Du hast eine Photovoltaikanlage, konkrete PV-Pläne oder bist grundsätzlich interessiert? Dann hast Du vielleicht schon vom neuen "Solarspitzengesetz" gehört, das der Bundestag beschlossen hat. Es soll die Stromnetze stabilisieren, also Überlastung und negative Strompreise vermeiden.
Wir haben für Dich analysiert, was sich dadurch für wen ändert und worauf Du achten solltest, damit sich Solar für Dich auch mit den neuen Regeln lohnt.
Unser wichtigstes Fazit vorab: Nahezu alle Änderungen heben sich früher oder später gegenseitig auf. Es ändert sich also viel, hat unterm Strich aber kaum finanzielle Folgen.
Wer ist überhaupt betroffen?
Auch beruhigend: Für bestehende Anlagen ändert sich fast nichts. In vielen Fällen bekommen auch sie in den nächsten Jahren einen intelligenten Stromzähler (Smart Meter), das galt bisher schon. Die Jahresgebühr für den Zähler erhöht sich aber, z. B. für Anlagen bis 15 Kilowatt-Peak (kWp) Solarleistung von bislang 20 auf 50€. Mehr ändert sich für Bestandsanlagen nicht.
Balkonkraftwerke unter 2 kWp sind auch nicht betroffen, egal ob Bestand oder neu.
Was ändert sich für neue Anlagen?
Voraussichtlich tritt das Gesetz Ende Februar bzw. Anfang März in Kraft. Alle neuen PV-Anlagen, die ab diesem Zeitpunkt ans Netz gehen, sind betroffen. Hast Du gerade mit der Planung angefangen, gelten diese neuen Regeln also höchstwahrscheinlich schon für Dich:
1. Smart Meter mit Steuerbox bei mehr als 7 kWp Pflicht – und teurer
Für alle neuen PV-Anlagen, die mehr als 7,0 kWp leisten, werden Smart Meter inkl. Steuerbox verpflichtend. Entweder Du bekommst die Geräte direkt mit der neuen Anlage oder höchstwahrscheinlich bis Ende 2026. Mit der Steuerbox kann Dein Netzbetreiber die Anlage notfalls selbst abriegeln.
Außerdem werden die jährlichen Gebühren für beide Geräte deutlich teurer. Wie viel Du dafür zahlst, siehst Du hier:

Gehen wir mal von einer für ein Einfamilienhaus klassischen Anlage mit 10 kWp aus, zahlst Du künftig also 100€/Jahr für beide Geräte. Bisher waren es nur 20€ fürs Smart Meter, weil Du noch keine Steuerbox haben musstest. Über 20 Jahre entstehen Dir Mehrkosten von 1.600€.
Wann rechnet sich die PV-Anlage dann noch? Das kommt darauf an:
- Wenn Du Smart Meter und Steuerbox nur wegen der PV-Anlage eingebaut bekommst, solltest Du diese Kosten berücksichtigen. Unsere einfache Faustformel: Zahl am besten max. 1.600€/kWp Leistung. Eine 10 kWp-Anlage (ohne Stromspeicher) sollte also max. 16.000€ kosten.
- Wenn Du in Zukunft eine Wallbox für ein E-Auto oder eine Wärmepumpe anschaffen möchtest, bekommst Du sowieso ein Smart Meter samt Steuerbox. Dann gehen diese Kosten nicht in Deine PV-Rechnung ein und Du solltest nicht mehr als 1.800€/kWp zahlen – wie wir Dir bisher schon geraten haben.
Wie sich die Preise von PV-Anlagen ohne Speicher zuletzt im Mittel – oft geht’s also auch günstiger – entwickelt haben, siehst Du hier auf Basis von Daten von Selfmade-Energy:

2. Weniger Einspeiseleistung
Solange Du noch kein Smart Meter hast, dürfen neue Anlagen künftig nur noch max. 60% ihrer Leistung ins Netz einspeisen. Beispiel: Eine Anlage mit 10 kWp darf höchstens 6 Kilowatt (kW) einspeisen.
Das heißt aber nicht, dass Dir wirklich 40% verloren gehen, sondern viel weniger. Tatsächlich sind es im schlimmsten Fall nur 9% über ein ganzes Jahr gesehen, sagen der Bundesverband der Solarwirtschaft und die HTW Berlin.
Denn über 6 kW kommt so eine Anlage nur selten. Eigentlich nur dann, wenn sie optimal nach Süden ausgerichtet ist und die Sonne voll draufscheint. Bei Ost-West-Anlagen gibt’s mit gut 1% Verlust übers Jahr so gut wie keine Nachteile.
Die Begrenzung der Einspeiseleistung lässt sich auf zwei Varianten umsetzen. Die schlechtere: Dein Wechselrichter riegelt die PV-Anlage strikt bei 60% ab. Damit verlierst Du die 9% Leistung auf jeden Fall.
Die bessere: Du holst Dir ein Energiemanagementsystem. Der Vorteil dabei ist, dass Du Leistungsspitzen oberhalb von 60% selbst verbrauchen kannst – im Haushalt oder um ein E-Auto oder einen Stromspeicher zu laden.
Unser Tipp:
- Ein Stromspeicher zur PV-Anlage wird jetzt auf jeden Fall interessanter, wenn Du für den Speicher nicht zu viel zahlst und Anlage und Speicher zu Deinem Strombedarf passen. Ein Energiemanager ist bei einer neuen Anlage meistens direkt dabei. Diese Kombi sorgt dafür, dass Du jede Menge Solarstrom selbst verbrauchen kannst und Dir die 60%-Abriegelung egal sein kann. Für den Speicher solltest Du nicht mehr als 600€/kWh Kapazität zahlen. Mehr dazu liest Du im Stromspeicher-Ratgeber.
- Extra-Vorteil mit Stromspeicher: Du kannst jedes Jahr einen Rabatt von 110 bis 190€ bekommen, je nach Wohnregion. Die werden als sog. Netzentgeltreduzierung von Deiner Stromrechnung abgezogen. Wenn Dein Speicher mehr als 4,2 kW leistet, gilt er als sog. steuerbare Verbrauchseinrichtung und der Rabatt sollte automatisch berücksichtigt werden. Das kompensiert auch die gestiegenen Smart-Meter-Kosten.
- Dasselbe gilt übrigens, wenn Du eine entsprechende Wallbox installierst und damit tagsüber regelmäßig ein E-Auto mit überschüssigem Solarstrom lädst.
3. Keine Einspeisevergütung bei negativen Börsenpreisen
Die 60%-Regel entfällt, sobald das Smart Meter mit Steuerbox bei Dir eingebaut ist. Dafür tritt ab diesem Zeitpunkt die dritte Änderung in Kraft: Sobald der Preis an der Strombörse negativ ist, bekommst Du keine Vergütung mehr für Strom, den Du ins Netz einspeist. Dieses Szenario kann z. B. an sonnigen Tagen vorkommen, wenn sehr viel PV-Strom ins Stromnetz eingespeist wird. Die Einspeisevergütung fällt dann aus.
Dafür gibt es aber einen Kompensationsmechanismus: Die verlorenen Zeiträume werden Dir hinten an die 20 Jahre, in denen Du Einspeisevergütung kassierst, angehängt. Wir haben uns das Prinzip dahinter angesehen und halten es für fair. Wenn Du es bei negativen Börsenpreisen schaffst, viel Solarstrom selbst zu verbrauchen oder einzuspeichern, kann sich der Mechanismus sogar lohnen.
Fazit
Insgesamt ändert sich also eine ganze Menge. Wenn Du einen hohen Stromverbrauch hast oder zukünftig auf Wärmepumpe oder E-Auto setzen willst, lohnt sich PV aber weiterhin. Diese Punkte und Tipps kannst Du auf jeden Fall mitnehmen:
- Ein möglichst hoher Eigenverbrauch wird noch wichtiger, das bringt Rendite und schützt Dich vor Verlusten, falls Deine Anlage mal abgeriegelt wird.
- Dabei hilft Dir ein Energiemanager in Kombi mit einem Stromspeicher oder E-Auto.
- Mehr denn je gilt: PV-Anlage und Speicher müssen richtig dimensioniert sein, also zu Deinem Strombedarf in der Zukunft passen. Sonst hast Du große Überschüsse, für die Du schlechter vergütet wirst.
- Achte beim Speicher auch auf eine hohe Ladeleistung, damit Du den Netzentgelt-Rabatt bekommst und der Speicher schnell aufladen kann, wenn die Strompreise niedrig sind und Du keine Vergütung bekommst.
- Kaufpreise: Zahl für die PV-Anlage max. 1.600€/kWp, wenn Du das Smart Meter nur für die Anlage bekommst. Sonst sind max. 1.800€/kWp okay. Für den Speicher: max. 600€/kWh.
- Um das bestmögliche Angebot zu bekommen, empfehlen wir Dir das Vergleichsportal www.selfmade-energy.com. Nutze zusätzlich eines der Vermittlungsportale www.photovoltaik-angebotsvergleich.de oder www.solaranlagen-portal.com.
Alle Details liest Du in unseren Photovoltaik-Ratgeber.