die Kanzleien Pilz Wesser und Partner und Kraus Ghendler Ruvinskij oder Rechtsanwalt Dr. Fiala.

Und ein Wechsel zurück in die GKV?

Das funktioniert nur unter bestimmten Bedingungen. Ab 55 Jahren ist es generell fast unmöglich. Bist Du jünger, musst Du ebenfalls diverse Voraussetzungen erfüllen. Selbstständige müssen z. B. wieder zurück in ein Angestelltenverhältnis und Angestellte ihr Gehalt unter die sog. Jahres­arbeits­entgelt­grenze reduzieren. 2025 sind das 73.800€ Jahresbrutto. Alle Details liest Du in unserem Ratgeber zur Rückkehr in die GKV.

Ist der Wechsel bei Dir möglich und Du entscheidest Dich für die GKV, empfehlen wir Dir in unserem Kran­ken­kas­sen-Vergleich die HKK, TK, BKK Firmus, Audi BKK und für junge Familien und Schwangere die Energie-BKK.

Für GKV’ler: Jetzt in die PKV wechseln?

Trotz aller Sparmöglichkeiten: Schon die ebenfalls starken Beitragserhöhungen in der PKV und der sehr komplizierte Wechsel zurück in die GKV zeigen klar, dass Du über einen Wechsel in die PKV sehr gründlich nachdenken solltest.

In der Finanztip-Community überlegt laut unserer Umfrage von vor einer Woche aktuell immerhin jeder Achte, in die PKV zu wechseln:

Deshalb hier nochmal die wichtigsten Voraussetzungen, die Du erfüllen solltest. Denn auch wenn Du Vorteile wie schnellere Termine und Chefarztbehandlung hast, empfehlen wir den Wechsel in die PKV aus finanzieller Sicht nur, wenn …

... Du dauerhaft gut verdienst oder Vermögen hast

Denn das Wichtigste ist, dass Du Dir die Beiträge langfristig, vor allem im Alter, leisten kannst. Bist Du angestellt, solltest Du Dir also Gedanken machen, wie sicher Dein Job und Gehalt sind. 2025 darfst Du sowieso erst ab einem Jahresbrutto von 73.800€ in die PKV.

Bist Du selbstständig oder verbeamtet, spielt diese Grenze keine Rolle. Selbstständige sollten aber sicher sein, dass ihr Geschäft nachhaltig funktioniert – oder Vermögen haben, um Durchhänger zu überbrücken.

Für Verbeamtete ist die PKV wegen der hohen Jobsicherheit und hohen Zuschüsse vom Staat fast immer die bessere Wahl. Das gilt dann auch für ihre Kinder, für die der Staat sogar 80% der Kosten übernimmt – solange Kindergeld fließt.

... Deine Familienplanung abgeschlossen ist

Bist Du in der PKV, musst Du Deine Kinder normalerweise auch privat versichern – und extra zahlen. Eine kostenlose Fa­mi­lien­ver­si­che­rung ist nur dann möglich, wenn der andere Elternteil in der GKV ist und mehr verdient oder Ihr nicht verheiratet seid.

Außerdem musst Du bei den meisten PKV-Tarifen in der Elternzeit Deine Beiträge weiterzahlen. Bist Du angestellt, fällt auch der PKV-Zuschuss Deines Arbeitgebers von aktuell max. rund 471€/Monat weg – Du musst ihn selbst zahlen.

Und dann gibt’s in der PKV auch kein Kinder­kranken­geld oder ähnliche Unterstützung. Insgesamt kommen Familien in der GKV also oft günstiger weg.

... Du höchstens 35-40 Jahre alt und gesund bist

Denn ein Teil Deiner Beiträge fließt immer in die Rückstellungen fürs Alter. Dieses Geld sollte Deine PKV über einen langen Zeitraum ansparen können. Muss sie das in kurzer Zeit schaffen, würde Dein Beitrag sehr hoch ausfallen.

Außerdem ist Deine Krankenakte in jungen Jahren vermutlich noch dünner. Auch das spart Dir hohe Beiträge und Risikozuschläge. Anders als bei der GKV gibt’s vor Aufnahme in die PKV nämlich eine Gesundheitsprüfung.

So findest Du die passende PKV

Wichtig: Wechsel nicht einfach zu irgendeiner PKV, dafür ist das Angebot einfach zu unübersichtlich. Lass Dich von einem guten Ver­si­che­rungsmakler beraten. Wir empfehlen von Buddenbrock Concepts, Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung, BVLG - Beamtenversorgung leicht gemacht, Hoesch und Partner und das Fachzentrum Finanzen Dieter Homburg.

Noch wichtiger: Lass Dich nur zur Versicherer- bzw. Tarifauswahl beraten, aber nicht dazu, ob Du überhaupt in die PKV solltest. Dazu kannst Du von Maklerinnen und Maklern keine neutrale Einschätzung erwarten. Triff diese grundsätzliche Entscheidung also vorab selbst mit unseren Kriterien von oben.

Mit unserer Leistungsübersicht (PDF) behältst Du den Überblick, welche Leistungen für Dich wichtig sind. Und mit unserer Checkliste fürs Beratungsgespräch (PDF) kannst Du nachvollziehen, ob alle wichtigen Themen besprochen wurden. Beide Dokumente nimmst Du am besten mit in die Beratung.

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