Tipps & Tricks

Kostenfalle Gasheizung: 4 Beispielhäuser durchgerechnet

In der Anschaffung ist eine Gasheizung erstmal viel günstiger als eine Wärmepumpe. Doch was gilt langfristig? Mit welcher Entscheidung Du in 20 Jahren fünfstellig sparst.

Sandra Duy, Redakteurin für den Bereich Energetische Sanierung
Sandra Duy
Finanztip-Expertin für Energetische Sanierung
Geldscheine rinnen aus Heizkörper

Gasheizung: Günstigerer Anschaffungspreis trügt
Wärmepumpe: Auf lange Sicht meist wirtschaftlicher
Kostenentwicklung: Durchgerechnet für 4 Beispielhäuser

Neue Gasheizungen haben ein verstecktes Preisschild, das sie langfristig doppelt oder dreimal so teuer machen kann, als es beim Kauf zunächst scheint. Dabei geht’s um die CO2-Kosten. Das ist ein Preisbestandteil für jede Kilowattstunde (kWh) Gas, der jährlich immer teurer wird. Vor dieser Kostenfalle haben wir vor ein paar Wochen im Finanztip Newsletter gewarnt.

Bei Wärmepumpen gilt das Gegenteil: Sie stehen viel teurer im Regal, mit mehreren 10.000 €. Diese Kosten kannst Du mit Fördermitteln aber oft halbieren. CO2-Kosten fallen nicht an. Daher gewinnt die Wärmepumpe das Kostenduell über die Nutzungsdauer in aller Regel klar.

Kostenvergleich Wärmepumpe vs. Gasheizung

An den hohen Aufrufzahlen und vielen Nachfragen aus der Finanztip-Community zu weiteren Beispielrechnungen haben wir gesehen: Das Thema trifft einen Nerv. Darum legen wir heute mit weiteren Szenarien nach – inklusive einem, in dem die Wärmepumpe sich nicht lohnt.  

Unsere Berechnungen gehen diesmal noch zwei Schritte weiter:  

  • Wir berücksichtigen Prognosen, wie sich die Strom- bzw. Wärmepumpenstrom- und Gaspreise künftig entwickeln sollen und rechnen diese Energiekosten ein
  • Und wir rechnen mit ein, dass Du für neue Gasheizungen künftig Tarife mit immer höherem Biogas-Anteil buchen musst. Der Biogas-Anteil verursacht dann keine CO2-Kosten mehr, ist aber teurer als normales Erdgas. Auch dazu gibt es Preisprognosen. Wir legen einen Mischpreis zugrunde, der den gesetzlichen Vorgaben zum Biogas-Anteil entspricht

Wie schon beim CO2-Preis (Standardszenario) nutzen wir dafür die Annahmen aus dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsprojekt Ariadne.

In den heutigen Szenarien geht’s also neben den steigenden CO₂-Kosten beim Gas auch darum, wie die Wärmepumpe über 20 Jahre im Vergleich abschneidet – mit allen Faktoren. Gerechnet haben wir immer in heutiger Kaufkraft.

Szenario 1: Kleines Haus, geringes Einkommen

Du wohnst in einem 120 m² großen Einfamilienhaus, das kaum saniert ist. Deshalb hättest Du selbst mit einer neuen, effizienteren Gasheizung für 10.000 € einen hohen Jahresverbrauch (20.400 kWh). Auch eine Wärmepumpe würde effizient laufen, aber nicht herausragend: Aus einer kWh Strom erzeugt sie drei kWh Wärme. Die sog. Jahresarbeitszahl (JAZ) liegt also bei drei. Mindestens so hoch muss sie auch sein, damit Du eine Förderung bekommen kannst. Je höher, desto besser.  

Weil Dein Haushalt beim zu versteuernden Einkommen unter 40.000 € liegt, bekommst Du eine sehr hohe KfW-Förderung von 70 % bzw. hier die maximal möglichen 21.000 €, weil Du kein Angebot unter 40.000 € findest. Unterm Strich zahlst Du in der Anschaffung also 19.000 € für die Wärmepumpe. 

Weil ihr Stromverbrauch über 6.000 kWh/Jahr liegt, lohnt sich nach einer Finanztip-Berechnung ein günstigerer Extra-Tarif für Wärmepumpenstrom trotz zusätzlicher Grundpreis- und Zählerkosten. Haushaltsstrom wäre dann teurer. Günstige Tarife für die Wärmepumpe findest Du bei Check24 und Verivox.

Gesamtkosten Gasheizung: ca. 72.000 € (davon 11.000 € CO2-Kosten) 
Gesamtkosten Wärmepumpe: ca. 56.700 €

Szenario 2: Großes, gut saniertes Haus mit kleiner Förderung

Dein Haus ist sehr gut saniert, aber 180 m² groß. Deshalb verbraucht eine moderne Gasheizung für diesmal 11.000 € dennoch 21.600 kWh/Jahr. Eine Wärmepumpe für 35.000 € läuft sehr effizient und holt aus einer kWh Strom 3,5 kWh Wärme. Mit einem Stromverbrauch von knapp 6.000 kWh lohnt sich wieder Wärmepumpenstrom.  

Deine alte Gasheizung war noch keine 20 Jahre alt, deshalb entfallen bei der Förderung die 20 % Geschwindigkeitsbonus. Für die Wärmepumpe mit natürlichem Kältemittel bekommst Du aber einen Effizienzbonus von 5 %. Macht inkl. Grundförderung 35 % bzw. 22.750 € Anschaffungskosten nach Förderung.

Gesamtkosten Gasheizung: ca. 76.700 € (davon 11.600 € CO2-Kosten) 
Gesamtkosten Wärmepumpe: ca. 58.500 €

Szenario 3: Top sanierte Doppelhaushälfte mit Solarthermie

Hier lebst Du auf 130 m², aber top saniert. Außerdem liefert eine Solarthermieanlage 1.800 kWh Wärme extra. Eine neue Gasheizung braucht so nur 11.200 kWh/Jahr. Du bekommst sie günstig für 8.000 €. Auch eine Wärmepumpe wäre für 28.000 € zu haben und sie macht aus einer kWh Strom sogar 3,8 kWh Wärme. Außerdem gibt’s 55 % Förderung dank Geschwindigkeits- und Effizienzbonus. So zahlst Du effektiv nur 12.600 €.

Weil die Wärmepumpe so effizient ist, verbraucht die Pumpe unter 3.000 kWh Strom im Jahr. Wärmepumpenstrom lohnt sich wegen der Extrakosten unter dieser Grenze meist nicht, daher läuft sie mit teurerem Haushaltsstrom. 

Gesamtkosten Gasheizung: ca. 42.000 € (davon 6.000 € CO2-Kosten) 
Gesamtkosten Wärmepumpe: ca. 30.000 €

Szenario 4: Gut saniertes Haus mit sehr alter Gasheizung

Hier ist eine neue Gasheizung mit 12.000 € teurer als in den anderen Szenarien, weil der Bestand sehr alt ist und auch die Infrastruktur erneuert werden muss. Das 130-m²-Haus ist aber gut saniert, der Verbrauch würde bei 15.600 kWh liegen. Eine Wärmepumpe kostet nach 50 % Förderung noch 15.000 €, holt aus einer kWh Strom 3,3 kWh Wärme und verbraucht so rund 4.500 kWh Strom im Jahr. Hier lohnt sich also wieder günstigerer Wärmepumpenstrom.

Gesamtkosten Gasheizung: ca. 59.400 € (davon 8.400 € CO2-Kosten) 
Gesamtkosten Wärmepumpe: ca. 41.200 €

15.000 € gespart mit Wärmepumpe

In drei von vier Szenarien hättest Du mit der Wärmepumpe im Vergleich zur Gasheizung nach 20 Jahren also über 15.000 € gespart, in einem noch immer gut fünfstellig. Eine Garantie, dass es immer so deutlich ausfällt, gibt es nicht. Dass es aber sogar andersherum ausgeht, ist eher selten. Dafür müsste schon jede Menge zusammenkommen.

Wenn alles gegen die Wärmepumpe läuft

Zum Beispiel so: Die Wärmepumpe kostet teure 38.000 € und Du bekommst nur 30 % Grundförderung. 26.600 € bleiben also bei Dir hängen. Aus einer kWh Strom holt sie außerdem nur 3 kWh Wärme. Auf der anderen Seite bekommst Du eine Gasheizung für 10.000 € und hast im gut sanierten 130-m²-Haus einen mit 15.000 kWh eher geringen Jahresverbrauch. Das deutet darauf hin, dass die Wärmepumpe nicht gut geplant wurde.  

Dann kostet Dich die Wärmepumpe nach 20 Jahren ca. 56.600 € bzw. knapp 1.000 € mehr als die Gasheizung.

Fazit

In aller Regel kommst Du mit der Wärmepumpe also günstiger weg – vorausgesetzt Du nutzt die Zuschüsse. Schau deshalb unbedingt, dass Du bei der KfW-Förderung 458 alles rausholst, um einen großen Teil der hohen Anschaffungskosten abzufedern. Hol auch unbedingt mehrere Angebote ein und vergleich die Preise. Dabei hilft Dir der kostenfreie Angebotscheck der Verbraucherzentrale.

Außerdem bietet jedes Haus andere Voraussetzungen. Achte deshalb darauf, ob und wie eine Wärmepumpe bei Dir so effizient wie möglich laufen kann. Tipps dazu liest Du z. B. in unserem Ratgeber zur Jahresarbeitszahl. Oder Du startest gleich umfassender mit einer Energieberatung inkl. individuellem Sanierungsfahrplan für Dein ganzes Haus. Dafür empfehlen wir die Anbieter Enwendo, Enter, Fuchs und Eule, Novo und Senercon.

Ist es bei Dir dagegen sinnvoller, zunächst noch an einer Gasheizung festzuhalten? Zum Beispiel, weil Du sie gerade erst erneuert hast? Dann schau zumindest jährlich in unseren Gaspreisvergleich (enthält Werbelinks), um Dir einen sehr günstigen Tarif zu sichern – und nutz unsere Tipps zum Heizkosten sparen.

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