Steigende PKV-Beiträge: Wer seinen Tarif wechselt, kann Hunderte Euro sparen

Berlin, 1. Dezember 2016 – Für viele privat Krankenversicherte wird es 2017 deutlich teurer. Nach einer aktuellen Erhebung des Verbraucherportals Finanztip werden alle befragten PKV-Anbieter zum oder im kommenden Jahr die Beiträge für Privatversicherte erhöhen. Obgleich nicht alle Vollversicherten davon betroffen sind, können die Preisanpassungen im Einzelfall happig ausfallen. Ein Anbieter bestätigte Finanztip gegenüber Aufschläge von bis zu 20 Prozent. Betroffene können sich jedoch wehren und so Hunderte Euro sparen.

Knapp 9 Millionen Deutsche sind laut PKV-Verband privat krankenversichert. Viele davon haben bereits Post von ihrem Versicherer bekommen: Sie sollen im kommenden Jahr mehr für ihre Kran­ken­ver­si­che­rung bezahlen. „Vor allem wegen der gestiegenen Leistungskosten drehen Versicherer aktuell an der Preisschraube“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip. „Zusätzlich setzt die niedrige Verzinsung der Altersrückstellungen die Anbieter unter Druck.“ Laut den befragten Versicherern sind die Erhöhungen mit 0,2 bis 6 Prozent im Durchschnitt eher moderat. „Im Einzelfall fallen diese jedoch oft deutlich höher aus“, sagt Tenhagen. „Da können Mehrkosten von bis zu 1.500 Euro pro Jahr auf Versicherte zukommen.“

Betroffene können sich wehren

Die gute Nachricht für Betroffene: Sie müssen die Beitragserhöhungen nicht einfach hinnehmen. „Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten: Ich wechsele in die gesetzliche Kran­ken­kas­se, ich gehe zu einem anderen Versicherer oder ich wechsele intern in einen anderen Tarif“, erklärt Tenhagen. Der Weg zurück in die gesetzliche Kran­ken­kas­se funktioniert allerdings nur in Ausnahmefällen, Arbeitnehmer ab 55 Jahren haben kaum eine Chance. Und wer seinen Vertrag kündigt, um zu einem anderen Versicherer zu wechseln, riskiert den Verlust seiner angesparten Altersrückstellungen. „Für viele ist der interne Tarifwechsel die einzige Chance, sich gegen hohe Preisforderungen zu wehren“, sagt Tenhagen. „Denn Versicherer sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Kunden den Wechsel in Tarife mit gleichartiger Leistung zu ermöglichen.“

Vor allem Ältere sparen

Doch nicht für jeden Versicherten lohnt sich ein Wechsel gleichermaßen. „Was durch einen Tarifwechsel eingespart werden kann, hängt stark vom Alter des Betroffenen ab“, sagt Tenhagen. Das größte Einsparpotenzial haben Versicherte, die älter als 65 Jahre sind. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Daten von rund 800 Finanztip-Nutzern, die über Minerva-Kundenrechte 2015 ihren PKV-Tarif gewechselt haben. Die über 65-Jährigen sparten durchschnittlich 1.394 Euro pro Jahr durch einen Tarifwechsel, während im Vergleich 35-jährige Versicherte nur 503 Euro weniger zahlten. „Da die Kosten der Ver­si­che­rung im Alter stark ansteigen, sollten Versicherte ab 50 ihren Tarif unbedingt überprüfen“, rät Tenhagen. „Insbesondere dann, wenn der Anbieter sehr viele unterschiedliche Tarife im Portfolio hat.“

Nicht auf Kosten der Leistung wechseln

Wer mit seinen Beiträgen unzufrieden ist, kann zunächst bei seinem Versicherer nach einem besseren Tarif fragen. „Versicherer haben jedoch wenig Anreize, Kosten ohne eine Reduzierung der Leistung zu senken“, warnt Tenhagen. „Oft hören Kunden dann, dass günstigere Beiträge nur durch eine Erhöhung des Selbstbehalts möglich sind.“ Das ist nach Ansicht des Finanztip-Experten ein schlechter Deal: „Ein Tarifwechsel sollte nicht auf Kosten der Leistung gehen. Wer bei seinem Versicherer nicht weiter kommt, kann professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.“ Finanztip empfiehlt hierzu unabhängige Ver­si­che­rungsberater, die entweder erfolgsabhängig arbeiten oder gegen eine Aufwandsentschädigung. „Die kennen den Markt und die Rechtslage und können strittige Punkte besser mit dem Versicherer verhandeln“, sagt Tenhagen.

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