Aktienrückkauf Warum Anleger von Aktienrückkäufen profitieren
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Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
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Ob Munich RE, die Allianz, Siemens, Adidas oder Linde: All diese Dax-Konzerne haben schon einmal von Aktionären Anteilsscheine zurückgekauft. Mehr als acht Milliarden Euro haben Unternehmen aus dem deutschen Leitindex Dax allein 2018 dafür ausgegeben, 2019 und 2020 war es ähnlich. Hinter der Maßnahme können mehrere Gründe stecken. Oft profitieren Aktionäre, an manchen Rückkäufen gibt es aber auch Kritik.
Kündigt ein Unternehmen einen Aktienrückkauf an, so ist das fast immer eine positive Nachricht für die Aktionäre: Das Unternehmen signalisiert, dass es die eigenen Aktien für eine gute Anlage hält. Andere Marktteilnehmer müssen davon ausgehen, dass der Vorstand mehr über die Perspektiven des Unternehmens weiß als sie selbst, und dass es gute Gründe für den Optimismus gibt. Sie greifen also ebenfalls zu: Der Aktienkurs steigt.
Auch wenn das Unternehmen seinen Aktionären ein öffentliches Rückkaufangebot macht, profitieren die Aktionäre: Ein solches Angebot ist nur dann attraktiv, wenn die Anteilseigner mehr Geld erhalten als bei einem Verkauf über die Börse. Das Unternehmen muss also zunächst einen Preis bieten, der über dem aktuellen Börsenkurs liegt. Auch über diesen Weg steigt also mit der Ankündigung des Aktienrückkaufs der Wert der Aktien.
Aktionäre, die ihre Aktien behalten, profitieren ebenfalls von einem höheren Aktienkurs. Weil weniger Aktien im Umlauf sind, gibt es in der Regel auch eine höhere Dividende. Warum das so ist, erfährst Du weiter unten ausführlich.
Bevor das Unternehmen eigene Aktien kaufen kann, muss die Hauptversammlung (HV) des Unternehmens dies dem Vorstand erlauben: Die HV trifft einen Beschluss, in dem sie den Vorstand dazu „ermächtigt“. Die Ermächtigung ist allerdings begrenzt: Höchstens 10 Prozent seines Grundkapitals kann das Unternehmen mit einem solchen Beschluss erwerben. Dieser gilt bis zu fünf Jahre und erlaubt es dem Unternehmen, das Rückkaufprogramm innerhalb dieser Zeit abzuwickeln. Die Zustimmung kann an einen bestimmten Zweck sowie Betrag gekoppelt sein.
Viele in Deutschland börsennotierte Unternehmen lassen sich eine solche Ermächtigung „auf Vorrat“ auf der jährlichen Hauptversammlung geben. Die Ermächtigung zwingt das Unternehmen weder dazu, konkrete Pläne für ein Rückkaufprogramm zu entwickeln, noch ein solches tatsächlich auch umzusetzen. Plant ein Konzern ein Rückkaufprogramm, muss er aber öffentlich bekannt geben, wenn er damit beginnt.
Unter welchen weiteren Voraussetzungen Unternehmen eigene Aktien noch zurückkaufen dürfen, steht im Aktiengesetz.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ein Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen kann – entweder an der Börse oder direkt von den Aktionären. Gibt es zu wenig Kaufoptionen oder scheut der Konzern den Preiseffekt an der Börse (schließlich muss das Unternehmen Aktienpakete nach und nach immer teurer einkaufen), kann er seinen Aktionären ein Rückkaufangebot unterbreiten. Sobald das Unternehmen sein Angebot verkündet hat, steht der Preis fest, den es für die Aktien zahlt.
Wichtig zu bedenken: Verkaufst Du als Aktionär im Rahmen eines Rückkaufs Deine Aktien, verlierst Du damit natürlich auch Dein Recht als Anteilseigner, also etwa Stimmrechte sowie die Aussicht auf eine Dividendenauszahlung.
Nach Paragraf 71b Aktienrecht gilt allerdings: Der Gesellschaft stehen keine Rechte aus eigenen Aktien zu. Zukünftige Gewinne und Dividenden verteilen sich also auf weniger Anteilsscheine, und auch das für die Bewertung der Aktie wichtige Kurs-Gewinn-Verhältnis sinkt. Deshalb ist gelegentlich davon die Rede, ein Aktienrückkauf diene der „Kurspflege“.
Die Gründe für den Rückkauf eigener Anteile sind vielschichtig. In der Regel kaufen Konzerne Aktien zurück, wenn sie keine bessere Verwendung für ihre Finanzmittel haben, sie also etwa kein Geld für Investitionen benötigen und auch keine attraktiven Anlagemöglichkeiten sehen. Durch die Aktienrückkäufe sinkt in jedem Fall die Zahl der frei erhältlichen Aktien, der sogenannte Streubesitz.
Neben der Kurssteigerung gibt es noch weitere Gründe, warum Unternehmen Aktien zurückkaufen:
Absicherung - Aktiengesellschaften können sich so beispielsweise vor einer Übernahme der Konkurrenz schützen. Denn für andere Unternehmen wird es schwerer, sich in den Konzern einzukaufen – da es weniger Aktien auf dem freien Markt gibt und die vorhandenen Wertpapiere einen höheren Preis haben.
Zahlungsmittel - Will eine Aktiengesellschaft hingegen einen anderen Konzern übernehmen, kann sie die eigenen Aktien als Zahlungsmittel verwenden. Die eigenen Aktien dienen dann als Tausch- oder Transaktionswährung, um den anderen Konzern aufzukaufen.
Motivationssteigerung - Unternehmen können die aufgekauften Aktien auch an ihre Mitarbeiter ausgeben. Die Belegschaftsaktien sind dann eine Art Bonus, um die Motivation zu steigern.
Reduktion - Zieht die Aktiengesellschaft die aufgekauften Aktien ein und verringert so deren Anzahl dauerhaft, kann sie die Gewinne, die sie an die Aktionäre ausschüttet will, auf weniger Aktien verteilen. So kann sich für die Aktionäre die Höhe der Dividende durch die Rückkäufe erhöhen.
Konzentration - Zieht der Konzern einen Teil der eigenen Aktien ein, verkleinert sich dadurch in der Regel auch der Kreis der Aktionäre. Das Unternehmen kann so die Gesellschafterstruktur verändern – auch die Zahl derer sinkt, die auf der Hauptversammlung mitbestimmen können.
Aktienrückkäufe sind bei manchen Experten umstritten, insbesondere im Hinblick auf die langfristige Perspektive eines Unternehmens. Folgende Argumente werden oft angeführt:
Kein wirtschaftlicher Mehrwert - Kurzfristige Kurssteigerungen dienen nur dazu, Aktionäre bei Laune zu halten. Eigentlich sprechen Aktienrückkäufe aber für eine gewisse Ideenlosigkeit der Konzernleitung. Der Aktiengesellschaft fehlt später Geld, das sie in neue Projekte, Maschinen oder etwa in die Forschung stecken könnte.
Wachstumsschädlich - Bleiben Investitionen langfristig aus, kann sich dies negativ auf das Wachstum des Unternehmens auswirken. Zum Beispiel, weil die Konkurrenz sich weiterentwickelt und die Aktiengesellschaft irgendwann abhängt. Zudem können Gelder, die in Rückkaufprogramme fließen, dem Unternehmen in Krisenzeiten als finanzielles Polster fehlen.
Bonus für den Vorstand - Manchmal ist die Vergütung von Vorständen im Unternehmen variabel und hängt zum Beispiel vom Erfolg des Unternehmens an der Börse ab. Durch steigende Kurse nach einem Aktienrückkauf können manche Vorstände also mehr Geld kassieren.
Investitionsblase - Aktienrückkäufe lassen sich auch über Fremdkapital finanzieren. Das heißt, das Unternehmen nimmt Kredite auf, um Aktionären ihre Aktien abzukaufen. Dies geht nur so lange gut, wie das Unternehmen weiterhin Gewinn erwirtschaftet. Tut es das nicht, kann es mittelfristig Kreditzinsen nicht mehr bedienen und gerät finanziell in Schieflage.
Manche Anleger suchen gezielt nach Aktiengesellschaften, die regelmäßig eigene Wertpapiere erwerben. Auch gibt es spezielle Fonds, die Aktien solcher Unternehmen bündeln, bei denen ein Rückkauf in Aussicht steht. Solche strategischen Fonds sind aber nur etwas für Profi-Anleger, die bereits ein gut aufgestelltes Portfolio besitzen und dieses optimieren wollen. Mehr zum Thema liest Du auch in unserem Ratgeber Smart-Beta-ETFs.
Wenn Du Dich dagegen zum ersten Mal dem Aktienmarkt näherst und das Ziel hast, langfristig und beständig Vermögen aufzubauen, solltest Du lieber sogenannte Aktien-Indexfonds (ETFs) kaufen, die einen weltweiten Aktienindex abbilden. Finanztip empfiehlt beispielsweise ETFs, die den Weltaktienindex MSCI World abbilden. Verlustrisiken sind auf gut 1.600 Unternehmen verteilt.
Unsere ETF-Empfehlungen für MSCI-World-ETFs: iShares (ISIN: IE00B4L5Y983), Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) und Invesco (IE00B60SX394); für MSCI-All-Countries-World-ETFs: SPDR (IE00B44Z5B48) und iShares (IE00B6R52259)
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