Einen Baukredit solltest Du immer so schnell wie möglich zurückzahlen. Denn die Zinsen kosten Dich jede Menge Geld. Mit einer Sondertilgung kannst Du zusätzlich zur laufenden Rate jedes Jahr eine bestimmte größere Summe (z. B. 5% des ursprünglichen Kreditbetrags) auf einen Schlag zurückzahlen.
Dafür kannst Du zum Beispiel Deinen Jahresbonus oder Dein Weihnachtsgeld nutzen. Wenn Du das regelmäßig als Turbo in Deinen Baukredit steckst, bist Du schneller schuldenfrei. So sparst Du Tausende Euro an Zinsen. Doch es kann noch mehr drin sein.
Setz auf Festgeld statt Sondertilgung
Schon seit Monaten steigen die Zinsen für Tagesgeld und Festgeld – und die EZB will die dafür wichtigen Leitzinsen sogar noch weiter erhöhen. Schon jetzt bekommst Du bei unseren Empfehlungen bis zu 3,3% Zinsen p. a. (CA Consumer Finance), wenn Du Dein Geld für mindestens zwei Jahre fest anlegst.
Das kann reichen, um durchs Sparen mehr Zinsen einzusacken, als Du mit einer Sondertilgung einsparen würdest. Voraussetzung: Du hast Deinen Baukredit zu sehr günstigen Zinsen bekommen.
Ein Beispiel:
Mia und Leon haben 2019 einen Baukredit von 400.000€ aufgenommen – zu damals üblichen 1,5% Zinsen p. a. auf 15 Jahre. Vier Jahre lang zahlen sie mtl. 1.500€ für Zins und Tilgung. Ab 2023 bekommt Leon von seiner Chefin einen fixen Jahresbonus von 5.000€. Den will er für die restlichen elf Jahre Laufzeit des Darlehens zum Sondertilgen nutzen, um die übrigen Schulden von ca. 350.500€ schneller abzubauen. Das würde 10.250€ Zinsen sparen.
Festgeld kann Tausende Euro mehr sparen
Mia hat aber bei Finanztip gelesen, dass sie wegen der Zinswende mehr rausholen können, wenn sie die 5.000€ jedes Jahr in Festgeld stecken und die Erträge immer wieder anlegen. Dabei kommt es natürlich darauf an, wie sich die Zinsen für Festgeld in den elf Jahren weiterentwickeln. Deshalb haben wir mal zwei Szenarien durchgerechnet:
Es läuft gut: Mia und Leon können alle elf Boni zum aktuell besten Zins unserer Festgeld-Empfehlungen anlegen (3,3% p. a.). Nach elf Jahren springen inkl. Zinseszins 13.700€ Ertrag heraus – und da ist die Abgeltungssteuer schon voll abgezogen. Das sind 3.450€ mehr, als sie mit Sondertilgungen gespart hätten.
Es läuft mäßig: Jetzt gehen wir mal davon aus, dass Mia und Leon nur die ersten drei Boni in dreijähriges Festgeld zu unseren 3,3% p. a. stecken können. Dann fallen die Zinsen: So können sie die nächsten drei Boni nur noch zu 2,5% p. a. anlegen, auf die letzten fünf 5.000€ gibt’s sogar nur noch 2% p. a. So kommen 11.000€ Zinsertrag heraus. Das sind immerhin noch 750€ mehr, als sie mit Sondertilgungen gespart hätten.
Restschuld dank Festgeld kleiner
Das angesparte Geld (11*5.000€ = 55.000€ Einzahlungen + Zinsertrag) können Mia und Leon bei Ablauf der 15 Jahre – ohne Vorfälligkeitsentschädigung – wieder als Eigenkapital bei ihrer Anschlussfinanzierung einbringen. So haben sie ihre Restschuld stärker reduziert als durch Sondertilgungen – das spart wieder Zinsen.
Tatsächlich könnten beide Szenarien noch mehr bringen: Denn wir haben den Sparerfreibetrag noch nicht berücksichtigt. Vielleicht aber haben Mia und Leon ihre je 1.000€ pro Jahr gar nicht aufgebraucht und können ihre Festgeldzinsen teilweise steuerfrei kassieren.
3% pro Jahr langfristig sichern?
Fazit: Festgeld statt Sondertilgung ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. Du solltest aber nur drauf setzen, wenn es sich mit den aktuellen Zinsen auch wirklich lohnt. In unserem Beispiel ist das ab einem Festgeld-Zins von 2,04% p. a. der Fall (Steuer ist berücksichtigt). Ist der Zins zu klein, kehrst Du einfach wieder zur Sondertilgung zurück.
Wenn Du diesen Trick nutzen willst, kann es sich ausnahmsweise lohnen, anfangs auf sehr langes Festgeld von bis zu zehn Jahren zu setzen. So sicherst Du Dir die aktuellen Zinsen von mehr als 3% p. a. langfristig. Grundsätzlich raten wir Dir gerade aber zu eher kurzen Laufzeiten von max. zwölf Monaten. So bleibst Du flexibler, um schneller bessere Angebote nutzen zu können. Denn noch steigen die Zinsen.
Wichtig: Achte dabei immer auf die gesetzliche Einlagensicherung. In der EU ist Dein Geld bis zu 100.000€ pro Person und Bank geschützt. Wenn es bei Dir um größere Summen geht, teil Dein Geld also besser auf mehrere Banken auf. Bei unseren Finanztip Empfehlungen gelten sogar noch strengere Regeln.
(jfe)