Aktienrückkauf Warum Anleger von Aktienrückkäufen profitieren
Finanztip-Expertin für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
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Gehörst Du zu den Anlegenden, die auf einen Gewinn durch Aktienrückkäufe spekulieren? Auf den ersten Blick keine schlechte Idee, schließlich werden die Rückkäufe beliebter. Apple, Alphabet, Meta und Microsoft haben in der Vergangenheit bereits Aktien im Wert von vielen Milliarden zurückgekauft. Diesen Trend machen auch deutsche Unternehmen mit – allerdings in anderer Größenordnung: Insgesamt 16 Milliarden Euro wollen DAX-Unternehmen 2024 in die Hand nehmen, um eigene Aktien zurückzukaufen.
Warum dieses Thema aber nur für fortgeschrittene Kleinanleger und Kleinanlegerinnen wirklich interessant ist und vor welchen Fallstricken Du Dich in Acht nehmen solltest, erfährst Du in diesem Ratgeber.
Durch einen Aktienrückkauf werden die Anteile der Aktionäre und Aktionärinnen erst einmal wertvoller. Denn durch den Rückkauf verschwindet eine große Anzahl an Aktien vom Markt, das Angebot wird knapper. Außerdem verteilen sich Gewinne und Dividenden auf weniger Aktien. Der Kurs der Aktie steigt deswegen meist.
Kündigt ein Unternehmen einen Aktienrückkauf an, so ist das also fast immer eine – zumindest kurzfristig – positive Nachricht für die Aktionäre und Aktionärinnen. Das liegt nicht nur am wahrscheinlich steigenden Aktienkurs. Ein Unternehmen zeigt mit einem Rückkauf auch, dass es die eigenen Aktien für eine gute Anlage hält. Andere Marktteilnehmende müssen davon ausgehen, dass der Vorstand mehr über die Perspektiven des Unternehmens weiß als sie selbst – und dass es gute Gründe für den Optimismus gibt.
Allerdings gibt es auch Unternehmen, bei denen sich ein Aktienrückkauf mittel- oder langfristig als keine gute Idee herausgestellt hat. Gründe dafür können sein, dass das Unternehmen die Aktien zu einem überhöhten Preis oder zu einem ungünstigen Zeitpunkt zurückgekauft hat. So war es auch bei einem Rückkauf der Deutschen Bank kurz vor der Finanzkrise 2008. Mehr zu diesem Beispiel liest Du im Kapitel „Welche Kritikpunkte gibt es an den Aktienrückkäufen?“.
Aktionärinnen und Aktionäre profitieren finanziell nicht nur von einem Aktienrückkauf über die Börse. Damit sie auf ein öffentliches Rückkaufangebot des Unternehmens eingehen, liegt ein solches Angebot meist über dem Börsenkurs der Aktie. Egal, welchen Weg ein Unternehmen wählt – der Kurs der Aktie dürfte nach Ankündigung des Aktienrückkaufs zumindest kurzfristig steigen.
Die Anlegenden müssen ihre Aktien aber nicht zurückkaufen lassen. Wer sie behält, profitiert genauso von einem höheren Aktienkurs. Weil weniger Aktien im Umlauf sind, gibt es in der Regel auch eine höhere Dividende. Warum das so ist, erfährst Du im Kapitel „Warum kaufen Unternehmen eigene Aktien zurück?“.
Aktienrückkäufe sind bei manchen Expertinnen und Experten umstritten, insbesondere im Hinblick auf die langfristige Perspektive eines Unternehmens. Folgende Argumente werden oft angeführt:
Kein wirtschaftlicher Mehrwert: Kurzfristige Kurssteigerungen dienen nur dazu, Aktionärinnen und Aktionäre bei Laune zu halten. Denn mit Aktienrückkäufen entscheidet sich die Konzernleitung dagegen, das Geld in Investitionen, neue Projekte, Maschinen oder die Forschung zu stecken.
Fehlende Mittel: Geld, welches in Rückkaufprogramme fließt, kann nicht anderweitig ausgegeben werden. Investiert ein Unternehmen aber nicht langfristig, kann sich dies negativ auf das Wachstum auswirken. Zum Beispiel, weil die Konkurrenz sich weiterentwickelt. Zudem könnte das Geld in Krisenzeiten als finanzielles Polster des Unternehmens fehlen.
Bonus für den Vorstand: Manchmal ist die Vergütung von Vorständen im Unternehmen variabel und hängt zum Beispiel vom Erfolg des Unternehmens an der Börse ab. Durch steigende Kurse nach einem Aktienrückkauf können manche Vorstände also mehr Geld kassieren.
Investitionsblase: Aktienrückkäufe lassen sich auch über Fremdkapital finanzieren. Das heißt, das Unternehmen nimmt Kredite auf, um Aktionären und Aktionärinnen ihre Aktien abzukaufen. Dies geht nur so lange gut, wie das Unternehmen weiterhin Gewinn erwirtschaftet. Tut es das nicht, kann es mittelfristig Kreditzinsen nicht mehr bedienen und gerät finanziell in Schieflage.
Manche Probleme waren auch nach Aktienrückkäufen der Deutschen Bank zu beobachten: Zwischen 2005 und 2007 gab sie Milliardenbeträge dafür aus, Aktien zurückzukaufen. Das sollte den Aktienkurs stützen und das Vertrauen der Aktionärinnen und Aktionäre in das Unternehmen stärken. Ein ungünstiger Zeitpunkt, denn in der Finanzkrise 2008 hatte die Deutsche Bank nur wenige Rücklagen. Sie kämpfte mit Restrukturierungen und gab mehrfach neue Aktien aus, um an frisches Kapital zu kommen.
Bevor das Unternehmen eigene Aktien kaufen kann, müssen die Aktionäre und Aktionärinnen zustimmen. Das passiert in der Hauptversammlung (HV) des Unternehmens. Die Versammlung gibt dann das „Go“ für den Vorstand.
Diese Ermächtigung ist aber kein Freifahrtschein: Höchstens zehn Prozent seiner Aktien kann ein Unternehmen mit einem solchen Beschluss erwerben. Dieser gilt bis zu fünf Jahre und erlaubt es dem Unternehmen, das Rückkaufprogramm innerhalb dieser Zeit abzuwickeln. Die Zustimmung der Hauptversammlung kann aber auch an einen bestimmten Zweck oder Betrag gekoppelt sein.
Viele in Deutschland börsennotierte Unternehmen lassen sich eine solche Ermächtigung von der Hauptversammlung „auf Vorrat“ geben. Der Vorstand muss aber nicht darauf zurückkommen. Plant ein Konzern jedoch tatsächlich einen Rückkauf, muss er den Beginn der Planung öffentlich bekannt geben. Welche weiteren Voraussetzungen es für Unternehmen gibt, die ihre eigenen Aktien zurückkaufen wollen, steht im Aktiengesetz (§71 AktG).
Es gibt zwei Möglichkeiten, als Unternehmen eigene Aktien zurückzukaufen: an der Börse oder direkt von den Aktionärinnen und Aktionären. Beim Rückkauf über die Börse kauft das Unternehmen über einen bestimmten Zeitraum Stück für Stück Aktien zu schwankenden – meist steigenden – Kursen über einen Marktplatz. Das Unternehmen kann seinen Aktionären und Aktionärinnen aber auch ein Rückkaufangebot unterbreiten. Sobald das Unternehmen sein Angebot verkündet hat, steht der Preis fest, den es für die Aktien zahlt.
Wichtig zu bedenken: Verkaufst Du Deine Aktien im Rahmen eines Rückkaufs, verlierst Du damit natürlich auch Deine Rechte – also etwa Stimmrechte sowie die Aussicht auf eine Dividendenauszahlung.
Nach Paragraf 71b Aktienrecht gilt allerdings: Der Gesellschaft stehen keine Rechte aus eigenen Aktien zu. Zukünftige Gewinne und Dividenden verteilen sich also auf weniger Anteilsscheine, und auch das für die Bewertung der Aktie wichtige Kurs-Gewinn-Verhältnis sinkt. Deshalb wird häufig kritisiert, ein Aktienrückkauf diene der „Kurspflege“.
Die Gründe für den Rückkauf eigener Anteile sind vielschichtig. In der Regel kaufen Konzerne Aktien zurück, wenn sie keine bessere Verwendung für ihre Finanzmittel haben, sie also etwa kein Geld für Investitionen benötigen und auch keine attraktiven Anlagemöglichkeiten sehen. Durch die Aktienrückkäufe sinkt in jedem Fall die Zahl der frei erhältlichen Aktien, der sogenannte Streubesitz.
Neben der Kurssteigerung gibt es noch weitere Gründe, warum Unternehmen Aktien zurückkaufen:
Absicherung gegen Übernahmen: Aktiengesellschaften können sich so beispielsweise vor einer Übernahme der Konkurrenz schützen. Denn für andere Unternehmen wird es schwerer, sich in den Konzern einzukaufen – da es weniger Aktien auf dem freien Markt gibt und die vorhandenen Wertpapiere einen höheren Preis haben.
Zahlungsmittel für Übernahmen: Will eine Aktiengesellschaft hingegen einen anderen Konzern übernehmen, kann sie die eigenen Aktien als Zahlungsmittel verwenden. Die eigenen Aktien dienen dann als Tausch- oder Transaktionswährung, um den anderen Konzern aufzukaufen.
Aktien für die Belegschaft: Unternehmen können die aufgekauften Aktien auch an ihre Mitarbeitenden ausgeben. Die Belegschaftsaktien sind dann eine Art Bonus, um die Motivation zu steigern.
Höhere Dividende je Aktie: Zieht die Aktiengesellschaft die aufgekauften Aktien ein und verringert so deren Anzahl dauerhaft, kann sie die Gewinne, die sie ausschüttet, auf weniger Aktien verteilen. So erhöht sich für die Aktionäre und Aktionärinnen die Höhe der Dividende.
Strukturveränderung: Behält der Konzern einen Teil der eigenen Aktien ein, verkleinert sich dadurch in der Regel auch der Kreis der Aktionärinnen und Aktionäre. Das Unternehmen kann so die Gesellschafterstruktur verändern – auch die Zahl derer sinkt, die auf der Hauptversammlung mitbestimmen können.
mögliche positive Aspekte eines Aktienrückkaufs | mögliche negative Aspekte eines Aktienrückkaufs |
---|---|
Kurssteigerungen | kein wirtschaftlicher Mehrwert |
höhere Dividenden | Geld für Rückkauf kann nicht anders investiert werden |
Absicherung gegen Übernahmen | Bonus für den Vorstand |
Vorbereitung von Unternehmenskäufen | Investitionsblase möglich |
Ausgabe als Belegschaftsaktien | |
Veränderung der Gesellschafterstruktur |
Quelle: Finanztip-Recherche
Manche Anlegerinnen und Anleger suchen gezielt nach Aktiengesellschaften, die regelmäßig eigene Wertpapiere erwerben. Auch gibt es spezielle Fonds, die Aktien solcher Unternehmen bündeln, bei denen ein Rückkauf in Aussicht steht. Da solche strategischen Fonds aber ein hohes Risiko haben, sind sie nur etwas für Profis, die bereits ein breit aufgestelltes Portfolio besitzen und dieses optimieren wollen.
Wenn Du Dich dagegen zum ersten Mal dem Aktienmarkt näherst und das Ziel hast, langfristig und beständig Vermögen aufzubauen, solltest Du lieber sogenannte Aktien-Indexfonds (ETFs) kaufen, die einen weltweiten Aktienindex abbilden. Finanztip empfiehlt beispielsweise ETFs, die den Weltaktienindex MSCI World abbilden.
Unsere ETF-Empfehlungen für MSCI-World-ETFs: iShares (ISIN: IE00B4L5Y983), Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) und Invesco (IE00B60SX394); für MSCI-All-Countries-World-ETFs: SPDR (IE00B44Z5B48) und iShares (IE00B6R52259)
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