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Was die EZB-Zinserhöhung für Dich bedeutet

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins überraschend deutlich um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Eine weitere Steigerung ist für September geplant. Was bedeutet das für Dich?

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Sparen 
Als Sparer darfst Du Dich ein bisschen freuen: Die Zinserhöhung beendet die Zeit der Negativzinsen, Du musst also nicht mehr bezahlen, wenn Du viel Geld auf Deinen Konten parkst. Viele Bank­ge­büh­ren dürften in den nächsten Monaten ebenfalls wegfallen. Außerdem steigen die Sparzinsen, das bringt Dir aber nicht allzu viel: Die Inflationsrate von 8% minus 2% Sparzinsen macht immer noch 6% weniger Kaufkraft – Dein Geld auf dem Konto wird also weiterhin weniger wert, nur nicht ganz so schnell wie ohne Zinsen. 

Kredite 
Egal, ob Wohnung, Auto oder Küche – mit jeder Zinserhöhung kommst Du etwas teurer an Geld ran. Laufende Kredite mit festem Zinssatz sind davon nicht betroffen, aber Vorsicht bei An­schluss­fi­nan­zie­rungen: Bei Neufestsetzung treffen Dich auch höhere Zinsen. Wenn Du weißt, dass Du in ein paar Jahren eine neue Finanzierung brauchst, informier Dich schon jetzt, ob ein Forward-Darlehen für Dich Sinn macht. 

Immobilien 
Vor allem bei neuen Immobilienkrediten kann es schwierig werden. Die Bauzinsen sind schon vor gut einem halben Jahr gestiegen, die Ankündigungen der EZB haben dann für einen weiteren Anstieg auf über 3% im Juni gesorgt. Mit etwa 3,3% liegen die Bauzinsen jetzt fast so hoch wie seit 10 Jahren nicht mehr. Gepaart mit den aktuell immer noch sehr hohen Immobilienpreisen ist das eine ungünstige Kombination für einen Kauf oder Bau.  

Du hast Dein Traumhaus schon im Blick? Dann lass Dich trotzdem nicht entmutigen - vielleicht muss es dann aber etwas weniger Traumhaus sein. Außerdem garantieren günstige Hypothekenzinsen keine günstige Baufinanzierung. Wichtiger ist ein passendes Finanzierungskonzept. Schau Dir dazu am besten mal unseren Ratgeber zu Bauzinsen an. 

Früher oder später könnte sich die Situation auf dem Markt allerdings ändern: Wenn die EZB-Strategie funktioniert, sinken auch für Immobilien Nachfrage und Preise. Du müsstest zwar von Anfang immer noch eine Menge Eigenkapital mitbringen, aber dafür kannst Du vielleicht einfacher ein passendes Zuhause finden. Für Immobilieneigentümer, die in absehbarer Zukunft verkaufen möchten, sind das wiederum schlechte Nachrichten. 

Aktien und ETFs 
Steigende Zinsen machen Anleihen im Vergleich zu Aktien attraktiver und bewegen viele Anleger dazu, ihre Aktien zu verkaufen. Kurzfristig kann das also zu fallenden Kursen führen. Das sollte Dich aber nicht davon abschrecken, weiter in Aktien und ETFs zu investieren. Wir bei Finanztip empfehlen ja, in ETFs immer mit einem Anlagehorizont von mindestens 15 Jahren zu investieren. 

Fazit 
Am meisten profitieren tatsächlich die Sparer von der Zinswende, auch wenn das nur bedeutet, dass Du mit den Sparzinsen ein bisschen gegen die Inflation ankämpfen kannst. Bei Aktien-ETFs kann es auch in den nächsten Monaten unruhig bleiben, was Du als langfristiger Investor aber ignorieren kannst. Bei Immobilienkrediten hast Du die größten Schwierigkeiten: Die Zinsen für ein Haus oder eine Wohnung sind schon drastisch gestiegen, die Preise der Immobilien aber zumindest noch nicht so stark gefallen. Wenn Du unbedingt kaufen oder bauen willst, brauchst Du ein sehr gutes Finanzierungskonzept. 

Auch, wenn die EZB langsam gegensteuert: Die hohe Inflation wird uns noch lange begleiten. Darum solltest Du auch unbedingt diese vier großen Irrtümer dazu kennen. 

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