Cannabis-Aktien und -ETFs Cannabis-Boom: Berauschende Rendite nicht garantiert!
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Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Cannabis boomt. Laut dem Deutschen Ärzteblatt haben 2021 fast 4,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 mindestens einmal Cannabis in Deutschland konsumiert – das sind 1,3 Millionen Menschen mehr als 2015. Doch es kiffen nicht nur immer mehr Menschen, auch die Nutzung von Cannabis für medizinische Zwecke hat zugenommen. Rund 185 Millionen Euro setzten Unternehmen 2021 mit medizinischem Cannabis in Deutschland um – etwa 12 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mit Cannabis-ETFs hast Du die Möglichkeit, Anteile dieser Unternehmen zu kaufen. Wie das geht und worauf Du achten musst, erfährst Du in diesem Ratgeber. Auch wenn die Idee, in Cannabis-Aktien zu investieren, verlockend ist: Es ist nicht gesagt, dass Du damit Gewinn machen wirst. In diesem Bereich gibt es nur wenige Unternehmen, dafür aber einige politische Risiken.
In vielen Staaten wird regelmäßig über die Legalisierung von Cannabis diskutiert und von verschiedenen Politikern, Medizinern und Aktivisten gefordert. In Ländern wie Kanada und einigen US-Bundesstaaten ist Cannabis bereits für den Verkauf freigegeben, entweder für medizinische Zwecke oder den Konsum als Genussmittel. Auch in Deutschland ist Cannabis zu medizinischen Zwecken seit 2017 zulässig – Besitz, Anbau, Herstellung und Handel sind dagegen weiterhin illegal.
Einerseits sehen die Gegner in Cannabis, wegen des berauschenden Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC), eine gefährliche Einstiegsdroge, die zur Abhängigkeit und zum Konsum anderer Drogen führen kann. Andererseits sind die Befürworter davon überzeugt, dass Cannabidiol (CBD), ein Bestandteil der Cannabispflanze, bei chronischen Schmerzen, Krampfanfällen und anderen Beschwerden hilft.
Aufgrund der vielen Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von Cannabis ist der Besitz zu nicht-medizinischen Zwecken immer noch verboten – das soll sich nach dem Willen der Ampel-Regierung aber ändern. Demnach soll der Besitz von Cannabis bis zum Ende der Legislaturperiode 2025 nicht mehr strafbar sein: „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein.“ So steht es im aktuellen Koalitionsvertrag.
Solche Pläne gibt es auch in anderen Ländern, weshalb weltweit erwartet wird, dass immer mehr Staaten Cannabis legalisieren. Das ruft Unternehmen auf den Plan, die mit der Produktion von Cannabis viel Geld verdienen wollen. Folglich gerät Cannabis auch zunehmend in den Fokus von Anlegern, weil sie an den Gewinnen der Unternehmen teilhaben möchten. Mit zwei Cannabis-ETFs, die in Deutschland zugelassen sind, kannst auch Du am Cannabis-Boom teilnehmen.
Zwei Warnungen vorab: Wie Du in den folgenden Abschnitten siehst, stecken in beiden Fonds Aktien von eher wenigen Unternehmen, was grundsätzlich risikoreicher ist als ein breiter aufgestellter Fonds. Weil Cannabis außerdem ein so stark reguliertes Produkt ist, gibt es für eine Investition in diesem Bereich starke rechtliche Risiken. So heißt es auch im Infoblatt zu einem der Cannabis-ETFs (dem Rize-ETF): „Durch Änderungen der aktuell geltenden Gesetze und Vorschriften, nach denen Unternehmen derzeit Geschäftstätigkeiten mit Cannabis-Bezug (…) ausüben dürfen, würde sich der Wert der betreffenden Unternehmen und des Fonds verringern. Einige Unternehmen könnten auch gegen geltende Gesetze und Vorschriften verstoßen.“ Dies wiederum kann den Wert des Fonds senken.
Der ETF-Markt für Cannabis ist recht überschaubar. Lediglich zwei ETFs kannst Du bei Xetra handeln: Der „Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF“ (ISIN: IE00BJXRZ273) vom ETF-Anbieter Rize-ETF und der „Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF“ (IE00BG5J1M21) von HANetf. Die Portfolios ähneln sich, es gibt also Überschneidungen, der HANetf ist allerdings etwas breiter aufgestellt als der Rize-ETF.
Beide sind physisch replizierende ETFs. Das bedeutet: Die beiden Fonds bilden jeweils einen zugehörigen Index durch Käufe und Verkäufe nach. Beim Rize-ETF ist es der „Foxberry Medical Cannabis & Life Sciences Index“ des englischen Indexanbieters Foxberry, beim HANetf der „Medical Cannabis and Wellness Equity Index“, der vom Frankfurter Indexhaus Solactive errechnet wird. Es werden also die Wertpapiere eingekauft, die es auch im Index gibt. (Wenn Du Dich fragst, wie es denn sonst sein sollte: Es gibt auch ETFs, die einen Index über Tauschverträge nachbilden, sogenannte synthetisch replizierende ETFs – häufig sind das solche, die viele Hundert Unternehmen umfassen.) Er wird damit 1 zu 1 nachgebildet mit genau derselben Gewichtung.
Wenn die enthaltenen Aktien Gewinne in Form von Dividenden ausschütten, legen beide Cannabis-ETFs diese Gewinne wieder für Dich an (thesaurieren).
Beide ETFs wurden erst Anfang 2020 aufgelegt, sind also noch sehr junge Fonds. Damit ist noch nicht sichergestellt, dass der Anbieter Erfahrung hat, und eine Wertentwicklung ist noch schwierig zu beurteilen. In unserem ETF-Finder haben wir nur Fonds aufgenommen, die mindestens fünf Jahre alt sind. Du als Anleger solltest Dir der damit verbundenen Risiken bewusst sein, bevor Du Dein Geld in junge ETFs investierst. Im Folgenden werden beide näher betrachtet.
Verwirrt von der riesigen ETF-Auswahl? Unser ETF-Finder hilft Dir dabei, einen geeigneten, günstigen und von uns empfohlenen Fonds für Dein Depot zu finden.
Der Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF (ISIN: IE00BJXRZ273) investiert derzeit in 18 Unternehmen, die in der medizinischen Cannabis-Forschung tätig sind – insbesondere in den Bereichen Biotechnologie/Pharma, Hanf und Cannabidiol (CBD). Mit rund 34 Prozent hat der Bereich Biotechnologie/Pharma auch den größten Anteil an diesem Fonds (Stand: 31. August 2022). Dabei fokussiert sich der Fonds vor allem auf Firmen mit Sitz in den USA (rund 60 Prozent) und Irland (rund 32 Prozent). Aufgrund der geringen Zahl von vertretenen Unternehmen und Ländern ist der Rize-ETF nicht sehr breit aufgestellt – starke Kursschwankungen und Verluste sind daher möglich. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung des Fonds wider: Hättest Du am Anfang des Jahres 2022 in den Fonds investiert und im September 2022 verkauft, dann hättest Du fast 40 Prozent Verlust gemacht.
Die geschätzte Kostenquote (TER) des Rize-ETFs beträgt jährlich 0,65 Prozent – so viel von Deiner Anlagesumme wird Dir also abgezogen. Verglichen mit anderen ETFs ist der Rize-ETF damit relativ teuer. Das Fondsvolumen ist dagegen eher klein – gerade mal rund 22 Millionen Euro hat der Fonds seit Februar 2020 gesammelt. Wichtig: Das Fondsvolumen sollte wenigstens 100 Millionen Euro betragen. Zu kleine Fonds sind langfristig möglicherweise nicht rentabel. Sie laufen Gefahr, zusammengelegt oder geschlossen zu werden.
Der Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF von HANetf (ISIN: IE00BG5J1M21) ist etwas älter als der Rize-ETF und investiert aktuell in 27 Unternehmen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Firmen, die in den Bereichen medizinisches Cannabis, Hanf und CBD tätig sind. Diese kommen vor allem aus zwei Ländern: Etwa 76 Prozent des ETF-Vermögens ist in Aktien aus den Vereinigten Staaten investiert, gefolgt von rund 20 Prozent in Unternehmen aus Irland (Stand: 31. August 2022).
Wichtig: Da die meisten Unternehmen aus den USA kommen (wie beim anderen ETF auch) und der ETF sich nur auf eine Branche fixiert, bist Du einem relativen Klumpenrisiko ausgesetzt. Durch die fehlende Risikostreuung ist die Gefahr also relativ hoch, dass Du Verluste machst. Das zeigt sich auch in der Entwicklung des Fonds – Du hättest zwischen Januar 2022 und September 2022 mehr als 44 Prozent Minus gemacht. Wenn Du also in diesen Fonds investieren möchtest, dann am besten nur als Beimischung. Der größte Anteil Deiner Investitionen sollte in einen breitgestreuten ETF gehen, wie beispielsweise den MSCI World.
Die jährliche Kostenquote liegt beim HANetf bei 0,80 Prozent und ist wie beim Rize-ETF relativ hoch. Auch das Fondsvolumen fällt mit gerade einmal 16 Millionen Euro sehr klein aus – es besteht also die Gefahr, dass dieser irgendwann zusammengelegt oder geschlossen wird. In der folgenden Tabelle zeigen wir Dir, wie die beiden Cannabis-ETFs im Vergleich zu einem von uns empfohlenen ETF auf den MSCI World abschneiden.
Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF | Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF | iShares Core MSCI World UCITS ETF | |
---|---|---|---|
Auflegungsdatum | 12.02.2020 | 09.01.2020 | 25.09.2009 |
Fondsvolumen in Euro | 22 Millionen | 16 Millionen | 41 Milliarden |
Einzelpositionen | 18 | 27 | 1519 |
Jährliche Kostenquote (TER) | 0,65 % | 0,80 % | 0,20 % |
Rendite* | - 40 % | - 44 % | - 23 % |
*durchschnittliche Jahresrendite für den Zeitraum Januar 2022 bis September 2022.
Quellen: iShares, Hanetf, Rizeetf (Stand: September 2022)
Wie bereits erwähnt, investierst Du mit dem Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF in knapp 20 Unternehmen und mit dem Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF in knapp 30 Unternehmen. Beide Indizes und damit beide ETFs achten darauf, dass jedes vertretene Unternehmen eine Mindestgröße und einen Mindest-Börsenumsatz aufweist. Um in einen der ETFs aufgenommen zu werden, müssen Unternehmen mindestens einen Börsenwert von 30 Millionen US-Dollar aufweisen. Im Vergleich: Das kleinste Unternehmen im MSCI World ist knapp 500 Millionen US-Dollar schwer. Drei Firmen, die in beiden Fonds vertreten sind, werden im Folgenden vorgestellt.
Jazz Pharmaceuticals (ISIN: IE00B4Q5ZN47) ist ein biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitz in Irland und wurde 2003 gegründet. Nach Angaben des Unternehmens, ist Jazz Pharmaceuticals Branchenführer in der Behandlung von Schlafstörungen und Epilepsie. Zu den bekanntesten Produkten von Jazz gehört Xyrem, das zur Behandlung von Narkolepsie verwendet wird. Durch die Übernahme von GW Pharmaceuticals im Jahr 2021 produziert das Unternehmen auch Medikamente auf Cannabisbasis.
Die Aktie von Jazz Pharmaceuticals ist im Rize-ETF mit rund 13 Prozent und im HANetf mit rund 20 Prozent enthalten (Stand: August 2022). Bedenke: Die Gewichtung eines Unternehmens innerhalb des Fonds kann sich jederzeit ändern – bei kleineren Fonds spürbarer als bei größeren Fonds wie ETFs auf den MSCI World.
Scotts Miracle-Gro (ISIN: US8101861065) ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das führend in der Herstellung von Garten- und Rasenpflegeprodukten ist. Insbesondere Dünge- und Pflanzenschutzmittel gehören zum Angebot des Unternehmens. Seit der Übernahme des landwirtschaftlichen Unternehmens „General Hydroponics“ ist Scotts Miracle-Gro auch im Cannabis-Geschäft vertreten.
Mit einer Gewichtung von rund 13 Prozent ist Scotts Miracle-Gro das zweitgrößte Unternehmen im Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF. Beim Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF ist das Unternehmen auch mit rund 13 Prozent gewichtet, aber nur die fünftgrößte Aktie im Fonds (Stand: August 2022).
Amyris (ISIN: US03236M2008) ist ein biotechnologisches Unternehmen mit Sitz in Kalifornien, das sich auf die Bereiche Gesundheit und Wellness, Hautpflege sowie Duft und Geschmack spezialisiert hat. Das Unternehmen hat mit Cannabigerol (CBG) ein Cannabinoid entwickelt, dass anscheinend günstiger und wirksamer hergestellt werden kann als Cannabidiol (CBD). Es wird vor allem in Hautpflege- und Kosmetikprodukten verwendet.
Amyris ist derzeit mit rund 14 Prozent Gewichtung das drittgrößte Unternehmen im Rize-ETF. Beim HANetf sieht es anders aus, dort ist die Amyris-Aktie mit rund 10 Prozent etwas schlechter gewichtet und damit an vierter Stelle (Stand: August 2022).
Wenn Du die Chancen und Risiken abgewogen hast, kannst Du die beiden Cannabis-ETFs genauso kaufen, wie es auch bei anderen ETFs funktioniert: Zunächst brauchst Du ein Wertpapierdepot, sozusagen das Konto für Deine Wertpapiere. In unserem Ratgeber zu dem Thema findest Du die aus unserer Sicht besten Depots. Dann ist ein ETF mit wenigen Klicks kaufbar. Bei einigen Depots kannst Du einen regelmäßigen Sparplan auf Cannabis-ETFs anlegen, wie bei der DKB und Flatex. Wenn Du Einsteiger bist, lies Dir vorher unsere Ratgeber zu Grundlagen von ETFs und Depot für Einsteiger durch.
Für Cannabis-ETFs gilt das gleiche wie für andere Themen-ETFs. Egal, ob es um Hanf-Aktien, um Wasserstoff-Aktien oder Blockchain-Aktien geht – solche eng zugeschnittenen Fonds sollten allenfalls eine kleinere Beimischung zu Deiner Geldanlage sein. Besser ist es in der Regel, Dein Schwergewicht auf alle Wirtschaftszweige zu legen – wie es zum Beispiel beim MSCI World der Fall ist. Damit bekommst Du einen soliden Durchschnitt der Weltwirtschaft und musst Dich nicht ständig darum kümmern, welche Einzelbranche gerade gut läuft oder Probleme hat.
Der ETF-Markt für Cannabis ist recht überschaubar. Ein ETF, den Du in Deutschland handeln kannst, ist der „Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF“ vom ETF-Anbieter Rize-ETF.
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Der Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF und der Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF investieren jeweils in weniger als 50 Unternehmen, die in der medizinischen Cannabis-Forschung tätig sind. Beide sind damit sehr klein. Zum Vergleich: Der MSCI World investiert weltweit in über 1.400 Unternehmen.
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Wenn Du die Chancen und Risiken abgewogen hast, kannst Du die beiden Cannabis-ETFs genauso kaufen, wie es auch bei anderen ETFs funktioniert.
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